Erfahrungsbericht Erasmussemester WS2014/SS2015 in Valencia Vorbereitung: Im Vorfeld war eigentlich geplant, dass ich nur zum SS2015 nach Valencia gehe, was jedoch aus organisatorischen Gründen vor Ort nicht möglich war, da in Spanien in Jahren und nicht in Semestern gerechnet wird und ein neues Jahr immer zum Wintersemester anfängt. Deswegen musste ich nun ganz spontan entscheiden, ob ich innerhalb von drei Monaten nach Valencia gehe oder mir eine andere Stadt Spaniens aussuche. Doch ich muss sagen, dass ich im Endeffekt alles richtig gemacht habe, nämlich auf das Vorziehen von Lehrveranstaltungen gezwungenermaßen zu verzichten, ganz spontan alle Zelte in Köln abzureißen und mich auf das Abenteuer Spanien eingelassen zu haben. Das Bewerbungsschreiben sollte natürlich enthalten, warum, wann und wieso gerade Ihr diese Auslandserfahrung in dem Land oder der dementsprechenden Fakultät machen wollt. Im Prinzip kann man dabei nicht viel falsch machen. Bezüglich der Wohnungssuche wurde es mir sehr leicht gemacht, da ich von einer Bekannten die Nummer eines Valencianos, der auch Medizin studierte, bekommen habe und er sich einfach mal umgehört hat. Glücklicherweise habe ich dadurch die erste Wohnung, die ich mir angeschaut habe, direkt genommen. Unterkunft: Ich lebte das ganze Jahr über in dem Viertel um die Straße Blasco Ibanez, auf welcher die Medizinische Fakultät liegt und auch das Studentenleben nicht zu kurz kommt. Wer eher niedrige Mieten bevorzugt, sollte sich in dieser Region umschauen-dort findet man überall Flyer an Straßenlaternen. Dort trifft man jedoch „leider“ nur auf Hochhäuser, was einen auf den ersten Blick nicht abschrecken sollte, wenn man sich eher ein klassisch spanisches Haus vorgestellt hat. Die meiste Zeit werdet Ihr draußen verbringen, weswegen man sich auch mit der spartanischen Wohnweise der Spanier gut abfinden kann. Ich habe dadurch sehr günstig unter 200€ im Monat leben können, denn glaubt mir, das meiste Geld werdet Ihr für Freizeitaktivitäten brauchen! Wer jedoch bevorzugt in einer richtig schönen Wohnung gegen höhere Mietkosten zu leben, sollte sich in den Innenstadtvierteln Ruzafa oder El Carmen umschauen. Ich kann abschließend zu meiner Wohnsituation sagen, dass ich, obwohl ich am 1. Abend sehr unglücklich aufgrund der doch nicht so ganz schönen Wohnung war, es mir nicht hätte besser vorstellen können mit Spaniern zusammen zu leben und gleichzeitig so nahe zu Uni, Stadt und auch Strand zu sein. Es war also die perfekte Lage, da man in 15 Minuten oder weniger mit Valenbisi überall von dort hinkommt. Studium: Die Medizinische Fakultät ist eindeutig die schönste von ganz Valencia, also gute Wahl! Die ersten Tage an der Gastuni waren etwas mühsam, da man etliche Male zu Celia, welche die Koordinatorin für die Erasmusstudenten ist, rennen musste, um Änderungen vorzunehmen, da sich die bunte Zusammensetzung aus Fächern, die in Spanien unterschiedlichen Jahren zugeordnet sind, als etwas knifflig erwies. Jedoch half sie Klea Schmidt einem so gut wie möglich dabei, alles machbar zu machen, was man für seine Heimatuni brauchte. Ich wurde von Beginn an in die Englischgruppe eingeteilt, in welche blöderweise die meisten Erasmusstudenten eingetragen werden, da in den restlichen Gruppen kein Platz mehr war. Meine Ernüchterung war dementsprechend groß, da ich ja nun eigentlich zum Spanischlernen nach Valencia gekommen war und zudem die englische Gruppe dem Krankenhaus La Fe zugeordnet war, welches am anderen Ende der Stadt liegt. Diese Zuordnung zu den unterschiedlichen Krankenhäusern, die es in Valencia gibt, wechselt jedoch jedes Jahr. Im Endeffekt waren diese beiden Punkte aber keineswegs so schlimm, wie zuvor befürchtet. Ganz im Gegenteil, lediglich die Vorlesungen in Dermatologie wurden auf Englisch gehalten, was zum Einstieg gar nicht schlecht war und man unglaublich viel mitnehmen konnte und der Weg zu dem Krankenhaus mit dem Fahrrad entpuppte sich als ein wunderschöner, durch die Ciudad de las artes y ciencias führender und jeden Morgen bereichernder. In den ersten 3 Wochen finden ausschließlich Vorlesungen in der Fakultät statt und in der restlichen Semesterzeit befinden sich die ganzen Seminare und Praktika in dem Dir zugeteilten Krankenhaus. Ich belegte in dem Auslandsjahr 8 Fächer, nämlich Dermatologie, Pediatrie 1 und 2, Urologie, Neurologie, Augenheilkunde, HNO, Gynäkologie und Psychiatrie. Zu Dermatologie ist zu sagen, dass die Klausur sehr schwer war und ich für mich persönlich beschlossen habe diese, nachdem ich im Erstversuch gescheitert war, in Deutschland zu schreiben. Pediatrie ist in Valencia auf zwei Semester verteilt, das Fach wird also besonders intensiv durchgenommen, ist aber durchaus gut zu schaffen. Urologie läuft mit Nephrologie zusammen, kann jedoch, da Nephro in Köln unter Innerer Medizin läuft, auch unabhängig geschrieben werden. Urologie war auf jeden Fall ziemlich interessant und ist nur zu empfehlen in Valencia. In Neurologie wurde ich mündlich geprüft, was es in sich hatte, aber der Prüfer machte nicht den Anschein, einem etwas Böses zu wollen. Hierfür muss jedoch, wie auch in Köln, sehr genau gelernt werden. Augenheilkunde und HNO zählen in Valencia zu den einfachsten Klausuren-also auf jeden Fall belegen! Gynäkologie und Psychiatrie hingegen hatten es auch ziemlich in sich. Also auch hier müsst Ihr ein bisschen ranklotzen. Gynäkologie klappte demnach bei mir dann auch erst im zweiten Anlauf. Alltag und Freizeit: Es ist sehr ratsam sich von Anfang an ein Valenbisiabo zu machen, was um die 36€ kostet, da sich überall in der Stadt verteilt Fahrradstationen befinden und Ihr damit einfach am unkompliziertesten und günstigsten von A nach B kommt. Sportlich kann man sich in Valencia vor allem gut mit Joggen auspowern, da das zu einer Parkanlage ausgebaute Flussbett „Turia“ durch die kilometerlangen Wege dazu einlädt sich der allgemeinen Sportlichkeit der Valencianos anzuschließen. Zudem ist die Kulisse einfach wunderschön. Ich habe mich im ersten Semester noch zusätzlich in einem Fitnessstudio angemeldet, was ich mir aber eigentlich hätte sparen können, da erstens jeden Abend irgendetwas los oder das Wetter dafür einfach zu schön war. Sucht Euch also lieber eine kostenlose Beschäftigung, bei der Ihr gleich noch von der Stadt und dem Flair profitieren könnt, wie z.B. Inlineskating oder eben wie schon erwähnt Jogging. Nebenbei habe ich zusätzlich den Spanischkurs im Centro d´idiomes besucht, den ich nur empfehlen kann. Im ersten Semester wird er ziemlich subventioniert, wodurch Ihr nur 60€ bezahlen müsst. Im zweiten Semester hingegen waren es dann 160€, die sich Klea Schmidt aber auch durchaus gelohnt haben. Ihr habt zweimal wöchentlich jeweils 2 Stunden. Die ließen sich, auch wenn sie mitten am Nachmittag waren, trotzdem gut unterbringen. Als tägliche Abendziele kann ich Ruzafa und El Carmen als Viertel empfehlen. Hier findet Ihr unzählige Bars, Restaurants und auch Clubs oder Jazzbars. Meine Favoriten waren „la más bonita“, Café Berlin, Café Bluebell (super süßes und gemütliches Ambiente), und das Café „Dulce de leche“ – alle drei in Ruzafa gelegen. Als Diskotheken haben mir am ehesten das „Nylon“ und „Animas de puerto“ zugesagt, wobei die zweite nur im Sommer offen hat. Als gesellige Plätze kann ich dienstagabends das „Natura Dub“ an der Plaza de Cedro empfehlen, wo man immer auf Erasmusstudenten trifft oder die Plaza Xúquer mit 2 netten Creperien. Ich kann Euch versprechen, dass es auf jeden Fall niemals langweilig wird und falls doch, einfach an den Strand fahren zum Volleyballspielen oder zum Ausspannen. Fazit: Ich muss zugeben, dass ich anfänglich eigentlich nur geplant hatte ein Semester zu bleiben, mich jedoch, da ich mich unglaublich in Valencia verliebt habe, schon nach wenigen Wochen wusste, dass ich mich nach einem Semester noch nicht trennen möchte. Verlängern war Gott sei Dank kein Problem und die beste Entscheidung überhaupt, da ich sonst das Sommersemester verpasst hätte. Ich habe diese wunderschöne Stadt jeden Tag aufs Neue sehr genossen, mit der schönen Markthalle, der beeindruckenden Ciudad de las artes y ciencias am Ende des Turias und der Altstadt mit ihren schönen Gebäuden. Wer Spanisch lernen möchte ist Schmied seines eigenen Glückes, da es durchaus, vor allem in Medizin, viele Erasmusstudenten gibt, die zum Erlernen der Sprache kommen und ich ehrlich gesagt mit keinem auf Englisch reden musste, was natürlich von Vorteil war. Ansonsten habt Ihr durch spanische Mitbewohner, Tandemtreffen, bei denen Ihr Euch mit jemand anderem trefft und Ihr z.B. eine halbe Stunde auf Deutsch/Englisch und eine halbe Stunde auf Spanisch redet und den Spanischkurs super Voraussetzungen, um die Sprache in kurzer Zeit gut zu erlernen. Eine schlechte Erfahrung gab es leider auch, nämlich die, dass mir in Barcelona ganz klassisch mein Portemonnaie gestohlen wurde – das ist leider auch in Valencia etlichen in Diskotheken mit ihren Handys passiert. Bitte also entweder ganz Zuhause lassen oder gut darauf aufpassen. Im Großen und Ganzen kann ich nur sagen, dass Valencia für mich die perfekte Wahl als Erasmusstadt war, da sie einfach so viel Vielfalt und eine wunderschöne Kulisse zum Leben bietet! Also zögert nicht und geht nach Valencia, es kann nur unvergesslich schön werden!! Klea Schmidt
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