WS 13/14

Erfahrungsbericht Erasmus
Universität Valencia, Psychologie, Wintersemester 2013/14
Vorbereitung:
Plant man einen Erasmus-Aufenthalt, sollte man sich gut ein Jahr vorher die ersten
Gedanken machen: Welches Land interessiert mich? Welche Sprache ist
Unterrichtssprache? Welche Sprachkenntnisse benötige ich im Vorfeld? Und welche
akademischen Inhalte möchte oder muss ich in diesem Semester unterbringen?
Aber auch wenn man sich etwas kurzfristiger entschließt, ist noch alles möglich. Spätestens
im Januar allerdings solltet ihr euch um die Bewerbung kümmern, denn die Bewerbungsfrist
ist immer der 15.2. fürs kommende WiSe und das sich daran anschließende SoSe. Desto
kurzfristiger ihr allerdings dran seid, desto problematischer könnte vor allem der Nachweis
der benötigten Sprachkenntnisse (ggf. Sprachtest und/oder Sprachkurs) sein. Diese sind mit
B2 der jeweiligen Unterrichtssprache festgelegt (wenn es Kurse in Englisch an eurer
Gastuniversität gibt, reicht auch ein B2-Nachweis in Englisch). Die günstigste Variante eines
Sprachkurses oder auch nur eines Sprachtests gibt es im Fremdsprachenzentrum der
Universität Bremen. Hier müsst ihr euch allerdings schon ungefähr ein Jahr vorher
(September/Oktober) darum kümmern, da die Plätze (vor allem Sprachtest Englisch) sehr
beliebt und oft ausgebucht sind.
Ich habe mir zuerst grob Gedanken über Länderwahl und Sprache gemacht und mich dann
auf der Internetseite der Universität Bremen bezüglich der Bewerbungsfristen und Länder/Städte-Möglichkeiten vom Erasmus-Projekt informiert. Danach half es mir sehr, alle
ungeklärten Fragen mit der Erasmus-Koordinatorin meines Fachbereiches zu besprechen.
Nur Mut, ihr könnt euch in jedem Fall erstmal bewerben, denn die Bewerbung ist recht
einfach (kurzes Motivationsschreiben, Lebenslauf, Erasmus-Bogen, erste Fassung des
Learning Agreements und Nachweis der Sprachkenntnisse). Alle anderen Fragen klären sich
auch in der Zeit danach noch.
Das Learning Agreement erscheint am Anfang etwas komplex und kompliziert. Wenn ihr
sehr festgelegt seid mit den akademischen Inhalten, solltet ihr euch eure Kurse an der
Gastuniversität nicht nur raussuchen, sondern wenn möglich auch schon bestätigen lassen
und vor allem die Anerkennung der Leistungen schon vorab besprechen.
Die Universität Valencia leitet euch nach Annahme des Erasmus-Platzes durch alle weiteren
formalen Schritte per Email mit der dortigen Koordinatorin. In der Regel bekommt ihr alle
gewünschten Kurse, insofern es sich um spanische Kurse handelt. Die Englischen-Kurse
sind leider häufig überlaufen und es ist nicht unbedingt sicher, dass ihr nur in Englisch
studieren könnt. Vor Ort wird dann der Stundenplan nochmal individuell mit euch abgestimmt
und ggf. ändert sich damit dann das Learning Agreement.
Die verantwortlichen Koordinatoren vor Ort sind sehr nett und hilfsbereit und erklären euch
ggf. auch alles auf Englisch. Allerdings lohnt sich eine frühe Anreise, da die Warteschlangen
sehr lang sein können.
Passt unbedingt auf, dass ihr nicht aus Versehen Kurse in Valenciano (Catalan) wählt. Die
Sprache ist sehr unterschiedlich und es wird euch nicht leicht fallen, an dem Kurs
teilzunehmen.
Formalitäten und Unterkunft
Ihr solltet unbedingt euer Learning Agreement mitbringen. Weiterhin könnten ein paar
Passbilder hilfreich sein.
Sobald ihr angekommen seid, meldet ihr euch im International Office der Universität Valencia
und im International Office eures Fachbereiches und bekommt viele wichtige Informationen,
Hilfe und alle benötigten Unterlagen. Ihr könnt ganz einfach in der Bibliothek scannen,
kopieren und drucken und somit alle geforderten Unterlagen im Online Portal Mobility Online
hochladen (Fristen nicht vergessen!).
Die Wohnungssuche geht jeder Student anders an: Ihr könnt euch für die erste Zeit ein
Hostel oder einen Couchsurfer suchen, dann findet ihr direkt wertvolle Kontakte für den
gefürchteten Anfang. Kümmert euch möglichst minimal einen Monat vorher darum, da die
Universität Valencia zahlreiche ausländische Studenten annimmt und somit viele das gleiche
Problem zur selben Zeit haben.
Der Wohnungsmarkt in Valencia lebt oft von den ausländischen Studenten und es wird kein
Problem, eine Wohnung zu finden – also immer mit der Ruhe. Am besten lauft ihr die Straße
der Universität (Blasco Ibanez) und die einzelnen Gebäude der Fakultäten ab und schaut
alle Aushänge durch (Es gibt ungefähr eine Million davon!). Desto besser euer Spanisch ist,
desto einfacher ist es, Termine für Besichtigungen auszumachen. Generell läuft die
Wohnungssuche in Spanien weniger persönlich ab: Ihr besichtigt mit dem Vermieter die
Wohnung und das Zimmer und klärt den Preis, etc. Oftmals gibt es noch keine anderen
Mitbewohner oder ihr werdet ihnen nicht vorgestellt. Die Preise für ein WG-Zimmer liegen bei
ungefähr 175-300€. Es bietet sich auf jeden Fall an, mit mindestens einem Spanier/in
zusammenzuwohnen, wenn ihr die Sprache wirklich lernen wollt.
Ein weiterer Tipp zur Wohnungssuche ist Facebook. Die meisten ehemaligen ErasmusStudenten bieten ihre Zimmer über Facebook in den zahlreichen Erasmus-Gruppen an
(Erasmus13/14, Erasmus Valencia, etc.). Außerdem bietet es sich auch an, andere
Studenten, die bereits ein Zimmer gefunden haben, nach anderen Adressen zu fragen.
Die meisten so vermittelten Wohnungen haben 5-6 Zimmer für 4-5 Studenten, 2 Bäder,
mindestens einen Balkon und sind nicht neuwertig aber ausreichend ausgestattet.
Das Leben in Valencia ist allgemein ähnlich teuer bis etwas billiger. Ihr bekommt die
Erasmus-Förderung in Höhe von ungefähr 150€ pro Monat und könnt nebenbei AuslandsBafög beantragen (unabhängig, ob euch Inlands-Bafög zusteht oder nicht). Beim
zuständigen Bafög-Amt für euer Gastland solltet ihr den Antrag unbedingt mindestens 3-4
Monate vorher einreichen und euch eine Liste schreiben, welche Unterlagen nach Antritt des
Auslands-Aufenthaltes noch eingereicht werden müssen.
Die Erasmus-Förderung wird zu 75% vor Antritt des Auslandsaufenthaltes ausgezahlt. Die
restlichen 25% erhaltet ihr nach erfolgreichem Abschluss und Einreichen aller fehlenden
Unterlagen.
Einen Nebenjob zu finden ist generell ziemlich schwer in Spanien, also stellt euch nicht auf
diese Einnahmen ein.
Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Die Universität Valencia liegt im Nord-Osten des Stadtzentrums und es bietet sich an, in die
Nähe zu ziehen. Dort sind die Wohnungen am billigsten und am einfachsten zu finden.
Außerdem ist der Strand sehr nah und ihr kommt auch schnell in die Innenstadt. In Valencia
ist man generell am schnellsten und bequemsten zu Fuß oder mit dem Rad (Ihr könnt euch
eine Fahrradausleih-Karte für die sogenannten Valenbisi billig im Internet holen.) Die Metro
lohnt sich nur für etwas weitere Strecken, z.B. zum Strand oder zum Flughafen, der sehr gut
angebunden ist.
Ihr bekommt einen Benutzernamen und Passwort von der Universität und könnt somit das
Online-Portal der Universität bezüglich der Kurse nutzen. Die Nutzung der Bibliothek, der
Cafeteria und der vielen PCs funktioniert ohne Karte, Passwort oder Account. Die MensaKultur in Valencia ist nicht besonders ausgeprägt. Es gibt viele kleine Cafeterien, aber die
Spanier essen eher in der Freistunde zuhause oder in den Cafes/Restaurants in der Nähe
der Uni.
Weiterhin bietet die Uni ein großzügiges Sportangebot an. Ihr könnt die Kurse auf der
Internetseite nachlesen und buchen. Allerdings gilt auch hier: Rechtzeitig anmelden!
Bei der allgemeinen Informationsveranstaltung für alle Erasmus-Studenten werden euch
solche Hinweise (bezüglich Sport-, Reise- und Kulturangebot; Universität; etc.) gegeben.
Akademisches Leben
Jeder Kurs der Universität Valencia ist für Erasmus-Studierende verfügbar. Allerdings gibt es
pro Kurs nur 5 Plätze für ausländische Studierende. Da jedes Modul ungefähr 5x angeboten
wird (in der Regel 4x auf Spanisch und 1x auf Englisch oder Valenciano), sind ungefähr pro
Modul 25 Plätze für Erasmus-Studierende.
Die Bewertung erfolgt fast immer über 2-3 Essays innerhalb des Semesters und einer
Klausur (oft Multiple Choice) nach Beendigung der Vorlesungszeit. Oftmals sind auch
Übungen aus dem Unterricht Teil der Modulbewertung, sodass es sich zwar nicht um eine
Anwesenheitspflicht handelt, aber eine gewisse Anwesenheit für das Bestehen des Moduls
verpflichtend ist.
Die spanischen Kurse haben mich am Anfang mit einem Ausgangssprachniveau A2 etwas
überfordert, waren am Ende aber gut zu bewältigen und auch die Prüfungen konnte ich
schließlich gut bestehen.
Die Universität Valencia hat ähnlich der Uni Bremen eine Kooperation mit einer
Sprachschule (Centre de’idiomes). Die Intensivkurse ab Anfang September kosten 200€ und
dauern 2 Wochen. Die semesterbegleitenden Kurse kosten 60€. Wenn man das
Sprachzertifikat erhalten möchte, muss man sich an die Anwesenheitspflicht halten und eine
mündliche sowie 3 schriftliche Prüfungen absolvieren. Generell sind die Kurse sehr gut und
man kann super davon profitieren. Durch die Kooperation mit der Uni können die
Sprachkurse auch mit 6 CPs anerkannt werden.
Öffentliche Verkehrsmittel
Wie bereits erwähnt, ist man am besten mit dem Fahrrad unterwegs. Eine Valenbisi-Karte
kostet 26€ für ein Jahr und berechtigt jederzeit ein Fahrrad für 30 Minuten auszuleihen.
Innerhalb der 30 Minuten kommt man in Valencia an fast alle Orte und im Ausnahmefall kann
man das Fahrrad auch innerhalb der Zeit gegen ein neues Fahrrad tauschen. Der Kauf eines
Fahrrads bietet sich nur bedingt an, da einerseits fast alle, auf Flomärkten angebotenen,
Fahrräder geklaut sind und andererseits der Fahrraddiebstahl in Valencia sehr verbreitet ist.
Außerdem könnt ihr euch auch eine Buskarte holen. Diese kostet ca. 8€ und berechtigt zu 10
Fahrten.
In ungefähr 20-30 Minuten erreicht man aber auch zu Fuß fast alle Ziele in Valencia.
Taxi-Fahrten sind sehr billig. Tagsüber liegt der Anfangspreis bei 4€ und nachts bei 6€. Mit
6-8€ erreicht man ebenfalls fast jedes Ziel in Valencia.
Nach der Rückkehr
Das Semester endet vor Weihnachten und leitet die Prüfungsphase ein. Die Prüfungsphase
dauert knapp 4 Wochen, sodass ihr in der Regel Anfang Februar fertig seid. Viele reisen
danach noch durchs Land und andere ärgern sich, dass sie zu früh den Rückflug gebucht
haben.
In jedem Fall solltet ihr euch wieder im International Office der Uni Valencia abmelden und
eure Aufenthaltsbestätigung abholen. Außerdem solltet ihr euch im International Office eurer
Fakultät informieren, ob das unterschriebene Learning Agreement oder Changes of Learning
Agreement vorliegt, denn nur dann bearbeitet die Uni Valencia euer Transcript of Records.
Dieses schickt die Universität Valencia selbstständig an die Uni Bremen. Eure Noten könnt
ihr aber selbstverständlich vorher schon online (Aula Virtual – ihr bekommt Benutzernamen
und Passwort bei eurer Ankunft) einsehen (ungefähr 2 Wochen nach der Prüfung).
Zusätzlich müsst ihr noch einen Evaluationsbogen in Mobility Online ausfüllen und einen
Erfahrungsbericht (ja wie ich gerade :D) schreiben.
Wenn ihr alle Unterlagen eingereicht habt, bekommt ihr das restliche Geld der ErasmusFörderung.
Die Anerkennung der Leistungen habt ihr im Idealfall vorher schon besprochen. Im
Nachhinein müsst ihr dann euer Learning Agreement beim entsprechenden Koordinator
verteidigen.
Probleme/Anregungen/Sonstiges/Persönliche Empfehlungen/ evtl. Hinweise zur
Sicherheit
In Valencia muss man auf keinen Fall Angst haben. Die Kriminalität ist nicht höher als in
Deutschland. Allerdings sollte man besonders auf seine Wertsachen achten. Jedem Zweiten
wurde das Handy beim Tanzen geklaut und einigen wurde auch auf der Straße die
Handtasche entrissen. Also am besten ohne Wertsachen feiern gehen.
Ein spanisches Bankkonto braucht man nicht unbedingt. Es genügt ein Konto mit Visa-Karte
(z.B. bei der Comdirect).
Fazit
Für mich persönlich war die Wahl einer spanischen Gastuniversität eher zufällig, aber
dennoch eine sehr gute Wahl. Valencia ist absolut empfehlenswert: nicht zu klein und nicht
zu groß, der Strand in der Nähe, die Berge ganz nah und auch nach Barcelona, Madrid oder
nach Andalusien kommt man schnell.
Akademisch fand ich es sehr interessant, zu sehen, wie man in Spanien studiert. Das
Lernkonzept erschien mir verschulter, aber dennoch effektiv. Die Lerninhalte waren ähnlich.
Durch den Aufenthalt konnte ich am meisten sprachlich gewinnen. Ich konnte Englisch
praktisch anwenden und Spanisch sehr verbessern. Parallel auf 2 verschiedenen Sprachen
studieren ist sehr anstrengend, aber ungemein nützlich.
Allgemein fördert es auf jeden Fall die Offenheit und Toleranz sowie enorm persönliche
Stärken wie Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit. Man lernt sehr viel über verschiedene
Kulturen, da man oft auch nicht nur mit Spaniern zusammenwohnt, und findet Freunde fürs
Leben.
Nach meinem Auslandsaufenthalt fühle ich mich ein Stückchen mehr zuhause in der Welt
und möchte unbedingt noch mehr Auslandserfahrungen sammeln. Auch wenn
Fremdsprachen kein großer Bestandteil der Psychologie sind, so bin ich jetzt doch sehr viel
flexibler für den Arbeitsmarkt als vorher. Ich könnte mir vorstellen, im Ausland zu arbeiten
und ich trete gerne und interessiert mit fremden und auch anderssprachigen Menschen in
Kontakt. Man lernt sehr viel über andere Kulturen und beginnt, die eigene umfangreich zu
reflektieren und zu verstehen.