DPolG Kreisverband Mannheim

DPolG-Kreisverband Mannheim
Stand
Ausgabe Nr. 19 / 2015 vom 30.11.2015
punkt
Informationsblatt der Deutschen Polizeigewerkschaft in der Kurpfalz
DPolG: Sicherheit, Freiheit, Bürgerrechte Ohne uns läuft nichts!
Von Dirk Neitzke, DPolG Mannheim
Unter diesem Leitsatz stand der 20. Landeskongress der Deutschen Polizeigewerkschaft. Vom 19. bis 20. November 2015 tagten ca. 250 Delegierte aus den
Kreis- und Ortsverbänden des Landes in Stuttgart, im Hotel Maritim.
Der 1. Tag - Formalitäten, Satzungsänderung, Neuwahlen, Ehrenmitglieder
Der Landesvorsitzende Joachim Lautensack, welcher nach 12 Amtsjahren nicht
mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidierte, begrüßte die Delegierten und
wünschte in seiner Abschiedsrede einen erfolgreichen 20. Landeskongress.
Nach Bekanntgabe und Genehmigung von Tagesordnung und Geschäftsordnung wurde die Tagungsleitung, und nach Bekanntgabe und Genehmigung der
Wahlordnung, die Wahlkommission gewählt. Es folgten der Geschäftsbericht,
der Rechnungsabschluss und der Bericht der Kassen- und Rechnungsprüfer.
Der Landeskongress hat den Landesvorstand einstimmig (mit Enthaltungen der
Landesvorstandsmitglieder) entlastet.
Inhaltsverzeichnis
Dirk Neitzke
1
DPolG: Sicherheit, Freiheit, Bürgerrechte - Ohne uns läuft nichts!
Dieter Berberich
5
Polizeiführung Baden-Württemberg: Beschämendes und verletzendes Verhalten
Der Kongress beriet über die Neufassung der Satzung. Zu den wichtigsten Satzungsänderungen zählt, dass den Organen der DPolG, dem Landeskongress,
dem Landeshauptvorstand und dem Landesvorstand, das Organ der Landesleitung hinzugefügt wurde.
Fortsetzung auf Seite 2
Hardy Prothmann
5
Polizisten berichten
Der Hass? Woher der kommt?
Keine Ahnung. Der ist einfach da.
DPolG-Wonneproppen
8
Herbert Adam
Infos für Ruheständler
9
Adam, Karl, Raufelder
10
Erinnerungen an die Mannheimer
Polizei
Der neue DPolG-Landesvorsitzende Ralf Kusterer (vorne) - und im Hintergrund applaudiert
der scheidende DPolG-Chef Joachim Lautensack
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 2 Fortsetzung von Seite 1
Außerdem gliedert sich die DPolG
BW künftig in Bezirks- und Präsidialverbände, sowie Kreis- und Ortsverbände.
Anmerkung: Die Kreisverbände
Heidelberg und Mannheim bleiben
bestehen, bilden aber gemeinsam
einen Bezirksverband.
Die Delegierten stimmten den Satzungsänderungen zu.
Damit war der Weg zu Neuwahlen
entsprechend der neuen Satzung
und unter Berücksichtigung der bereits beschlossenen Wahlordnung
frei.
Ralf Kusterer wurde mit 93,75 %
der Stimmen zum neuen Vorsitzenden der DPolG Baden-Württemberg
gewählt. Ralf Kusterer ist ein erfahrener Gewerkschafter, er amtierte
bereits seit Jahren als stellvertretender Landesvorsitzender der DPolG
und ist Vorsitzender des Hauptpersonalrates der Polizei Baden-Württemberg sowie stellvertretender
Bundesvorsitzender der DPolG.
Zu gleichberechtigten Stellvertretern
des Landesvorsitzenden wurden
Oliver Auras (Polizeipräsidium Reutlingen), Jürgen Engel (Polizeipräsidium Einsatz) und Daniel Jungwirth
(Polizeipräsidium Aalen) gewählt.
Das Plenum beschäftige sich am
ersten Veranstaltungstag zudem mit
Defiziten in der Sicherheitsstruktur
des Landes.
Angesichts der jüngsten Terroranschläge in Paris und allgemein
wachsender Terrorgefahren waren
die Sicherheitsthemen gegenwärtig
brisant. Besonders die personelle
und technische Ausstattung der
Polizei, zunehmende Flüchtlingsströme und eine permanente Überforderung der Polizeikräfte wurden
rege diskutiert.
Die erarbeiteten Lösungen mit klaren Forderungen an die Verantwortlichen der Politik wurden in der
"Stuttgarter Erklärung" zusammengefasst.
Fortsetzung auf Seite 3
Das Plenum gratuliert den neuen Ehrenmitgliedern, unter ihnen Manfred Riehl aus Heidelberg und Egon Manz aus Mannheim. Bild unten: Ralf Kusterer mit Dirk Neitzke.
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 3 Fortsetzung von Seite 2
Anmerkung: Die komplette "Stuttgarter Erklärung" ist auf der Homepage
der
DPolG
Mannheim
www.dpolg-mannheim.de in der Rubrik Blaues Brett eingestellt.
Der bisherige Landesvorsitzende
Joachim Lautensack wurde für
sein überragendes Engagement und
seine Verdienste für die DPolG einstimmig zum Ehrenvorsitzenden berufen.
Weitere 9 langjährig engagierte und
verdiente Kollegen, darunter auch
Manfred Riehl und Egon Manz,
wurden hervorgehoben und zu Ehrenmitgliedern der DPolG-BadenWürttemberg ernannt. Die Standpunktredaktion gratuliert.
Der 2. Tag - Öffentlichkeitsveranstaltung mit Vertretern der Politik
Als neugewählter Landesvorsitzende der DPolG Baden-Württemberg
hatte Ralf Kusterer seinen ersten
amtlichen Auftritt bei einer Öffentlichkeitsveranstaltung mit geladenen
Gästen. Ralf Kusterer schätzte die
Anwesenheit
des
oberen
Dienstherrn der Polizei, Herrn Innenminister Reinhold Gall, als Auftakt für einen zukünftig engen Meinungsaustausch mit der DPolG und
deren Mandatsträgern ein.
Die markantesten Aussagen der
Pressemeldung der DPolG Baden-
Diskussionen zwischen den Wahlgängen der Vorstandswahl (v.l.n.r.):
Horst Mayfarth, Günter Troschka und Jutta Schulz
Württemberg:
Ralf Kusterer hielt mit einem Blick
auf die künftige Entwicklung des
Landeshaushalts fest, dass die Polizei keine weiteren Sparmaßnahmen
mehr verträgt und im Gegenteil in
vielen Bereichen einen erheblichen
Nachholbedarf habe. Um hierzu die
dringend benötigte Abhilfe zu schaffen, erfordere es neben der Unterstützung durch den Innenminister,
auch der Unterstützung durch den
Finanzminister, den Ministerpräsidenten und vor allem die Unterstützung aller Fraktionen.
Weiterhin erachtet er eine eigen-
Anträge durcharbeiten kann auch müde machen... (v.l.n.r.):
Michael Schloer, Günter Troschka und Michael Schöfer
ständige Besoldungs- und Laufbahnordnung für die Polizei als Lösung, um dem demografisch bedingten Verlust von Wissen und Erfahrungen zu begegnen.
Mit überaus deutlichen Worten, forderte Ralf Kusterer die Politik zum
Handeln auf: "Versagen oder Handeln, einen Zwischenweg und einen
Kompromiss gibt es nicht." Wer es
nicht schaffe, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, weil er die dafür notwendige Sicherheitsarchitektur mit gut ausgebildetem Personal in erforderlicher
Stärke und einer angemessenen
Ausstattung nicht erzeugt, der habe
seine politische Aufgabe nicht erfüllt,
so der neu gewählte Landesvorsitzende der größten Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg.
Die Entgegnung von Innenminister
Reinhold Gall hierzu, "Menschen die
bereit sind, sich selbst in die Luft zu
sprengen, lassen sich nicht von Uniformen beeindrucken" hat mich
wahrlich enttäuscht. Wie wollen wir
bei solch letztlich unsachlichen Argumenten zu gezielten Lösungen
der komplexen Sicherheitsprobleme
kommen? Ein Signal, dass man hinter seiner Polizei steht, sieht anders
aus! - Wir behaupteten ja auch
nicht: "Wenn man der Feuerwehr
die Schläuche wegnimmt, kann sie,
wenn das Feuer noch klein genug
ist, auch mit einem Eimer löschen!"
Fortsetzung auf Seite 4
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 4 Fortsetzung von Seite 3
Innenminister Reinhold Gall MdL
(SPD) bestätigte, dass Polizei, Landesverwaltung und Ehrenamtliche
derzeit einer ungeheuren Belastung
ausgesetzt sind. Er forderte eine
durchsetzungsfähige und trotzdem
bürgernahe Polizei. Der Gesundheitsschutz der Einsatzkräfte sei
dem Innenminister sehr wichtig,
weshalb auch in Baden-Württemberg die "Bodycam" kommen werde,
um Gewalt gegen Polizisten von Beginn an abschreckend entgegen zu
wirken.
Anmerkung: Hoffentlich zieht da
auch der Koalitionspartner mit.
Mein Lieblingszitat von dieser Veranstaltung stammt von dem Bundesvorsitzenden der DPolG, Rainer
Wendt. Er brachte es angesichts der
immer wieder zu hörenden Forderungen aus Politikkreisen nach
Kennzeichnungspflicht und Vorratsdatenspeicherung auf den Punkt:
"Man kann nicht die Polizei an Händen und Füßen fesseln und sich danach beschweren, dass sie nicht
schnell genug läuft."
An die Regierungsfraktionen gerichtet, bestätigte der Vorsitzende des
Beamtenbundes
Baden-Württemberg, Volker Stich, dass auch die
Vorgängerregierungen der Beamtenschaft, und damit auch der Polizei, harte und viele Opfer abverlangt
hätten, jedoch nicht in dieser engen
zeitlichen Abfolge. Stich forderte die
Rücknahme der abgesenkten Eingangsbesoldung, um auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu bleiben und
der Konkurrenz mit der Wirtschaft
bei der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs zu begegnen.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Guido Wolf stellte die Frage, ob Polizei,
Feuerwehr und andere Sicherheitsorganisationen alles haben, was sie
zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen. Er sprach von purer Erschöpfung der polizeilichen Basis. Um Defizite zu erkennen und gegenzusteuern, müssten auch manche Felder
der Polizeireform kritisch hinterfragt
werden. "Es darf keine Nachlässigkeit in Sicherheitsfragen geben."
Der
SPD-Fraktionsvorsitzende
Fast-schon-Rentner Manfred Riehl. Im Januar geht ein langes Arbeitsleben zu Ende,
sein Amt als Landestarifbeauftragter will er im nächsten Jahr ebenfalls abgeben.
Claus Schmiedel betrachtete die
Entwicklung des Terrorismus. Da
heute jeder Bürger wahllos ausgesucht zum Opfer werden könne,
brauche man in solchen Zeiten nicht
mehr über eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten reden, da diese
kein Plus an mehr Sicherheit im
Land brächte.
"Sicherheit und Freiheit dürfen nicht
gegeneinander aufgerechnet werden".
Justizminister a.D. und innenpolitischer Sprecher der FDP, Prof. Dr.
Ulrich Goll, forderte eine Verbesserung der Handlungsfähigkeit der
Polizei. "Wenn Wirtschaftsunternehmen ihre Strukturen reformieren,
dann werden Informationswege ver-
kürzt und Verfahren vereinfacht. Bei
der Polizeireform sind die Wege
aber weiter geworden." In Richtung
Innenminister bekräftigte Goll, dass
die Schließung von drei Bildungsstandorten wohl keine so gute Lösung war, wenn nun für den dringend benötigten Nachwuchs in der
Polizei nicht genügend Ausbildungskapazitäten vorhanden seien.
DPolG Baden-Württemberg:
Die Gewährleistung von Sicherheit,
Freiheit und Bürgerrechten ist der
Polizei des Landes ein Herzensanliegen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft leistet dazu ihren Beitrag und
weist in erforderlichem Umfang auf
die dafür dringend zu treffenden
politischen Entscheidungen hin.
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 5 -
Polizeiführung Baden-Württemberg:
Beschämendes und verletzendes Verhalten
Von Dieter Berberich, Ehrenvorsitzender der DPolG-BW
Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Baden-Württemberg
hielt am 19./20. November 2015
in Stuttgart ihren 20. Landeskongress ab. Nach dem Ergebnis der
Personalratswahl
vertritt
sie
Zweidrittel der Polizeibeschäftigten des Landes und ist damit die
mit Abstand stärkste Berufsvertretung der Polizei in BadenWürttemberg.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen des Landesvorstandes wurde Ralf Kusterer zum neuen Vorsitzenden gewählt und nach 12 Jahren seiner
überaus erfolgreichen Amtsführung
Joachim Lautensack zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
det, fehlte, meist sogar unentschuldigt, fast die komplette vollzugspolizeiliche Führungsriege der Präsidien und
des Innenministeriums. Dem Eindruck nach war dies offensichtlich eine "kollektiv inszenierte Strafaktion" gegen Joachim Lautensack, wegen seiner rechtlich zulässigen und gerichtlich auch begründeten Klage bei der
Stellenbesetzung der neuen Präsidien.
Ganz abgesehen von einer bedenklichen Missachtung
des Souveräns und dem höchsten Dienstherrn, haben
die Polizeiführer nach meiner Einschätzung mit diesem
Verhalten nachträglich einen Beleg für die Fragwürdigkeit ihrer Eignung und Befähigung bei Ernennung in ihre
Ämter, von ihrer Kompetenz zur Menschenführung, abgeliefert.
Wer sich so verhält, belegt für mich
eindrucksvoll die Unfähigkeit zur
Führung von Menschen, von Mitarbeitern, denen sie selbst täglich die
Akzeptanz rechtlich zulässiger Vorgehensweisen des Bürgers abverlangen.
Zur Öffentlichkeitsveranstaltung des
Kongresses wurden neben hochrangigen Gästen aus Politik, Gesellschaft, Verbänden und wirtschaftlichen Vertragspartnern auch die
Polizeiführung des Landes, vor alJoachim Lautensack erfährt damit
lem die Leiter der neuen Polizeipränachträglich eine Bestätigung für
sidien und leitende Beamte des Inseine Klage. Bleibt nur zu hoffen,
nenministeriums eingeladen. Von
dass der Innenminister als VorgeDie baden-württembergische Polizeifühden Gästen standen unter anderem
setzter dies nicht ungerügt durchgerung hat sich die goldene Zitrone für
Innenminister Reinhold Gall, Fraktihen lässt. Denn was 200 Delegierte
schlechten Stil redlich verdient.
onsvorsitzende- bzw. -mitglieder des
und über 50 Gäste erlebten, war beLandtages,
DPolG-Bundesvorsitschämend, unwürdig und verletzend
zender Rainer Wendt sowie BBW Landesvorsitzender zugleich. Allerdings haben die hochkarätigen RedebeiVolker Stich auf der Rednerliste.
träge und Ansprachen der Veranstaltung doch noch
einen würdigen Rahmen und einen versöhnlichen AbObwohl teils selbst oder durch Vertretungen angemel- schluss des Kongresses gegeben.
Polizisten berichten
Der Hass? Woher der kommt? Keine Ahnung. Der ist einfach da.
Von Hardy Prothmann
Die Polizei, genauer, Polizeibeamte sind im Fokus der Kritik
nach dem Bundesparteitag der
NPD in Weinheim. Ihnen wird
"Polizeigewalt"
vorgeworfen.
"Unverhältnismäßigkeit".
Die
Stimmen der Kritik kommen von
antifaschistischer Seite, aber
auch aus den Reihen der SPD,
der Jusos, der Grünen und Die
Linke. Was für ein "falscher
Film" läuft hier eigentlich und wer will wen verarschen?
beaufsichtigen. Dann kommt jemand, spuckt Ihnen vor
die Füße, heißt Sie ein Arschloch und noch andere Dinge und geht Sie dann an. Was würden Sie tun? Mal
eine Runde Verständnis verteilen? Einen Blumenkranz
binden?
Stellen Sie sich mal vor, ein Nachbar bittet Sie, etwas zu
Fortsetzung auf Seite 6
Stellen Sie sich vor…
Stellen Sie sich vor, dass die Regeln klar bekannt sind,
warum Sie etwas beaufsichtigen. Warum Sie etwas tun,
worauf Sie keinen Bock haben, was Sie aber tun müssen, damit die Regeln eingehalten werden.
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 6 Fortsetzung von Seite 5
Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Polizist. Einer, dem
qua Verfassung die Ausübung staatlicher "Gewalt" übertragen worden ist. Und stellen Sie sich vor, dass Sie diese ausüben. Sie sagen an, was geht und was nicht
geht. Und Sie wissen, dass Sie verantwortlich sind.
Stellen Sie sich vor, dass Sie mit Menschen zu tun haben werden, die den Staat ablehnen. Und zwar mit Gewalt. Die nichts von dem teilen, an das Sie glauben. Die
das aber tun, weil der Staat, den diese Menschen ablehnen, diesen Menschen in gewissen Rahmen das erlaubt, woran Sie glauben.
Und dann stellen Sie sich vor, dass jemand vermummt
vor Ihnen steht und "Scheiß-Bulle" und andere Despektierlichkeiten äußert. Stellen Sie sich vor, dass jemand
mit Steinen auf Sie wirft und einkalkuliert, dass Sie verletzt werden. Nicht durch einen blauen Fleck, sondern
schwer.
Scheiß-Bullen und der Eid
Stellen Sie sich vor, dass Sie nur ein "Scheiß-Bulle"
sind. Stellen Sie sich vor, dass Sie einen Eid auf die
Bundesrepublik Deutschland geschworen haben. Stellen Sie sich vor, dass Sie bei mäßiger (aber sicherer)
Bezahlung, Ihre körperliche Unversehrtheit riskieren,
weil Sie im Einsatz für den Staat sind und irgendein hormongesteuerter Jugendlicher meint, mal eben Artikel 2
Grundgesetz ignorieren zu müssen, um den Scheiß-Bullen zu verletzen.
Vollständig unabhängig von Ihrer politischen Überzeugung. Stellen Sie sich vor, dass Sie für Ordnung sorgen
müssen und Sie aggressiven Menschen gegenüberstehen, die bereit sind, Sie selbst zu verletzten, nur weil
Sie für Ordnung sorgen müssen.
Stellen Sie sich vor, Sie seien Polizist. Wenn Ihnen diese "Vorstellung" gelingt, haben Sie eine ungefähre Ahnung davon, was Polizisten in diesem Land leisten müssen. Sie haben dann noch überhaupt keine Ahnung davon, was diese Polizisten tatsächlich mehr leisten müssen. Stellen Sie sich vor, welche "Bürokratie" jeder Einsatz erfordert. Und Sie haben noch keine Vorstellung
davon, dass "die", mit denen Sie häufiger zu tun haben,
möglicherweise bessere Rechtsanwälte haben, als Sie
und Ihr Arbeitgeber sich leisten können.
Stellen Sie sich vor, dass Sie in einen Einsatz geschickt
werden, bei dem von vorneherein klar ist, wer die
"Arschkarte" hat. Stellen Sie sich vor, dass Sie öffentlich
in erheblichem Maß als "Gewalttäter" dargestellt werden
– auch, wenn Sie gar nicht im Einsatz waren.
Und wenn Sie im Einsatz waren: Stellen Sie sich vor,
wie es danach ist. Sie, der Sie "Faschisten beschützt"
haben, stundenlang gesichert haben, beschimpft worden sind, in den Einsatz mussten, durchgreifen mussten. Stellen Sie sich vor, wie Sie nach all diesem Hass,
der Konfrontation mit Ihrer Frau, Ihrem Mann und Ihren
Der blinde Hass auf die Polizei äußerte sich bereits im Vorfeld
des NPD-Einsatzes: Die beschmierte Fassade und die durch
Steinwürfe beschädigte Eingangstür des Einsatzzugs Mannheim in B6. (Bilder: Günter Troschka)
Kindern "heile Welt" erleben.
Stellen Sie sich das vor, was Polizisten aushalten müssen.
Scheiß-Überzeugung?
Fortsetzung auf Seite 7
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 7 Fortsetzung von Seite 6
Stellen Sie sich vor, dass Sie, obwohl Sie für sich absolut überzeugt vom Rechtsstaat sind und diesen mit Ihrem Einsatz, körperlich wie geistig, verteidigen wollen,
von sehr vielen Menschen gehasst werden.
Stellen Sie sich vor, jemand fragt Sie: "Woher kommt
der Hass?" Und Sie sagen ehrlich: "Keine Ahnung, der
ist einfach da."
Dann wissen Sie vermutlich, wovon Sie reden. Vermutlich sind Sie Polizist.
Stellen Sie sich vor, dass Sie gut damit zurechtkommen,
weil Sie viele Erklärungen haben – Jugend, die suchen
noch Orientierung oder Ähnliches.
Das müssen Sie sich nicht vorstellen als Polizist. Das ist
so.
Stellen Sie sich vor, dass Sie und Ihr Einsatz für den
Rechtsstaat systematisch und institutionell missachtet
werden und Sie persönlich als einer von vielen in immer
härteren Auseinandersetzungen "Ihre Haut" riskieren.
Dann ist das ein treffliche Beschreibung der Situation.
Danke – an alle
Ich bedanke mich bei sehr vielen Polizeibeamten, die
den Kontakt gesucht haben und Ihre "Befindlichkeiten"
vertrauensvoll geäußert haben.
Kein Beamter hat die NPD gerne "beschützt", aber alle
haben Artikel 8 GG verteidigt. Meinen Respekt dafür.
Kein Beamter hat einen Faschisten beschützt, sondern
alle Beamten das Grundgesetz. Und auch Artikel 5 GG
wurde hervorragend geschützt.
Ich war als Reporter schon auf vielen Demos – im Inund Ausland. Ich war in Krisengebieten. Im Ausnahmezustand.
Und es ich für mich unvorstellbar, dass ein "schwarzer
Block" durch Kairo oder Damaskus marschiert, Polizisten provoziert und hinterher über soziale Netzwerke
Am Einsatzort in Weinheim: zerstochene Reifen eines DienstKfz (Bild: Polizeipräsidium Mannheim)
jammert, wie "schlimm" die selbst provozierte "Polizeigewalt" war. Dort hätte der "schwarze Block" eine Gewalt erlebt, von der diese jugendlichen Verwirrten keine
Ahnung haben. Dort wären viele hinterher tot gewesen.
Dort hätte es keine geordneten Verfahren gegeben.
Wo bleibt die Bestätigung?
Ich stelle mir vor, dass die Polizei für die Verteidigung
von Grundrechten gelobt und verteidigt wird. Ich stelle
mir vor, dass die Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck (SPD), Hans-Ulrich Sckerl (Grüne) und Georg Wacker (CDU) die Polizisten für ihren selbstlosen Einsatz
loben und wertschätzen.
Ebenso erwarte ich Wertschätzung durch die Stadt und
ihre Vertreter, insbesondere Oberbürgermeister Heiner
Bernhard (SPD) und Dr. Torsten Fetzner, Erster Bürgermeister.
Stellen Sie sich vor, dieser Respekt und diese Wertschätzung würde den Polizeibeamten nicht entgegen
gebracht. Wofür sollten die sich in Zukunft einsetzen?
Und ich erwarte von Jusos und anderen Jungorganisationen ebenso ein kritisches, aber respektvolles und verantwortliches Verhalten.
Stellen Sie sich einen "Juso" vor, der einem ihm unbekanntem Polizeibeamten "aus Prinzip" sagt – alle Polizisten sind Bastarde.
Stellen Sie sich das vor. Als Polizist. Als Provokateur.
Als Bürger. Als Mensch.
Polizisten sind Menschen – wer weiß das schon?
Stellen Sie sich mal vor, dass Polizisten "Staatsdiener"
sind, die handeln müssen. Und weiter stellen Sie sich
vor, dass Polizisten auch Menschen sind. Privat und mit
Gefühlen.
Stellen Sie sich vor, dass wir mit vielen Polizisten reden.
Und stellen Sie sich vor, dass die allermeisten für ihre
Aufgabe glühen.
Bild: Polizeipräsidium Mannheim
Fortsetzung auf Seite 8
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 8 Fortsetzung von Seite 7
Aber stellen Sie sich auch vor, dass viele große Sorgen
haben, weil sie nicht wissen, wie sie "das alles schaffen"
sollen.
Und dann stellen Sie sich vor, wie Leute vor Ihnen stehen, die "Deutsche Polizisten schützen die Faschisten"
gröhlen. Dumm. Ahnungslos. Provokant. Gewaltbereit.
Stellen Sie sich vor, dass Sie gerade in der Nacht zuvor
in einer Flüchtlingsunterkunft Streit geschlichtet haben.
Danach ein Verkehrsunfall. Dann eine Schlägerei von
Besoffenen. Dann ein Familiendrama, Kinder in Angst.
Und dann eine Dienstaufsichtbeschwerde auf dem
Tisch, weil Sie jemanden nicht in eine Straße gelassen
haben.
Stellen Sie sich all das vor. Und dann überlegen Sie
sich, was für Leute das sind, die gerne Polizisten sind.
Und dann stellen Sie sich vor, wie Sie darauf reagieren
würden, wenn Ihnen jemand so die Hauswand der Arbeitsstätte vollmüllt. Sie zum Nazi macht. Sie vorsätzlich
verunglimpft, weil Sie an den Rechtsstaat glauben und
ihn verteidigen.
Stellen Sie sich vor, Sie seien Polizist. Von Ihnen wird
erwartet, dass Sie das "wegstecken".
Das tun Sie – selbstverständlich. Und stellen Sie sich
DPolG-Wonneproppen
Nachwuchs bei der DPolG
Hallo liebe Kollegen der Standpunktredaktion,
zur Veröffentlichung im Standpunkt habe ich euch ein
Bild von unserer älteren Tochter Isabell mit ihrer kleinen
Schwester Klara, die am 04.11.2015 um 02:45 Uhr im
Heilig-Geist-Hospital in Bensheim geboren wurde, geschickt. Wie ihr seht, ist Isabell mächtig stolz auf ihre kleine Schwester, die bei der Geburt stattliche 3720 g wog.
Die glückliche Familie konnte schon am übernächsten
Tag den Weg nach Hause antreten. Isabell und Klara haben sich nun vorgenommen, Mama Renate und Papa
Holger zusammen erst mal ordentlich zu erziehen.
Gute Zeit und bleibt weiterhin kritisch!
Liebe Grüße
Holger Gallei, Polizeikommissar, Polizeirevier MannheimSandhofen
Der DPolG-Kreisverband gratuliert, und der Nachwuchsscheck in Höhe von 150 Euro ist bereits unterwegs.
Bild: Polizeipräsidium Mannheim
vor, dass immer weniger vor Ihrer Haltung Respekt haben.
Dann wissen Sie, was es heißt, Polizist zu sein.
Wir haben Respekt. Und wir gehen davon aus, dass
auch die meisten unserer Leser/innen froh sind, dass es
diese aufrechten Menschen gibt, deren Job es ist, Polizist zu sein.
Danke!
(Quelle: Rheinneckarblog vom 23.11.2015, mit freundlicher Genehmigung des Autors. Das Rheinneckarblog ist
ein Weblog mit journalistischem Anspruch, das gut recherchierte Nachrichten und Informationen aus der
Rhein-Neckar-Region verbreitet. Engagiert, kritisch und
lesenswert. Inzwischen eines der meistgelesenen Weblogs in Deutschland.)
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 9 -
Infos für Ruheständler und solche, die es bald werden
Von Herbert Adam, DPolG Mannheim
Vollmachten und Verfügungen
können unser Leben nach einem Notfall regeln
Ihre Niederschrift noch aktuell ist. Besser ist es natürlich, wenn Sie sehr zeitnah Ihrer Aufzeichnungen ändern.
Mit einem kleines Exkurs in die
Materie der Hinterbliebenenversorgung hatten wir uns in den beiden
letzten Standpunktausgaben beschäftigt. Ein wohl sehr umfangreicher und oftmals komplizierter
Stoff. Auf jeden einzelnen denkbaren Fall können wir deshalb nicht
eingehen. Als Fazit aber bleibt: Erkundigen Sie sich
rechtzeitig mit ihrem Fall bei Ihrem Rentenberater (kostenloser Service der Rentenberatungsstellen in nahezu jeder Gemeinde) oder beim Landesamt für
Besoldung
und
Versorgung.
Wenn Sie bereits Versorgungsempfänger sind und Ihr Lebenspartner oder die Partnerin verstorben sein sollten, schicken Sie im
Zweifelsfalle eher mal eine Veränderungsmeldung Ihrer Einkünfte
an das LBV. Damit gehen Sie sicher, dass Sie keine unliebsame
Überraschung in Form einer
Nachzahlung erleben.
Wir schieben nur allzu gerne den Gedanken an einen
Unfall, an eine schwere Krankheit oder gar an den eigenen Tod gerne von uns weg. Allenfalls denken wir in aller Regel mal in einer stillen Minute darüber nach oder
wenn wir Kenntnis von solch einem Schicksalsschlag
aus unserem näheren Umfeld erhalten. Bei den Gedanken an die materielle Versorgung unserer Hinterbliebenen sind wir schneller dabei, darüber mit anderen zu reden und Regelungen zu treffen. Wenn es aber gilt, sich
Gedanken über einen eigenen Schicksalsschlag oder
gar über den eigenen Tod zu machen, so tun wir uns immer noch
schwer. Was ist zu regeln? Was
passiert, wenn ich durch einen
Unfall, durch eine schwere Krankheit (Demenz) oder einfach nur
altersbedingt entscheidungsunfähig werde? Was kann ich jetzt
tun, damit mein Wille in solchen
Fällen vollzogen wird und ich
nicht völlig fremdbestimmt werde? Welche Möglichkeiten habe
ich, diese Dinge rechtzeitig zu regeln?
Mit den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung werden wir
uns in den nächsten Standpunktausgaben etwas ausführlicher beschäftigen.
Machen wir weiter mit unserem
Notfallordner. Mit der persönlichen Datenerfassung sind wir
nun durch. Prüfen Sie die Daten
mindestens einmal im Jahr, ob
Termine
Polizeipensionäre Mannheim
Mittwoch, 16.12.2015, 14.30 Uhr, Jahresabschlußfeier der Pensionäre
mit der Leitung des Polizeipräsidiums Mannheim im PSV-Clubhaus, Pfeifferswörth.
Seniorenverband Mannheim
Dienstag, 15.12.2015, 14.30 Uhr, im Bürgerhaus Neckarstadt-West, Lutherstr. 15 - 17, in Mannheim, Weihnachtsfeier
Seniorenverband Schwetzingen
Zu den Veranstaltungen des Seniorenverbandes Mannheim sind auch die Mitglieder des Schwetzinger Seniorenverbandes herzlich eingeladen.
Seniorenverband Wiesloch
Donnerstag, 10.12.2015, 15.00 Uhr, Adventsfeier, Restaurante Carlos, Danziger Str. 14 in Leimen
Seniorenverband Eberbach
Donnerstag, 09.12.2015, 15.00 Uhr, Treffpunkt Karlstor in Heidelberg, Stadtführung in Heidelberg (Ost) mit Dieter Berberich, anschließend Besuch des Heidelberger Weihnachtsmarktes.
Seniorenverband Weinheim
Mittwoch. 08.12. 2015, 14.30 Uhr, Schlossparkrestaurant Weinheim, Weihnachtsfeier.
Seniorenverband Sinsheim
Mittwoch, 08.12. 2015, 15.00 Uhr, Treffen im Café und Restaurant im Marktplatzcenter, Karlsplatz 1, Kaufhaus Hütter.
Standpunkt Nr. 19 / 2015 - Seite 10 -
Geschichte(n) und Erinnerungen an die Mannheimer Polizei
Zusammengestellt von Herbert Adam, Gerhard Karl und Klaus Raufelder
Einst ein "Heiligtum" – der Tarnschieber
Die jüngere Generation der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten können wohl mit dem rechts stehenden Bild nichts mehr anfangen. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Tarnschieber, der lange Zeit in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts
auch bei der Mannheimer Polizei Verwendung fand. Das Prinzip
war eigentlich einfach.
Am rechten Rand befanden sich dreistellige Schlüsselzahlen. Jeder Schlüsselzahl war ein Ereignis, sprich eine polizeiliche Tätigkeit zugeordnet. Am linken Rand war das Alphabet und die Zahlen eins bis zehn. Die jeweiligen zweiten Reihen waren verschiebbar. Oberhalb des Alphabetes war ein Sichtfenster. Durch
verschieben der Buchstabenreihe konnte immer nur ein Buchstabe im Sichtfeld erscheinen. Landeseinheitlich wurde jeweils am
Monatsersten vorgegeben, welcher Buchstabe einzustellen war.
War der Buchstabe richtig eingestellt, verschoben sich auch die
Schlüsselzahlen. In unserem Beispiel war der Buchstabe O eingestellt. Der Funksprecher musste also nur "M 1,4" - 034 sagen,
um allen Funkwagen mitzuteilen, dass dort ein Überfall stattgefunden hatte.
Der Nutzen des Tarnschiebers war zwar meiner Meinung nach
nicht gerade sehr hoch, gelang es doch kaum, die Angaben wirklich zu verschlüsseln. Man konnte zwar auch durch das Verschieben der Buchstaben Namen und Zahlen "verschlüsseln" und so
über Funk durchgeben; das Verfahren war aber sehr umständlich
und auch sehr zeitaufwendig. Aber gerade zu der Hochzeit des
Terrorismus wurden Namen oftmals verschlüsselt durchgegeben.
Folgen hatte es, wenn ein Tarnschieber verlorenging oder aber nur kurzfristig nicht auffindbar war. Es musste eine
sofortige Meldung erfolgen. Die Folge war, dass landesweit umgehend der Kennbuchstabe umgestellt wurde. Das
Foto eines solchen Tarnschiebers hat Günter Troschka gefertigt und es der Standpunktredaktion zur Verfügung gestellt.
Zum Bild in Standpunkt 18:
Hallo Herr Neitzke,
ich bin ein Personalratskollege, der bei der Stadt Mannheim tätig ist. Ich gehöre dem Geburtsjahrgang 1953 an. Soweit
ich mich noch erinnern kann, wurden Mitte bis Ende der 60er Jahre Schülerinnen und Schüler der achten/neunten Klassen als Freiwillige gesucht, die sich als "Verkehrslotsen (?)" zur Verfügung stellten und damals der noch städtischen
Polizei behilflich waren. Die Aufgabe war es, Menschen im öffentlichen Verkehrsraum mit "Rat und Tat" zur Seite zu stehen. Was mich nur etwas stutzig macht ist die Kombination mit dem DRK.
Viele Grüße
Werner Roos
Impressum
Der Standpunkt ist das Informationsblatt der Deutschen Polizeigewerkschaft in der Kurpfalz
Herausgeber: DPolG-Kreisverband Mannheim
V. i. S. d. P.: Dirk Neitzke - DPolG, Polizeipräsidium Mannheim, L6,1, 68161 Mannheim
Telefon: (0621) 174-1053
E-Mail: [email protected] Internet: www.dpolg-mannheim.de
Redaktionsteam: Herbert Adam, Dirk Neitzke, Michael Schöfer, Günter Troschka.
Bilder, soweit nicht anders genannt, DPolG Mannheim. Graphische Unterstützung: Armin Süss. Die Redaktion freut sich über eingesandte Beiträge, Reaktionen und Leserbriefe.
Hier können Sie sich auch in den E-Mail-Verteiler eintragen lassen: [email protected]