Bayerische Staatskanzlei Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, MdL, anlässlich des Empfangs für die Helfer beim Zugunglück von Bad Aibling am Montag, 7. März 2016, um 18.00 Uhr in München Manuskriptfassung: Es gilt das gesprochene Wort. - Anrede Der 9. Februar war und ist ein Schock für unser Land. Dieser Dienstag hat für viele Menschen das Leben brutal verändert. Dieser Tag verbindet uns in großem Schmerz und tiefer Anteilnahme. Worte können das Unfassbare nicht fassbar machen. Worte klingen hilflos. Zu groß ist das menschliche Leid. Wir können nur mitempfinden und Anteil nehmen. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, Angehörigen, Freunden. Im Namen der Bayerischen Staatsregierung und ganz persönlich spreche ich allen Hinterbliebenen mein tief empfundenes Beileid aus. Ihnen wünsche ich, dass sie Anteilnahme, Trost und Beistand finden. Ebenso denken wir an die Menschen, die Verletzungen erlitten haben. Für manche von ihnen ist das Leiden noch lange nicht zu Ende. Auch sie brauchen unseren Beistand und unsere menschliche Zuwendung. Allen Verletzten wünsche ich, dass ihre körperlichen und seelischen Wunden bald verheilen. Sehr geehrte Damen und Herren, keiner von Ihnen wird die Tage des Einsatzes jemals in seinem Leben vergessen können. Sie alle waren direkt vor Ort. Viele von Ihnen waren bei den Ersten, die mit dem Anblick des Schreckens konfrontiert wurden. Sie mussten hinsehen – und handeln. Sie taten alles, um unter schwierigsten Bedingungen Verletzte zu retten und Opfer zu bergen. Als Helfer stellten Sie sich dem Unfassbaren entgegen, packten an und müssen bis heute Schreckliches verkraften. Wir können nur ahnen, was Sie alle direkt und unmittelbar erleben und aushalten mussten. Wer die Bilder vom Unfallort gesehen hat, wird sie wahrscheinlich nie vergessen. Sie haben sich auch für mich persönlich eingebrannt. Sie lassen uns nicht mehr los. Zu Hause wühlen uns die Bilder aus den Zeitungen und aus dem Fernsehen auf. Machen uns sprachlos. Lassen uns fassungslos zurück. Mit einigen von Ihnen habe ich bei meinem Besuch in Bad Aibling am Tag nach dem Unglück gesprochen. Ich habe das Entsetzen in Ihren Augen gesehen, den Schock in Ihren Stimmen gehört. Und ich habe Ihren Einsatzwillen und Ihre Kraft gespürt. Sie und viele Menschen aus der ganzen Region sind in den Stunden nach dem Unglück über sich hinausgewachsen. Ich kann nicht ermessen, was es heißt, unmittelbar dem Schrecken des Unglücksorts ausgesetzt zu sein. Ich kann nicht ermessen, wie viel Kraft es kostet, Opfer zu bergen und Verletzte zu versorgen – darunter womöglich Freunde, Bekannte, Nachbarn. Ich kann Ihnen nur von Herzen danken. Besonders danken möchte ich auch allen Einsatzkräften aus unserem Nachbarland Österreich. Sie sind uns zu Hilfe gekommen in der Not – schnell und unbürokratisch. Das ist nicht selbstverständlich, dafür bin ich zutiefst dankbar. Sie alle sind zuverlässige Partner für die Menschen in unserer Heimat. Immer in Bereitschaft – Tag und Nacht, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Sie fragen nicht nach Arbeitsstunden, nicht nach dem eigenen Risiko. Sie nehmen in Kauf, dass Sie nächtelang von den Eindrücken eines Unglücks verfolgt werden. Jedes Opfer hinterlässt Spuren in Ihrer Seele. Und trotzdem sind Sie beim nächsten Mal wieder da und helfen. Sie sind echte Helden der Hilfsbereitschaft! Sie als engagierte Menschen in unserem Land leisten, was Politik allein nicht leisten kann: Sie schenken uns Sicherheit, Halt, Geborgenheit. Dank Ihnen steht Bad Aibling nicht nur für Schrecken und Leid. Dank Ihnen steht Bad Aibling auch für gelebte Mitmenschlichkeit und Solidarität in unserem Land. Der Aufklärer Voltaire hat einmal gesagt: „Human ist der Mensch, für den der Anblick fremden Unglücks unerträglich ist und der sich sozusagen gezwungen sieht, dem Unglücklichen zu helfen.“ Ihre Hilfsbereitschaft zeugt von solcher Humanität: Sie handeln aus einer tiefen inneren Überzeugung der Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe heraus. Sie stellen Ihre Fähigkeiten und Ihre Kraft in den Dienst an der Gemeinschaft. Wissen, Kompetenz, Tatkraft, Training – damit leisten Sie schnell und effizient Hilfe. Professionell, ausdauernd und besonnen – auch in schwierigsten Situationen. Für den Freistaat Bayern sind Sie unsere rettenden Engel in der Not. Sie alle haben ein festes Wertefundament, das Sie trägt. Sie wissen: Sinnvolles Leben ist soziales Leben. Damit sind Sie Vorbilder für uns und unsere Heimat – vor allem auch für unsere jungen Leute. Sie, alle hauptamtlichen und alle freiwilligen Helferinnen und Helfer in unserem Land liegen mir am Herzen. Als Bayerischer Ministerpräsident unterstütze ich unsere Hilfsorganisationen mit ganzer Kraft. Wir haben dafür Sorge getragen, dass ausnahmslos alle Helfer bei dem Einsatz von der Helferentschädigung erfasst und entschädigt worden sind. Mein Staatskanzleiminister, Marcel Huber, hat sich in meinem Auftrag persönlich bei allen Hilfsorganisationen vergewissert. Wenden Sie sich an mich, wenn es irgendwo hakt. Ich weiß, was wir an Ihnen haben! Sehr geehrte Damen und Herren, niemand von uns kann sich völlig absichern. Jeden von uns kann ein Unglück jäh und unvermittelt treffen. Nicht immer liegt es in unseren Händen, ob unsere Pläne aufgehen und wie unser Lebensweg einmal endet. Das gehört zu unserem Leben als Menschen dazu. Davor schützt uns kein Gesetz, das kann auch der technische Fortschritt nicht verhindern. Aber wir können Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe zeigen. Wir können versuchen, die ärgste Not zu lindern. Wir können füreinander da sein, einander beistehen – so wie Sie den Opfern des Unglücks von Bad Aibling beigestanden haben. Dafür sind wir Ihnen allen zu Respekt verpflichtet. Dafür danke ich Ihnen. Ich verneige mich vor Ihnen im Namen des Freistaats Bayern. Bayern ist stolz auf Sie! Vergelt’s Gott!
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