Dysphagie als Ursache für Aspirationspneumonien Dipl. Heilpäd Ulrich Birkmann Fachlicher Leiter der Schluckambulanz im MVZ-Troisdorf-Sieglar Schluckambulanz im MVZ-Neurologie • Fachbereiche: – Trachealkanülen-Weaning – Schwere Kau- und Schluckstörungen – Amyotrophe Lateralsklerose – Störungen der Nahrungsaufnahme bei Demenz – Störung der Nahrungsaufnahme bei Schädel-Hirn-Verletzten – Die endoskopische Schluckdiagnostik (FEES) Dysphagie Schlaganfall Aspiration Ösophagus Demenz Neurodegenerative Erkrankungen Trachea Aspiration Bildquelle: oralcancerfoundation.org Oropharyngeale Tumorresektion Dysphagie Störungen der motorischen Funktionen Störungen der sensorischen Funktionen Pharyngeale Transportstörungen bei Püree Stille Aspiration von Rührei Dysphagie • 27 – 50% Dysphagie in der SchlaganfallAkutphase • 50% davon leiden längerfristig an Dysphagie • In den ersten 7 Tagen zeigen 64% Aspirationen • 22% davon erleiden eine Aspirationspneumonie • Diese ist die häufigste Todesursache der Schlaganfallkomplikationen Quelle: Prosiegel et al. Praxisleitfaden Dysphagie. 2002 Aspiration Prädeglutitiv* vor dem eigentlichen Schluckakt wird Bolus aspiriert *(Deglutition = Schluckakt) Aspiration Intradeglutitiv während des eigentlichen Schluckaktes wird Bolus aspiriert Endoskopisch nicht abbildbar (endoskopischer „White-out“) Aspiration Postdeglutitiv nach dem eigentlichen Schluckakte wird Bolus aspiriert prädeglutitiv postdeglutitiv Stille Aspiration „Die schluckt doch gut!“ Aspirationspneumonie „Bronchopneumonie infolge einatmungsbedingter Aspiration von Blut, Erbrochenem, Fremdkörpern etc. in die Atemwege, z.B. bei Lähmungen der am Schluckakt beteiligten Muskeln, beim Ertrinken, bei Bewusstlosigkeit.“ (Quelle: Roche-Lexikon) Aspirationspneumonie .“…the most commonly affected areas are in the posterior segment of the upper right lobe and/or the apical segment of the lower right lobe.“ (Tuomanen, E.: Pathogenesis of pneumoccocal infectction . Eng. J. o. Med. 1995: 332: 1280-1284) Dysphagie - Aspirationspneumonie Schlaganfall Vigilanzminderung Oropharyngeale Dysphagie Neurodegenerative Erkrankungen Reduzierte Hustenfunktion Mundtrockenheit Hohes Alter Marode Mundflora Langzeitbeatmung Malnutrition Medikamentennebenwirkungen Chronische Mundatmung Bettlägrigkeit Heimunterbringung Stille Aspiration Reduziertes Immunsystem Sensibilitätsdefizit Aspirationspneumonie Quelle: Allmirall et al.: Complication of oropharyngeal Dysphagia: Aspiration Pneiumonia. 2012 Stichwort: Schutztracheotomie Geblockte Trachealkanüle: kein 100% Aspirationsschutz!!! Eine geblockte Trachealkanüle kann das Auftreten einer Aspiration nicht verhindern, sondern lediglich die Bewegungsgeschwindigkeit von bereits aspirierten Materialien in Richtung Lunge reduzieren. Quellen: Elpern et al. (1987); Oikkonen & Aromaa, 1997; Young & Blunt, 1999; Asai & Shingu, 2001; Leder & Sasaki, 2001 Chronische Aspiration Subglottische Aufnahme: Ein fataler Teufelskreis Schlaegel W. Das Trachealkanülenmanagement in der neurologischen Frührehabilitation. Neuro Rehabil 2009; 15: 301-307 Verhängnisvolle Verkettung • • • • Fehlender Mundschluss ausgetrocknete Mund- und Rachenflora gestörte bis fehlende Sensibilität stark reduzierte Schluckfrequenz • „Use it or lose it!“ • Athrophie der Schluckund Kaumuskulatur Dysphagietherapie als Aspirationspneumonie-Prophylaxe Wichtige Triggerareale sind belegt Dysphagietherapie Therapeutische Mundpflege SekretManagement TrachealkanülenWeaning Funktionelle Therapie Therapeutische Mundpflege Klarer Vorteil der therapeutischen Mundpflege: • 45 Minuten Zeit!!! • Ziele der Therapeutischen Mundpflege: – Kombination aus intraoraler Stimulation und Mundpflege – Verbesserung der intraoralen Wahrnehmung – Aspirationspneumonieprophylaxe Trachealkanülen-Weaning • Die Trachealkanüle nach einer Schutztracheotomie (WICHTIG: nur als Aspirationsschutz nicht bei Ateminsuffizienz) muss so schnell wie möglich wieder entfernt werden! • Systematische Entwöhnung von der Trachealkanüle (von der geblockten Kanüle zum Stomaverschluss) • Frühzeitige Entblockung - systematische Oralisierung (1. Atmen – 2. Speichel schlucken – 3. Nahrungsschlucken) Oralisierung bei geblockter Kanüle erscheint nach wissenschaftlicher Datenlage heute kontraindiziert. Nahrungsgabe erfolgt erst nach aspirationsfreiem Speichelschluck bei entblockter Kanüle Elpern et al. (1987); Bernhard et al. (1979); Cameron et al. (1973); Bone et al. (1974); Tippet & Siebens (1991); Oikkonen & Aromaa, 1997; Young & Blunt, 1999; Asai & Shingu, 2001; Leder & Sasaki, 2001, Winklmaier 2007 Sekret-Management • Manuelle und maschinelle nichtinvasive Sekretmobilisation • Durchbrechen des Circulus Vitiosus „Absaugen“ (Durch jedes oropharyngeale und tracheale Absaugen entsteht wieder neues Sekret) • Hustenanbahnung und –unterstützung Funktionelle Therapie • Ziel der funktionellen Dysphagietherapie: – Aspirationsfreies Schlucken • Supraglottisches und super-supraglottisches Schlucken • Mendelsohn-Manöver – Systematischer Oraler Kostaufbau • An die individuelle Symptomatik angepasste Kostempfehlung und Beratung („Es gibt noch mehr als fest, breiig und flüssig“) – Rehabilitation • Kräftigung und Mobilisation schluckrelevanter Muskulatur und Fazilitation neuromuskulärer Synergismen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!! Dipl. Heilpäd. Ulrich Birkmann
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