von Roland Schäfli - Die Juden in der Schweiz fürchten

20 Minuten - Schweizer Juden schützen sich vor Terrorgefahr - News
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14. Februar 2016 20:34; Akt: 14.02.2016 23:40
«Gefühl von Angst»
von Roland Schäfli - Die Juden in der Schweiz fürchten
Terroranschläge auf ihre Einrichtungen. Nun ergreifen sie
konkrete Massnahmen.
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Die Schweizer Juden sind nervös. «Wer sind Sie – warten Sie auf
jemanden?», wird gefragt, wenn sich jemand vor der AgudasAchim-Synagoge aufhält. Wie bei den meisten jüdischen
Einrichtungen findet sich auch an der Tür zu dieser Zürcher
Synagoge ein sehr profaner Apparat: das Eingabegerät für den
Sicherheitscode.
Schon seit er ein Bub war, erinnert sich Gemeindemitglied Barry Waijsbrod, habe
sich die Tür nur mit einem Code öffnen lassen. «Wir sind es gewohnt, an grösseren
Anlässen gut bewacht zu werden», sagt Alex Dreifus, Präsident der Jüdischen
Liberalen Gemeinde (JLG). Der quaderförmige Felsbrocken vor dem Eingang der
JLG-Synagoge könnte auch als Kunst am Bau verstanden werden. Tatsächlich soll er
aber verhindern, dass ein Attentäter mit einem Wagen durch den Eingang brechen
kann. «Das Gefühl von Angst kennen wir schon länger», sagt Tamar Krieger,
JLG-Vorstandsmitglied.
Sicherheitsschranken, Panzerglas, Security-Mitarbeiter
Was allerdings neu ist, sind die hochmodernen Anlagen. Sicherheitsschranken,
Panzerglas, bewaffnete Security-Mitarbeiter: In allen grösseren europäischen
Städten rüsten die jüdischen Gemeinden auf.
Barry Wajsbrod arbeitet in einer SIG-Arbeitsgruppe zu Antisemitismus mit. Er ist
überzeugt: «Die Zeiten der Sicherheit sind vorbei. Wir stellen uns auf eine
langfristige Situation ein.» Ein jüdisches Symbol sei doch jetzt «automatisch ein
Target».
Hilfe zur Selbsthilfe
In Zürich gibt es mehrere private Gebetshäuser, deren Adressen geheim gehalten
werden. Zu ihrem Schutz organisieren sich die Schweizer Juden selbst. Personen, die
sich in Security-Fragen auskennen – auch in der Handhabung von Waffen –,
instruieren andere Gemeindemitglieder. So steht dann innerhalb einer
Glaubensgemeinschaft im Notfall eine Gruppe entschlossener Personen bereit, so
kann im Notfall schnell reagiert und die Polizei alarmiert werden.
«Die Schweiz ist im Terror keine Insel», stellt Jonathan Kreutner fest, der
Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) . Nach
den Anschlägen in Frankreich, Belgien und Dänemark stehen jüdische Ziele
offensichtlich im Fokus. «Wir sind ein Primärziel», sagt Kreutner ohne Umschweife,
«was in Dänemark möglich ist, kann auch in der Schweiz Realität werden.»
Treffen mit Ueli Maurer
Die Führungsspitze des SIG und der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz traf
sich Ende letzten Jahres mit dem damaligen VBS-Vorsteher Ueli Maurer, um über
die Sicherheitslage der jüdischen Gemeinschaft zu sprechen. Jetzt wird die Lage der
Schweizer Juden auf Bundesebene noch breiter diskutiert: Wie das VBS auf Anfrage
von 20 Minuten bestätigt, wird das Bundesamt für Polizei (Fedpol), das zusammen
mit dem NDB und dem Staatssekretariat EDA die Kerngruppe Sicherheit bildet, bei
der Suche nach Lösungen die Schweizer Juden unterstützen.
Die Schweizer Juden fordern «als gefährdete Minderheit» (20'000 Personen in der
Schweiz) eine finanzielle Beteiligung des Staates an den beträchtlichen
15.02.2016 11:28
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Sicherheitskosten. Besonders stossend finden sie, dass sich die Massnahmen von
staatlicher Seite nicht mit den Vorkehrungen der Nachbarländer vergleichen lassen.
Oder wie es ein Zürcher Jude gegenüber 20 Minuten ausdrückt: «In Frankreich steht
vor jeder Synagoge ein Polizist – in der Schweiz werden wir uns selbst überlassen.»
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