Datum: 09.04.2016 Tages-Anzeiger 8021 Zürich 044/ 248 44 11 www.tagesanzeiger.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 162'894 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 038.143 Abo-Nr.: 1094437 Seite: 60 Fläche: 33'836 mm² Das Exponat Von Martin Läubli Dada und die Magie der Gu-Maske Ihre mandelförmigen Augen strahlen etwas Liebliches aus. Sie ist fein aus Holz geschnitzt, mit einem Schwung von der Stirn bis zum Kinn. Sie ist eine einnehmende Schönheit. Die GuMaske der Guro, eines Volksstamms in der Elfenbeinküste, ist eine von verschiedenen afrikanischen Kunstwerken, die derzeit in der Ausstellung «Dada Afrika» im Museum Rietberg ausgestellt sind. Die Guro sind wahre Schnitzkünstler, der Tanz mit Masken an rituellen Festen gehört zu ihrer Tradition. anonymen Handwerkern über Jahrhunderte ohne Einfluss von aussen reproduziert wurde. Mit dieser Einstellung interessierte sich die Wissenschaft nur wenig für kunsthistorische Entwicklungen. Afrikanische Künstler wurden selten in Museen und Galerien eingeladen. Inzwischen sind diese Urteile revidiert worden. Wie reich die afrikanische Kunst ist, zeigt die Sammlung im Museum Rietberg - mit Masken und Figuren der Elfenbeinküste. Museum Rietberg, Dada Afrika, 18. März bis 17. Juli. Dadaisten liessen sich unter anderem von der afrikanischen Kunst inspirieren. Sie stand für Unerklärbares und Magie und passte zum Protest der Dadaisten gegen die westliche Gesellschaft, die sich nur nach einem rationalen Weltbild orientiert. So hat sich die deutsche Künstlerin Hannah Höch für ihr «Denkmal I» (Zeichnung links) einer Gu-Maske bedient. Diese Masken sind eine Kombination von menschlichen und animalischen Formen. Beim ausgestellten Exponat fallen zwei schmale Hörner einer Antilope auf. Auch wenn die Masken ein weib- liches Gesicht hätten, sie müssten nicht unbedingt den weiblichen Geist repräsentieren, heisst es in einem Auktionstext von Sotheby's. Wenn getanzt werde, so werde nicht Würdevolles und Elegantes erkennbar. Doch Gu ist die sanfte Frau von Zamble, einem anderen Maskentyp, der ein mythisches Wesen darstellt - mit Eigenschaften des Menschen, des Krokodils, der Antilope und des Leoparden. Gemeinsam treten sie auf Hochzeiten, bei Bestattungen und Toten-Erinnerungsfesten auf. Die Gu-Maske im Rietbergmuseum ist von Meisterhand gemacht worden. Der Name des Künstlers ist aber wie bei vielen afrikanischen Kunstwerken nicht bekannt. Nur so viel: Stilistische Eigenarten wie die schrägen, sichelförmigen Augen und der lippenlose, leicht lächelnde Mund verraten die Region, wo die Maske entstanden sein muss, heisst es im Buch zur Ausstellung «Dada Afrika». In der Nähe der Stadt Buafle in der Elfenbeinküste. So wird die Maske dem Meister von Buafle zugeordnet. Die Liste der namenlosen afrikanischen Kunst ist lang. Der Westen konnte lange Zeit nichts mit diesem Kunstschaffen anfangen. «Bis in die Illustration: Sandra Niemann 1960er- Jahre galt die Prämisse <One tribe = one style>», schreibt die Kuratorin Michaela Oberho- fer. Jede ethnische Gruppe sei durch einen bestimmten Kunststil gekennzeichnet, der von Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 61198238 Ausschnitt Seite: 1/1
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