Das Liebespaar mitten im Wald Die 41

Samstag, 6. Juni 2015
AZ 8355 Aadorf
Nr. 62 / 42. Jahrgang
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Amtliches Publikationsorgan für die Gemeinden Elgg, Hagenbuch und Hofstetten – Lokalzeitung für die Gemeinde Aadorf
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HEUTE AKTUELL
Helferfest
Gönnen Sie Ihrem Haus
wieder einmal ein Facelifting
ELGG – Die Elgerinnen und Elgger sind
aus den Heuferien zurück. Zeit sich an
das Helferfest zu erinnern und sich anzumelden. SEITE 2
Punktlandung
ELGG – Die Stimmberechtigten Elggerinnen und Elgger sind am 16. Juni
­aufgerufen zur Jahresrechnung 2014 der
Politischen Gemeinde Stellung zu nehmen.
SEITE 2
Waidmännische
Töne
WINTERTHUR / HOFSTETTEN – Die
Jagdhornbläsergruppe Waldkauz aus
Winterthur führt seit dem 1. Juni ihre
Proben im Schulhaus Hofstetten durch.
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«Unplugged»
ELGG – Im Rahmen der Jugendarbeit
wurde das Projekt «Unplugged» gestartet. Jugendliche konnten sich anmelden,
ihr Handy bis zu sieben Tage abzugeben.
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Das Liebespaar mitten im Wald
Skulpturen mit der Motorsäge geschaffen: Es ist die
laute Kunst, die auf die feinere Klinge verzichtet. Ist
es Kunst? Kunsthandwerk
oder blosse Holzbearbeitung?
ELGG / AADORF – In Elgg sind verschiedene Werke von Künstlern zu sehen,
die mit der Motorsäge arbeiten. Auf dem
Grundstück von Eugen und Elisabeth
Urban eine Skulptur von Marcel Brändle
aus Maischhausen, «die Tänzerin», wie
sie der Motorsägen-Schnitzer benannte.
An der Untergasse verschiedene Werke
von Nina Kuhn und Guido Bossart. Ihre
Plastiken entstehen mitten im Wald.
Kunst mit der Motorsäge
geschaffen
Ein stilles Handwerk ist es nicht, doch
für einen Motorsägen-Schnitzer, der mit
verschiedenen Schwertlängen arbeitet,
ein schöpferischer Lärm, der die Kreativität antreibt, wenn die Säge aufheult.
Mitten im Wald liegt der Werkplatz für
das Ehepaar Kuhn/Bossart. Die Tiere
und Vögel des Waldes wissen darüber
besser Bescheid als die wenigen Spaziergänger, die sich in die nasse Einöde
verliefen und plötzlich vor einer hohen
Skulptur stehen. Ein «Liebespaar», sinnlich wie eine erfüllte Liebe. Als Akt der
Natur geschaffen unmittelbar neben dem
rauschenden Wasser, wo die Vogelwelt
sich unter dem Blätterdach eingenistet
hat, und die Nacht noch ganz der Natur
gehört. Die Vorübergehenden dürfen die
Arbeit betrachten, mit den Liebenden
träumen, sich von Träumen forttragen
lassen. Die Figur ist mehr als nur ein
bearbeiteter Baumstamm, den der Forst
in den Waldboden gerammt hat. Wäre
der Ausdruck «beseeltes Holz» zu sehr
Weitere Holzskulpturen von Guido Bossart und Nina Kuhn.
Die Tänzerin von Marcel Brändle.
Tief im Wald ein Liebespaar.
überhöht? Nina Kuhn und Guido Bossart sägen nie an der gleichen Skulptur,
doch besprechen sie den Fortgang ihrer
Werke und spielen sich gegenseitig Ideen zu. Diese Zusammenarbeit sei wie
miteinander tanzen, beschrieben sie ihre
Werkgemeinschaft. Sie hätten verschiedene Begabungen: Die dreidimensionale
Betonung und die in die Höhe strebende
Eleganz kennzeichnen die Arbeiten von
Guido aus. Der Ausdruck von Händen
und Gesichtern ist wichtig für Nina. Ihre
weiblichen Plastiken tragen zum Teil eine
Krone als Ausdruck von stolzen, aufrechten Frauenfiguren.
Stellungen hilft, diese auf den Rohling
zu übertragen. Doch die Anatomie dürfe durchaus auch etwas falsch sein. Ausdruck komme vor anatomischer Genauigkeit. Unterdessen ist die Sammlung schon
auf eine beträchtliche Anzahl Skulpturen
angewachsen, sodass sie beide über eine Ausstellung als Standortbestimmung
nachdenken. Guido Bossart hat nach
der Matur eine Landwirtschaftslehre abgeschlossen. Einige Jahre arbeitete er in
Naturschutz-Projekten, auch in Verbindung mit Sozialarbeit. Dann stieg er als
Quereinsteiger bei der Credit Suisse als
Informatiker ein. Mittlerweile arbeitet
er seit 15 Jahren bei diesem Arbeitgeber. Nina Kuhn ist Primarlehrerin mit
einem abgeschlossenen Zusatzstudium
an der Hochschule für angewandte Psychologie. Sie hat während einiger Zeit als
IF-Lehrerin gearbeitet, übernimmt nach
den Sommerferien wieder eine erste Klasse in Winterthur. Seit zwei Jahren lebt
das Ehepaar in Elgg, und sie haben den
Wohnortwechsel noch nie bereit.
Das Sägen von Skulpturen ist
mehr als ein Ausgleich zum
Beruf
Ihre Arbeiten bedeuten den MotorsägeSchnitzern weit mehr als ein Zeitvertreib.
Der Besuch des ersten Kurses vor sieben
Jahren hat das Feuer entfacht. Weitere
Kurse, auch Modellierkurse mit Ton sind
dazu gekommen. Das Fotografieren von
Marcel Brändle, der
Landwirt, arbeitet auf seinem
Hof
Er bewirtschaftet einen Betrieb von 30
Hektaren. Dazu gehört eine Waldfläche
von sechs Hektaren. Motorsäge-Schnitzen beansprucht rund zehn Prozent seiner Arbeitszeit. Das könnte sich ändern,
wenn er in einem Jahr den Hof seinem
Sohn übergibt. Vor 14 Jahren hat er begonnen, mit seiner Motorsäge nicht nur
Bäume zu fällen. Er begann, dreidimensionale Kerzen zu sägen, die Flamme
auf einen weissen Birkenholzträger aufgesetzt. Dann wurden Pilze zu einem
weiteren bescheidenen Sujet. Doch wer
einmal an der Kreativität riecht, den lässt
der Geruch nicht mehr los, bis sie zum
Selbstläufer wird. Brändle trug seine
Fertigkeit mit der Motorsäge an grössere Objekte heran. Der Säger entwickelte
sich zum «naiven Künstler», wobei naiv
bedeutet, dass er seine Fertigkeiten selbst
entwickelt und nicht an einer Akademie
gelernt hat. Vorzeichnen ist nicht sein
Ding. Die Figur muss im Kopf sein, sonst
bleibt auf einmal zu wenig Holz zum
Sägen, meinte er schmunzelnd. Heilige,
Engel, Krippenfiguren, Tiere, Geflügel…
Bilder: Peter Zinggeler
Brändle wagt sich an alles heran, was da
kreucht und fleucht, an Märchengestalten
wie Max und Moritz oder Witwe Bolte,
Mozart am Klavier, Waschweiber, «dinner for one» mit dem Butler James und
Miss Sophie…
FORTSETZUNG AUF SEITE 4
Beatrice und Marcel Brändle mit Bäuerchen
und Katze.
Die 41-er liessen sich im Aargau begeistern
In ungewohnte Gefilde
begaben sich die 41-er
Jahrgänger, nämlich in
das aargauische Lenzburg. Dort liessen sie
sich von der Ausstellung
«Geld – jenseits von Gut
und Böse»in den Bann
ziehen, gefolgt von einem
Rundgang im historischen
Städtchen.
AADORF – Die Zugsreise über die weitere Kantonsgrenze hinaus hatte seinen Grund: Die Jahrgängerinnen und
Jahrgänger hatten Kenntnis von erfolgreichen Ausstellungen, mit denen das
Stapferhaus Lenzburg alle zwei Jahre
aufhorchen lässt. «Last Minute“, «Strafen“, «Glaubenssache“, «Home»und
«nonstop»sind nur einige Themen, die
sich dem Zeitgeschehen der heutigen
Inmitten von Fünfräpplern, gesamthaft 200‘000 Franken, regten sich ambivalente Gefühle.
Bilder: Heinz Büchi
Einen anregenden Ausstellungsbesuch erlebten die Aadorfer des Jahrgangs 41.
Gesellschaft widmeten.
Mit der aktuellen Ausstellung «Geld –
jenseits von Gut und Böse“, zementierte
der Aargauer Kulturveranstalter seinen
guten Ruf, gab den Besuchenden einen
überraschenden und verständlichen Einblick in das Thema «Geld»und zeigte
auf, wie dieses unser Denken bestimmt
und in unser Dasein eingreift. (Die Elgger/Aadorfer Zeitung in der Ausgabe
vom 28. Juni berichtete in ihrem Forum
«Elgger Chilefäischter»in einem hervorragenden Artikel darüber.)
Bereichert mit anregenden Informationen und beeindruckt von kreativen
Installationen, alles aus der Hand des
Stapferhaus-Teams unter der Leitung
der Aadorferin Sibylle Lichtensteiger,
machte sich das Schärchen - ergänzt
durch einige «Nesthäkchen»- ins Städtchen Lenzburg auf. Einem Mittagessen
in historischem Ambiente schloss sich
ein Rundgang im pittoresken Städtchen
an, wo am Markttag die Kaufeslust noch
zusätzlichen Auftrieb erhielt.
KURT LICHTENSTEIGER