Vertrauen verpflichtet – Misstrauen auch!

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Vertrauen verpflichtet – Misstrauen auch!
Von Samuel Hurni
Vor einiger Zeit schilderte mir ein Berufsschullehrer seine Zustände im Alltag: «Bei
uns herrscht Terror! Was nicht niet- und nagelfest angemacht ist, wird geklaut.
Beamer und andere Einrichtungen sind in den Schulzimmern angekettet!»
Meine Frage: «Habt ihr es schon mit Vertrauen versucht?» hat ihn zuerst etwas
verwirrt. Dann aber führte er aus: «Du hast Recht, in meiner Klasse funktioniert das
anders. Als wir das Schuljahr begannen, sagte ich zu den Schülern, dass ich ihnen
vertraue. Wenn meine Lektion beginnt, lege ich mein Handy und andere Dinge auf
den Tisch. Noch nie ist mir etwas gestohlen worden.»
Dasselbe kann ich aus meiner Tätigkeit als Moderator bestätigen. Ich gebe seit etwa
20 Jahren Seminare. Ausser in der Schweiz war ich auch in Tschechien, der Slowakei
und in Bulgarien. Ich habe nie übermässige Vorsichtsmassnahmen getroffen, liess oft
mein Handy oder die Autoschlüssel liegen. Oft wurde ich ernsthaft gewarnt, ich solle
besser aufpassen – die Welt sei voller Diebe! Noch nie wurde mir aber von den
Schülern oder vom Servicepersonal der Seminarhotels etwas gestohlen – nicht einmal ein Bleistift. Wir hatten in jedem Seminar ein sehr freundschaftliches Verhältnis
und eine gute konstruktive Stimmung. Die Menschen hatten mein Vertrauen und ich
das ihre. Ohne Absprache von Spielregeln, es war einfach die Kultur unserer
Lernatmosphäre.
Klar, man kann nie sicher sein, dass nie etwas passiert. Aber die Wahrscheinlichkeit,
dass man auf irgend eine Art betrogen wird, ist erheblich grösser, wenn man alles
einschliesst und sein Misstrauen mit Schlössern manifestiert, als wenn man vertraut.
Vertrauen verpflichtet – Misstrauen auch!
Sind wir uns bewusst, wie viel Potenzial im betrieblichen Alltag durch Misstrauen
«gebunden» ist? Wie auf diese Weise Arbeitsfreude, Kreativität und Freundschaft
blockiert werden?
Vertrauen macht kreativ, Misstrauen auch – aber auf eine ganz andere Weise! Mitarbeitende werden durch Dienst nach Vorschrift und peinliches Einhalten von Normen ISO-lierter Führungssysteme auf äusserst normkonforme Weise den direkten
Weg zur Kundenzufriedenheit verhindern.
Ganz anders in einer Vertrauenskultur: Hier geschieht genau das Gegenteil! Menschen mögen sich, gehen aufeinander zu. Führungskräfte schenken Vertrauen und
leben nach dem Motto: «Misstrauen muss sich einer bei uns schon verdienen!» Sie
pflegen diese Vertrauenshaltung auch den Kunden und übrigen Geschäftspartnern
gegenüber und sind deshalb erfolgreich.
Vertrauen ist die Basis jedes erfolgreichen Zusammenlebens. Es ist der Schlüssel zu
einer nutzbringenden Zusammenarbeit.
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wenn
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Vertrauen
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gegeben
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ist,
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ist Zusammenleben lebenswert.
kann Freundschaft entstehen.
ist Motivation überhaupt möglich.
macht Führung Sinn.
können Systeme funktionieren.
30 bis 40% des Potenzials durchschnittlicher Unternehmen geht durch Misstrauen
verloren. Kontrollfunktionen, Überwachung, Nachweise und Stellenbeschreibungen
bis zum «Geht-nicht-mehr» sind die Folge. Ausserdem bremst es den Unternehmergeist und blockiert die Kreativität.
Die Aufgabe von Inhabern, Managern und Führungskräften besteht darin, nach kreativen Lösungen aus dem Dilemma zu suchen. Warten Sie nicht auf Investoren! Nur
selbst entwickelte Lösungen sind von Überzeugung getragen. Investoren wollen zudem in der Regel den unmittelbaren Erfolg, die schnelle Rendite.
Aus diesem Grund wurde der Ansatz namens Management by Confidence (MbC)
geschaffen. Er hilft Unternehmen, einen Kulturwandel in Richtung Vertrauen zu
schaffen. Vertrauen wird zur Hauptrichtung der Unternehmensziele, prägt die
dauerhaften Kundenbeziehungen und entspannt die internen Beziehungen. Weitere
Informationen dazu gibt’s im Netz unter: http://www.steam-impulse.ch.
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