Vertrauensthesen

KLARCOACHING
ganz im Vertrauen
Thesen zum Vertrauen
1. Die Herausforderung «Vertrauen» beginnt mit dem Durchschneiden der Nabelschnur.
Leben ist stete Veränderung, Unberechenbarkeit und ein Risiko, Leben ist immer lebensgefährlich. Vertrauen setzt eine Risikosituation voraus. Die risikoreiche Situation stellt uns vor die Wahl: Vertrauen oder
Misstrauen, Enttäuschung immer inklusive. Die Möglichkeit zur Trübung des Vertrauens macht seine eigentliche Existenz aus. Mehr noch: Nur wer enttäuscht werden kann, gewinnt letztlich Vertrauen.
2. Als soziale Wesen und unternehmerisch tätige Menschen stehen wir in wechselseitiger Abhängigkeit.
Wir brauchen Kooperationen. Kooperationen sind eine Art Überlebensstrategie. Vertrauen wächst aus
gelungenen Kooperationen, aus gemeinsamen, positiven Erfahrungen. Der kluge Egoist kooperiert. Minimiere den Wettbewerb − maximiere die Kooperation! Vertrauen schafft mehr Möglichkeiten des Erlebens
und Handelns. Vertrauen ist Selbstvertrauen in Aktion.
3. Vertrauen ist das Motorenöl in jedem Beziehungsgetriebe. Vertrauen ist ein
hochwertiges soziales Kapital.
Vertrauen ist die Voraussetzung für gelingende Zusammenarbeit und zugleich ihr Ergebnis. Wenn wir
vertrauen, überlassen wir einem anderen Menschen die Sorge um eine Sache, die für uns wichtig ist. Wir
können aber nie 100% sicher sein, ob dieser auch leistungsbereit oder -fähig ist. Mit unserem Vertrauensvorschuss geben, ja schenken wir jemandem die Möglichkeit, unser Vertrauen zu bestätigen. Die moderne
Kooperationsfähigkeit bedeutet, schnelles, reflektiertes Vertrauen ohne Vertrautheit zu entwickeln.
4. Vertrauen erwächst aus einem Menschenbild der Wertschätzung.
Es sind die Charaktereigenschaften der persönlichen Integrität, die Glaubwürdigkeit erzeugen und Vertrauen fördern: Ehrlichkeit, Offenheit, Respekt… Man muss Menschen mögen, Liebe? Vertrauen braucht
nicht unbedingt Sympathie: Der Businessalltag ist von Zweckgemeinschaften geprägt. Zweckgemeinschaften sind auf eine bestimmte Aufgabe hin ausgerichtet. Sie brauchen nicht zwingend Sympathie oder
Liebe. Aber: Vereinbarungstreue und Wertschätzung im Umgang mit Menschen!
5. Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt für Vertrauen.
Der erste Schritt zu Vertrauen heisst: Verstehen. Kommunikation ist der Ursprung allen Verstehens. Verbessert sich die Kommunikation, steigt das gegenseitige Verstehen, das Vertrauen. Ohne Information
über die Absichten, das Verhalten und die Zuverlässigkeit meines Gegenübers entsteht kein Vertrauen.
Man muss für den Partner berechenbar sein und bleiben. Kommunikation muss Verstehen fördern und
Orientierung geben.
Adrian Achermann
Grünau 2, 6206 Neuenkirch Telefon 041 467 0724 www.klarcoaching.ch, [email protected]
6. Gesundes Vertrauen ist weder blind noch naiv, dafür reflektiert, kalkuliert und
verantwortungsbewusst.
Vertrauen ist sinnvollerweise immer begrenzt. Vertrauen zeigt sich in unterschiedlichen Kontexten in je
unterschiedlicher Weise. Gesundes Vertrauen ist keine Vertrauensseligkeit, sondern immer konkret und
kalkuliert – hervorgegangen aus einer umfassenden Reflexion und klar ausgerichtet an Spielregeln mit
möglichen Sanktionen. Gesundes Vertrauen ist ein Balanceakt zwischen Leichtgläubigkeit und Argwohn,
ist ein freie Wahl, eine Entscheidung. Vertraue im Allgemeinen, misstraue im Besonderen.
7. Vertrauen braucht Kontrolle.
Vertrauen kann nicht heissen, auf Vorsicht, Sicherheit und Kontrolle zu verzichten. Blindes Vertrauen ist
naiv und ein undifferenziertes Verhalten, und eine Möglichkeit, Verantwortung abzugeben. Gesundes
Vertrauen ist an Bedingungen geknüpft, Vertrauen schafft und stellt Ansprüche. Vertrauen braucht Kontrolle. Je grösser das Vertrauen ist, desto mehr hat Kontrolle aber einen unterstützenden Charakter – je
grösser das Misstrauen, desto mehr engt Kontrolle ein. Vertraue, aber kontrolliere auch! Oder: «Vertrauen
und wachsam sein!»
8. Vertrauen zahlt sich für jedes Unternehmen aus.
Vertrauen ist keine Absage an die Vernunft, im Gegenteil: Vertrauen ist ein Schlüssel zu einer werteorientierten Unternehmenskultur – einer Kultur, in der Menschen effektiver und kreativer arbeiten, glücklicher
sind und gesünder bleiben. Vertrauen als dynamisierende Kraft macht Unternehmen anpassungsfähig und
kreativ. Unternehmen wandeln sich, wenn Menschen vertrauen. Der Bedarf an Vertrauen steigt in einer
globalisierten Welt dramatisch an, in einer Welt mit schnellen Märkten und flexiblen Arbeitsstrukturen. Das
alte Vertrauenskonzept – Vertrauen aus Vertrautheit – greift nicht mehr. «Die Gesellschaft der Zukunft ist
zum Vertrauen verurteilt. » (Peter Sloterdijk, deutscher Philosoph).
9. Vertrauen verpflichtet.
Das Leben sucht immer den Ausgleich. Geben und Nehmen müssen im Gleichgewicht sein, wenn wir uns
entspannt fühlen wollen. (Gesetz der Reziprozität: Gleiche ein Geschenk aus!). Ein Vertrauensvorschuss
erzeugt einen tief im Innern verspürten Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Je grösser die riskante
Vorleistung ist, desto grösser ist auch die verpflichtende Wirkung. Es ist wie eine Einzahlung auf ein imaginäres Beziehungskonto, das der andere mit seiner Gegenleistung ausgleichen muss, wenn er nicht mit
einer spürbaren, inneren Schieflage leben will.
10. Verwundbarkeit startet Vertrauen.
Auf den ersten Blick scheint Vertrauen ein Zustand zu sein, zu dem man aktiv nicht viel beitragen kann, da
man es ja nicht in der Hand hat, ob einem Vertrauen entgegengebracht wird. Aber, indem man sich öffnet
und aktiv verwundbar macht, bringt man den Vertrauensmechanismus selbst gezielt in Gang. Verwundbarkeit ist die freiwillige Bereitschaft, ein Risiko einzugehen. Es ist der eigene Einsatz, um den man beim
«Vertrauen schenken», dieser Selbstöffnung, fürchten muss. Und je grösser der mögliche Schaden, desto
grösser die eigene Vertrauensleistung. Der Vertrauensvorschuss wirkt wie eine Hypothek. «Wie durch
Geschenke, kann man auch durch Vertrauensbeweise fesseln.» (Niklas Luhmann, Soziologe, 1927-1998,
Autor des Standardwerks: „Vertrauen“).
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11. Nur dem Vertrauen gelingt es, Menschen nachhaltig in eine gemeinsame Zielsetzung einzubinden.
Vertrauen ist das Fundament und zugleich die Voraussetzung für gemeinsame Ziele, Vereinbarungen und
Verträge. Vertrauen kalkuliert mit der Vereinbarungstreue, Vertrauen schafft Verbindlichkeiten. Aus Verbindlichkeit entsteht Verantwortung. Vertrauen führt Menschen in die Verantwortung, Vertrauen nimmt
Menschen in die Pflicht. Vertrauen ist ein konstruktiver Steuerungsmechanismus, Menschen zu fordern
und zu fördern.
12. Misstrauen und Sicherheitswahn hemmen uns.
Vertrauen fehlt, Misstrauen herrscht, so präsentiert sich unsere Welt. Einseitiges, übertriebenes Sicherheitsdenken macht aber eng. In unsicheren Zeiten des Wandels muss vor allem Vertrauen gefördert werden. Im Klima des Misstrauens bewegt sich nichts, alle kultivieren ihre eigenen Abwehrmechanismen. Ja,
Unternehmen können zu regelrechten Verdachtsorganisationen werden. Misstrauen wird zur Norm, Vertrauen zum Unnatürlichen, zur Sünde!? Misstrauen und Sicherheitswahn verursachen nicht nur Unmengen an Kosten, sie töten massenweise Lebendigkeit, Motivation, Begeisterung. − Welcher Geist herrscht
in Ihrem Unternehmen?
13. Der Umgang mit Vertrauensbrüchen ist ein Fall für die Kommunikation und eine
Sache des Selbstvertrauens.
Vertrauen − vor allem zu sich selbst: Selbstvertrauen − versteht es, mit Widerständen elastisch, wertschätzend und klar umzugehen. Vertrauen steht immer im Test. Es ist ein zerbrechliches Gut, um das
man sich stets von Neuem bemühen muss. Und wenn einem etwas wichtig ist, zum Beispiel Werte wie
Vertrauen oder Verlässlichkeit, dann kämpft man dafür, beanstandet und sanktioniert unkooperatives
Verhalten − umgehend und unmissverständlich. «Tit for Tat» heisst die Strategie aus der Spieltheorie. −
Wer nicht handelt, stimmt zu.
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