www.evimed.ch Kein Hinweis für ein erhöhtes Risiko schwerer gastrointestinaler Blutungen unter NOAK (neue orale Antikoagulantien) Frage: Gibt es bezüglich des Risikos für schwere gastrointestinale Blutungen Unterschiede zwischen der Therapie mit NOAK und anderen Formen der Blutverdünnung? Hintergrund: NOAK spielen im klinischen Alltag für diverseste Indikationen eine immer grössere Rolle. Daten zeigen, dass es sowohl unter Thrombozytenaggregationshemmern, orale Vitamin K Antagonisten (OAK)als auch unter NOAK zu einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Blutungen kommt. Offen bleibt wie gross der Unterschied zwischen den einzelnen Therapieformen ist. In dieser Metanalyse wird das Risiko für schwere gastrointestinale Blutungen unter OAK, NOAK, niedermolekularem Heparin, Aspirin oder Placebopräparaten bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF), venösen Thrombosen (VT) und Patienten, bei denen grosse orthopädische Eingriffe durchgeführt werden, verglichen. Einschlusskriterien: Randomisiert kontrollierte Studien in denen: Patienten mit NOAK behandelt wurden, und diese Therapie mit einer aktiven oder einer Placebotherapie verglichen wurde. Die Erhebung schwerer gastrointestinaler Blutungen erfolgte. Ausschlusskriterien: Einzelentscheide des Studienteams Studiendesign und Methode: Systematischer Review mit Metaanalyse randomisiert kontrollierter Studien Studienort: Clinical Pharmacology Unit, Instituto de Medicina Molecular, Lisbon, Portugal Interventionen: Innerhalb der einzelnen Studien wurden NOAK jeweils mit einer aktiven Therapie oder einem Placebo verglichen. Outcome: Primärer Outcome Risiko für schwere gastrointestinale Blutungen geordnet nach Indikationen der Antikoagulation, sowie nach verwendeten Präparaten. Sekundärer Outcome Gesamtrisiko für schwere gastrointestinale Blutungen unter NOAK beziehungsweise OAK mit oder ohne niedermolekularem Heparin. www.evimed.ch Vergleich der einzelnen NOAK untereinander. Resultat: Insgesamt wurden 23 randomisiert kontrollierte Studien zur Analyse eingeschlossen. Insgesamt wurden Daten von fast 140‘000 Patienten, mit einem Durchschnittsalter von 55 bis 73 Jahren, analysiert. Das Risikoverhältnis für schwere gastrointestinale Blutungen war bei NOAK vs. OAK bei VHF (RR 1.08, KI 0.85-1.36), NOAK vs. Aspirin bei VHF (RR 0.78, KI 0.361.72), NOAK vs. OAK mit oder ohne niedermolekularen Heparinen bei VT (RR 0.77, KI 0.49-1.21), NOAK vs. niedermolekularen Heparinen bei grossen orthopädischen Eingriffen (RR 1.42, KI 0.55-3.71) und NOAK vs. Placebo bei VT (RR 1.48, KI 0.15-14.84) Das Gesamtrisikoverhältnis für schwere gastrointestinale Blutungen war im Vergleich zwischen NOAK vs. OAK mit oder ohne niedermolekularen Heparinen (RR 0.97). Im Vergleich zwischen den einzelnen NOAK konnten keine Unterschiede gezeigt werden. Das Risiko für eine schwere gastrointestinale Blutung war bei Patienten, die aufgrund von VHF antikoaguliert waren, 2,5% vs. 0,5% bei Patienten mit VT. Patienten die zusätzlich Aspirin oder ein nicht-steroidales Antirheumatikum einnahmen hatten ein höheres Blutungsrisiko. Kommentar: Patienten welche aufgrund von VHF antikoaguliert werden sind tendenziell polymorbider, älter, und Studien mit VHF waren zumeist über einen längeren Zeitraum, wodurch sich das höhere Risiko dieser Patientengruppe erklärt. Die Anzahl schwerer gastrointestinaler Blutungen war gering (die Anzahl war weniger als 1‘000 über alle Studien). Die unterschiedlichen Studien waren nicht dazu geplant (Anzahl Patienten) um Unterschiede bezüglicher schwerer gastrointestinaler Blutungen nachzuweisen. Entsprechend müssen die vorliegenden Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden. Literatur: D. Caldeira et al.: Systematic review with meta-analysis: the risk of major gastrointestinal bleeding with non-vitamin K antagonist oral anticoagulants. Alimentary Pharmacology and Therapeutics 2015; doi:10.1111/apt.13412 Verfasser: Stefan Zechmann
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