26 Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt – 6. Mitteilung Gras erreicht landesweit die Heureife Die Grassilageerzeugung des ersten Schnittes wurde landesweit bis auf Grünlandstandorte im Norden und im Niederungsbereich abgeschlossen. Auch wenn sich stellenweise noch immer eine Stagnation im Anstieg des Rohfasergehaltes beobachten lässt, schreitet die Abreife der Gräser weiter voran. Die Heureife ist teilweise erreicht. Vielerorts nähert sich der Rohfasergehalt 25 % an oder liegt bereits darüber. Schnittreifeprognose für Dauergrünland Die Ertrags- und Qualitätsmessung am 28. Mai ergab einen durchschnittlichen Frischmasseertrag von 219 dt/ha. Bei 19 % TM ergab das einen durchschnittlichen TM-Ertrag von 41 dt TM/ha. Die Wuchshöhen schwankten zwischen 36 und 55 cm, im Mittel lagen sie bei 42 cm. Dabei liegt das östliche Schleswig-Holstein mit relativ hohen Erträgen immer noch vor dem südlichen, aber vor allem vor dem nördlichen SchleswigHolstein. Dort wurden überwiegend unterdurchschnittliche Erträge erzielt. Die Rohfasergehalte schwankten insgesamt stark um 18 bis 26 %; die Rohproteingehalte lagen bei 13 bis 18 %, vereinzelt aber auch schon unter 10 %. Die Zuckergehalte sind weiterhin vergleichbar hoch mit Werten um 17 bis 34 % TM. Ursache könnten die vielfach doch noch recht niedrigen Temperaturen nachts und die teilweise relativ hohe Sonneneinstrahlung sein. Auch die Energiedichten sind noch ungewöhnlich hoch mit im Durchschnitt über 6,5 MJ NEL (GfE 2008). Ursache könnte die verringerte Faserbildung bei gleichzeitig hohen Zuckergehalten sein. In den Übersichten 3 bis 6 sind die Erträge und Rohfasergehalte der Dauergrünlandmischungen im Vergleich zum vergangenen Jahr dargestellt. Für die letzten, diesjährigen Untersuchungen liegen allerdings keine Vergleichswerte aus dem Vorjahr vor, da die Ernte dort deutlich früher abgeschlossen wurde. Die Entwicklung ist nun auch an der Westküste weiter vorangegangen. Übersicht 1: Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2015 Regionen und Beweisflächen in Schleswig-Holstein deutlich. Besonders fällt der Entwicklungsrückstand der Region 2 (nördliche Geest) auf. Nicht nur im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch im Vergleich zu den anderen Regionen liegen die Werte deutlich niedriger. Dies lässt sich jedoch nicht unbedingt durch die Lage erklären. Vielmehr scheint der Grund darin zu liegen, Goldelund dass die Untersuchungen für die Region 2 größtenteils an dem VersuchsOstsee Schuby standort Schuby auf Altnarben durchgeführt werden. Denn auch in Nordanderen Regionen wie zum Beispiel N-O-Kanal see in Futterkamp fällt auf, dass AltnarPrinzenmoor Futterben sowohl bezüglich des Ertrages als kamp auch der Abreife zurückliegen. Aufgrund des Modells der UniverHelgoland sität Kiel, Lehrstuhl Grünland, erstellt Rickling zum Kreis Pinneberg vom Deutschen Wetterdienst, ist im Herzhorn Berichtszeitraum mit 1,3 dt/ha TMZuwachs pro Tag und einer Rohfaserzunahme von 0,3 % pro Tag zu rechnen. Die Rohproteingehalte werden nur noch geringfügig abnehmen, da Standorte Dauergrünland sie bereits ein niedriges Niveau erRegion reicht haben. Zum VeröffentlichungsHamburg tag wird ein Ertragsniveau bis zu Westküste (1) Nördlicher Mittelrücken und Ostküste (2) 60 dt TM/ha, bei Rohfasergehalten Südlicher Mittelrücken (3) von bis zu 29 %, Rohproteingehalten Südliche Ostküste (4) von weniger als 12 % und Energiegehalten von 5,6 bis 6,5 MJ NEL/kg TM Die Siloreife (23 %) ist auf gut ent- wicklungsvorsprung von Region 3 erreicht werden. wickelten Standorten und bei Neu- (südliches Holstein) und Region 4 Der Test auf den Milchsäurebakansaaten überschritten. Der Ent- (östliches Holstein) zeigt sich nun terienbesatz wurde auf fünf Standorten durchgeführt und ergab einen Wert von durchschnittlich nur Übersicht 2: Sortenvergleich Deutsches Weidelgras, Schuby (Region 2) 57.680 KbE/g FM, wobei der Standspät DurchReifegruppe früh mittel ort Goldelund mit einem Wert von schnitt 270.000 KbE/g FM gemessen wurde Sorte Liconda Arvicola Lidelta Indicus Barpasto Honroso und alle anderen Standorte deutPloidiegrad tetraploid tetraploid tetraploid diploid tetraploid diploid lich unter 10.000 KbE/g FM lagen. Werte am: 28.5.2015 Der Sollwert für eine buttersäurear213,7 212 FM-Ertrag dt/ha 218 247 238 175 191 me Silierung liegt bei 100.000 KbE/g 22,9 24,5 TM % 23,8 21,4 22,6 20,8 24,1 FM. Für eine erfolgreiche Silierung 49 52 TM-Ertrag dt/ha 52 53 54 37 46 ist daher dieser überwiegend sehr geringe Besatz mit DLG-geprüften 20,6 19,5 Rohfaser % TM 22,0 20,7 21,4 19,7 20,2 Milchsäurebakterien-Siliermitteln 9,1 8,6 Rohprotein % TM 9,4 7,9 8,7 10,7 9,1 auszugleichen, sofern die Bedin30,7 33,2 Zucker % TM 27,5 32,9 29,5 29,6 31,4 gungen (Anwelkgrad mindestens 30 %, Zuckergehalt 10 % TM) gege6,4 6,5 NEL MJ/kg TM 6,2 6,1 6,3 6,6 6,4 ben sind. 2 1 3 4 Prognose 1): 5.6.2015 61 64 64 65 TM-Ertrag dt/ha 66 49 58 23,3 22,2 23,4 Rohfaser % TM 24,7 24,1 22,4 22,9 4,6 4,1 Rohprotein % TM 4,9 3,4 4,2 6,2 4,6 5,9 6,1 NEL MJ/kg TM 5,8 5,7 5,9 6,2 6,0 Schnitt ab: KW 21 KW 21 KW 22 KW 22 KW 23 KW 23 1) Prognose mit Simulationsmodell der CAU Kiel, bearbeitet vom DWD Braunschweig Drei Reifegruppen Deutsches Weidelgras Die Futterbaubetriebe in Schleswig-Holstein weisen in ihren Ansaaten sehr unterschiedliche Anteile des Deutschen Weidelgrases mit jeweils Pflanze ■ BAUERNBLATT l 6. Juni 2015 30 26 24 22 20 18 16 TM-Ertrag in dt/ha 28 Rohfaser % TM 14 16 17 18 19 20 Kalenderwochen TM-Ertrag in dt/ha 2014 Rohfaser % TM 2014 21 22 23 12 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 16 17 18 19 20 Kalenderwochen TM-Ertrag in dt/ha 2015 Rohfaser % TM 2015 Rohfaser % TM 2014 Rohfaser % TM 2015 Ziel: 23 % TM Rohfaser 30 26 24 22 20 18 16 14 19 20 Kalenderwochen 21 22 23 12 TM-Ertrag in dt/ha 28 18 rend frühe und mittelspäte Sorten Deutsches Weidelgras bereits überständig sind. Das Rohfasergehaltsniveau zwischen den Reifegruppen liegt um die 2 %. Auch Mischungen mit einem hohen Anteil von spätem Deutschen Weidelgras sollten nun gemäht werden. Damit ist die Reifeprüfung Grünland, erster Schnitt 2015 beendet. Weitere Informationen zum Abreifeverhalten und der Qualitätsentwicklung von Grasbeständen im Jahresablauf können beim Autor erfragt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, betriebsindividuelle Proben nach Absprache zur Agrolab GmbH zu senden. Dr. Johannes Thaysen Praktikantin Malin Bockwoldt Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-323 [email protected] Übersicht 6: Region 4 Südliche Ostküste – Durchschnitt aller Mischungen (n=4) Rohfaser % TM TM-Ertrag in dt/ha Übersicht 5: Region 3 Südlicher Mittelrücken – Durchschnitt aller Mischungen (n=1) 17 23 TM-Ertrag in dt/ha 2014 verschiedenen Anteilen der drei Reifegruppen „früh“, „mittel“ und „spät“ auf. Darum soll die differenzierte Prüfung von jeweils zwei Sorten der drei Reifegruppen mit einer diploiden beziehungsweise tetraploiden Sorte auf dem Standort Schuby eine Orientierungshilfe für jeden Betrieb liefern. In der Übersicht 2 sind die Einzelergebnisse von je zwei Sorten der drei Reifegruppen bezüglich der Ertrags- und Rohfaserentwicklung wiedergegeben. Die Untersuchungen wurden hierfür ebenfalls auf Altnarben durchgeführt. Betrachtet man die Ergebnisse, zeigt sich nun auch hier, dass die Werte insgesamt auf einem niedrigen Niveau liegen. Trotzdem sind ertragliche und Abreifeunterschiede zwischen den Sortenpaaren und Reifegruppen weiter ausgeprägt. Auch Auf dem Prüfstandort Prinzenmoor weist der Grasbestand im unteren Bereich die späten Sorten Deutsches Weidel- Vergilbungen auf. Der Bestand wurde hier rechtzeitig zu Pfingsten gemäht. gras sind nun in der Siloreife, wähFoto: Malin Bockwoldt 16 22 TM-Ertrag in dt/ha 2015 Ziel: 23 % TM Rohfaser 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 21 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 16 17 18 19 20 Kalenderwochen 21 22 23 TM-Ertrag in dt/ha 2014 TM-Ertrag in dt/ha 2015 TM-Ertrag in dt/ha 2014 TM-Ertrag in dt/ha 2015 Rohfaser % TM 2014 Rohfaser % TM 2015 Rohfaser % TM 2014 Rohfaser % TM 2015 Ziel: 23 % TM Rohfaser 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 Ziel: 23 % TM Rohfaser 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 Rohfaser % TM TM-Ertrag in dt/ha 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Rohfaser % TM Übersicht 4: Region 2 Nördlicher Mittelrücken und Ostküste – Durchschnitt aller Mischungen (n=3) Übersicht 3: Region 1 Westküste – Durchschnitt aller Mischungen (n=2) 27
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