Aktueller Pflanzenbaurat 23.04.2015 - Rohfasergehalt [pdf, 10

Grünlandbestände mit optimalen Rohfasergehalten ernten
Dr. F. Hertwig, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Referat Ackerbau, Grünland, Gutshof 7, 14641 Paulinenaue
Neben der botanischen Zusammensetzung hat der Erntezeitpunkt entscheidenden
Einfluss auf den Futterwert des Grünlandbestandes. Für die Hauptmasse des ersten
Aufwuchses ist für die Fütterung von hochleistenden Milchkühen eine Energiekonzentration von mehr als 6,4 MJ NEL/kg Trockenmasse anzustreben. Diese Zielstellung schränkt die Erntezeitspanne auf nur wenige Tage ein. In Abhängigkeit von der
Zusammensetzung des Pflanzenbestandes, den standörtlichen Boden- und Temperaturverhältnissen sowie der gegebenen Nährstoff- und Wasserversorgung können
beachtliche Unterschiede beim optimalen Erntetermin der einzelnen Schläge auftreten. Um den Beginn und die Dauer der optimalen Schnittzeitspanne sicher einschätzen zu können, sind schlagbezogene Untersuchungen zweckmäßig. Als geeignete
Maßnahme hat sich während der vergangenen Jahre die Bestimmung des Rohfasergehaltes von standorttypischen Grünlandbeständen bewährt. Der Optimalwert zur
Erreichung der genannten Energiekonzentration liegt dabei im Bereich von 20 bis 24
% Rohfaser in der Trockenmasse. Das bedeutet, dass die Mahd in der Vegetationsphase Ende Schossen bis spätestens Mitte Ähren- bzw. Rispenschieben erfolgen
muss. Um die optimale Erntezeitspanne einzuhalten, ist mit der Mahd spätestens bei
22 % Rohfaser zu beginnen.
Während der Ernte sollten zur Beurteilung der Grünlandbestände und des eingelagerten Siliergutes repräsentative Proben von den einzelnen Schlägen gezogen und
auf ihre futterwertbestimmenden Inhaltsstoffe untersucht werden. Die Daten zum Siliergut erlauben in Kombination mit den erfassten Daten zu den Silierbedingungen
eine sichere Voraussage von Silagemenge und Silagequalität. Dem Landwirtschaftsbetrieb stehen damit unmittelbar nach Abschluss der Silobefüllung flächen- und partiebezogene Mengen- und Qualitätsangaben der zu erwartenden Silage für eine effektive Futterplanung und Rationsgestaltung zur Verfügung. Nach der Auswertung
der betrieblichen Daten können dann bestehende Schwachstellen erkannt und wirksame Maßnahmen zu deren Beseitigung ergriffen werden. Gleichzeitig können die
ermittelten Daten zum Flächenertrag und zur Bestandesqualität unter anderem auch
die Grundlage für eine nachhaltige Düngung auf der Basis des Entzuges und für Entscheidungen zur Bestandesverbesserung durch Nach- oder Neuansaat sein.
In der Regel sind 1 bis 2 Proben pro Tag bzw. Schlag erforderlich. Die Probe ist als
Sammelprobe vom Siliergut der Hängerladungen am Silo zu entnehmen. Die Proben
sind mit Angaben wie Probennummer, Siliergutart, Schnittzeitpunkt, Datum und Uhrzeit der Entnahme, Schlag, Silo, Lagerart im Silo zu etikettieren. Um qualitätsverändernde Umsetzungsprozesse im Probenmaterial zu verhindern, müssen diese unmittelbar nach der Entnahme bei 60 °C getrocknet oder bei -18 °C eingefroren werden.
Die Untersuchung der Proben auf die wichtigsten Inhaltsstoffe sollte in anerkannten
Laboren erfolgen.