Welsches Weidelgras gelangt in die Siloreife

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Pflanze
BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 ■
Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2015 – 2. Mitteilung
Welsches Weidelgras gelangt in die Siloreife
Die Abreife der Gräser entwickelte
sich durch relativ niedrige Temperaturen in der vergangenen Woche nur
sehr verhalten. Einsetzende Niederschläge haben die teilweise erheblichen Ertragsdefizite im Dauergrünland noch nicht ausgeglichen. Welsches-Weidelgras-Bestände an den
Küsten und im südlicheren SchleswigHolstein gehen bereits ins Lager und
müssen daher bei der nächsten
Schönwetterperiode geerntet werden.
Die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes für den Trockenmasseertrag, die Futterqualität und die täglichen Zuwachsraten für die kommende
Woche zeigen hohe Zuwachs- beziehungsweise Abnahmeraten für den
Ertrag und die Qualitätsparameter. Die
konventionell geführten Bestände erreichen die Schnittreife in zirka zehn
Tagen. Auf den Niederungsstandorten
wird die Entwicklung der Bestände
allerdings noch sehr stark von den
Hauptbestandsbildnern bestimmt. Da
unter den kühlen Witterungsbedingungen der Qualitätsabbau nur verzögert stattfindet, ist es dort angebracht,
doch noch eine etwas günstigere Ernteperiode abzuwarten, wenn die Bestände noch nicht zu weit in der Ährenbildung vorangeschritten sind.
Die extensiv und ökologisch geführten Bestände sind in der Schnittreifeentwicklung sehr stark abhängig vom
Kleeanteil. Grasdominante Bestände
sind in den Niederungs- und auch
Übergangslagen auch in zirka zehn bis
14 Tagen schnittreif. Für kleereiche Bestände gilt, dass sich mit steigenden
Kleeanteilen gerade unter den kühlen
Bedingungen der Qualitätsabbau
Übersicht 1: Reifeprüfung Grünland, 1. Schnitt 2015
Regionen und Beweisflächen in Schleswig-Holstein
Goldelund
Nordsee
1
2
Ostsee
Schuby
N-O-Kanal
Prinzenmoor
Helgoland
zum Kreis Pinneberg
Futterkamp
3
4
Rickling
Herzhorn
Standorte Dauergrünland
Region
Westküste (1)
Nördlicher Mittelrücken und Ostküste (2)
Südlicher Mittelrücken (3)
Südliche Ostküste (4)
deutlich verzögert. Dort ist der Druck
auf einen frühen Erntetermin nicht
ganz so stark im Vergleich zu den grasdominanten Beständen.
Schnittreifeprognose
für Dauergrünland
Die Ertrags- und Qualitätsmessung
am 30. April ergab einen durchschnittlichen Frischmasseertrag von 99 dt/ha.
Bei 17,6 % TM ergab
das einen durchschnittlichen TM-Ertrag von 17 dt
TM/ha. Die Wuchshöhen schwankten
von 13 bis 30 cm, im
Mittel lagen sie bei
21 cm. Dabei wurden im nördlichen
und östlichen Schleswig-Holstein relativ
hohe, im südlichen
Schleswig-Holstein
unterdurchschnittliche Erträge erzielt.
Auf dem Prüfstandort Futterkamp erreicht Welsches Die Rohfasergehalte
Weidelgras die Schnittreife in dieser Woche, sodass be- variierten von 16 bis
reits alle Sortenversuche zum ersten Schnitt geerntet 20 %; die Rohprowurden.
Foto: Stefan Lange teingehalte lagen
Hamburg
gehalte mit Werten um 20 % TM. Ursache könnten die vielfach doch noch
recht niedrigen Temperaturen nachts
und die relativ hohe Sonneneinstrahlung sein.
Ungewöhnlich hoch liegen die
Energiedichten mit im Durchschnitt
über 7,2 MJNEL (GfE 2008). Ursache
dürften eine hohe Verdaulichkeit der
organischen Substanz und gegenüber
der Vorwoche gesunkene Rohaschegehalte sein (Übersichten 3 bis 6).
Aufgrund des Modells der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Lehrstuhl Grünland, erstellt vom Deutschen Wetterdienst, ist im Berichtszeitraum mit 1,9 dt/ha TM-Zuwachs pro
Tag und einer Rohfaserzunahme von
0,3 % pro Tag zu rechnen. Die Rohproteingehalte könnten sich jetzt bei
einsetzender feuchteabhängiger Mineralisierung wieder leicht erhöhen.
Zum Veröffentlichungstag wird ein
Ertragsniveau im Norden von durchschnittlich 35 dt TM/ha bei Rohfasergehalten von bis zu 21 % und Rohproteingehalten von weniger als 18 % bei
durchschnittlich 7,2 MJ NEL/kg TM erreicht werden. Im Süden allerdings
werden die Erträge bei gut entwickelten Narben bei über 45 dt TM/ha und
Rohfasergehalten von über 24 % liegen.
meistens noch über 22 % mit Ausnahme der sehr leichten Standorte wie
Schnittreifeprognose
Schuby, bei denen die fehlenden Niefür Welsches Weidelgras
derschläge und niedrigen Temperaturen die N-Umsetzung behinderten.
Die Ertrags- und Qualitätsmessung
Vergleichbar hoch liegen die Zucker- am 30. April ergab einen durchschnitt-
Übersicht 2: Welsches Weidelgras in Region 2 und 4
Sorte
Standort
Ansaatdatum
Werte am: 30.4.2015
FM-Ertrag dt/ha
TM %
TM-Ertrag dt/ha
Rohfaser % TM
Rohprotein % TM
Zucker % TM
NEL MJ/kg TM
LSV-Sorte
Zarastro
Schuby
Sept. 14
Futterkamp
Sept. 14
Durchschnitt
203
17,6
36
16,7
13,4
32,9
336
16,1
54
19,8
17,7
20,4
269
16,9
45
18,3
15,6
26,7
7,3
7,0
7,2
Prognose 1): 8.5.20152
61
TM-Ertrag dt/ha
52
70
20,5
Rohfaser % TM
19,0
22,1
Rohprotein % TM
8,9
13,2
11,1
NEL MJ/kg TM
6,9
6,6
6,7
Schnitt ab:
KW 20
KW 19
1)
Prognose mit Simulationsmodell der CAU Kiel, bearbeitet vom DWD Braunschweig
Pflanze
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Kalenderwochen
TM-Ertrag in dt/ha 2014
Rohfaser % TM 2014
lichenFrischmasseertragvon269 dt/ha.
Bei 16,9 % TM ergab das einen durchschnittlichen TM-Ertrag von 45 dt
TM/ha. Die Wuchshöhen schwankten
von 36 bis 52 cm, im Mittel lagen sie
bei 44,2 cm. Damit haben Ackergrasgrasbestände im südlichen und östlichen Schleswig-Holstein die Schnittreife erreicht. Viele Bestände sind in den
vergangenen Tagen zudem stark ins
Lager gegangen. Die Wetterprognose
ist nach wie vor ungewiss, sodass die
Hinweise zur „Silierung unter schwierigen Anwelkbedingungen“ beherzigt werden und die regionale Wetterprognose, die für Ende der Woche
eine kurze trockene Phase meldet,
verfolgt werden sollten.
Silieren unter schwierigen
Anwelkbedingungen
Die voranschreitende Abreife von
Grünland- und Ackergras-Beständen
erfordert eine baldige Ernte, um den
Rindern später gut verdauliches, qualitativ hochwertiges Futter vorzulegen. Die Ernte von feuchten, auf-
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Rohfaser % TM 2015
Rohfaser % TM 2015
grund der bedeckten Witterung zudem wohl eher zuckerarmen Grasaufwüchsen erfordert eine etwas differenziertere Herangehensweise als eine Ernte unter optimalen Bedingungen. Selbst wenn Bestände stellenweise ins Lager gegangen sind, sollte eine
Stoppelhöhe von 7 cm nicht unterschritten werden. So ist sicher zu gewährleisten, dass das gemähte Material auf den Stoppeln und nicht auf
dem Boden abgelegt wird. Die nachfolgenden Erntemaschinen müssen
dann nicht so tief eingestellt werden,
und das Risiko, durch jeden Arbeitsgang Schmutz in das Futter einzutragen, vermindert sich.
Gerade bei sehr kleinen Erntefenstern ist es von Vorteil, mit ausreichend Schlagkraft und sehr intensiv an
die Ernte heranzugehen. Dort, wo
vorhanden, sollten Aufbereiter mit
dem größtmöglichen Grad der Aufbereitung eingestellt werden. Reicht bei
der Grassilierung unter gut trocknenden Bedingungen in der Regel ein Arbeitsgang mit dem Wender, um auf
den anzustrebenden TM-Gehalt von
30 % TM zu kommen, kann es unter
feuchten Bedingungen zweckmäßig
sein, zwei oder sogar drei Mal mit dem
Wender das Trocknen zu beschleunigen. Der Versuch, durch eine Verlängerung der Feldliegezeit höhere TMGehalte zu erreichen, sollte unterbleiben. Dadurch würde nur die Veratmung des ohnehin knappen Zuckers
gefördert werden, was wiederum einen deutlich negativen Effekt auf den
Silierprozess hätte. Stattdessen wäre
die Futterqualität durch die Zugabe
eines DLG-geprüften chemischen Siliermittels in der Wirkungsrichtung 1A
zu sichern. Hierbei ist darauf zu achten, derartige Mittel auch in der empfohlenen Dosierung anzuwenden, da
bei Unterdosierung eine sichere Wirkung dieser Produkte nicht gewährleistet ist.
Alternativ, wo entsprechende Dosiertechnik vorhanden ist, lässt sich
auch durch die Zugabe von Zucker in
Form von Melasse mit 30 bis 35 kg/t
FM in Kombination mit homofermentativen Bakterien (DLG WR
1b/1c), zur direkten Umsetzung des
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Kalenderwochen
12
TM-Ertrag in dt/ha
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Zuckers, eine gute Grassilage produzieren.
Die Verwendung von Milchsäurebakterien-Präparaten allein reicht unter diesen Bedingungen nicht aus! Es
käme zwar zu einer anfänglichen Ansäuerung, die aber aufgrund niedriger Zuckergehalte nicht sicher ausreichend ist, um Clostridien und damit
die Bildung von Buttersäure sicher zu
unterdrücken.
Die nächste Ertrags- und Qualitätsmessung erfolgt am Donnerstag, 7. Mai. Die Ergebnisse
können ab Montag, 11. Mai, ab
14 Uhr unter der Internetadresse: www.lksh.de/Pflanze/Grünland/Reifeprüfung abgerufen
werden.
Dr. Johannes Thaysen
Praktikantin Malin Bockwoldt
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 31-94 53-323
[email protected]
Übersicht 6: Region 4 Südliche Ostküste –
Durchschnitt aller Mischungen (n=5)
Rohfaser % TM
TM-Ertrag in dt/ha
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TM-Ertrag in dt/ha 2015
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19
19
Rohfaser % TM 2014
26
18
18
TM-Ertrag in dt/ha 2014
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17
17
TM-Ertrag in dt/ha 2015
30
16
16
20
18
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Kalenderwochen
Übersicht 5: Region 3 Südlicher Mittelrücken –
Durchschnitt aller Mischungen (n=1)
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45
40
35
30
25
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15
10
5
0
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Rohfaser % TM
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Kalenderwochen
TM-Ertrag in dt/ha 2014
TM-Ertrag in dt/ha 2015
TM-Ertrag in dt/ha 2014
TM-Ertrag in dt/ha 2015
Rohfaser % TM 2014
Rohfaser % TM 2015
Rohfaser % TM 2014
Rohfaser % TM 2015
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Rohfaser % TM
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16
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TM-Ertrag in dt/ha
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50
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5
0
Übersicht 4: Region 2 Nördlicher Mittelrücken und Ostküste –
Durchschnitt aller Mischungen (n=5)
Rohfaser % TM
TM-Ertrag in dt/ha
Übersicht 3: Region 1 Westküste –
Durchschnitt aller Mischungen (n=2)
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