Selbst meine Frau glaubte, ich sei einfach faul

LEBEN
MIT...
Rico Gasser, 55, ist chronisch erschöpft
((Selbst meine Frau glaubte, ich sei einfach faul))
ie
Krankheit kornmt in
Schüben: Immer wieder bin
ich tagelang ans Bett gefes-
nlch arbeite
am ComPuter, wenn
selt. Dann bin ich zu müde, um
mich auf den Beinen zu halten. Abri'echselnd friere und schwitze ich.
Oft schmerzt mein ganzer Körper s-ie bei einer Grippe -, und mir ist
mir besser
geht. Alleres
übel. Bei einem starken Schub wer-
wahnsinnig. Dann nützt
auch das Morphium nicht mehr,
de ich fast
dings kann
ich mich
nur wenige
Minuten
konzentrieren)
ich täglich gegen die Schmerzen
nehme. In solchen Zeiten ftihle ich
mich hilflos und bin mit meinen
Nerven am Ende.
Vor sechs Jahren riss mich die
Krankheit von einem Täg auf den
anderen aus meinem aktiven Ledas
ben.
An einem Februarmorgen
er-
s'achte ich mit schmerzenden Glie-
dern. Ich versuchte
aufzustehen,
war aber zu erschöpft und konnte
nur schlafen. So ging das tagelang.
Immer wieder versuchte ich,
mich aufz.urappeln. Dazu brauchte
ich literweise Cola und Grüntee.
Dann zwang ich mich regelrecht
auf die Beine und ging an die frische Luft. Ich probierte, mit erwas
\ordic \üTalking auf Tiab zu kommen. Doch je mehr ich mich ansrrengte, desto schlechter ging es
mir. Das blieb wochenlang so.
Sieben Arzte
und
Psychiater
konnten nicht feststellen, woran ich
Früher arbeitete ich in einem Beer-
lVebseite über das Erschöpfungs-
digungsinstitut. Man muss dort
syndrom,
aufzuklären. Ausserdem studiere
würfe: Sie hielt mich einfach für
feinfühlig vorgehen, und das machte mir Freude. Ich beriet Angehöri-
Faul. Nach einem Jahr trennte sie
ge, bahrte dieVerstorbenen
aufund
sich von mir.
gestempelt. Das tat weh. Oft war
ich einsam und weinte vor Müdig-
dekorierte die Kirche. Als ich erkrankte, kündigte mir mein Arbeitgeber. Da die IV meinen Antrag
ablehnte, bin ich vom Sozialamt
keit und
abhängig.
dings kann ich mich nur wenige
Minuten konzentrieren.
Sehnsüchtig denke ich an die
Zeit zurick, als ich gesund ur-rd
aktiv war. Damais engagierte ich
mich in einem buddhistischen Verein. Dieses Hobby musste ich aufgeben, wie andere auch: Ich kann
nicht mehr wandern, ins Kino gehen oder Kollegen treffen. Selbst
leide. Viele Bekannte unterstellten
mir. ich sei nur träge. Sogar meine
Frau machte mir zunehmend Vor-
Ich fühlte mich als Simulant ab-
Schmerzen. Erst nach
18 Monaten stellte ein Arzt die
Diagnose: Ich leide am chronischen
Erschöpfungssyndrom.
Neben meinem Bett steht der
Computer. \fenn es mir jeweils etwas besser geht, arbeite ich an einer
um
Missverständnisse
ich die buddhistische Lehre. Aller-
das Einkaufen ist
Bleierne Müdigkeit: Ein Virus könnte die Ursache sein
Menschen mit chronischem
Erschöpfungssyndrom (Chronic
Fatigue Syndrom) fühlen sich
über Monate oder Jahre körper-
lich und geistig erschöpft.
Betroffene haben Schmerzen
in Muskeln, Gliedern und Kopf.
Sie können sich schlecht konzentrieren. Typisch ist: Strengen
sie sich an, fühlen sie sich
anschl iessend noch schlechter.
Jeder zehnte Patient muss die
meiste Zeit im Bett verbringen.
Das Erschöpf ungssyndrom tritt
häufig nach einer lnfektionskrankheit auf. Die Ursache ist
mir oft zu
Zum Glück standen meine bei-
Barr. ln der Schweiz sind etwa
1 8 000 Menschen betroffen,
den Töchter, zwei Freunde und eine
rund dreimal mehr Frauen als
Männer. Jeder zweite Patient
erholt sich im Laufe der Zeit.
So gibt es Menschen, die mich be-
Nachbarin von Anfang an zu mir.
für mich einkaufen oder
mich mal zum Essen einladen,
suchen,
nicht geklärt. Forscher fanden
aber Hinweise darauf, dass
Viren die Krankheit auslösen,
Kontakt und lnformationen
wenn es mein Befinden zulässt.
Die Zuneigung dieser Menschen
www.verein-cfs.ch
www.tired.ch
macht mir Mut. Meine
Hoffnung ist, dass ich
etwa das Herpes-Virus Epstein-
www.fatigatio.de
werde und wieder arbeiten kann.
Aufgeze ic hnet: Fri d1
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Gesundheitstipp Februar 201
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