AZ vom 23.11.2015

AARGAUER ZEITUNG
www.aargauerzeitung.ch
MONTAG, 23. NOVEMBER 2015
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BADEN
BADENER TAGBLATT BADEN-WETTINGEN, ZURZACH-AARETAL
Erich Obrist ist durchmarschiert
Baden Der wilde Ex-SPler wies auch «Last-minute-Kandidat» Leutwyler in die Schranken
VON ROMAN HUBER UND MARTIN RUPF
Baden hat gewählt. «Einen Menschen
und nicht einfach einen Politiker», sagte Ehrenbürger Sepp Schmid anlässlich
der Wahlfeier von Erich Obrist in der
«Rampe». Auch wenn eigentlich schon
vor dem zweiten Wahlgang der «Mist
geführt» war, fand sich eine grosse und
illustre Gesellschaft ein. Personen aus
allen Stadtparteien und verschiedenen
Ecken der Kultur waren da zugegen,
um mit ihrem neuen (parteilosen)
Stadtrat ein Fest zu feiern. In den zahlreichen Gratulationsbotschaften wurde
auch die Bereitschaft spürbar, Obrist in
zwei Jahren wieder zu unterstützen, allenfalls auch, wenn es um höhere Aufgaben gehen würde. Obrist freute sich
über das gute Resultat und kündigte gegenüber Freunden und Unterstützern
gleich selber an: «Ich hoffe, dass ich
2017 wieder mit euch rechnen darf.»
Obrist (55), nun Nachfolger von Daniela Berger (SP) holte am Wochenende
3434 Stimmen, während sein Konkurrent Jean-Pierre Leutwyler (ebenfalls
parteilos) nur auf 615 Stimmen kam.
Von den 11 680 Stimmberechtigten
wählten lediglich deren 4738, was einer
Stimmbeteiligung von 38,8 Prozent entspricht. 422 leere und 60 ungültige
Wahlzettel dürften vor allem aus denjenigen Lagern stammen, deren Kandidaten im ersten Wahlgang auf der Strecke
blieben. In Prozenten erreichte Obrist
rund 74 Prozent aller Abstimmenden,
während es Leutwyler auf 13 Prozent
brachte. 13 Prozent legten leer ein.
KOMMENTAR
Jetzt braucht es
den Tatbeweis
S
eien wir ehrlich: Den zweiten
Wahlgang und die Kandidatur
Jean-Pierre Leutwylers darf man
als Farce bezeichnen, ohne
gleich als Zweifler an den demokratischen Rechten hingestellt zu werden.
Verärgerte Wähler hatten zwar die Möglichkeit mit einer Leer- oder LeutwylerStimme ihren Unmut über die wilde
Kandidatur Erich Obrists oder das
von Roman Huber
Scheitern ihres Favoriten im ersten
Wahlgang kundzutun. Die klare Mehrheit der Badener aber setzt ihre Hoffnung in einen Stadtrat, der es versteht,
Brücken zu bauen: innerhalb des Stadtrates, zur Bevölkerung, zu Einwohnerrat und Verwaltung und zu den Nachbargemeinden. Auf den Schultern von
Obrist liegt eine schwere Last. Es ist diejenige der hohen Erwartungen. Darum
braucht es von Obrist bald den Tatbeweis. Wer an der gestrigen Wahlfeier in
die Runde blickte, entdeckte niemanden, der daran zweifeln würde, dass
dieser schon recht bald erfolgen werde.
@ [email protected]
Baden
Leutwyler: «So sei es»
Deutliches Ja: RPB
soll eine AG werden
Jean Pierre Leutwyler (42), erst im
zweiten Wahlgang ins Rennen gestiegen, war gestern Nachmittag nur für eine schriftliche Stellungnahme erreichbar. Auf die erste Frage, wie seine erste
Reaktion ausfalle, antwortete er knapp
und bündig: «Baden hat gewählt. So sei
es.» Ob er nicht enttäuscht sei? «Nein,
ich bin nicht enttäuscht». Ob er denn
eine Erklärung für die sehr deutliche
Niederlage habe? «Herr Obrist scheint
über die bessere Lobby zu verfügen.»
Auf die Frage, ob es Leutwyler im
Nachhinein bereue, nicht mehr Wahlkampf betrieben zu haben, sagt er klar:
«Nein.» Auch bereue er es nicht grundsätzlich, auf gewisse Stimmen gehört zu
haben, die ihn zur Kandidatur überredet hätten. Und auf die letzte Frage, ob
mit ihm bei den Gesamterneuerungswahlen im Herbst 2017 zu rechnen sei,
Mit 3552 Ja zu 932 Nein haben die Badener der Rechtsformänderung des Regionalen Pflegezentrums Baden (RPB)
klar zugestimmt. Das RPB soll in eine
AG mit öffentlichen Zwecken umgewandelt werden. Die Verantwortlichen
glauben so, ihre Strategie mit Konzentration auf dem Platz Baden besser umsetzen zu können. Im Vorfeld der Abstimmung kamen kritische Stimmen
auf, weil die Stadt der AG das ihr gehörende Land und die dazu gehörenden
Gebäude übergeben will. Entsprechend
erfreut kommentiert SP-Stadträtin
Regula Dell’Anno das Resultat. «Das ist
ein deutliches Zeichen des Vertrauens
gegenüber dem Stadtrat, aber auch
dem Einwohnerrat. Ich bin froh, ist der
von uns eingeschlagene Weg an der Urne bestätigt worden.» (MRU)
INSERAT
Viel Applaus und ein glücklicher Erich Obrist, der sich auf die Herausforderung als Stadtrat freut.
kommt eine klare, wie auch wiederum
knappe Antwort: «Nein.»
Im ersten Wahlgang hatte sich Erich
Obrist gegen Mario Delvecchio (FDP)
als schärfstem Mitbewerber mit über
500 Stimmen durchgesetzt. Jürg Caflisch, sein ehemaliger Parteikollege und
Bezwinger in der innerparteilichen
Ausmarchung, lag abgeschlagen zurück. Jean-Pierre Leutwyler meldete
sich kurz vor Torschluss der Anmeldefrist für den zweiten Wahlgang an.
Weitere Fotos und Videos
auf www.badenertablatt.ch
ALEX SPICHALE