Bei Hirschen macht Fett eine gute Figur Ein Schlammbad, viel

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Wald & Jagd
BAUERNBLATT l 22. August 2015 ■
Wildtiere legen im Hochsommer ihre Kraftreserven an
Bei Hirschen macht Fett eine gute Figur
Viel Fett ansetzen und kräftig an
Gewicht zulegen: Das ist das Motto
des Sommers. Rothirsche machen
nämlich nur dann eine gute Figur
bei der Partnerwahl im Herbst,
wenn sie sich im Hochsommer genug Fettreserven angefressen haben. Um rund und gesund in die
Brunft zu starten, wird gefressen
und geruht.
Jetzt kann man Hirschrudel beim
Äsen beobachten und beleibte Feisthirsche friedlich nebeneinanderstehen sehen. „Der Jäger spricht von
der Feistzeit“, sagt Hilmar Freiherr
von Münchhausen, Geschäftsführer
der Deutschen Wildtier Stiftung. Die
Rotwild-„Damen“ kümmern sich
fürsorglich um ihren Nachwuchs.
„Das Kahlwildrudel ist ein Zusammenschluss von mehreren Kleinfamilien, die aus Alttier, Kalb und Jährling bestehen“, erläutert er.
Erst im September lösen sich die
Hirschrudel dann schlagartig auf,
und die beginnende Paarungszeit
macht aus ihnen wieder Konkurrenten. Während Rothirsche im Herbst
Erst im September lösen sich die Hirschrudel schlagartig auf. Aus den Hirschen werden dann Konkurrenten um die
Weibchen.
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
erbitterte Rivalen um die Gunst der
Hirschkühe sind, gehen sie in der
Feistzeit jeder Rauferei aus dem
Weg. Eventuelle Auseinandersetzungen werden nicht mit dem Geweih, sondern mit den Vorderläufen
ausgetragen. Das hat auch einen anderen Grund: Bei den meisten Rot-
hirschen ist das Geweih noch mit einer bastartigen, weichen Haut überzogen. Dieses Bastgeweih ist durchblutet und schmerzempfindlich.
„Bald beginnen die älteren Hirsche
als Erste, dieses Bastgeweih zu fegen“, erklärt Hilmar Freiherr von
Münchhausen. Sie streifen die tro-
ckene, abgestorbene Basthaut an
Zweigen und Büschen ab. Darunter
kommt dann das neue Geweih zum
Vorschein – und die friedliche Feistzeit neigt sich dem Ende zu.
Eva Goris
Deutsche Wildtier Stiftung
Tricks, mit denen Wildtiere „cool“ durch den Sommer kommen
Ein Schlammbad, viel hecheln und dann schlafen!
Sonne satt! Deutschland erlebt ein
Sommermärchen mit Temperaturen von über 30 ˚C. Die Hitzewelle
rollt bundesweit, vom „SaharaSommer“ ist die Rede. Manche mögen`sheiß,dochmancheebenauch
nicht. Herz und Kreislauf laufen
jetzt auf Hochtouren, man fühlt
sich schlapp und träge. Da hilft nur
eins: Sonne und Stress vermeiden,
entspannt im Schatten abhängen
und schwimmen gehen.
„So oder ähnlich reagieren auch
unsere Wildtiere auf die tropische
Hitze“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Doch sie haben noch andere
Tricks drauf, um „cool“ zu bleiben.
Wer Fell und Federn hat, kann
nicht richtig schwitzen. „Viele Tiere
haben keine oder nur sehr wenige
Schweißdrüsen“, sagt die Pressesprecherin. Das ist bei Hitze durchaus
von Nachteil, denn Schweiß sorgt für
Kühlung. „Der Fuchs macht es wie
auf dem Balkon Vogeltränken als
Bade- und Trinkgelegenheit auf.“
Der Storch hat einen „anrüchigen“
Klima-Trick: Er bekotet seine Beine.
Die Verdunstung der Ausscheidung
bewirkt den Kühleffekt.
Ansonsten verhalten sich Wildtiere bei hohen Temperaturen wie der
Mensch: Sie meiden die pralle Sonne
und gehen baden. „Bei Rothirschen
und Wildschweinen spricht man
vom Suhlen, wenn sie sich im
Schlamm wälzen“, erläutert Eva Goris. Die Schlammpackung wehrt
obendrein lästige Parasiten wie Mücken, Bremsen und Zecken ab. Rotwild nimmt an heißen Tagen auch
gern ein Vollbad. Rehe hingegen
meiden selbst bei allergrößter Hitze
Der Rothirsch ist ein beachtlicher Schwimmer und sucht im Sommer Abküh- das Wasser. Dafür halten sie ausgielung.
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung big Siesta und werden erst gegen
Abend wieder aktiv.
der Haushund: Er hechelt“, erläutert Auch Vögel hecheln, wenn ihnen zu Weitere Infos: www.wildtierland.de
sie. „Dabei verdampft Speichel über heiß wird. Außerdem suchen sie
Eva Goris
die Zunge, und die verdunstende Wasserstellen auf. „Vogelfreunde
Deutsche Wildtier Stiftung
Feuchtigkeit kühlt den Körper ab.“ stellen deshalb jetzt im Garten und