Baumeister Schwarzspecht fehlen die Bäume! Deutsche Wildtier

Baumeister Schwarzspecht fehlen die Bäume!
Deutsche Wildtier Stiftung: Wohnungsmangel im Wald macht Rote-ListeTiere obdachlos
Hamburg, 27. Dezember 2016. In Deutschland wird zu wenig gebaut. Da sind sich die
Experten der Immobilienbranche einig. Auch 2017 wird die niedrige Neubauquote zu
einem verstärkten Mangel an Wohnraum führen; so die Prognose. Auch für Wildtiere
ist das Wohnungsangebot nicht gerade üppig. Es gibt zwar keine Mieten, doch immer
weniger geeignete Lebensräume machen den tierischen Wohnungssuchenden das
Überleben schwer.
Auch kostenloser Wohnraum muss von jemandem gebaut und zur Verfügung gestellt
werden. Der Schwarzspecht ist der perfekte Wohnungsbauer im Wald. Er legt
Baumhöhlen an, die von vielen Tieren ohne Kaution und Abstandszahlung als
Nachmieter genutzt werden. Doch der fliegende Baumeister hat ein Problem: Es
mangelt ihm an geeigneten Bäumen. Und so bleiben die potentiellen Nachmieter
seiner Höhlen wie Bienen und Rauhfußkäuze, Siebenschläfer und Baummarder sowie
das Tier des Jahres 2017 – die Haselmaus – obdachlos. Mit ihnen müssen etwa 50
weitere Arten auf geeignete Baumhöhle warten.
Der Schwarzspecht hat auf dem „Baumarkt“ einen knallharten Konkurrenten: die Forstund Holzwirtschaft. Er konkurriert quasi mit der Kettensäge um das „Baumaterial“,
denn dicke Stämme sind auf beiden Seiten begehrt. Und der Schwarzspecht fängt erst
an zu bauen, wenn die Stämme mindestens 40 cm dick sind. Rotbuchen sind bei
Schwarzspechten besonders beliebt – und bei den Menschen auch.
Der Schwarzspecht ist nicht nur ein perfekter Baumeister, wenn es um die eigenen
Bedürfnisse geht: Europas größte Spechtart – er ist fast so groß wie eine Krähe – trägt
also im Ökosystem Wald ganz entscheidend zur Artenvielfalt bei. Ist die
Schwarzspecht-Höhle erst gebaut, wird sie Jahrzehnte lang als Brut- und Wohnstätte
genutzt. Sie dient auch als Versteck und Überwinterungsquartier für viele Tierarten;
einige stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
Obwohl Spechthöhlen im Wald dringend benötigt werden, entstehen Neubauten nur
selten. In einem Schwarzspecht-Revier wird etwa alle fünf Jahre eine neue Höhle
gebaut. Das heißt: Auf einer Fläche von zehn Quadratkilometern liegt die Neubaurate
bei weniger als einem Höhlenbaum pro Jahr. Es mangelt einfach an geeigneten
Bäumen.
Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb hat die Deutsche Wildtier Stiftung ein Projekt
als Träger begleitet, in dem vor zehn Jahren 282 Schwarzspecht-Höhlenbäume
kartiert, mit GPS erfasst und dauerhaft markiert wurden. 2016 wurden diese
Schwarzspecht-Höhlen untersucht, um den Status quo zu begutachten und die
„Nachmieter“ zu besuchen.
Häufigster Nachnutzer von Schwarzspecht-Höhlen im untersuchten Gebiet ist die
Hohltaube. Direkter Vormieter der Hohltaube war entweder der Baumeister selbst oder
Dohlen, die dort gebrütet haben. Es gab sogar 21 Doppelbelegungen: eine Art „WG“
von Hohltauben mit Dohlen, Schwarzspechten, Bienen und Siebenschläfern.
Um dem fliegenden Häuslebauer zu helfen, empfiehlt die Deutsche Wildtier Stiftung für
das Biosphärengebiet Schwäbische Alb eine naturverträgliche Waldbewirtschaftung,
die sich an den Walderneuerungsprozessen der Buchen-Urwälder orientiert. In den
letzten zehn Jahren sind in der Pflegezone des Biosphärengebietes Schwäbische Alb
allein durch Stürme 24 Höhlenbäume vernichtet worden.
Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
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