Seite 24 · 1. Februar 2015 · Sonntags-Zeitung GEMEINDEREPORT »Die Gemeinde muss zusammenwachsen« Jugendarbeit und ein vielfältiges Gottesdienstangebot gehören zu den Schwerpunkten in Bad Endbach • Von Theresa Röser L aufkundschaft haben wir eigentlich keine«, sagt Gaby Trenk. »Viele Kunden kommen bewusst zu uns.« Draußen vor dem Laden der Kirchengemeinde Bad Endbach laufen Schulkinder vorbei. Doch sie werfen keinen Blick in den »LeseRaum« von Gaby Trenk und Birgit Koch. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Kirchengemeinde Bad Endbach haben viel Arbeit in die Gestaltung des Raumes gesteckt. Regale voll mit Büchern reihen sich an den Wänden aneinander, an einer Seite steht ein Tisch mit Geschenkartikeln. Ein Sofa und zwei Sessel samt Tisch laden zum Verweilen ein. Bücher kaufen, tauschen oder einfach einen Kaffee trinken, das ist das Konzept des Leseraums. »Früher war das der Gemeinderaum«, erzählt Gaby Trenk. »Er wurde nicht mehr genutzt und wir haben ihn als Leseraum eingerichtet.« »Ich habe einen Traum von Ge- DREI FRAGEN AN ... ... Pfarrer Michael Clement: Was macht einen Gottesdienst zu einem Traumgottesdienst? ? Wenn sich viele daran beteiligen und alle Altersgruppen vertreten sind und die Botschaft des Evangeliums viele Menschen erreicht. Miteinander Gott gepriesen und gelobt wird auf ganz unterschiedliche Weise. ? Welche Person wären Sie gerne für einen Tag? Warum sollte ich jemand anderes sein wollen? Gott hat mich so gemacht. Mit Ecken und Kanten, unvollkommen, aber so will ich auch mit Gottes Hilfe durch das Leben gehen. ? Wen würden Sie gerne in Ihren Gottesdienst einladen? Margot Käßmann. meinde«, sagt die Mitarbeiterin. Dann überlegt sie einen Moment. »Die Gemeinde muss zusammenwachsen, Gemeinsamkeiten entwickeln«, beginnt sie. »Damit junge Leute bleiben und die Gemeinde wieder ansprechend und reizvoll wird.« Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie in der Kirchengemeinde Bad Endbach mit. Zweimal pro Woche öffnet sie den Leseraum, hilft bei Veranstaltungen der Jugendkirche oder der Konfirmandenarbeit. »Ich fühle mich hier gut aufgehoben«, sagt Gaby Trenk. »Das ist meine Heimatgemeinde.« Ihre Eltern richteten vor einigen Jahren einen Büchertisch ein. »Irgendwann wollten sie es nicht mehr weitermachen«, sagt Gaby Trenk. »Ich dachte, die Idee darf nicht sterben.« Aus einem einzelnen Tisch wurde ein Laden. »Ein Treffpunkt für alle«, sagt Birgit Koch. Auch sie ist ehrenamtlich in der Gemeinde aktiv. Die Kirchengemeinde möchte sich räumlich erweitern Die Kirche steht mitten im Ort. Gegenüber liegt das Gemeindehaus. Die Kirchengemeinde hat es vor rund zehn Jahren gekauft und umgebaut. »Vorher war es eine Bankfiliale«, weiß Pfarrer Michael Clement. »Wir haben eigentlich zu viel Raum«, sagt er dann und ergänzt: »Ich würde das Gebäude nebenan auch noch kaufen.« Er lacht. »Das sind aber nur Wunschträume.« Denn die Kirchenverwaltung der EKHN will langfristig Miete einsparen und Raumangebote optimieren. Rund 1150 Mitglieder hat die Gemeinde in Bad Endbach. 30 Personen bilden den Kern der Mitarbeiter. »Der ganze große Kreis sind mindestens 80 Ehrenamtliche«, schätzt Pfarrer Michael Clement. Eineinhalb Pfarrstellen gab es in Bad Endbach bis vor wenigen Monaten. Seit Januar ist Michael Clement alleine. Sein Kollege, Rüdiger Jung, war für die Klinik- und Altenseelsorge verantwortlich. »Die Verwaltung der Stelle geht an das Dekanat, seine Arbeit bleibt uns aber erhalten«, sagt Clement. Er ist dankbar, dass er die zusätzliche Arbeit nicht übernehmen muss. Seit rund sechs Jahren ist der 50-Jährige Pfarrer in Bad Endbach. Als er sich auf die freie Stelle im Dekanat Gladenbach beworben hatte, kannte er Bad Endbach bereits. »Ich habe vor einigen Jahren ein Praktikum in der Gemeinde gemacht.« Ob er über die Pfarrstelle in der Kirchengemeinde BAD ENDBACH ■ Kirchengemeinde Bad Endbach; Pfarrer Michael Clement Email: [email protected] Telefon: 0 27 76 / 92 10 82 Alte Bergstraße 3 35080 Bad Endbach www.kirche-bad-endbach.de glücklich ist? Der Pfarrer zögert. »Doch«, sagt er dann. »Es ist immer etwas los und es gibt hier viele motivierte Menschen.« Motiviert ist auch Ilona Pfeiffer. Die Gemeindesekretärin gibt in ihrem Büro Schülern Deutschunterricht. »Das mache ich ehrenamtlich«, sagt sie. Im Dorf leben seit einiger Zeit auch Flüchtlingsfamilien. Die Kinder kommen nach der Schule in das Gemeindebüro. »Die Unterstützung ist wichtig«, sagt Ilona Pfeiffer. Besonderer Schwerpunkt der Gemeinde ist die Jugendarbeit. Zwei Mitarbeiter gestalten die Angebote für Kinder und Jugendliche. Tim Degé ist seit rund sechs Jahren Jugenddiakon in Bad Endbach. Stefan Fuchs ist erst einige Monate Mitarbeiter der Gemeinde. Doch er hat schon die Jungschar für Kinder bis 14 Jahre initiiert. »Es gibt viele Aktive und viel Leben«, sagt er. »Das zeigt, dass diese Gemeinde eine Zukunft hat.« Teenkreis, Jugendkreis oder der Junge-Leute-Kreis, eine Rocknacht und Freizeiten sind nur einige Angebote der beiden. Die Jugendlichen bringen sich in die Gemeinde ein »Es gab hier immer schon viel«, sagt Tim Degé. »Wir haben die Angebote ergänzt und erweitert und entwickeln neue Projekte mit den Jugendlichen.« Es sei wichtig, dass junge Leute ihre Fähigkeiten einbrächten. Zweimal pro Woche öffnet die Gemeinde die »Christothek«, ein Treffpunkt mit Billard, Tischkicker und anderen Spielen. »Es ist wichtig, ein großes Angebot zu machen«, sagt auch Michael Clement. »Kirchenmusik gehört zu den Themen einer Gemeinde«, findet der Pfarrer. Ju- Fotos: privat/Jugendkirche, Michael Clement; esz/Theresa Röser Die Kirchengemeinde in Bad Endbach macht viele Angebote. Gottesdienste für alle Altersklassen und eine gute Jugendarbeit sollen die Einwohner stärker an die Gemeinde binden. Pfarrer Michael Clement will die Gemeinde gemeinsam mit den Ehrenamtlichen weiter entwickeln. Die Kirche steht mitten im Dorf, in dem immer mehr Geschäfte schließen. Auch deshalb versteht sich die Gemeinde als Zentrum des Ortes. Die Rocknacht der Jugendkirche ist fester Bestandteil im Jugendprogramm. Musikgruppen aus der Region treten dort auf. Pfarrer Michael Clement sorgt für seine Kirchengemeinde. gendband, Kirchenchor, Organist und eine Gruppe von Sängern für Abendgottesdienste sind in Bad Endbach aktiv. »Der Gottesdienst ist das zentrale Element einer Gemeinde«, sagt Pfarrer Clement. Er wünscht sich, dass der Gottesdienst weiter in das Zentrum der Gemeinde rückt. »Das gelingt durch die große Vielfalt nicht immer.« Ein Gottesdienst am Sonntag, ein monatlicher Abendgottesdienst und Kindergottesdienste bieten Platz für alle Altersgruppen. Anfangs habe er sich schwer damit getan, dass es so viele Gottesdienstangebote in der Gemeinde gibt. »Inzwischen sehe ich das anders.« Es sei wichtig, verschiedene Angebote für die Gemeindemitglieder bereitzuhalten. »Jeder Gottesdienst ist anders, hat seine eigenen Qualitäten«, ist sich der Pfarrer sicher. Den Abendgottesdienst besuchten auch junge Familien. »Das ist ein Treffpunkt für unsere Gemeinde.« In den Gottesdienst am Sonntag kämen eher Ältere. Dass der Gottesdienst dann schon um 9.15 Uhr beginnt, hat einen Grund: »Ich muss um 10.30 Uhr im Ortsteil Wommelshausen den Gottesdienst halten«, erklärt der Pfarrer. »In Bad Endbach gibt es ein schwieriges Thema«, sagt Michael Clement. Er meint die Kirchenvorstandswahl im April. Bisher hat die Gemeinde nicht genug Kandidaten gefunden, um einen Kirchenvorstand zu bilden. Nur drei amtierende Mitglieder stehen erneut zur Wahl. »Einige scheiden aus Altersgründen aus«, erklärt der Pfarrer. »Es ist schwierig, Menschen zu finden, die kandidieren wollen.«, sagt er. »Viele wollen keine so große Verantwortung mehr übernehmen.« Fast 60 Leute habe der Benennungsausschuss gefragt. »Bis zur Kirchenvorstandswahl im April wird es noch mal schwierig.«
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