Empfehlungen für die logopädische Therapie: Demenz, Sprache und Ressourcen (Plädoyer für die Indikation) Eine heilpädagogisch orientierte Logopädie-Therapie geht von den noch vorhandenen Ressourcen der primär und sekundär betroffenen Personen und des Umfeldes aus. Die ärztliche und neuropsychologische Diagnose ist dabei einzubeziehen. Die Ressourcenbilanz für die chronisch-progrediente Erkrankung Demenz sieht wie folgt aus: • • • • • Therapie-Ressource der Behandler: Multiprofessionelle Zugänge und Angebote ergänzen sich. Kognitive Ressource des Primärbetroffenen: Bei eine Biografie in der Bildung eine wichtige Rolle spielt, bleibt die Intelligenz als vernetzte Erfahrung länger erhalten (während die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit abnimmt). Sprachstrukturelle Ressource des Primärbetroffenen: Vor allem bei der Alzheimerschen Erkrankung können wir im ersten Stadium von einer gut erhaltenen Lese- und Schreibfähigkeit auf Textniveau (beginnende Demenz) bzw. auf Wortniveau (mittleres Stadium) ausgehen. Nonverbale Ressource des Primärbetroffenen: Der Ausdruck von Emotionen ist eine „uneinnehmbare Burg“; wenn der gesunde Gesprächspartner sich auf diese konzentriert, kann ein Dialog (über Emotionen) zu Stande kommen. Kommunikative Ressource der Sekundärbetroffenen: Der gesunde Gesprächspartner hat die Möglichkeit, das Gespräch zu verlangsamen (Tempoaspekt), Stress auf beiden Seiten abzumildern (Klimaaspekt) und sich von Ansprüchen an den Informationsgehalt (Informationsaspekt) zu lösen. Die Liste versteht sich dabei nur als Ausschnitt. Der Satz „Verwirrt nicht die Verwirrten“ muss ergänzt werden durch „Aktiviert die noch Aktiven, stiftet Sinn, Orientierung und Kontakt (über Lesen, Schreiben und Gespräche)“, denn: Wir haben klare Ressourcen zu erwarten. Die angeführten Argumente sollen einem Nihilismus entgegenwirken. Literatur zur Vertiefung: Steiner, J. (2010). Sprachtherapie bei Demenz. Aufgabengebiet und ressourcenorientierte Praxis. München: Reinhardt
© Copyright 2024 ExpyDoc