F reundlich begrüßt uns die Künstlerin Lilo Werner in ihrem Haus, das in einem verwunschenen Garten in Eiserfeld liegt. Ihre jungen Augen lächeln uns an. Ihre Haare trägt sie offen, vorn eher weiß, hinten dunkler gesträhnt. Zu einer grauen Hose trägt sie ein modernes graues T-Shirt mit Aufdruck und klassische Sandalen. Eine zarte goldene Uhr und ein Ring schmücken ihre Hand, um den Hals trägt sie eine Kette. Keine Brille, kein Stock. Selbstbewusst und entspannt führt sie uns erst einmal in die obere Etage. Kaum zu glauben, dass Lilo Werner dieses Jahr am 27. Juni ihren 90. Geburtstag feiert. Hier oben ist das Herzstück ihres „Vaterhauses“: ihr Atelier. Seit Jahrzehnten sitzt oder steht sie hier vor der Staffelei und vor ihr auf dem Tisch steht ein Wirrwarr von Pinseln, Farben, diverse Materialien. Ein leichter Geruch von Terpentin und Ölfarben liegt in der Luft. Um sie herum stehen und hängen Werke aus vielen Jahren. Ein kreatives Chaos. Wunderschön ist der Ausblick aus dem Fenster in den Garten. An der Wand fällt zwischen den eng gehängten Bildern sofort ein Pastellporträt auf: ein Selbstporträt von 1981. Sie ist in allen Techniken zu Hause, Ölmalerei, Collagen, Glasmalerei, Porzellanarbeiten, die sie bis heute fertigt. Im Keller steht ihr alter Brennofen. In Vitrinenschränken kann man die zarten Gebilde aus dem „weißen Gold“ oder auch bemalte Glasgegenstände betrachten. Wir sind inzwischen im Wohnzimmer angekommen, wo zwei gegenüberliegende Blumensofas zum Verweilen einladen. Der Blick geht wieder in den Garten, wo ein gewaltiger Kirschbaum die Terrasse überwuchert. Wie toll muss der Anblick bei der Kirschblüte sein. Man fühlt sich in ein englisches Cottage versetzt. Während des Krieges studierte Lilo Werner an der Folkwang Meisterschule Essen acht Semester Kunst und Gestaltung. Trotz der widrigen Umstände und Bombenangriffe in Essen der 1940iger Jahre war es eine prägende und schöne Zeit für die junge Frau, an die sie sich noch heute besonders gern erinnert. Nach dem Krieg war der Traum als freischaffende Künstlerin zu arbeiten erst einmal ausgeträumt und wieder zu Hause in Kirchen, später in Eiserfeld, bei der Familie, konnte sie als technische Zeichnerin erst einmal Fuß fassen. Dann heiratete sie und der Alltag mit Ehemann und Kindern forderte sie. Doch nahm sie sich auch immer wieder Zeit, um mit Pinsel und Kreide auf der Leinwand fit zu bleiben und zu experimentieren. Auf die Frage, wie sie so fit geblieben ist, schmunzelt sie und gibt den Tipp: „Gymnastik mache ich keine mehr (seit ihren Bandscheibenproblemen letztes Jahr), aber ich achte auf eine gesunde Ernährung und Lebensweise.“ Und ihre Kreativität hält sie (Sternzeichen Krebs) natürlich beweglich. Es gab Ausstellungen von Lilo Werner. Die letzte vor vier Jahren in Kirchen im Heimatmuseum, wo sie hauptsächlich Glas- und Porzellanarbeiten zeigte. 2015 plant sie irgendwann nach dem 90. Geburtstag eine Retrospektive ihrer vielseitigen Werke in Siegen, „irgendwie benefizartig“ soll es werden. Wir wünschen Lilo Werner noch viele gesunde und „coole“ Jahre. Happy Birthday! Text: Tessie Reeh Fotos: Rita Petri v org l ilo W erner Foto: Rita Petri estellt
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