21.10.2015 Frauen der Secession II - Liebermann

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PRESSEINFORMATION 26.10.2015
FRAUEN DER SECESSION II
8. NOVEMBER 2015 BIS 29. FEBRUAR 2016
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 5. November 2015, 11 Uhr
Liebermann-Villa am Wannsee
Die Liebermann-Villa zeigt vom 8. November 2015 bis 29. Februar 2016 in
der Ausstellung Frauen der Secession II Werke von vier Künstlerinnen
der Berliner Secession: Julie Wolfthorn, Charlotte Berend-Corinth, Maria
Slavona und Augusta von Zitzewitz.
Mehr als 40 Gemälde, Graphiken und Pastelle der vier Künstlerinnen
kommen für die Ausstellung zumeist aus Privatbesitz an den Wannsee.
Viele Gemälde wurden noch nie ausgestellt. Gezeigt werden Landschaften,
Stillleben, Akte und Porträts.
Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei auf den Werken
Julie Wolfthorns. Wolfthorn stammte aus einer jüdischen Familie. Sie war
Gründungsmitglied der Berliner Secession und setzte sich besonders für die
Belange von weiblichen Künstlerinnen ein. 1942 wurde sie von den
Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, in
dem sie 1944 umkam.
Für viele Frauen, die sich Ende des 19. Jahrhunderts der Kunst zuwandten,
war die künstlerische Betätigung ein Ausdruck der Emanzipation. Zu diesem
Zeitpunkt gab es in Deutschland noch keine Kunstakademie, die Frauen zum
Studium zuließ. Frauen mussten ihre künstlerische Ausbildung über den
Weg von Privatschulen oder einem Studium im Ausland bewerkstelligen.
Obwohl trotzdem immer mehr Frauen im männlich geprägten Kunstbetrieb
Fuß fassten und sich künstlerisch etablierten, hatten sie kaum öffentliche
Positionen inne, beispielsweise in einer Jury oder in einem Ankaufgremium.
In der öffentlichen Wahrnehmung wurden sie und oftmals ironisch und
abwertend als „Malweiber“ bezeichnet. Eine kunstwissenschaftliche
Beschäftigung mit dem Werk einzelner Künstlerinnen begann Ende der
1960er Jahre, meist aber sehr viel später. Bislang sind ihre Werke nur auf
wenigen Ausstellungen gezeigt worden.
Liebermann-Villa
am Wannsee
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Julie Wolfthorn (1864-1944)
Julie Wolfthorn gehörte 1898 zu den Gründungsmitgliedern der Berliner
Secession. Sie war zu dieser Zeit eine der bekanntesten Künstlerinnen und
hatte sich schon vor 1900 einen Namen als Porträtistin gemacht. Ihre
Frauenporträts zeigen einen modernen Typ Frau, selbstbewusst,
bewegungsfreudig und aus den gängigen Konventionen befreit. Wolfthorn
engagierte sich bis 1933 intensiv um die Förderung der Frauenkunst und
war Mitglied bzw. Gründungsmitglied in verschiedenen
Künstlerinnenvereinigungen, u.a. im Verein Berliner Künstlerinnen, der
GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer) und im
Hiddensoer Künstlerinnenbund. Auf Hiddensee entstanden auch einige von
Wolfthorns schönsten Landschaftsgemälden. Ende der 1920er Jahre
beschäftigte sich Wolfthorn verstärkt mit dem Thema der Aktmalerei.
Während des nationalsozialistischen Regimes von 1933 bis 1939 durfte Julie
Wolfthorn als Jüdin nur noch im Rahmen des „Jüdischen Kulturbundes“
ausstellen. 1939 erfolgte ein Berufsverbot. Wolfthorn lebte bis 1942 in
Berlin-Tiergarten und wurde von dort ins Konzentrationslager
Theresienstadt deportiert, in dem sie 1944 umkam. Ein erheblicher Teil
ihres Gesamtwerks wurde in der Folge zerstört oder gilt als verschollen. Ihre
Verfolgung durch die Nationalsozialisten hat wesentlich dazu beigetragen,
dass die Künstlerin heute einem größeren Publikum unbekannt ist.
In Berlin ist seit 2005 eine Straße am Nordbahnhof nach Julie Wolfthorn
benannt.
Charlotte Berend-Corinth (1880-1967)
Charlotte Berend entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Berlin.
Da ihr künstlerisches Talent schon früh erkennbar war, erhielt sie Mal- und
Zeichenunterricht, so beispielsweise an der Schule des Berliner
Kunstgewerbemuseums. Mit 21 Jahren trat sie in die Malschule von Lovis
Corinth ein, der zu diesem Zeitpunkt schon ein bekannter Künstler war. Sie
wurde Corinths Modell und Muse und heiratete den Künstler im März 1903.
Trotz neuer Rolle als Verantwortliche eines Haushalts und als Mutter
behielt sie sich ihre Eigenständigkeit und unterhielt ein von ihrem Mann
unabhängiges Atelier. Seit 1906 stellte sie eigene Werke in der Berliner
Secession aus, deren Mitglied sie 1911 wurde. Besonders bekannt wurde sie
für ihre Landschafts- und Porträtbilder, wie beispielsweise das Porträt des
Schauspielers Max Pallenberg von 1917 (Stadtmuseum Berlin).Von Charlotte
Berend-Corinth stammt auch das Motiv des Ausstellungsplakates der
Frauen der Secession II, das ihre Tochter Mine Corinth auf einem Diwan
liegend und lesend zeigt (o.J., Jüdisches Museum Berlin).
1932 zog Charlotte Berend-Corinth nach Italien (ihr Mann Lovis Corinth war
1925 gestorben). Sie flüchtete 1939 vor den Nationalsozialisten über die
Schweiz in die USA.
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Augusta von Zitzewitz (1880-1960)
Der preußischen Adligen Augusta von Zitzewitz gelang es erst im Alter von
27 Jahren sich den Erwartungen und Konventionen ihres Elternhauses zu
widersetzen und eine Laufbahn als Malerin einzuschlagen. Von Zitzewitz
nahm an den Unterrichtsstunden des Vereins der Berliner Künstlerinnen
teil. Später setzte sie ihre Studien an der Académie Julien in Paris fort.
Sie beteiligte sich an Ausstellung des Vereins der Berliner Künstlerinnen
und war Mitglied der Freien Secession und des Deutschen Künstlerbundes.
Ein bevorzugtes Modell war ihre 1915 geborene Tochter Ilse-Marie, die sie in
zahlreichen Porträts festhielt. Sie porträtierte auch viele befreundete
Künstler, die ihren Salon in Berlin-Charlottenburg besuchten, darunter
Claire Waldoff, Rainer Maria Rilke und Gottfried Benn.
1933 wurde Augusta von Zitzewitz von den Nationalsozialisten mit einem
Mal- und Ausstellungsverbot belegt, da sie mit dem jüdischen
Kunsthistoriker Erich Römer verheiratet war. Ihre Werke wurden nicht
mehr ausgestellt, die meisten Bilder sind heute verschollen.
Ihren Beruf als Malerin nahm Augusta von Zitzewitz nach dem Ende des
2. Weltkrieges wieder auf. Sie war seit den 1950er Jahren wieder fester
Bestandteil der Berliner Kulturszene.
Maria Slavona (1865-1931)
Maria Slavona entstammt einer Apothekerfamilie aus Lübeck (ihr
bürgerlicher Name lautete Marie Schorer). Sie nahm bereits mit 17 Jahren
eine Mal- und Zeichenausbildung in Berlin auf und wechselte schließlich in
an die Malschule des Münchner Künstlerinnenvereins in die Klasse von
Ludwig von Herterich, die u. a. auch Käthe Kollwitz besuchte.
1890 siedelte Slavona nach Paris um, wo sie zusammen mit ihrem Freund,
dem deutsch-dänischen Maler Willy Gretor, ihren Münchner KünstlerFreundinnen Rosa Pfäffinger und Ivana Kobilca sowie dem dänischen
Bildhauer Hans Birch Dahlerup einen gemeinsamen Haushalt gründete.
Obwohl Slavona intensiv am Pariser Bohème-Leben teilnahm, ihre
uneheliche Tochter Lilly entsprang der Verbindung mit Gretor, spiegelt sich
dies bewusst nicht in ihrem Werk wider. Beliebte Motive sind
Kinderbildnisse, Stillleben und Landschaften.
1899 heiratete Slavona den Schweizer Kunsthändler Otto Ackermann. Ihr
Pariser Haus wurde zu einem Treffpunkt vieler bekannter Künstler,
darunter auch Max Liebermann und Edvard Munch. In Frankreich war
Maria Slavona an großen Ausstellungen (u.a. Société Nationale des Beaux
Arts, Salon d’Automne) beteiligt, auf Einladung von Walter Leistikow nahm
sie ab 1901 an Ausstellungen der Berliner Secession teil. 1906 kehrte sie mit
ihrer Familie nach Deutschland zurück, hier lebte sie zunächst in Lübeck
und dann ab 1909 in Berlin.
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Mit der Ausstellung Frauen der Secession II setzt die Liebermann-Villa die
2012 begonnene Präsentation von Künstlerinnen der Secession fort und
beteiligt sich gleichzeitig am Berliner Ausstellungskooperationsprojekt
Sechs Mal Secession. Sechs Berliner Museen und Kultureinrichtungen zeigen
im Winter 2015/2016 Ausstellungen zur Berliner Secession, darunter u.a. das
Bröhan-Museum und das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin.
Nähere Informationen zu der Ausstellungskooperation und den sechs
Secessionsausstellungen finden Sie auf der gemeinsamen Webseite:
www.berliner-secession.de
FRAUEN DER SECESSION II
Kurator: Dr. Martin Faass (Liebermann-Villa)
Laufzeit: 8. November 2015 bis 29. Februar 2016
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 5. November 2015, 11 Uhr
Ort: Liebermann-Villa, Colomierstr. 3, 14109 Berlin-Wannsee
Information: www.liebermann-villa.de, [email protected]
Telefon +49 (0)30-8058590-0, Fax +49 (0)30-8058590-19
Besucherdienst: +49 (0)30-8058590-12, [email protected]
Ausstellungsführungen: Sonntags 14 Uhr vom 15. November 2015 bis 28. Februar
2016 (Museumsticket + 3 €)
Sonderführungen auf Anfrage unter: +49 (0)30-8058590-12,
[email protected]
Begleitveranstaltungen zur Ausstellung unter:
www.liebermann-villa.de/veranstaltungen.html
Öffnungszeiten Liebermann-Villa: Täglich außer dienstags 11 – 17 Uhr
An Feiertagen geöffnet, am 24. und 31. Dezember geschlossen.
Eintritt: 6 €, ermäßigt 4 €, Gruppen ab 8 Personen: 5 € p. P., Familienticket: 14 €,
freier Eintritt für Jugendliche unter 14 Jahren.
Online-Tickets unter: www.liebermann-villa.de/.html
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