1 2 1910 annektierte Japan die strategisch wichtige Halbinsel Korea und unterdrückte die Bevölkerung jahrzehntelang. Als im Zweiten Weltkrieg Japan 1945 kapitulierte, rückten in Nordkorea russische und in Südkorea amerikanische Truppen ein, um die japanischen Truppen zu entwaffnen. Damit war das Land faktisch zweigeteilt. Versuche seitens der UNO Korea zu vereinen schlugen fehl. 1948 fanden in Südkorea freie Wahlen statt, Nordkorea boykottierte diese. Die UNO anerkannte die am 01.01.1949 eingesetzte südkoreanische Regierung als die legale Regierung Koreas, worauf die USA mit dem Abzug seiner Truppen begann. In Nordkorea wurde die Democratic People‘s Republic of Korea mit einer ähnlichen Verfassung wie in der Sowjetunion ausgerufen. Am 25.06.1950 griffen nordkoreanische Truppen Südkorea an, um die kommunistische Herrschaft auf ganz Korea auszudehnen. Die Resolution des UNO-Sicherheitsrates vom 27.06.1950 verlangte von den Mitgliedstaaten militärische Unterstützung für Südkorea und mit der Resolution vom 07.07.1950 wurde den USA die Führungsrolle für die UNO-Truppen (das sogenannte United Nations Command=UNC) erteilt. Die UNO-Flagge wurde als Symbol für die Militärallianz zur Unterstützung Südkoreas bewilligt. Die UNC-Truppen leiteten die Offensive sofort ein. Es kam zu verlustreichen Kämpfen für beide Seiten bis im Juni 1951 unter Führung der UNO Waffenstillstandsverhandlungen begannen. 3 Nach zweijährigen zähen Verhandlungen unterzeichneten am 27.07.1953 der amerikanische Oberbefehlshaber des UNC sowie der chinesische Oberbefehlshaber ein Waffenstillstandsabkommen. Im Rahmen dieses Abkommens wurde eine paritätische Waffenstillstandskommission gebildet, die sogenannte Military Armistice Commission (MAC). Für Südkorea hatte die UNCMAC (United Nations Command Military Armistice Commission), für Nordkorea die KPA/CPV MAC (Korean‘s People Army/China‘s People Volunteers Military Armistice Commission) zu überwachen, dass sich die Streitkräfte beider Seiten an die Bestimmungen des Abkommens halten. Weiter einigten sich die Kriegsparteien auf die Bildung von zwei neutralen Kommissionen: • neutrale Heimschaffungskommission für Kriegsgefangene (Neutral Nations Repatriation Commission NNRC) • neutrale Überwachungskommission für den Waffenstillstand (Neutral Nations Supervisory Commission NNSC) Das United Nations Command nominierte hierfür die Staaten Schweiz und Schweden. Nordkorea entschied sich für Polen und die Tschechoslowakei. Alle vier Staaten galten als neutral, weil sich keiner von ihnen mit Kampftruppen am Korea-Krieg beteiligt hatte. 4 Die Kämpfe hatten während der gesamten Verhandlungszeit angedauert, da sich beide Seiten möglichst gute Stellungen sichern wollten im Hinblick auf den Abschluss eines Abkommens. Die bestehende Frontlinie (grob dem 38. Breitengrad entlang) wurde als Militärische Demarkationslinie (MDL) anerkannt und seither trennt eine entmilitarisierte Zone Nord- und Südkorea. Die Militärische Demarkationslinie erstreckt sich über eine Länge von 241 km quer durch die koreanische Halbinsel. Sie ist in regelmässigen Abständen mit einer von rund 1‘300 einfachen Markierungstafeln gekennzeichnet und an keiner Stelle mit weiteren Hindernissen oder Zäunen verstärkt. Von jedem Punkt der Demarkationslinie aus dehnt sich 2 km nach Norden und 2 km nach Süden die Demilitarisierte Zone (DMZ) aus. Die DMZ diente ursprünglich zur Trennung der Kampfverbände entlang des Frontverlaufs, sie ist heute jedoch eine der schwerstbewaffneten Gegenden der Welt. Minen verunmöglichen ein Passieren. Das ergibt dann als Konsequenz einen im Wesentlichen seit 60 Jahren mehr oder weniger unberührten Geländestreifen quer durch die koreanische Halbinsel von knapp 1‘000 km2 Fläche mit einer entsprechend reichen Flora und Fauna. 5 Die NNRC stellte ihre Tätigkeit am 21.02.1954 wieder ein, da sie ihre Aufgabe (Durchführung und Beendigung des Gefangenenaustausches) erfüllt hatte. Die NNSC besteht noch heute, allerdings mit verändertem Mandat. 6 Die NNSC sollte überwachen, dass sich beide Parteien strikte an die Vereinbarungen des Waffenstillstandsabkommen hielten, das vor allem eine Wiederaufrüstung verhindern sollte. Die NNSC war beidseits der militärischen Demarkationslinie, innerhalb der entmilitarisierten Zone stationiert, und setzte sich aus Militärangehörigen aus der Schweiz und aus Schweden sowie aus Polen und aus der Tschechoslowakei zusammen. Die vier Delegationen erfüllten ihre Aufgaben gemeinsam: Zur Überwachung der Kontrollposten in Süd- und Nordkorea wurden Inspektionsteams gebildet. Das Waffenstillstandsabkommen zwischen Nord- und Südkorea wies der NNSC ursprünglich Kontroll-, Beobachtungs-, Inspektions- und Untersuchungsfunktion zu. Diese weit reichenden Funktionen wurden jedoch bereits zu Beginn der Mission darauf reduziert mit Inspektionsteams an zehn im Waffenstillstandsabkommen festgelegten Umschlagplätzen (ports of entry) den Austausch von Militärpersonal und Kriegsmaterial zu überwachen. Im ursprünglichen Weiler Panmunjom, in dem die langwierigen Waffenstillstandsverhandlungen geführt worden waren, wurde die sogenannten Joint Security Area (JSA) errichtet. Hier befinden sich die Arbeitsstätten und Unterkünfte der NNSC-Delegation aus der Schweiz und aus Schweden. 7 Nordkorea behinderte von Beginn an die Inspektionsteams der Schweden und Schweizer dermassen, dass eine seriöse Ausführung des Mandates unmöglich war. Bereits ab Juni 1956 bis 1993 führte die NNSC keine Kontrollen mehr durch, sondern leitete lediglich die Rapporte der Kriegsparteien über ein- und ausreisende Militärpersonen an die Waffenstillstandskommission weiter. Die NNSC hatte sich von einem Überwachungsorgan zu einem Gesprächsvermittlungsgremium gewandelt. Als Folge verringerten die vier Staaten den Personalbestand ihrer Delegationen schrittweise. Die Hauptaufgabe der NNSC besteht seit 1956 darin, eine symbolisch-institutionelle Präsenz an der inner-koreanischen Demarkationslinie zu markieren und damit zu zeigen, dass das Waffenstillstandsabkommen immer noch gültig ist. Ein Friedensabkommen wurde bis heute nicht unterzeichnet. 8 Aufgrund der politischen Umwälzungen in Osteuropa zogen sich die Tschechoslowakei und Polen 1993 aus Korea zurück. Heute versehen fünf Schweizer und fünf Schweden ihren Dienst in der NNSC und sind in Panmunjom (Südkorea), in der entmilitarisierten Zone, stationiert. Polen schickt noch gelegentlich Vertreter nach Panmunjom zu den Sitzungen – allerdings über Südkorea, da Polen politisch die Seite gewechselt hat. 9 Zusammensetzung der Delegation: • Delegationschef: im Rang eines Divisionärs (Major General) • Stellvertreter: Milizoffizier / Berufsoffizier im Rang eines Oberstleutnants oder Oberst • Operationsoffizier: Milizoffizier / Berufsoffizier im Rang eines Oberstleutnant oder eines Majors • Sekretär: Milizoffizier / Berufsoffizier im Rang eines Majors • Quartiermeister: Milizoffizier / Berufsoffizier im Rang eines Majors oder eines Hauptmannes 10 11 12 13 Die NNSC-Delegierten besuchen den vierwöchigen Militärbeobachterkurs SUNMOC (Swiss UN Military Observer Course) in Stans. Zusammen mit den angehenden Militärbeobachtern werden sie in den beobachter-spezifischen Tätigkeiten wie „observing“, “reporting“, “patrolling" und „mediating/negotiating“ geschult. Weiter gehören Auffrischung medizinischer Grundkenntnisse, Übermittlungstechniken und -sprache, Lektionen über die einzelnen Missionsgebiete sowie das Verhalten gegenüber Medienschaffenden zum Ausbildungsprogramm. Zusätzlich haben sich die NNSCDelegierten mit „international military culture“ (u.a. Verhalten auf internationalem Parkett, Social Events, Meetings) auseinanderzusetzen . Die Kurssprache ist ausschliesslich englisch. Kurz vor der Entsendung werden die NNSC-Delegierten während einer Woche in Stans nochmals intensiv auf ihr Missionsgebiet vorbereitet. 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
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