Erfahrungsbericht International Summer School 2015 an der Chungnam National University in Daejeon, Südkorea Zeitraum: 20.07. – 31.07.15 Johannes Osterziel, B.Sc. Studiengang: Maschinenbau Südkorea – ein Land, von dem man eigentlich als Europäer nur aus den Medien hört, wenn wieder über Spannungen mit Nordkorea die Rede ist – ein westlich orientiertes Land mit aufstrebender Industrie, vor allem im Bereich Schiffsbau und Herstellung elektronischer Produkte – weit von Europa entfernt und kaum bekannt aus Erfahrungsberichten von Freunden oder Verwandten. Da kommen Fragen auf wie: Werde ich mich in solch einem Land anderer Kultur, Menschen und vor allem der Sprachbarriere schnell zurecht finden? Sind die Menschen dort auch freundlich und offen gegenüber uns Ausländern? Die Wochen bis zum dem Tag, an dem es endlich losging und dann schließlich auf der Fahrt zum Flughafen Frankfurt am Main überwog einfach die riesige Vorfreude, etwas so Einzigartiges zu erleben, wozu man in Deutschland oder sogar Europa gar nicht die Möglichkeit bekommt. Nach der sehr langen und anstrengenden Reise über Peking, Seoul, Bus nach Daejeon und Taxifahrt zur Universität und der Anmeldung am Dormitory, ging es auch schon los, die Stadt etwas zu erkunden. Ich hatte das Glück, dass meine Freundin, die zu der Zeit 2 Auslandssemester in Südkorea absolvierte, mich am Flughafen abholte und sich schon im Land eingelebt hatte und somit schon ganz gut auskannte. Aber mich traf so einiges wie ein kleiner Kulturschock. „Alles nur auf Koreanisch“ – dachte ich mir sofort. Zwar waren Straßennamen und U-Bahn-Stationen auch auf lateinischen Buchstaben verfasst, aber wenn es um Busstationen ging, war man schon aufgeschmissen. Die Leute verstanden zwar teilweise, was man Ihnen versuchte auf Englisch zu erklären, aber selbst eine englische Antwort fiel Ihnen extrem schwer. Jedoch waren Sie sehr hilfsbereit und vor allem die jungen Menschen holten meistens sofort ihr Smartphone aus der Tasche und übersetzten entweder oder zeigten einem den Weg auf der Karte. Von Deutschland war ich es gewohnt, wenn ich mal nicht weiter wusste, mir schnell die nötigen Informationen einfach und unkompliziert beschaffen oder kurz nachzufragen und dann ohne Probleme mein Ziel erreichen zu können. In Südkorea geht das nicht ohne weiteres, sondern nur mit viel Engagement, Händen und Füßen und offener Umgangsweise. In Seoul ist das weniger ein Problem, in den kleineren Städten schon eher. Nach dem Kennenlernen der anderen Internationalen Summer School Teilnehmer und dem gemeinsamen Besichtigen der Stadt am Wochenende ging es am Montag schon mit einer ersten offiziellen Begrüßung und einer Bustour durch das Universitätsgelände los. Man muss schon sagen, dass alles sehr gut organisiert war und wir sehr freundlich begrüßt wurden. Abends wurden wir direkt zum Begrüßungs-Dinner in ein Barbecue-Restaurant eingeladen. Das war faszinierend und unglaublich lecker. Man belud sich seinen Teller mit allerlei Gemüße, Salat und vielen verschiedenen eingelegten Fleischstücken und grillte sie selbst auf einem Grill, der in die Mitte jedes Tisches eingebaut war. Eine richtig gute Stimmung und gute Laune machten das Ganze zum richtigen Erlebnis. Die koreanischen „Buddies“, die sich freiwillig bereit erklärt hatten, uns bei Fragen und Problemen tatkräftig zu unterstützen, waren bei jeder gemeinsamen Veranstaltung dabei. Sie sprachen allesamt gutes Englisch, waren alle sehr offen und freundlich uns gegenüber und haben sich echt Mühe gegeben uns ihr Land und ihre Kultur etwas näher zu bringen. Mit dem Buddy, der für uns 2 Deutsche zuständig war, hatten wir wahrlich das Glückslos gezogen. Am Freitagabend lieh er über einen Car Rental Service für ein paar Stunden ein Auto aus und fuhr mit uns zusammen ans Ende der Stadt und dann eine enge, steile Straße nach oben auf einen Berg, um mit uns dort die Aussicht zu genießen. Dieser Blick war unglaublich, die Berge im Hintergrund und die Stadt dazwischen gelegen, erleuchtet in gelben und orangenen Farben. Selbst die Kamera konnte diesen Moment nicht einfangen. Man muss selbst da gewesen sein, um sich dieses Bild einzuprägen. Dem täglichen Koreanisch-Kurs mit einer sehr aufgeschlossen, lebenslustigen und sehr netten Lehrerin folgte am Mittwoch eine Präsentation von Prof. Clover, einem Professor aus den USA, der seit über 7 Jahren in Südkorea lebt und hier auch eine Familie gegründet hat. Er erzählte uns von seinen damaligen Erfahrungen in Südkorea, von kleinen Kulturschocks, den Unterschieden der Kulturen und über die koreanische Sprache. Dies gestaltete er so interaktiv und berichtete offen von seinen persönlichen Erlebnissen, was dazu führte, dass ich ihm die ganze Zeit gespannt folgte. Anschließend wurde uns noch ein typischer, koreanischer Film mit etwas konfus übersetzten englischen Untertiteln gezeigt, der uns die Filmkultur näher bringen sollte. Man muss sagen, dass man innerhalb von 2 Wochen schon das gesamte koreanische Alphabet lernen, es schreiben und – wenn auch nur auf Grundschulniveau – lesen kann. Mit dem Verstehen ist es da nicht so einfach getan, man muss einzelne Bedeutungen und Wörter immer wieder wiederholen, sonst entfallen sie einem ganz schnell wieder, da man sich nicht wie beispielsweise im Englischen die Bedeutung teilweise herleiten kann. Zu den weiteren Aktivitäten zählte auch das Lernen traditioneller Instrumente in einer der besten Musikschulen Südkorea’s , der Tagestrip nach Jeonju, einem alten Dorf mit den traditionellen Hanok-Häusern, ein Taekwondo-Kurs, gemeinsames koreanisches Kochen in einer speziellen Kochschule mit Lehrer wie man es bei uns aus Kochshows kennt und das Eingravieren von Schriftzeichen in traditionelle Stempel. Am Ende der zweiten Woche stellten an einem Nachmittag alle Teilnehmer der Summer School ihr eigenes Land mithilfe einer dort ausgearbeiteten Powerpoint-Präsentation vor, trugen traditionelle Kleidung oder brachten eine typische Köstlichkeit aus ihrem Land mit. Alles in allem verging die Zeit so schnell, dass ich ziemlich traurig war nach etwas mehr als 2 Wochen wieder gehen zu müssen. Vor allem das Nachtleben und die Integration in die Gruppe der koreanischen Buddies, aber auch die vielen Aktivitäten machten diesen Aufenthalt unvergesslich. Das alles hätte man nie so erlebt, wenn man einfach nur als Tourist in das Land gekommen wäre. Man hat sich richtig in das Leben integriert gefühlt, auch indem man sich an die Gewohnheiten wie z.B. dem Duschen ohne extra Duschzelle auf dem Badboden oder dem Essen mit Stäbchen gewöhnt hat. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich gern ein ganzes Semester dort verbracht hätte, aber es mich leider im so weit fortgeschrittenen Studium nicht wirklich weitergebracht hätte und ich wieder nachhause musste, um meine Projektarbeit zu beenden. Ich kann allen nur raten: Auf nach Südkorea!
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