Bewerbung Annkathrin Kammeyer

MEINE KANDIDATUR FÜR DEN STELLVERTRETENDEN BUNDESVORSITZ
ANNKATHRIN KAMMEYER
Liebe Genossinnen und Genossen,
wir Jusos sind ein diskussionsfreudiger, oftmals auch streitlustiger Verband. Wir entwickeln Ideen,
Forderungen, Positionen und vertreten diese selbstbewusst, um Politik in unserem Sinne zu
verändern. Dabei fetzen wir uns nicht nur mit dem politischen Gegner, sondern ab und an auch gerne
untereinander. Und das ist gut so. Ein intern geführter Wettstreit um die besseren Ideen ist die
Grundvoraussetzung für einen nach außen schlagkräftigen Verband. Bei alledem dürfen wir aber
nicht vergessen, dass das was uns unterscheidet, das, worüber wir uns streiten, manchmal auch
zerlegen, bei weitem nicht so stark ist, wie die sozialdemokratische Idee, die uns eint.
Ich kandidiere auf dem Juso-Bundeskongress als stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende, weil ich
glaube, dass wir Jusos mehr junge Menschen erreichen können und in der SPD durchsetzungsstärker
werden können, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Das kann nur funktionieren, wenn sich die
Vielfalt unseres Verbandes auch in der Besetzung der Führungsriege widerspiegelt. Ich bin
stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos Hamburg und engagiere mich innerhalb der
Pragmatischen Linken, einer Strömung, die auf den letzten Bundeskongressen zwar Ergebnisse um
die 30 % für ihre Kandidaturen bekommen hat, bis heute aber mit keiner einzigen Person im JusoBundesvorstand vertreten ist. Mein Anspruch ist es, die Jusos als modernen Jugendverband
mitzugestalten und den/die Bundesvorsitzende/n mit meiner Erfahrung als Abgeordnete eines
Landesparlaments zu unterstützen. Im Folgenden möchte ich euch drei meiner Ideen für den
Verband, aber auch meine Heransgehenweise an politische Herausforderungen vorstellen.
Generationengerechtigkeit im politischen Prozess – Wahlrecht ab 16 durchsetzen!
Generationengerechtigkeit heißt für mich, in einer alternden Gesellschaft für eine angemessene,
altersgerechte Beteiligung von Jugendlichen am politischen Prozess zu streiten. Die Absenkung des
Wahlalters auf 16 Jahre ist für mich dabei zwar notwendig, aber längst nicht hinreichend. Wir
brauchen keine Shell-Studie, um zu wissen, dass unsere Generation politisch interessiert und
engagiert ist. Was fehlt, ist oftmals das Vertrauen in die Gestaltungskraft unserer parlamentarischen
Demokratie. Ich will mit euch gemeinsam gegen den leider auch innerhalb der Jugend weit
verbreiteten Zynismus ankämpfen. Es ist unsere Aufgabe, Jugend zu überzeugen, zu begeistern und
Vertrauen zu erwecken. Dabei ist klar, dass eine bloße Gesetzesänderung nicht ausreicht. Sie eröffnet
aber große Chancen, um die Distanz zwischen Jugendlichen und dem parteipolitischen Alltag zu
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überbrücken. So ist es etwa unter anderem durch die Vorbereitung der Wahlen im Schulunterricht und
einer groß angelegten Schultour mit Podiumsdiskussionen mit Vertreter*innen der politischen
Jugendorganisationen in Hamburg bei der Bürgerschaftswahl 2015 gelungen, in der Altersgruppe der
16-18 Jährigen eine um 10-Prozentpunkte höhere Wahlbeteiligung zu erzielen, als in der Altersgruppe
der 18-24 Jährigen. Das zeigt: eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre ist in erster Linie Chance
und nicht Risiko. Die Chance muss aber auch genutzt, die Verfassungsänderung mit Leben gefüllt
werden.
Ich möchte deshalb das von unserer Mutterpartei bisher stiefmütterlich behandelte Thema „Wahlrecht
ab 16“ wieder stärker auf die politische Agenda setzen und auch jenseits von Gremiensitzungen und
Beschlussfassungen eine Diskussion darüber anstoßen, wie man zugleich eine solche Absenkung so
mit Leben füllt, dass sich wieder mehr Jugendliche für Politik begeistern, ihr Wahlrecht wahrnehmen
und somit unserer Generation eine starke Stimme geben. Auch wenn, oder gerade weil über dieses
Thema große Einigkeit im gesamten Juso-Bundesverband besteht, sollte der Einsatz für dieses
Thema in Zeiten immer niedriger Wahlbeteiligungen bei Jugendlichen höchste Priorität für uns als
Interessenvertreter*innen unserer Generation innerhalb der SPD besitzen.
Schüler*innen und Azubis – Weit mehr als nur ein Akademikerverband!
Schüler*innen und Azubis sind eine vernachlässigte Zielgruppe der Jusos. Sprache und Duktus vieler
Mitglieder unseres durchakademisierten Verbandes wirken abschreckend, stundenlange
Gremiensitzungen ohne klare Struktur und Bezug zur Realpolitik verstörend und ermattend auf
interessierte Jugendliche, deren Kernanliegen es nicht ist, sich mit theoretischen Konstrukten
auseinanderzusetzen. Als Jugendorganisation der SPD sollten wir dafür sorgen, dass sich unsere
Arbeit an konkreten Verbesserungen für unsere Generation orientiert, dass wir nicht nur über Politik
diskutieren, sondern auch aktiv dafür streiten sie umzusetzen. Vor allem aber müssen unsere
Strukturen, unsere Sprache und unser Umgang miteinander einladend und nicht abschreckend auf
Jugendliche wirken, die vielleicht bisher noch nicht so viel mit Politik zu tun hatten und vielleicht auch
nicht gleich bereit sind, einen Großteil ihrer Freizeit bei einer politischen Jugendorganisation zu
verbringen.
Mein Ziel ist ein Verband, in dem sich Schüler*innen, Azubis, Studierende und Erwerbstätige
gleichermaßen gut aufgehoben fühlen. Das scheitert oft bereits am notwendigen Zeitaufwand. Obwohl
wir seit Jahren um den immer stärkeren Druck auf junge Menschen wissen und politisch auch
dagegen ankämpfen, haben wir es versäumt, auf die von unserer Generation verlangte zeitliche und
örtliche Flexibilität zu reagieren. Zu oft lassen unsere Strukturen ein Leben „außerhalb der Jusos“ nur
schwer zu. Ich will mit Euch gemeinsam nach Wegen suchen, um Engagement auch bei den Jusos
niedrigschwelliger und offener zu ermöglichen.
Dazu gehört es, Vielfalt nicht nur nach außen zu propagieren, sondern auch nach innen einzufordern.
Noch immer dominiert in unserem Verband der weiße, männliche Student – ein Zustand mit dem
selbst die meisten männlichen weißen Studenten bei den Jusos unzufrieden sein werden. Vielfalt
erreicht man jedoch nicht, indem man auf das Engagement der anderen wartet. Wir müssen uns aktiv
um eine breitere Basis bemühen und noch stärker bereit sein, die Art und Weise unserer Arbeit
selbstkritisch zu hinterfragen. Auf dem Weg dorthin können gesonderte Angebote für Schüler*innen
und Azubis eine Möglichkeit sein, mehr Jugendliche aus diesen Gruppen von den Jusos zu
begeistern. Eine bestehende Juso-Schüler*innen Gruppe auf Bundesebene in „Juso-Schüler*innen
und Auszubildenengruppe“ umzubennen, ansonsten aber untätig zu bleiben ist jedenfalls kein
angemessenes Mittel und offenbart eine gewisse Ignoranz gegenüber diesem Thema.
Ich möchte daher eine Neumitgliederkampagne speziell für Schüler*innen und Auszubildende starten
und im gleichen Atemzug eine innerverbandliche Debatte darüber anstoßen, wie unsere politische
Arbeit auch für Jugendliche, die eine Ausbildung machen oder noch zur Schule gehen so attraktiv
werden kann, dass gesonderte Juso-Schüler*innen und Juso-Auszubildenden Gruppen gar nicht mehr
nötig sind, weil Schüler*innen und Azubis genauso selbstverständlicher Teil des Verbandes sind wie
(angehende) Jungakademiker.
Den Kampf gegen rechts in die Mitte der Gesellschaft rücken
Wir Jusos werden weiterhin entschieden und laut jeglichem rechten Gedankengut entgegentreten. Der
Kampf gegen Faschismus ist identitätsstiftend für uns Sozialdemokrat*innen. Wir werden weiterhin zu
Demonstrationen gegen Naziaufmärsche aufrufen und uns in Bündnisse gegen rechtes Gedankengut
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einbringen. In Zeiten von PEGIDA, AfD und brennenden Flüchtlingsheimen kommt für uns als
Jugendorganisation der SPD jedoch eine wichtige Aufgabe hinzu: Wenn ausländerfeindliche
Bemerkungen auch jenseits der üblichen nationalistischen Splittergruppen salon- und
gesellschaftsfähig werden, müssen wir einen breiten gesellschaftlichen Konsens gegen solche
Umtriebe auch jenseits des linken Spektrums in der Gesellschaft suchen. Mein Ziel ist es, den Kampf
gegen rechts in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und auch in konservativen, bürgerlichen und
liberalen Kreisen Verbündete gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu finden. Die Jusos
müssen Spitze einer Bewegung sein, in der sich nicht nur die üblichen Verdächtigen von der letzten
Demo gegen Rechts wiederfinden, sondern ebenso Anzug- und Kostümträger*innen,
Besserverdiener*innen und Manager*innen. Kurzum: Menschen, die nie auf eine Veranstaltung gehen
würden, deren Hauptinitiator*innen Antifa und Linkspartei sind. Uns Jusos, aber auch der SPD, kommt
im gesellschaftlichen Engagement eine wichtige Scharnierfunktion zwischen linkem Spektrum und
bürgerlichen Kreisen zu. Werden wir ihr endlich gerecht und streiten für einen breiten
gesellschaftlichen Konsens gegen Ausländerfeindlichkeit – nicht nur mit Antifa, Gewerkschaften und
grüner Jugend, sondern auch mit Jungliberalen, kirchlichen Jugendverbänden,
Arbeitgeberverbänden und ja, sogar wenn möglich mit der Jungen Union – kurzum, allen die den
Drang verspüren sich von Intoleranz und Fremdenhass zu distanzieren und ein Zeichen für
Menschlichkeit zu setzen.
Mein Politikstil – konkret, konsequent, durchsetzungsstark
Liebe Genossinnen und Genossen, seit ich 16 bin engagiere ich mich bei den Jusos, seit ich meinem
21. Lebensjahr bin ich Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Als Mandatsträgerin habe ich meine
politischen Überzeugungen nicht an der Rathaustür abgegeben, sondern weiter für die Interessen der
Jugendlichen in Hamburg gekämpft. Positionen für die ich als Juso gekämpft habe, konnte ich in der
Fraktion und im Parlament mit vielen Mitstreiter*innen durchsetzen, so etwa die Abschaffung der
Studiengebühren oder die Absenkung des aktiven Wahlalters in Hamburg auf 16 Jahre. Unsere
innerverbandlichen Diskussionsprozesse über politische Inhalte und Anträge sind notwendige
Bedingung für einen durchsetzungsstarken Jugendverband wie die Jusos. Die Beschlussfassung über
einen Antrag auf dem Bundeskongress sollte jedoch nicht das Ende unseres Engagements für ein
Thema sein, sondern der Anfang. Als jüngste Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft habe ich
Erfahrung darin, nicht nur abstrakte Konzepte zu entwerfen, sondern für unsere konkreten Positionen
Mehrheiten zu finden. Ich möchte dazu beitragen, dass die Jusos auch auf Bundesebene ein Verband
werden, der nicht nur über Politik redet, sondern sie aktiv im Interesse unserer Generation
mitgestaltet. Deswegen kandidiere ich als stellvertretende Juso-Bundesvorsitzende.
Zu meiner Person
Ich bin 25 Jahre alt und engagiere mich seit ich 16 bin bei den Jusos. Derzeit bin ich stellvertretende
Juso-Landesvorsitzende und habe die Jusos Hamburg auf Bundesebene im Projekt Arbeit vertreten.
Seit 2011 bin ich Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und wurde 2015 als JusoSpitzenkandidatin mit einem der besten Ergebnisse in ganz Hamburg wiedergewählt. In meiner
Fraktion bin ich Fachsprecherin für die Belange von LGBTI und außerdem für den Bereich
Opferschutz zuständig. In meiner Freizeit bin ich leidenschaftliche Dauerkartenbesitzerin des FC St.
Pauli.
Wenn Ihr Fragen habt, meldet euch unter 0176- 63645860 oder per E-Mail an
[email protected] bei mir! Gerne stelle ich mich auch in euren Delegationen vor.
Eure Annkathrin
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