Antragsbuch der 3. ordentlichen Landesdelegiertenkonferenz 2015 der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD Landesverband Berlin 24. Oktober 2015 • Rathaus Charlottenburg • Otto-Suhr-Allee 100 • Juso-LDK 3/2015 | Seite 1 10585 Berlin Juso-LDK 3/2015 | Seite 2 Inhalt Vorschlag zur Tagesordnung........................................................................................................................ 4 Vorschlag zur Geschäftsordnung ................................................................................................................ 5 Anträge ................................................................................................................................................................ 7 Antragsbereich I: Inneres, Datenschutz und Netzpolitik ................................................................ 8 I1_3/15 Hände weg vom Berliner Neutralitätsgesetz .................................................................. 8 Kandidaturen für die Nachwahl der*des Landesvorsitzenden .......................................................11 Annika Klose.................................................................................................................................................12 Anna Müller ..................................................................................................................................................18 Kandidaturen für die Nachwahl einer*eines stellvertretenden Landesvorsitzenden .............24 Benedikt Rüdesheim .................................................................................................................................25 Juso-LDK 3/2015 | Seite 3 Vorschlag zur Tagesordnung Beginn der Landesdelegiertenkonferenz: Samstag, 24.10.2015, um 10 Uhr 1. Gemeinsames Singen: Bandiera Rossa 2. Begrüßung durch den Landesvorsitzenden Kevin Kühnert 3. Wahl des Präsidiums 4. Beschluss über die Tages- und Geschäftsordnung 5. Wahl der Mandatsprüfungskommission 6. Wahl der Wahl- und Zählkommission 7. Bericht der Mandatsprüfung 8. Antragsberatung 9. Grußwort der SJD - Die Falken Berlin (angefragt) 10. Zwischenbericht aus der Wahlprogrammkommission der SPD Berlin 11. Ggf. Fortsetzung der Antragsberatung 12. Wahlen a. Nachwahl der*des Landesvorsitzenden b. Nachwahl einer*eines stellvertretenden Landesvorsitzenden 13. Nominierung für den Landesvorstand 14. Verabschiedungen 15. Schlusswort der*des neuen Landesvorsitzenden 16. Gemeinsames Singen: Die Internationale Ende der Landesdelegiertenkonferenz um ca. 14.00 Uhr Juso-LDK 3/2015 | Seite 4 Vorschlag zur Geschäftsordnung 1 1. Stimmberechtigt sind alle von den jeweiligen Kreisvollversammlungen gewählten Delegierten. 2. Rederecht haben die ordentlichen Delegierten, die Mitglieder des Landesvorstandes, alle Gäste, die vom 2 3 4 Landesvorstand oder dem erweiterten Landesvorstand offiziell eingeladen sind, sowie alle anwesenden 5 Jungsozialist*innen. 6 7 3. Die Landesdelegiertenkonferenz ist beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten anwesend sind. 8 9 10 4. Die Landesdelegiertenkonferenz wählt ein mindestens zweiköpfiges Präsidium, eine Mandatsprüfungssowie eine Wahl- und Zählkommission. 11 12 13 5. Die Beschlüsse der Landesdelegiertenkonferenz werden mit einfacher Stimmenmehrheit gefasst. 6. Die Redezeit für die Diskussionsredner*innen darf 5 Minuten nicht überschreiten. 7. Je Antrag stellender Gliederung sollen die Anträge zu 50 Prozent von Frauen eingebracht werden. 8. Die Redeliste wird nach folgendem Verfahren erstellt: Getrennt nach Genossinnen und Genossen werden 14 15 16 17 18 19 20 die Wortmeldungen in der Reihenfolge ihrer Abgabe notiert. Das Wort erhält dann jeweils im Wechsel ein 21 Genosse und eine Genossin bzw. umgekehrt (Reißverschlussprinzip). Zu der Redeliste zählt bereits die 22 Einbringung des Antrages. Jedoch ist nach der Antragseinbringung ein einzelner Redebeitrag zur 23 inhaltlichen Erwiderung auch dann möglich, wenn keine weitere Frau* mehr auf der Redeliste steht. 24 Anschließend gilt Punkt 9. 25 26 9. Wenn keine Frauen* mehr auf der Redeliste stehen, ist die Debatte beendet. Auf Antrag kann die Liste für 27 drei Männer geöffnet werden. Danach ist die Liste wieder geschlossen. Auf Antrag kann die Liste wiederum 28 für drei weitere Männer geöffnet werden, worüber nur noch die weiblichen Delegierten abstimmen. Sobald 29 sich Frauen* melden, wird wieder nachquotiert. 30 31 32 10. Das Recht Geschäftsordnungs-, Initiativ- und Änderungsanträge zu stellen haben alle Delegierten, die JusoKreise, der Landesvorstand, die Landesarbeitskreise sowie die Juso-Hochschulgruppen. 33 34 11. Anträge und Änderungsanträge haben in einer geschlechtergerechten Schreibweise eingereicht zu 35 werden. Ist dies nicht oder nur unzureichend der Fall, ermöglicht das Präsidium der, dem oder den 36 Antragsteller*innen, die Schreibweise unverzüglich zu korrigieren. Geschieht diese Korrektur nicht, ist das 37 Nichteinhalten der geschlechtergerechten Schreibweise auf der LDK zu begründen. 38 Juso-LDK 3/2015 | Seite 5 39 12. Initiativanträge können nur behandelt werden, wenn sie von mindestens 15 Delegierten aus drei Kreisen 40 unterstützt werden und wenn der Anlass für den Antrag nach Ablauf der Frist für Anträge (08.10.2015) 41 entstanden ist. Frist für die Abgabe der Initiativ- und Änderungsanträge mit den erforderlichen 42 Unterschriften ist Samstag, 24.10.2015, eine Stunde nach Konferenzbeginn. Personalvorschläge und 43 Nominierungen sind dem Präsidium ebenfalls bis Samstag, 24.10.2015, eine Stunde nach Konferenzbeginn 44 zuzuleiten. 45 46 13. Änderungsanträge zu einem späteren Zeitpunkt werden nur zugelassen, wenn die Antragstellerin oder der 47 Antragsteller Neuformulierungen auf der Basis der eingereichten Änderungsanträge vorlegt oder wenn 48 zwei Drittel des Präsidiums einen nach Ablauf der Antragsfrist eingereichten Änderungsantrag als 49 wesentlich für den Fortgang der Beratung erachten. 50 51 14. Änderungsanträge, die nach dem im Antragsbuch veröffentlichten Kopierschluss (20.10.15) eingereicht 52 werden, können nicht von der Antragstellerin oder dem Antragsteller des Ursprungsantrags übernommen 53 werden. Sie müssen – sofern sie aufrechterhalten werden – der Landesdelegiertenkonferenz zur 54 Abstimmung vorgelegt werden. Änderungsanträge sind in schriftlicher oder elektronischer Form 55 einzureichen. Die Formatvorgaben sind dabei zu beachten. 56 57 15. Nach dem Bericht der Mandatsprüfungskommission begründen Vertreter*innen der unquotierten 58 Delegationen die Ursachen für die mangelnde Repräsentation von Frauen*. Dieser Fall tritt ein, wenn 59 weniger als 40% der anwesenden angemeldeten Delegierten einer Delegation zum Zeitpunkt der 60 Mandatsprüfung Frauen* sind. Diese Rechenschaft ist Pflicht. Juso-LDK 3/2015 | Seite 6 Anträge Juso-LDK 3/2015 | Seite 7 Antragsbereich I: Inneres, Datenschutz und Netzpolitik Antrag I1_3/15 1 Antragssteller*innen: Juso-Landesvorstand 2 3 Die Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Berlin möge beschließen: 4 Der Landesparteitag der SPD Berlin möge beschließen: 5 6 I1_3/15 Hände weg vom Berliner Neutralitätsgesetz 7 8 Wir bekennen uns nachdrücklich zu den Inhalten und Zielen des geltenden Berliner 9 Neutralitätsgesetzes. Wir sind überzeugt, dass es richtig ist, den Staat sowie die ihn vertretenden 10 Beamt*innen und Angestellten allen Menschen, soweit möglich, weltanschaulich und religiös 11 neutral gegenübertreten zu lassen. Wir fordern die Amts- und Mandatsträger*innen der Berliner 12 SPD deshalb dazu auf, das Berliner Neutralitätsgesetz nicht ohne Not in seinem Wesen zu 13 verändern. Um im Raum stehende, widerstreitende Interpretationen der Rechtslage zu klären, 14 halten wir eine Klärung durch das Bundesverfassungsgericht für den richtigen Weg. 15 16 Begründung: 17 18 Durch das jüngste, 19 Bundesverfassungsgericht war und ist das Berliner Neutralitätsgesetz in den vergangenen 20 Wochen Angriffen von verschiedenen Seiten ausgesetzt. Während innerhalb eines guten 21 Jahrzehnts 22 Bundesverfassungsgericht gefällt wurden, werden die Rufe lauter, der dadurch entstehenden 23 Unsicherheit durch einen freiwilligen Rückzug des Landes Berlin von seiner bisherigen Position 24 zu begegnen. Diese Interpretation lehnen wir ab. sich einen teilweise Fall in Nordrhein-Westfalen widersprechende betreffende, Entscheidungen Urteil durch des das 25 26 Eine populäre Forderung im Zusammenhang mit der Situation in Berliner Schulen ist 27 beispielsweise die Befähigung der Schulbehörden, Einzelfallentscheidungen von Bezirk zu Bezirk 28 oder gegebenenfalls sogar von Schule zu Schule zu treffen. Diese Vorstellung befremdet uns. 29 Einen diffusen, von kleinen Personenkreisen definierten Schulfrieden zum Gradmesser dafür zu 30 machen, ob ein religiöses Symbol erlaubt wird oder nicht, ist nichts anderes als das Aufgeben 31 eines konsistenten Begriffs staatlicher Neutralität. Von solchen Positionen ist es zum Beispiel 32 auch nicht mehr sonderlich weit zur Forderung, geflüchtete Menschen künftig bevorzugt dort Juso-LDK 3/2015 | Seite 8 33 unterzubringen, wo der Dorf-, Bezirks- oder Kiezfrieden nicht gefährdet wird. Die Folge wären 34 hier wie dort Separierungstendenzen. 35 36 Was auch nach Ablehnung einer Einzelfallregelung bleibt, ist die Grundsatzfrage nach einer 37 Güterabwägung zwischen der Religionsfreiheit des Individuums und dem Neutralitätsgebot des 38 Staates und seiner Bediensteten. Letztlich also die Abwägung zwischen positiver und negativer 39 Religionsfreiheit. 40 41 Dabei sind wir uns im Klaren: Der Glaube an einen weltanschaulich wie auch religiös gänzlich 42 neutralen Staat ist eine Schimäre. Zahlreiche Beispiele – manche gewollt, andere unfreiwillig 43 auftretend - belegen diesen Umstand Tag für Tag. Ebenfalls richtig ist, dass der 44 bundesrepublikanisch geprägte Begriff staatlicher Neutralität denen, die in unserer Gesellschaft 45 schon jetzt stark (über-)repräsentiert sind, naturgemäß am wenigsten abverlangt. Christliche 46 Kirchen sind hierfür die prominentesten Beispiele. Der Umkehrschluss, sich von der 47 Zielvorstellung des weltanschaulich und religiös neutralen Staates zu verabschieden, ist jedoch 48 ebenso naiv. 49 50 Wir finden vielmehr, dass eine wirkliche Trennung von Staat und Religion(-sgemeinschaften) 51 einen proaktiven Abbau historisch gewachsener Privilegien bedeuten würde. Davon sind wir 52 weit entfernt und dafür bräuchte es auch mehr als ein Neutralitätsgesetz. Dieser Umstand 53 spricht jedoch nicht gegen das Neutralitätsgesetz, sondern gegen die politischen Kräfte, die 54 bestenfalls nachlässig, schlechtestenfalls bewusst diskriminierend einseitige Maßnahmen 55 ergreifen. Das geltende Berliner Neutralitätsgesetz ist hierbei eines der besseren Beispiele, da es 56 zumindest nicht einseitig einzelne Religionsgemeinschaften in den Fokus nimmt. 57 58 Ins Zentrum unserer Betrachtung möchten wir zudem das ungleiche Kräfteverhältnis der 59 handelnden Akteur*innen, insbesondere in Schulen, rücken. Aus dem Beutelsbacher Konsens zu 60 den Grundsätzen der politischen Bildung kennen wir das Überwältigungsverbot, das auch in 61 religiösen und weltanschaulichen Fragen zur Geltung kommen sollte. Denn Schulen sind Orte 62 besonders ausgeprägter Macht- und Abhängigkeitsstrukturen, die insbesondere (erwachsene) 63 Lehrende und (minderjährige, schulpflichtige) Kinder und Jugendliche trennen. Einer groben 64 Verletzung der Neutralität kann in diesem Spannungsverhältnis nur selten adäquat begegnet 65 werden. Doch notgedrungene Akzeptanz oder stille Verärgerung können durch uns nicht 66 akzeptiert werden. Wer also an anderer Stelle (oft paternalistisch motiviert) von Kindern und 67 Jugendlichen als „Schutzbefohlenen“ spricht, muss ihnen gegenüber dem Staat und ganz Juso-LDK 3/2015 | Seite 9 68 besonders dessen Bildungseinrichtungen dann auch den proklamierten Schutz gewähren – 69 auch und insbesondere vor subtilen oder sogar ganz direkten Versuchen der Beeinflussung und 70 damit auch Überwältigung. 71 72 In ähnlicher Form gilt diese Analyse natürlich auch für andere Bereiche des Staatsdienstes, denn 73 Behörden oder auch Knäste sind selbstverständlich ebenso Orte besonderer Hierarchien und 74 Abhängigkeiten, an denen wir selbstverständlich die Schwächeren (weil abhängigen) 75 gegenüber Machtmissbrauch schützen wollen – nicht nur in Fragen weltanschaulicher und 76 religiöser Neutralität. Juso-LDK 3/2015 | Seite 10 Kandidaturen für die Nachwahl der*des Landesvorsitzenden Juso-LDK 3/2015 | Seite 11 Kontakt [email protected] Kandidatur für den Juso-Landesvorsitz Liebe Genoss*innen, auf unserer Landesdelegiertenkonferenz am 24. Oktober kandidiere ich für das Amt der JusoLandesvorsitzenden. Dafür werbe ich hiermit um Eurer Vertrauen und würde mich sehr über Eure Unterstützung freuen. Im Jahr 2015 stellen wir fest, dass Existenz- und Zukunftsängste fester Bestandteil des Alltags vieler Menschen sind. Das vorherrschende kapitalistische System erzeugt soziale Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten in allen Lebensbereichen. Wir erleben eine Individualisierung der Lebensrisiken und die kollektive Absicherung verliert an Bedeutung. Die Losung, jede*r sei des eigenen Glückes Schmied*in, überlässt uns schonungslos unserem eigenen Schicksal und verkennt dabei die Wirkung von Unterdrückung und Diskriminierung. Der Druck auf Einzelne wird durch die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensbereiche weiter verschärft. Die mit der Hegemonie des Neoliberalismus‘ angeblich neu gewonnene Freiheit, als Architekt*in den eigenen Lebensweg gestalten zu können, täuscht. Denn alle Entscheidungsmöglichkeiten unterliegen der ökonomischen Verwertungslogik. Das provoziert Konkurrenz: Ob im Bildungssystem, bei der Suche nach Erwerbsarbeit oder im Kampf um knappen Wohnraum, stets werden Menschen als Rival*innen inszeniert, die sich gegeneinander durchsetzen müssen. Anstatt gemeinsam gegen die bestehende Ausbeutung und Ungleichheit vorzugehen, tragen wir Verteilungs- und Verteidigungskämpfe untereinander aus. Unsere Antwort: Solidarität! Im Spannungsfeld zwischen Individualinteressen und kollektiver Solidarität fällt die spaltende Hetze der Rechten auf fruchtbaren Boden. Auch die SPD steht in diesem Spannungsfeld häufig auf der falschen Seite. Sigmars jüngstes Strategiepapier zeigt, dass die SPD selbst zusätzliche Juso-LDK 3/2015 | Seite 12 Unsicherheiten schaffen und Ressentiments schüren will, statt diese zu bekämpfen. In der Hoffnung auf Zugewinne in der Sonntagsfrage verspielt die SPD mit ihrer Politik das letzte bisschen Glaubwürdigkeit als soziale Vorkämpferin. Doch als CDU-light lässt sich weder der Kapitalismus überwinden, noch eine sozial gerechte Reformpolitik umsetzen. Die Konsequenzen dieser verfehlten Politik bekommen auch wir hier in Berlin tagtäglich zu spüren. Die Schuldenbremse und das Diktat der schwarzen Null drohen uns auch im Land Berlin und in den Bezirken nötigen Handlungsspielraum für politisch herbeigeführte Veränderungen zu nehmen. Dabei wäre es vor allem die lokale Ebene, die passgenaue Lösungen zur sozialen Teilhabe für alle bereitstellen könnte. Mit Großen Koalitionen in Europa, im Bund, Land und in einigen Bezirken ist die Politik auf Stillstand und falsche Kompromisse gepolt. Aber Stillstand kann keine Antwort sein auf die drängenden Fragen unserer Zeit. Wir brauchen eine Politik der klaren linken Alternativen, wir brauchen Solidarität und gesellschaftliche Veränderungen! Stark, links und laut: Jetzt erst recht! Wir als Jungsozialist*innen müssen klar und deutlich für diese linken Alternativen streiten. Wir wissen, dass Unterdrückung, Ausbeutung, Grenzen und Krieg von Menschen geschaffen sind. Dagegen stellen wir uns mit unseren linken Visionen und Ideen. Wir sind überzeugt, dass es mit dem demokratischen Sozialismus, in dem auch unsere Grundwerte des Feminismus‘ und Internationalismus‘ verwirklicht sind, eine bessere Alternative zum kapitalistischen System gibt. Als politische Bewegung mit knapp 5.000 engagierten Menschen sind wir in Berlin eine ernst zu nehmende politische Kraft. Denn wir sind nicht nur viele, sondern wir haben starke Ziele, für die wir gemeinsam einstehen und eine Vision, die Menschen begeistert. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, junge Menschen zu politisieren, von unsere Ideen und Ideale zu überzeugen und unsere Positionen in konkrete Politik umzusetzen. Denn zusätzlich zu unseren revolutionären Zielen arbeiten wir Jusos auch hier und heute für konkrete Verbesserungen hin zu mehr Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Wenn die SPD in Großen Koalitionen auf Stillstand setzt, müssen wir antworten: „Jetzt erst recht!“. Ich will, dass wir ein lauter und starker Verband sind, welcher der SPD und der Politik Beine macht. Für die Umsetzung unserer Vision kämpfen wir als sozialistischer Richtungsverband an der Seite der progressiven und emanzipatorischen Kräfte der gesellschaftlichen Linken. In Bündnissen, auf der Straße und mit Kampagnen verschaffen wir unseren Forderungen Gehör und bauen gesellschaftlichen Druck für Veränderungen auf, während wir uns auch innerhalb der SPD für eine progressive linke Politik einsetzen. Unseren Einfluss in der Berliner SPD konnten wir so in den letzten Jahren erheblich ausbauen. Daran möchte ich zukünftig anknüpfen. Das bedeutet, dass wir uns in die Erstellung des Wahlprogramms der SPD für die Berlin-Wahl 2016 einbringen und uns für eine linke, progressive Politik einsetzen. Wir Jusos sollten in unserem Wahlkampf genau jene Kandidat*innen unterstützen, die mindestens unsere grundlegenden Positionen teilen und einer erneuten GroKo eine klare Absage erteilen. Juso-LDK 3/2015 | Seite 13 Die Amtsperiode für den Landesvorsitz ist zunächst bis zum Frühjahr 2016 begrenzt. In dieser Zeit werde ich unser Landesarbeitsprogramm weiter umsetzen und neue Projekte im Rahmen des Landesarbeitsprogrammprozesses 2016 – 2018 erarbeiten. Meine Vorhaben und Schwerpunkte für das kommende halbe Jahr stelle ich Euch im Folgenden vor. Für die darauf folgende, reguläre Amtszeit, freue ich mich auf die Vertiefung dieser und weiterer Themen, sowie die Umsetzung unserer gemeinsam erarbeiteten Projekte. Voran mit den Jusos Berlin Die große Vielfalt des Engagements in unserem Verband zeichnet uns aus und macht uns stark. Durch eine stärkere Verbindung von Theorie und Praxis können wir aus den vielfältigen Interessen aller Mitglieder lernen und gemeinsam mehr erreichen. Mit niedrigschwelligen und breit aufgestellten Bildungsangeboten sowie neuen Diskussionsformaten möchte ich ermöglichen, dass wir auch außerhalb unserer Landesdelegiertenkonferenz wieder in einen stärkeren Austausch miteinander treten – und zwar über alle Kreisgrenzen hinweg. Ich möchte, dass wir wieder über unsere Gesellschaftsanalyse streiten und die großen gesellschaftlichen Fragen offen miteinander diskutieren, um daraus wiederum Argumente und Forderungen für unsere konkrete politische Arbeit abzuleiten. Ich will einen Aufbruch im Verband organisieren – mit einer fundierten theoretischen Analyse und erfolgreichem praktischen Handeln. Dieses Vorhaben möchte ich auch für den Arbeitsprogrammprozess mitnehmen, den ich im nächsten halben Jahr mit allen Aktiven des Verbandes gestalten möchte. Ein weiterer Meilenstein des nächsten halben Jahres ist der Juso-Bundeskongress im November. Es ist mein Ziel, dass unsere Berliner Delegation gut vorbereitet zum Kongress fährt und die Debatten dort voranbringt. Unsere volle Unterstützung für unseren Berliner Kandidaten für den stellvertretenden Bundesvorsitz ist mir ein wichtiges Anliegen. Der Berliner Verband muss auf der Bundesebene stark vertreten sein. Deshalb möchte ich auch in Zukunft eine enge Anbindung und Mitarbeit auf der Bundesebene gewährleisten und durch zuverlässige Abstimmungs- und Kommunikationsprozesse zu einem geschlossenen Auftreten Berlins auf Bundesebene beitragen. Wir werden uns als Landesverband auch zukünftig zu bundespolitischen, europäischen und internationalen Themen positionieren und diese Debatten prägen. Sisters* unite! Frauen* an die Macht! Schon Bebel sagte: „Die Frau wurde Sklavin, ehe der Sklave existierte.“ Auch im Jahr 2015 verdienen Frauen* bei gleicher Qualifikation weniger als Männer, übernehmen vor allem die Care-Arbeit und müssen die Doppelbelastung von Care- und Erwerbsarbeit schultern. Zugleich kommen Frauen* in Führungspositionen kaum vor. In der Öffentlichkeit werden Frauen* auf ihr Äußeres reduziert, in der Politik werden ihnen nur die angeblich „weichen“ Themen zugeschrieben. Wir leben 100 Jahre nach „Die Frau und der Sozialismus“ noch immer in einer patriarchalen Gesellschaft. Dies wirkt sich natürlich auch in unseren Verbandsstrukturen aus. Deshalb ist ein Projekt, welches mir besonders am Herzen liegt, das Frauen*-Empowerment in unserem Verband. Noch immer sind viel zu wenig weibliche* Menschen bei uns aktiv und in entscheidenden Positionen. Als feministischer Richtungsverband kann uns dies nicht zufrieden Juso-LDK 3/2015 | Seite 14 stellen. Auch Quoten und traditionelle Frauen*förderung allein können die allumfassende Gleichstellung aller Geschlechter nicht herbeiführen. Allzu häufig wird Frauen*förderung von männlich sozialisierten Menschen als strategisches Mittel missbraucht, nur um Frauen* bei wichtigen Entscheidungen dann wieder zu umgehen. Ich möchte daher ergänzend zu den bereits bestehenden Instrumenten einen Prozess der feministischen Selbstaneignung und Frauen*vernetzung in unserem Verband anstoßen. Als Mitglied im Bundesvorstand der JusoHochschulgruppen habe ich im letzten Jahr bereits viele positive Erfahrungen mit Frauen*Empowerment sammeln können. Die gesammelten Erfahrungen und Ideen möchte ich gerne auch im Berliner Juso-Verband anbringen. Ein erster wichtiger Schritt ist dafür die Einführung eines Frauen*cafés der Jusos auf Landesebene, wofür ich mich einsetzen möchte. Darüber hinaus möchte ich mit den Frauen* im Verband im nächsten halben Jahr Konzepte für ein umfangreiches Frauen*-Empowerment-Programm erarbeiten und im Landesarbeitsprogramm für die nächsten zwei Jahre verankern. Doch Frauen*vernetzung kann nur ein erster Schritt sein. Es muss in den kommenden Jahren auch darum gehen, die gesellschaftlichen Verhältnisse aus einer feministischen Perspektive zu analysieren und Unterdrückung zu bekämpfen. Unsere Aufgabe: Geflüchtete willkommen heißen! Familien müssen in Stadtparks übernachten, Kinder gehen monatelang nicht zur Schule, Menschen müssen ohne Zugang zu Trinkwasser stundenlang in der prallen Sonne auf einen Behördengang warten. Die Situation für Geflüchtete in unserem Land ist schlicht unerträglich. Die SPD drückt sich nicht nur vor ihrer Verantwortung, indem sie die menschenfeindliche Politik der CDU toleriert, sondern sie stimmt sogar der Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl zu. Dies ist für uns nicht hinnehmbar! Dem rechten Mob müssen wir uns entschieden in den Weg stellen und die „Asylkritiker“ als das enttarnen, was sie sind: Nazis und Rassist*innen. Wir müssen den größtmöglichen Druck auf die SPD ausüben, sich nicht den populistischen Forderungen der Rechten weiter zu beugen, sondern Haltung zu zeigen und die Wiederherstellung des vollen Asylrechts einfordern. Es ist unsere gesellschaftliche Pflicht und eine Frage unabdingbarer Solidarität, Geflüchtete hier wirklich (!) Willkommen zu heißen und ihnen ein dauerhaftes neues Zuhause zu bieten. Alle Menschen die hierher kommen haben ein Anrecht auf eine menschenwürdige Unterbringung sowie Zugänge zu medizinischer Versorgung, Sprachkursen, Bildung, Erwerbsarbeit und sozialer Absicherung. Für die Soforthilfe, Aufklärung und die Einforderung politischer Verantwortung sind wir Jusos jetzt akut gefragt und müssen aktiv bleiben. Langfristig fordern wir aber weiterhin eine Welt ohne Grenzen und ein weltweites Recht auf Migration. Die aktuelle politische Lage sollten wir zum Anlass nehmen, die Möglichkeiten zur Umsetzung dieser Utopie im Verband zu diskutieren und diese vehement einzufordern. Juso-LDK 3/2015 | Seite 15 Berlin für alle Berlin ist eine wachsende, internationale Metropole. Neben den vielen positiven Aspekten, die diese Entwicklung mit sich bringt, stellt sie uns auch vor neue Fragen und Herausforderungen. In unserer Stadt herrschen Verteilungskämpfe, Armut, soziale Segregation, Verdrängung und Ausgrenzung. Spekulationen mit Wohnraum treiben die Preise für Erwerbstätige und Erwerbslose in unbezahlbare Höhen. Die Gentrifizierung ganzer Stadtteile ist ein akutes Problem, welches dringend Lösungen bedarf. Der Ausverkauf des landeseigenen Wohnungsbestandes war ein schwerer Fehler. Dieser kann jedoch nicht behoben werden, indem jede Baulücke mit Wohnhäusern geschlossen wird. Rückkauf und Bestandserhalt sind unerlässlich, Neubauten müssen den Anforderungen einer lebenswerten Stadt genügen. Wir müssen uns die Frage stellen, wie für uns eine Erschließung neuen Wohnraums aussehen kann, die sozial gerecht, demokratisch, nachhaltig und feministisch ist. Was muss bedacht werden; wofür müssen wir kämpfen? Wir brauchen Konzepte, um allen Menschen, unabhängig von ihrer Situation, gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Dies gilt für Fragen der Mobilität, aber gleichzeitig natürlich auch für den Zugang zu kulturellen Angeboten und Bildungseinrichtungen. In diesem Themenfeld haben sich die Jusos Berlin bereits Wissen und Expertise erarbeitet sowie Forderungen entwickelt. Diesen Prozess möchte ich gerne weiterführen, vertiefen und praktisch nutzbar machen. Ich sehe dies als Chance für die Jusos Berlin, die zentralen Diskussionen in der Stadt mit zu gestalten. Krieg dem Schulfrieden! Emanzipatorische Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Bildung ermöglicht kritische Reflexion, die Ausbildung eigener Interessen und Wahrheitssuche. Damit ist Bildung ein Grundbaustein einer emanzipierten, sozialistischen Gesellschaft. Bildungspolitische Debatten möchte ich deshalb erneut anstoßen und finde, wir Jusos sollten den Berliner Schulfrieden aufkündigen. Denn das Bildungssystem ist von unseren Idealvorstellungen weit entfernt. Es herrschen Leistungsdruck, Konkurrenzkampf und eine arbeitsmarktkonforme Ausrichtung von Bildungsinhalten. In unserem Land dient das Bildungssystem in besonders starkem Maße der Reproduktion von Eliten und Ungleichheiten. Auch von Selbstbestimmung kann keine Rede sein: Schule, Ausbildung und Studium finden innerhalb undemokratischer Strukturen statt und eine Einflussnahme auf Lerninhalte und die Gestaltung des Lernumfeldes ist kaum möglich. Unser Bildungssystem muss dringend auf den Prüfstand. Wie können Demokratie und Selbstbestimmung in der Bildung verwirklicht werden? Wie kann emanzipatorische Auszubildendenpolitik aussehen? Und in welchem Verhältnis stehen angeblicher „Fachkräftemangel“ und „Akademisierungswahn“ zueinander? Es ist höchste Zeit, dass wir uns dieser und vieler weiterer Debatten wieder annehmen. Bildung ist noch immer in der Hauptzuständigkeit der Länder – und damit konkret in unserer Hand! Über mich Ich bin 23 Jahre alt und studiere an der Humboldt-Uni Sozialwissenschaften im Master. Mein politisches Engagement begann ich als Schulsprecherin und Schulvorstandsmitglied in Clausthal-Zellerfeld. Seit 2011 lebe ich in Berlin und engagiere mich seither bei den Jusos und in der SPD. Seit einem Jahr bin ich Mitglied im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen. Ich Juso-LDK 3/2015 | Seite 16 vertrete den Verband als beratendes Mitglied in der AG Bildung und Forschung der SPDBundestagsfraktion sowie im Aktionsbündnis gegen Studiengebühren. In meinem Kreisverband bin ich stellvertretende Kreisvorsitzende und vertrete die Jusos Mitte auch im erweiterten Landesvorstand (eLV). Zudem bin ich Sprecherin des AK Internationales (AKI) der Jusos Berlin und vertrete unseren Verband in der Bundeskommission Internationales der Jusos. An meiner Hochschule bin ich gewähltes Mitglied des Studierendenparlaments. Darüber hinaus habe ich unter anderem folgende Mitgliedschaften: Verein Demokratie und Hochschule (VDUH), ver.di, Multitude, WBC-Förderverein und ASB. Gerne möchte ich mit Euch das kommende halbe Jahr und die darauf folgende Amtszeit des Landesvorstandes politisch gestalten. Vor uns stehen große Herausforderungen und wir haben uns viel vorgenommen. Ich bin sehr motiviert, diese Projekte mit Euch und einem starken, lauten und kampagnenfähigen Verband anzugehen. Ich freue mich schon auf unsere gemeinsame Arbeit und die Diskussionen. Bei Fragen und Anregungen stehe ich Euch jederzeit sehr gerne zur Verfügung und freue mich über Einladungen zu den Vorstellungsrunden. Mit sozialistischen Grüßen Eure Annika Juso-LDK 3/2015 | Seite 17 Meine Kandidatur als Landesvorsitzende der Jusos Berlin Liebe Genoss*innen, am 24. Oktober findet unsere dritte Landesdelegiertenkonferenz in diesem Jahr statt. Auf dieser werden wir eine neue Landesvorsitzende* wählen. Sehr gerne möchte ich in den kommenden Monaten diese Aufgabe übernehmen. Mit diesem Schreiben möchte ich die Gelegenheit nutzen Euch meine Inhalte und Ideen für die nächsten Monate vorzustellen und um Eure Unterstützung zu werben. Die Weichen auf Links stellen Auch wenn zwischen der Wahl der Landesvorsitzenden* im Oktober und der regulären Wahl des Landesvorstandes nur wenige Monate liegen, so sind diese Monate dennoch entscheidend. Wir werden die Weichen für die Arbeit der Jusos in den nächsten zwei Jahren stellen müssen, aber auch die Richtung prägen, in die sich Berlin in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. In meiner Funktion als stellvertretende Landesvorsitzende konnte ich in den letzten Jahren bereits die politische Entwicklung Berlins und auch unseres Verbandes mitgestalten. Die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit sammeln konnte, möchte ich auch als Juso Landesvorsitzende nutzen. Ich will unseren Gestaltungsanspruch sowohl innerhalb, als auch außerhalb der SPD formulieren und für unsere Ziele kämpfen. Willkommen um zu bleiben Seit Jahren müssen immer mehr Menschen aus ihrer Heimatregion fliehen. Sie fliehen vor Not, Elend, Perspektivlosigkeit, Hunger und Krieg. Sie fliehen, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sie dazu zwingen. Viele Menschen machen sich auf den gefährlichen Weg die Mauern der Festung Europa zu überwinden. Für einige führt dieser Weg nach Berlin. Doch anstatt hier Sicherheit und Ruhe zu finden, werden sie erneut mit teils katastrophalen Erfahrungen konfrontiert. Die humanitäre Katastrophe, die sich wochenlang vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in der Turmstraße abspielte ist nur ein Symptom einer völlig verfehlten Asylpolitik. Ähnlich ist die Situation an den Bahnhöfen, an denen täglich Züge mit Geflüchteten ankommen. Von den Notunterkünften ganz zu schweigen. Für die meisten der Geflüchteten wird Berlin in den Juso-LDK 3/2015 | Seite 18 kommenden Jahren zu einer neuen Heimat werden. Sie werden mit ihren Wünschen und Hoffnungen, mit ihren Erfahrungen und ihren Fähigkeiten das Leben in unserer Stadt prägen. Sie werden die Stadt verändern und die Stadt wird sich mit ihnen weiterentwickeln. Während die Regierung im Moment hauptsächlich noch mit den Fragen der Unterbringung und Versorgung der ankommenden Menschen beschäftigt ist, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren die Frage nach der Teilhabe der Geflüchteten am gesellschaftlichen Leben in Berlin, an Bildung, der Anerkennung von Berufs- und Bildungsabschlüssen und der Eingliederung in den Arbeits- und Wohnungsmarkt stellen. Es ist an uns, hier linke Ideen und Konzepte für eine Gestaltung dieses Wandels zu diskutieren und uns in die Debatten einzumischen. Ich möchte mit Euch darüber beraten, wie sich Geflüchtete nach dem „Willkommen“ in Berlin ein neues Leben aufbauen können. Welche Herausforderungen kommen auf den Wohnungsmarkt zu, um sowohl für Alteingesessene, als auch für Neuberliner*innen angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen? Wie sehen Konzepte im Bildungsbereich aus, die Kindern eine schnellstmögliche Teilnahme am Regelunterricht ermöglichen? Wo müssen wir im Bereich der Ausbildung, der Weiterbildung und der Erwachsenenbildung neue Wege einschlagen? Wie und wo können neue Arbeitsplätze entstehen? Gemeinsam mit Euch möchte ich diese Fragen diskutieren und ein ganzheitliches Konzept entwickeln, welches das Wohlergehen der Menschen im Blick hat Ein „Weiter so“ in der Großen Koalition kann es nicht geben! Trotz intensiver Regierungsarbeit hat sich an vielen Stellen gezeigt, dass die Koalition mit der CDU eine progressive Entwicklung Berlins in vielen Aspekten verhindert hat. Die SPD hat sich immer wieder auf Kompromisse eingelassen, die unseren Vorstellungen von einer progressiven, linken Politik widersprechen. Vielen von uns ist das Gesetz zur Anfertigung von Übersichtsaufnahmen und die zeitweise Einführung von Sonderrechtszonen in Kreuzberg noch in unschöner Erinnerung. Mit der Enthaltung Berlins bei der Abstimmung im Bundesrat zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare hat die CDU sich mit ihrem rückwärtsgewandten Menschenbild durchgesetzt. Die Annahme des Gesetzesentwurfes durch den Bundesrat konnte dadurch glücklicherweise nicht verhindert werden. Auch während der Proteste von Geflüchteten am Oranienplatz und der Hungerstreiks am Brandenburger Tor, hat die SPD dem von Henkel geführten Innensenat das Feld überlassen. Anstatt hier die Kompetenzen an sich zu ziehen und eine progressive Flüchtlingspolitik umzusetzen, wurde die restriktive Schiene der CDU hingenommen und mitgetragen. Dabei hat sie sogar gesundheitliche Risiken für die Menschen billigend in Kauf genommen. Während sich in den letzten Jahren bereits abzeichnete, dass mehr Menschen die Flucht nach Europa auf sich nehmen, hat das Land nicht gehandelt. Statt sich frühzeitig um ein Konzept zu kümmern, wurde eine vorübergehende Notlösung nach der anderen aus dem Hut gezogen. Im Umgang mit den Fragen der Versorgung und Unterbringung der Geflüchteten hat sie zu lange keinen Handlungswillen gezeigt während die CDU-geführte Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales der Verschlechterung der Situation tatenlos zugesehen hat. Die SPD hätte als Regierungspartei viel früher von ihrer Juso-LDK 3/2015 | Seite 19 Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und handeln müssen. Erst Mitte August bildete der regierende Bürgermeister unter seiner Leitung einen lange benötigten „Krisenstab“, um den offensichtlich unhaltbaren Zuständen entgegen zu wirken. Kurz gesagt, die SPD hat die Flüchtlingspolitik Berlins zu lange der CDU überlassen! Eine linke Perspektive für Berlin Für uns steht fest: So kann es in dieser Stadt nicht weiter gehen. Für die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Jahr müssen andere Perspektiven für eine linke Regierung ohne Beteiligung der CDU her. Als eine sozialistische Jugendorganisation ist es an uns, uns mit anderen Koalitionsoptionen zu beschäftigen und uns im Interesse einer progressiven linken Politik nach Bündnispartner*innen umzuschauen. Dabei ist es wichtig frühzeitig in einen Austausch mit den anderen Organisationen zu treten . Unsere Bündnispartner*innen an dieser Stelle können wir bei der Grünen Jugend und Solid finden. Schon vor der Wahlkampfphase müssen wir Gemeinsamkeiten herausarbeiten und diese in den Fokus der Debatten rücken. Hier müssen wir als Jusos im Austausch und gemeinsam mit den anderen Jugendorganisationen vorangehen, um insbesondere unsere Mutterpartei vor uns her zu treiben. Diesen Prozess möchte ich gemeinsam mit Euch in den nächsten Monaten planen und anstoßen und eine progressive Bündnispolitik mit anderen Parteijugenden vorantreiben. Unser Ziel muss es sein, gemeinsame Positionen zu entwickeln und in den jeweiligen Parteien auf andere Koalitionsoptionen hinzuarbeiten. Morgen in Berlin links leben – und dann? Wir Jusos Berlin sind ein pluralistischer und aktiver Verband. Neben der Arbeit auf Kreisebene diskutieren wir linke Politik in vielen verschiedenen Arbeitskreisen und Projektgruppen sowie auf unseren Landesdelegiertenkonferenzen und unseren Verbandstagen. Dadurch entwickeln wir unsere eigenen Positionen stetig weiter und bringen sowohl die SPD als auch die Jusos auf Bundesebene inhaltlich voran. Diese Vielfalt im Landesarbeitsprogramm abzubilden und gleichzeitig gemeinsame inhaltliche Schwerpunkte zu finden, wird eine Aufgabe in den nächsten Monaten sein. Ich möchte mit Euch einen Prozess anstoßen, an dessen Ende wieder ein Landesarbeitsprogramm mit einem deutlichen linken Profil steht und welches von allen Teilen unseres Verbandes aktiv unterstützt wird. Dabei möchte ich nicht nur inhaltliche Schwerpunkte mit euch diskutieren sondern auch unsere Arbeitsweise und Strukturen kritisch hinterfragen. Drei Bereiche liegen mir dabei besonders am Herzen: Willkommen um zu bleiben - auch bei den Jusos Nicht nur Berlin wird sich in den nächsten Jahren mit und durch Geflüchtete ändern. Ein wichtiger Aspekt der Teilhabe am Leben in der Stadt ist auch die Möglichkeit sich politisch engagieren und einbringen zu können. Unser Anspruch muss es daher sein, uns auch weiter für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund zu öffnen. Wir müssen überlegen, wo es in unserem Verband Hürden gibt, die Menschen davon abhalten sich bei uns zu engagieren und diese so weit wie möglich abbauen. Auch hier können mehrere Juso-LDK 3/2015 | Seite 20 Unterstützungsangebote, wie das Buddysystem, konkrete Ansprechpartner*innen oder auch Mehrsprachigkeit bei großen Veranstaltungen oder Informationsmaterial dabei helfen unseren Verband für mehr Menschen attraktiver zu machen. Grundlagen und Grundwerte vermitteln In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass viele Menschen während des Wahlkampfes in die SPD eintreten. Bei den Infoständen und Aktionen sowie mit unseren Kampagnen erreichen wir in diesem Zeitraum besonders viele Menschen und können sie für uns gewinnen. Sozialismus, Internationalismus, Feminismus und Antifaschismus sind die Grundwerte unseres Verbandes. Hinter diesen Begriffen verbirgt sich für uns ein Weltbild, eine Idee an der wir unser Handeln ausrichten und das unsere Utopie für eine bessere Gesellschaft bestimmt. Diese Grundwerte und unsere grundlegenden gesellschaftlichen Analysen haben wir über Jahre weiterentwickelt. Ein Wissen darüber müssen wir jede*r Genoss*in, für ihre*seine politische Arbeit mit auf den Weg geben. Ich möchte daher ein umfangreiches Bildungsangebot entwickeln, welches unsere Grundwerte aber auch unseren aktuellen Diskussionsstand vermittelt. Wichtig ist mir dabei insbesondere, dass ein solches Programm in der Lage ist Frauen* und Männer* sowie Neumitglieder und langjährige Genoss*innen anzusprechen. Hier bietet sich für uns auch die Möglichkeit zur stärkeren Zusammenarbeit mit Partner*innenorganisation wie den Falken, aber auch der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem August-Bebel-Institut an. Frauenförderung und Feminismus Quoten, FLT*-Schutzräume, Frauen*-Plena, Mentoringprogramm, Rhetorikworkshop, Frauen*kampftag, Equal-Pay-Day, die Simones, AK Geschlechterverhältnisse, ASK …; mit vielen Strukturen und Mechanismen sowie durch inhaltliche Debatten und Bündnisarbeit, haben wir in den letzten Jahren versucht, patriarchale Strukturen im Verband und in der Gesellschaft weiter aufzubrechen, Frauen* zu empowern und Netzwerke aufzubauen. Vieles davon hat gut funktioniert, manches weniger: Sexismus, Patriarchat und männlich dominantes Verhalten bestimmen bei den Jusos weniger als im Großteil der Gesellschaft den (politischen) Alltag. Eine wirkliche Gleichstellung aller Geschlechter, die Überwindung von Geschlechter- und Rollenklichees oder gar die Irrelevanz von Geschlecht für politisches Handeln, haben wir aber auch bei uns noch nicht vollständig erreicht. Hierfür gilt es als (queer)feministischer Verband weiter zu kämpfen. Unser feministisches Selbstverständnis prägt jeden Aspekt unserer politischen Arbeit. Doch dürfen wir (Queer)Feminismus nicht nur als ein Querschnittsthema aller politischen Bereiche begreifen. Vielmehr müssen gerade wir hier einen klaren inhaltlichen Fokus setzen. Wir müssen Frauen* innerhalb unseres Verbandes weiter empowern, unterstützen und vernetzen, aber auch im Wahlkampf auf junge Frauen* zugehen können, um sie für die aktive Arbeit bei den Jusos zu gewinnen. Was noch zu tun bleibt: Ein Blick in unser Landesarbeitsprogramm der letzten zwei Jahre zeigt, dass der Landesvorstand schon viele der Projekte, die wir uns gemeinsam vorgenommen haben umgesetzt hat, oder dabei ist sie umzusetzen. Juso-LDK 3/2015 | Seite 21 Zwei Projekte aus dem Arbeitsprogramm möchte ich in den nächsten Monaten noch umsetzen: Rosa und Karl In den letzten Jahren haben wir uns im Bündnis „Rosa & Karl“ engagiert. Gemeinsam mit unsere Bündnispartner*innen wurden Diskussionen, Vorträge, Workshops und eine Demo in Erinnerung an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht im Januar organisiert. Dabei wurde auch ein Fokus auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Vergangenheit unserer Partei gelegt. Ich möchte auch im kommenden Januar hierauf weiter einen Fokus unserer Arbeit legen. Rhetoriktraining für Frauen* Politische Arbeit ist geprägt durch Diskussionen und den Austausch von Ideen. In den Kreisen, Arbeitskreisen und anderen Gremien und bei Veranstaltungen diskutieren wir über unsere Positionierungen. Sich an diesen Debatten in kleinen Gruppen einzubringen oder vor großen Menschenmengen zu reden, kann Menschen vor Hindernisse stellen. Sich gegen männlich dominantes Redeverhalten und Unterbrechungen zur Wehr zu setzen, ist oft noch schwieriger. Um Frauen* hier zu unterstützen und weiter zu empowern möchte ich in den kommenden Monaten noch einen Rhetorikworkshop durchführen, in dem wir uns mit solchen Situationen in einem Schutzraum auseinandersetzen können. Jusos Berlin im Bundesverband Die Arbeit und die inhaltliche Positionierung des Juso Bundesverbandes wurde in den vergangenen Jahren auch von uns maßgeblich mitgeprägt. Mit unseren Anträge und unseren Debattenbeiträgen haben wir uns bei den Bundeskongressen und in den Bundesprojekten eingebracht. Die Delegation der Jusos Berlin zeichnete dabei in den letzten Jahren neben der inhaltlichen Kompetenz immer eine hervorragende Vorbereitung und ein professionelles Auftreten auf dem Bundeskongress aus. Ich freue mich darauf, auch in diesem Jahr wieder mit einer starken Delegation zum Bundeskongress nach Bremen zu fahren. Gemeinsam werden wir dort diskutieren, unsere Anträge einbringen und unsere Positionen weiterentwickeln. Neben den inhaltlichen Debatten werden wir dort auch einen neuen Bundesvorstand wählen. Auf unserer letzten Landesdelegiertenkonferenz haben wir Kevin nominiert und ihm unsere Unterstützung für seine Kandidatur zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden ausgesprochen. Mit ihm werden wir auch weiterhin im Juso Bundesverband gut vertreten sein. Durch mein Amt als stellvertretende Landesvorsitzende habe ich bereits in der Vergangenheit eng mit Kevin zusammengearbeitet. Dies möchte ich auch weiterhin tun und den Draht zu Kevin nutzen, um eine gute Zusammenarbeit zwischen der Bundes- und der Landesebene zu gewährleisten. Noch ein paar Worte zu mir persönlich Ich bin in Berlin aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. 2007 haben ich in Reinickendorf am Romain-Rollland-Gymnasium mein Abitur gemacht und nach einem knapp einjährigen Aufenthalt in England 2008 mit meinem Jurastudium an der Europauniversität Viadrina angefangen. Dort habe ich mich auf humanitäres Völkerrecht Juso-LDK 3/2015 | Seite 22 und Menschenrechte spezialisiert und werde noch dieses Jahr mein erstes Staatsexamen abschließen Mein Engagement bei den Jusos begann 2009. Am Anfang war ich in Reinickendorf aktiv und habe bereits dort angefangen mich als Juso Vertreterin am „Runden Tisch gegen Rechts“ gegen Nazis zu engagieren. 2011 wurde ich dann zur Sprecherin des Arbeitskreis Antifa gewählt. Gleichzeitig habe ich angefangen mich in meinem jetzigen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei der „Initiative gegen Rechts“ und beim Register Friedrichshain-Kreuzberg zu engagieren. Seit dem ist Antifaschismus einer meiner politischen Schwerpunkte. Neben meiner Arbeit im AK Antifa habe ich mich auf Landesebene auch im Rahmen des erweiterten Landesvorstandes und als Delegierte der Landesdelegiertenkonferenz engagiert. 2011 durfte ich das erste Mal die Jusos Berlin mit auf dem Bundeskongress in Lübeck vertreten und war seitdem bei jedem Bundeskongress als Delegierte oder Mitglied des Landesvorstandes dabei. Seit 2012 bin ich nun im Kreisvorstand der Jusos Friedrichshain-Kreuzberg aktiv und in den letzten 1 ½ Jahren auch als stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos Berlin. Mein Engagement bei den Jusos hat mir in den letzten Jahren so die Möglichkeit gegeben, den Verband in seinen vielen Facetten kennen zu lernen. Ich möchte meine gesammelten Erfahrungen und meine Motivation nutzen, um unseren Verband weiter zu entwickeln. Dabei sind mir insbesondere auch die Beteiligung und Partizipation des gesamten Landesverbandes wichtig. Nur wenn wir gemeinsam Konzepte und Visionen entwickeln, haben wir die Möglichkeit die Zukunft aktiv zu gestalten. Ich würde mich freuen, in den nächsten Wochen die Möglichkeit zu haben, mit euch über meine Ideen und Vorstellungen zu diskutieren. Gerne könnt ihr mich zu euch einladen oder einfach schreiben oder anrufen. Packen wir's an! Mit sozialistischen Grüßen Anna _______________________________________________________ E-Mail: [email protected] Telefon: Facebook: www.facebook.com/anna.muller.503645 Juso-LDK 3/2015 | Seite 23 Kandidaturen für die Nachwahl einer*eines stellvertretenden Landesvorsitzenden Juso-LDK 3/2015 | Seite 24 Kandidatur für den stellvertretenden Landesvorsitz der Jusos Berlin Liebe Genossinnen und Genossen, Wir sind mit einer Situation konfrontiert, in welcher wir miterleben müssen, wie auf vielen politischen Ebenen eklatante Fehlentscheidungen getroffen werden, die fatale Auswirkungen für viele Millionen Menschen haben. Die europäischen Verantwortungsträger*innen sind nicht nur unfähig und unwillig, gemeinsame Lösungen zu finden, sondern lassen sich die Politik von denjenigen diktieren, die den Solidaritätsgedanken mit Füßen treten. Wenn in den Medien von einer Griechenlandkrise oder der Flüchtlingskrise die Rede ist, dann verschweigt das, dass die Ursache für die Situation in Griechenland nicht nur dort zu suchen ist und dass nicht etwa die Existenz von Menschen auf der Flucht eine „Krise“ ist, sondern die Ursachen der Flucht: Krieg, Armut, Hunger, Verfolgung und der Kapitalismus. Wirklich in der Krise ist vielmehr ein viel zu oft vernachlässigter sozialdemokratischer Grundwert, die Solidarität. Ich bewerbe mich bei der kommenden Landesdelegiertenkonferenz als stellvertretender Vorsitzender der Jusos Berlin, weil ich glaube, dass die Jusos die Kraft sein müssen, Antworten auf die Probleme zu geben, die ein Mehr und nicht ein Weniger an Solidarität mit sich bringen. Mehr Solidarität bedeutet für mich, dass Geflüchteten nicht nur ein Recht auf Asyl zusteht, sondern dass dies einhergeht mit einer menschenwürdigen Unterkunft, mit Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt. Dazu bedarf es nicht zuletzt eines uneingeschränkten Zugangs zu Sozialleistungen. Mehr Solidarität bedeutet auch, dass Menschen in Griechenland nicht ihres Lebensstandards beraubt werden, weil die EU und Deutschland finanzpolitische Maßnahmen zur Krisenbekämpfung ergreifen, die die Situation schon seit vielen Jahren nicht verbessern, sondern im Gegenteil verschlimmern. Als Jusos wollen wir ein solidarisches Europa schaffen und uns auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass Haushaltskonsolidierungen nicht dazu führen, dass sich staatliche Akteure selbst ihrer Gestaltungsspielräume durch Instrumente wie der Schuldenbremse berauben. Mehr Solidarität bedeutet, dass die Folgen der Krisen nicht auf die Zukunftschancen und die Arbeitsbedingungen der Menschen abgewälzt werden dürfen. Auch Flexibilisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt müssen zu Gunsten von Beschäftigten ausgestaltet werden. So muss es wieder Aufgabe und Pflicht der Sozialdemokratie werden, alle Menschen am Fortschritt teilhaben zu lassen. Prekäre Beschäftigung darf nicht zur Normalität werden, wie sie es insbesondere bei jungen Menschen derzeit ist. Ich möchte in den kommenden Monaten mit den Jusos für diese Ziele kämpfen. Dazu gehört die Förderung persönlichen Engagements, aber auch der Streit mit der SPD um andere Positionen und eine grundlegende Änderung der politischen Rahmenbedingungen. Benedikt Rüdesheim Kontakt [email protected] Dafür habe ich mich in meiner Zeit bei den Jusos und in der SPD in Rhein-Neckar und in Baden-Württemberg immer eingesetzt und dies seit letztem Jahr in meinem neuen Kreisverband Pankow fortgesetzt. Die aufgeworfenen Fragen haben mich auch in der Zeit meines Studiums der Rechtwissenschaften mit Schwerpunkt im Arbeits- und Sozialrecht beschäftigt. Dies setzt sich nun in meinem Amt als Personalrat fort, indem ich mich für die Verbesserung der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen der Rechtsreferendar*innen in Berlin einsetze. Ich bitte euch, mir bei der kommenden Landesdelegiertenkonferenz euer Vertrauen zu schenken. Euer Benedikt
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