Warum Zwillinge sich auseinander leben

Warum Zwillinge sich
auseinander leben
Es gibt unendlich viele Beispiele von eineiigen Zwillingen, bei denen nur einer von beiden eine
Krankheit (wie z.B. Krebs, Diabetes etc.) hat. Obwohl sie äußerlich kaum zu unterscheiden sind,
läuft im Inneren was anderes ab: die epigenetischen Codes bleiben unterschiedlich. Aufgrund vieler
Studien und Forschungen wird vermutet, dass die Umwelt für Abweichungen bei Zwillingen
verantwortlich ist. Eineiige Zwillinge zeigen deutlich, wie groß der geerbte und wie groß der
erworbene Anteil unserer Eigenschaften ist.
Somit ist klar, dass der Lebensstil epigenetische Schalter umlegen kann. Deshalb wurde untersucht,
wie stark die DNA der Zwillinge an bestimmten Stellen methyliert war und ob dort unterschiedliche
Anhängsel an die Histonproteine angelagert waren. Das Resultat: Der epigenetische (oder auch
zweite) Code hat tatsächlich die Aufgabe, den Zellen unseres Körpers die Kommunikation mit der
Umwelt zu ermöglichen. Dabei fand man heraus, dass bei sehr jungen Zwillingen die
epigenetischen Codes nahe zu identisch sind, je älter man jedoch wird, desto häufiger wurden die
Epigenome durch den Umwelteinfluss verformt. Daraus lässt sich also schließen, dass Krankheiten
wie Diabetes nicht unbedingt nur durch ein Genom ausgelöst wird.
"Schon kleine Unterschiede im Epigenom können große Auswirkungen auf den Phänotyp einer
Persin haben" so Mario Fraga vom Nationalen Krebszentrum in Madrid.
Die epigenetischen Veränderungen, die im Alter zum Ausbruch einer Krankheit beitragen können,
geschehen zum Teil rein zufällig, zum anderen Teil sind sie aber auch eine Folge von
Umwelteinflüssen.
Der epigenetische Code wandelt sich demnach nicht nur in der Embryonalentwicklung, sondern
auch im Alter kann man ihn noch positiv oder auch negativ beeinflussen.
Ein Beispiel:
In den Zellen der Mundschleimhaut von Rauchern blockieren deutlich mehr Methylgruppen die
Gene für krebshemmende Proteine, als bei nichtrauchenden Zwillingsgeschwistern. Der inhalierte
Teer verändert die Genome, sodass sich die Zellen nicht mehr so gut wehren können.
"Wir beginnen zu sehen, dass die Epigenetik im Zentrum der modernen Medizin steht, denn die
Ernährung oder andere Umwelteinflüsse können epigenetische Strukturen verändern, die in allen
Zellen eines Körpers gleiche DNA-Sequenz aber nicht." erklärt Andrew Feinberg, einer der Autoren
der Johns-Hopkins-Studie.
Diese Erkenntnis trägt eine Menge wichtiger Konsequenzen für unser Leben und die Zukunft der
biomedizinischen Wissenschaft.