Mein Erasmus an der Universität Helsinki 1. Vorbereitung Die Bewerbungsfrist für das Sommersemester in Helsinki ist bereits Mitte Februar des Vorjahres, demnach sollte man sich früh genug informieren, wohin man möchte und welche Unterlagen dafür eingereicht werden müssen. Nachdem im April die Erasmuszusage kommt, muss man bis Herbst erst einmal nichts mehr machen. Dann erhält man eine Benachrichtigung von der Universität Helsinki, dass man sich auf dem finnischen Mobility Online noch einmal offiziell bewerben und ein Motivationsschreiben hochladen muss. Im Dezember erstellt man das Learning Agreement, welches jedoch nur eine vorläufige Version ist, da man erst, wenn man in Helsinki ist, erfährt für welche Kurse man letztendlich angenommen wird und welche Kurse zusätzlich angeboten werden. 2. Formalitäten Neben dem Erasmuszuschlag kann man Auslands-Bafög beantragen. Dies erhält man häufig auch, wenn Bafög im Inland nicht genehmigt wurde. Aus Deutschland muss man nichts besonderes mitbringen, außer einige Passfotos, da man in Helsinki für fast jeden Ausweis ein Foto braucht. Fotos machen lassen ist sehr teuer, also macht es wirklich Sinn genug (ca.4) mitzubringen. Theoretisch muss man sich bei den Behörden anmelden, wenn man länger als 3 Monate in Finnland lebt. Das macht jedoch kaum jemand, da es in der Regel keine Beweismöglichkeit gibt, ob man beispielsweise zwischendurch mal das Land verlassen hat. Es wird auch nicht wirklich überprüft, von daher kann man sich das Geld und den Aufwand sparen. Ich habe mein deutsches Konto behalten und alles über Online-Banking erledigt bzw. immer mit der Kreditkarte bezahlt, was in Finnland für jeden Kleinstbetrag typisch und gängiger als Bargeld ist. 3. Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule Die Hauptuniversität liegt mitten in der Stadt und ist mit Metro, Bus, Bahn oder je nachdem wo man wohnt zu Fuß schnell zu erreichen. Wenige Vorlesungen werden in Fakultäten außerhalb vom Hauptcampus angeboten, jedoch sind auch diese unkompliziert zu erreichen. Das Campusleben gestaltet sich sehr angenehm: Man hat schnelles WLAN in allen Unigebäuden, die Bibliothek liegt zentral und ist super ausgestattet, neben zahlreichen Computern in der Bibliothek gibt es in einigen Unigebäuden zusätzliche Computer sowie Scanner und Drucker, an denen man als Student unbegrenzt kostenfrei drucken kann. Die Bibkarte wird euer Tutor in den Einführungstagen zusammen mit euch beantragen. Allgemein gestalten sich die Einführungstage sehr angenehm und hilfreich, sodass diese auf keinen Fall verpasst werden sollten! Jede Gruppe erhält einen Tutor, der während der Campusführung alles zeigt und erklärt, man kriegt eine Computereinführung, in der die Kursanmeldung erklärt wird sowie jegliche sonstige Formalien erledigt werden. Die Betreuung ist wirklich super und man muss sich um nichts Sorgen machen! Es gibt mehrere Mensen über die ganze Stadt verteilt, welche teilweise bis abends sowie sogar samstags geöffnet haben und für 2,60 Euro vielfältige, frische und riesige Gerichte anbieten, sodass man sich mit Studentenausweis hier fast täglich für wenig Geld lecker und gesund ernähren kann. Jede Fakultät hat eine studentische Organisation, die eigenständig Vorträge von Gastprofessoren, Saunaabende, Feiern und sonstige Veranstaltungen planen, zu denen ihr unbedingt hingehen solltet, um auch mal Einheimische kennenzulernen. 4. Akademisches Leben Die Informationsveranstaltungen in den Einführungstagen sind sehr hilfreich und ihr müsst euch auf fast gar nichts vorbereiten, da euch dort alles erklärt und geholfen wird. Die ErasmusAnsprechpartner stehen immer zur Verfügung und helfen euch, wo sie können, ob es um Unterschriften, Kurswahlen, Anerkennungsfragen oder sonstiges geht. Die Uni Helsinki hat zahlreiche englischsprachige Kursangebote, sodass es nicht schwer sein wird, passende Kurse zu finden. Zudem ist es manchmal sogar möglich, selbst eine finnisch sprachige Lehrveranstaltung nach Absprache in englischer Sprache abzuschließen. Die Lehrveranstaltungen sind rundum sehr gut, strukturiert, die Professoren wirken kompetent, sind hilfsbereit und freundlich. Fast alle Kurse haben Anwesenheitspflicht, man darf meist nur 1-2 Mal pro Kurs fehlen. Es gibt zwei offizielle Prüfungsphasen: die erste Anfang März, die zweite Anfang Mai (im SS). Jedoch finden häufig Präsentationen und Essay-Deadlines zwischen oder nach den Prüfungsterminen statt, sodass eigentlich das ganze Semester lang was zu tun ist. 5. Unterkunft Die Wohnungssuche in Helsinki ist nicht sehr einfach und auch nicht günstig. Die beste Option, die ich definitiv empfehlen würde, ist sich frühzeitig (ca. ab Oktober) bei HOAS zu informieren, wann die Bewerbungsfrist ist und sich dann direkt zu bewerben. HOAS besitzt mehrere Studentenwohnheime, die teilweise Einzel-, Doppel- oder WG-Zimmer vermieten. Man bewirbt sich jedoch nur allgemein auf ein "Bett", kann Präferenzen angeben und kriegt dann ein Angebot, welches häufig nicht den Präferenzen entspricht. Da man jedoch nur dieses eine Angebot erhält und es auf dem privaten Wohnungsmarkt sehr sehr schwierig und auch teuer ist, ein Zimmer anzumieten, sollte dieses Angebot angenommen werden. Ich habe ein Einzelzimmer im Domus Academica für 600 Euro im Monat bekommen. In diesem Wohnheim gibt es nur möblierte Einzelzimmer für Austauschstudenten, sodass es obwohl man alleine wohnt, immer die Möglichkeit gibt, sich ein WG-Leben mit seinen Wohnheimmitbewohnern zu gestalten. Die Lage war perfekt, es gibt Supermärkte, Uni-Fitnessstudio und eine Mensa um die Ecke, zur Uni braucht man nur 20 Minuten zu Fuß (oder nimmt die Metro zwei Stationen), der Hbf und Innenstadt sind in 15 Minuten zu erreichen. Die Miete ist sehr hoch, jedoch für Helsinki und die super Lage günstig. 6. Öffentliche Verkehrsmittel Das Meiste in Helsinki kann man gut zu Fuß erreichen, Fahrräder sind eher unüblich, zumindest unter Austauschstudenten. Die ganze Stadt ist jedoch auch sehr gut durch Busse und Bahnen vernetzt. Als Student erhält man ermäßigte Preise, sodass eine Einzelfahrt (gültig für 90 Minuten) nur 1 Euro und ein Monatsticket 20 Euro kosten. 7. Studentenjobs Da weder ich noch irgendjemand in meinem Umfeld einen Studentenjob hatte, weiß ich darüber nichts, außer, dass fast immer Finnischkenntnisse vorausgesetzt werden. 8. Nach der Rückkehr Nach der Rückkehr hat man 4 Wochen Zeit, die Anerkennungsbescheinigung, das Transcript of records sowie den Erfahrungsbericht hochzuladen. Damit man die Frist nicht im Alltag wieder vergisst, ist es empfehlenswert alles so bald wie möglich zu erledigen. Wenn man vorher bereits mit seinem Koordinator über das Learning Agreement und die Passung der einzelnen Kurse gesprochen hat, sollte die Anerkennung der Studienleistung im Ausland kein Problem sein. 9. Anregungen/Persönliche Empfehlungen Die finnische Sprache ist sehr schwierig zu erlernen, man sollte also nicht zu große Erwartungen an die späteren Sprachkenntnisse stellen. Ich persönlich habe anstelle eines FinnischSprachkurses einen Schwedisch-Sprachkurs belegt, da Schwedisch Finnlands 2. Amtssprache ist, somit auch recht stark verbreitet und für Deutschsprachler viel schneller und leichter erlernbar ist. Zusätzlich habe ich am Tandem-Sprachprogramm teilgenommen und mich regelmäßig mit einer Schwedisch- & Finnisch-Muttersprachlerin getroffen. Das kann ich definitiv empfehlen, da ich dadurch viele Einblicke in die finnische Kultur und Umgangsformen erhalten habe, was bei den sonst doch sehr verschlossenen Finnen nicht sehr einfach ist. 10. Besondere Erlebnisse im Gastland Helsinki ist geografisch super gelegen um neben dem Studium zahlreiche Trips zu machen. Insbesondere mein Wochenendtrip nach St. Petersburg, welcher von Finnland aus mit der Fähre ohne Visum möglich ist, als auch mein Trip nach Lappland waren absolute Highlights und sollten nach Möglichkeit auf jeden Fall gemacht werden! 11. Fazit Ich habe mich für Helsinki entschieden, da ich einerseits von der hohen Qualität der Lehre gehört habe und andererseits in ein eher untypisches Land wollte, welches sich mir aufgrund der winterlichen Kälte als auch Dunkelheit als Herausforderung stellte. Ich wurde in keiner meiner Erwartungen enttäuscht. Die Uni ist wirklich super, das Land interessant und die Menschen, mit denen ich dort meine Zeit verbringen durfte, toll und bereichernd. Man verbessert seine Sprachkenntnisse und durch die interkulturellen Begegnungen erweitert seinen Horizont und entwickelt sich persönlich weiter. Ich bin sehr glücklich, dass ich mich für Helsinki entschieden habe und würde jederzeit zurück dorthin gehen!
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