PPA Brustkrebs: Früherkennung, risikofaktoren, Betreuung

PPA
Perspektiven
MEDIZINWISSEN
Brustkrebs: Früherkennung, Risikofaktoren,
Betreuung
von Dr. med. Marianne Schoppmeyer, Ärztin und Medizinjournalistin, Nordhorn
| Brustkrebs (medizinisch: Mammakarzinom) ist gemeinsam mit dem Lungenkrebs die häufigste maligne Tumorerkrankung der Frau. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkrankten in der Bundesrepublik im
Jahr 2014 etwa 75.000 Frauen neu an Brustkrebs. Etwa jede vierte von ihnen
ist bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre, jede zehnte unter 45 Jahre alt.
Aufgrund dieser hohen Zahlen besteht bei Frauen ein hoher Bedarf an
­Information, Beratung und Unterstützung. |
Früherkennung
SIEHE AUCH
Wesentlich für die Prognose ist eine möglichst frühzeitige Entdeckung des
Tumors, denn in der Regel gilt: Je kleiner der Tumor, desto besser die Heilungschancen. Da Brustkrebs in den frühen Stadien jedoch keine Schmerzen
oder anderen Beschwerden bereitet, sollte jede Frau ihre Brust regelmäßig
selbst auf Knoten oder Veränderungen abtasten (siehe dazu auch den Beitrag
in PPA 05/2015, Seite 9). Studien belegen, dass viele Brustkrebsfälle durch die
betroffenen Frauen selbst festgestellt werden.
Beitrag auf Seite 9
Krebsfrüherkennung
beim Gynäkologen
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Krebsfrüherkennung für Frauen ab
dem 20. Lebensjahr (Brustuntersuchung ab dem 30. Lebensjahr). Sie wird
von niedergelassenen Gynäkologen durchgeführt und beinhaltet neben anderen Untersuchungen auch ein Abtasten der Brust und Achselhöhlen. Daneben erhalten die Frauen eine ausführliche Anleitung zur Selbstuntersuchung
der Brust.
Wer ist besonders gefährdet?
Risikofaktoren
Die Krebsfrüherkennung in Anspruch zu nehmen, ist besonders wichtig für
Frauen, die ein erhöhtes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken. Einige
­Faktoren stehen überdurchschnittlich häufig im Zusammenhang mit Brustkrebs:
PDF erstellt für Gast am 22.04.2016
„„ Weibliche Hormone können das Wachstum von Krebszellen der Brust fördern. Daher steigt das Brustkrebsrisiko leicht an bei Einnahme der „Pille“
über mehrere Jahre oder einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren über einen längeren Zeitraum.
„„ Eine frühe erste Regelblutung, später Beginn der Wechseljahre oder Kinderlosigkeit erhöhen die natürliche Dauer der Östrogenwirkung auf das
Gewebe und damit das Brustkrebsrisiko leicht.
„„ Ernährung: Fettreiche Ernährung, Übergewicht, Rauchen und Alkohol
­erhöhen das Brustkrebsrisiko geringfügig.
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„„ Alter: Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken.
„„ Familiäre Belastung: 5 bis 10 Prozent aller Brustkrebserkrankungen werden vererbt. Sind in einer Familie beispielsweise bereits zwei nahe Verwandte (Mutter, Schwester) von Brustkrebs betroffen, ist das eigene Risiko
zu erkranken erhöht. Die wichtigsten Gene, die in Zusammenhang mit
Brustkrebs stehen, sind das BRCA-1- und das BRCA-2-Gen.
Mammografie-Screening
Frauen ab dem 50. Lebensjahr wird neben der Krebsfrüherkennung auch ein
Mammografie-Screening angeboten. Dabei handelt es sich um eine RöntgenReihenuntersuchung der Brust, die alle zwei Jahre bei Frauen zwischen dem
50. und 70. Lebensjahr durchgeführt wird. Jede Frau erhält eine Einladung,
sich im nächstgelegenen Mammografie-Zentrum zur Untersuchung vorzustellen. Dort werden die aufgenommenen Mammografie-Aufnahmen von
zwei Ärzten unabhängig voneinander beurteilt. 95 Prozent der Frauen erhalten dann nach etwa einer Woche die Nachricht, dass sich bei ihnen keine
Hinweise für Brustkrebs gefunden hätten.
Frühe Diagnose
möglich
Zunehmend gerät das Screening jedoch auch in die Kritik. Frauen, bei denen
weder eine Veränderung der Brust zu sehen noch zu tasten ist, werden plötzlich mit einem Krebsverdacht konfrontiert. Nicht selten folgen weitere Untersuchungen, die eine erhebliche psychische Belastung für die Frauen darstellen. Kritiker prangern diesen hohen Schaden aufgrund von Überdiagnosen an.
Kritiker warnen vor
Überdiagnosen
PRAXISHINWEIS | Hier sollten Sie als MFA versuchen, Ihre Patientinnen möglichst objektiv zu beraten. Das Mammografie-Screening ermöglicht die Diagnose
sehr früher, noch nicht tastbarer Stadien von Brustkrebs. Dadurch steigen die
Heilungschancen der Frau und nicht zuletzt ist häufig auch eine schonendere und
weniger belastende Therapie möglich.
Erste Symptome
Neben einem tastbaren Knoten, können auch andere Beschwerden auf einen
Tumor der Brust hinweisen. Diese sollten unbedingt durch einen Frauenarzt
abgeklärt werden.
Knoten und weitere
Symptome
PDF erstellt für Gast am 22.04.2016
◼◼Weitere Symptome für Brustkrebs
„„ Neu aufgetretene Veränderungen an der Brust, zum Beispiel Verhärtungen,
Druck, Spannungsgefühl
„„ Bislang nicht aufgefallene Form- oder Größenunterschiede der Brüste
„„ Einziehungen der Haut über der Brust, sogenannte Apfelsinenhaut
„„ Einziehungen der Brustwarze
„„ Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze
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PROFESSIONELL
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PPA
Weitere
Untersuchungen
notwendig
Perspektiven
Zur Abklärung dieser Symptome sollten weitere Untersuchungen durch­geführt
werden. Dies können im Einzelfall eine Sonografie der Brust, eine Galakto­
grafie (Darstellung der Milchgänge) oder eine Kernspintomografie (MRT) sein.
Sicherheit erhalten betroffene Frauen letztendlich durch eine Gewebe­
entnahme (Biopsie) aus der Brust und deren feingewebliche Unter­suchung.
Brustzentren
Brustzentren
garantieren Therapie
auf hohem Niveau
Die überwiegende Mehrheit der Patientinnen mit Brustkrebs wird in einem
zertifizierten Brustzentrum therapiert. Hier ist eine Behandlung nach dem
neuesten Stand des medizinischen Wissens garantiert, die sich an den aktu­
ellen Leitlinien orientiert. In einem interdisziplinären Team treffen sich
­Experten verschiedener Fachrichtungen (zum Beispiel Gynäkologie, Onko­
logie, Radiologie), um für jede Patientin individuell eine Therapie festzulegen.
Mittler­weile sind in Deutschland über 270 Brustzentren zertifiziert. Eine Liste
mit Adressen findet sich im Internet.
Betreuung durch den Hausarzt
Einfühlsam auf
Bedürfnisse der
Patientin eingehen
Auch wenn die eigentliche Therapie in zertifizierten Brustzentren und durch
den Gynäkologen erfolgt, erscheinen Brustkrebs-Patientinnen auch regelmä­
ßig beim Hausarzt. Nicht selten kommen Patientinnen mit ihren offenen Fra­
gen auch zu Ihnen als MFA. Sei es, weil sie eine zweite Meinung hören möch­
ten, weil Fragen in der Klinik vergessen wurden oder offen geblieben sind.
PRAXISHINWEIS | Hören Sie dabei, der Patientin aufmerksam zu, gehen Sie
auf ihre Ängste und Sorgen ein. Verlagern Sie das Gespräch möglichst von der
Rezeption weg in einen anderen Raum (zum Beispiel in ein nicht benutztes
Sprechzimmer).
Jede Patientin erlebt eine Krebserkrankung anders, abhängig von ihrer je­
weiligen Lebenssituation, ihren mitmenschlichen Beziehungen und ihrer Le­
bensgeschichte. Ungeachtet dessen stellt die Diagnose „Krebs“ jedoch für
jeden ein einschneidendes, stark belastendes Ereignis dar. Diesem emotio­
nalen Ausnahmezustand folgt jedoch meist eine Phase der Krankheitsverar­
beitung. Hier sind der Rückhalt und die Hilfe durch Familie und Freunde sehr
wichtig.
PDF erstellt für Gast am 22.04.2016
PRAXISHINWEIS | Auch das Praxisteam kann in dieser Zeit die Patientinnen
unterstützen. Vermitteln Sie Kontakte zu Selbsthilfegruppen, machen Sie Mut,
die anstehende Therapie durchzustehen und haben Sie ein offenes Ohr für die
Ängste und Sorgen der Patientin.
INFORMATION
↘↘ WEITERFÜHRENDE HINWEISE
Brustzentren und
Selbsthilfegruppen
•Deutsche Krebsgesellschaft, Liste aller Brustzentren online unter www.oncomap.de
•Frauenselbsthilfe nach Krebs, Liste von Selbsthilfegruppen online unter
www.frauenselbsthilfe.de/
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