Familiärer Brust- und Eierstockkrebs

Brustzentrum
Familiärer Brust- und
Eierstockkrebs
Kompetenz, die lächelt.
Was ist familiärer Brustund Eierstockkrebs?
Brustkrebs ist in unserer Bevölkerung die
Zwei solcher Brustkrebsgene heissen BRCA1
häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Man
beziehungsweise BRCA2 – nach der Abkür­
schätzt, dass etwa jede 10. Frau im Laufe
zung des englischen Wortes für Brustkrebs
ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt, in der
BReast CAncer. Nur 0,2 % aller Frauen in der
Schweiz sind dies jährlich etwa 5 000 Frauen.
Schweiz sind Trägerinnen eines solchen
Lediglich bei 5 bis 10 Prozent dieser Betrof­
Brustkrebsgens. Diese haben ein höheres
fenen entsteht die Krebserkrankung infolge
Risiko, Brust- oder Eierstockkrebs zu bekom­
einer erblichen Veranlagung.
men, was aber nicht bedeutet, dass alle
Familienmitglieder erkranken.
Das von Vater und Mutter stammende Erb­
gut findet sich in fast allen Körperzellen und
Brustkrebsgene werden nicht zwangsläufig
enthält mehr als 30 000 Gene. Sie sind gewis­
an alle Nachkommen vererbt, sondern folgen
sermassen die Baupläne unserer Zellen.
einem «autosomal-dominanten» Erbgang,
Genveränderungen, sogenannte Mutatio­
das bedeutet, dass jedes Kind ein Risiko von
nen, entstehen sehr häufig, oft ausgelöst
50 % hat, ein solches Gen von einem Eltern­
durch Umwelteinflüsse wie Strahlung,
teil zu erben.
Schad­stoffe oder auch Viren. Die Folge kann
eine Entartung der Zelle sein, die mit der Zeit
zu einer Tumorbildung führt. Solche Fehler
im Erbgut werden normalerweise von
besonderen Reparaturproteinen behoben,
bei Trägern der Brustkrebsgene sind diese
Proteine defekt und daher kommen Tumor­
erkrankungen wesentlich häufiger vor.
Wann liegt ein
familiäres Risiko vor?
Wenn in der Familie gleiche Krebsarten bei
mindestens eine an einem beidseitigen
mehreren, nah miteinander verwandten Per­
Brustkrebs erkrankte Frau, wobei sie bei
sonen auftreten oder eventuelle bestimmte
der Diagnose 50 Jahre oder jünger war
Kombinationen von Tumorerkrankungen vor­
mindestens eine an Brustkrebs erkrankte
kommen, so kann dies ein Hinweis auf eine
Frau, die bei der Diagnose 35 Jahre oder
erbliche Ursache sein. Auch treten die Tumor­
erkrankungen oft in einem auffällig frühen
jünger war
mindestens ein an Brustkrebs erkrankter
Lebensalter auf.
Mann und mindestens eine weitere Frau,
Für den familiären Brust- und Eierstockkrebs
die an Brust- oder Eierstockkrebs
wurden folgende Risikofamilien definiert
(die Definition bezieht sich hierbei auf gene­
erkrankt ist
mindestens eine an triple-negativem
tisch erst-, zweit- oder drittgradig mitein­
Brustkrebs erkrankte Frau, die bei der
ander verwandte Personen entweder der
Diagnose 60 Jahre oder jünger war
mütterlichen oder väterlichen Linie):
mindestens drei an Brustkrebs erkrankte
Frauen, unabhängig vom Alter
mindestens zwei an Brustkrebs erkrankte
Frauen ashkenazi-jüdischer Abstammung,
die an Brustkrebs erkrankt sind und/oder
weitere erkrankte Familienangehörige
haben
Frauen, von denen eine bei der Diagnose
50 Jahre oder jünger war
mindestens eine Frau, die an Brust- und
Eierstockkrebs erkrankt ist
mindestens eine an Brustkrebs und eine
an Eierstockkrebs erkrankte Frau
mindestens zwei an Eierstockkrebs
erkrankte Frauen
In Risikofamilien treten auch andere Tumor­
erkrankungen etwas häufiger auf. Hierzu
zählen beispielsweise Darmkrebs, schwarzer
Hautkrebs und Prostatakrebs.
Welche Früherkennungs­
möglichkeiten gibt es?
Wenn Sie zu einer Risikofamilie gehören und
Hierzu zählt auch, dass Sie monatlich – am
man eine Krebsveranlagung bei Ihnen nicht
besten in der Woche nach der Menstruation
ausschliessen kann, so sind regelmässige
– selbst Ihre Brust auf Veränderungen oder
Kontrolluntersuchungen sehr zu empfehlen.
Tastbefunde untersuchen.
Hierbei können Tumore bereits in einem sehr
Sollten zwischen den obengenannten Unter­
frühen Stadium nachgewiesen werden, so­-
suchungsintervallen Veränderungen bemerkt
dass eine optimale Behandlung mit hohen
werden, so sollten diese unverzüglich abge­
Heilungschancen gewährleistet werden kann.
klärt werden.
Haben Sie aufgrund Ihrer Familiengeschichte
In der Regel können die kombinierten Unter­
oder aufgrund eines positiven Ergebnisses
suchungen zwischen dem 50. und 60.
einer durchgeführten BRCA-Gentestung ein
Lebensjahr beendet werden. Dann reicht
erhöhtes Risiko, an Brust- und Eierstock-
eine alleinige Mammographie aus, denn das
krebs zu erkranken, so wird Ihnen ein eng-
Brustdrüsengewebe lockert sich im Laufe
maschiges Früherkennungsprogramm emp-
des Lebens deutlich auf.
fohlen:
ab dem 25. Lebensjahr alle 6 Monate
Tastuntersuchung und Brustultraschall
durch den Frauenarzt
ab dem 30. Lebensjahr (bei sehr dichter
Brust ab dem 35. Lebensjahr) zusätzlich
jährliche Mammographie
zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr
jährliche Tastuntersuchung, Mammo­
graphie und Brustultraschall
zwischen dem 25. und 50. Lebensjahr
jährliche MRI-Untersuchung der Brust
Wie laufen Beratung und
Gentest ab?
Während des Beratungsgesprächs werden
Die Kosten für die genetische Beratung wer­
Sie umfassend zum Themengebiet «Fami­
den von der Grundversicherung der Kran­
liärer Brust- und Eierstockkrebs» informiert.
kenkasse getragen. Die Kosten für den Gen­
Darüber hinaus wird Ihre individuelle Fami­
test werden bei vorliegender medizinischer
liengeschichte und das hieraus resultieren­
Indikation ebenfalls von der Krankenkasse
de mögliche Risiko für Sie selbst beleuchtet.
übernommen, sofern die vorherige Beratung
Erst danach wird besprochen, ob die Durch­
durch einen qualifizierten Arzt erfolgt ist und
führung einer Gentestung in Ihrem Fall sinn­
dieser die Durchführung des Tests für
voll ist beziehungsweise von Ihnen und Ihrer
gerechtfertigt hält. Im Zweifelsfall werden
Familie auch gewünscht wird. Die Entschei­
wir vor Durchführung des Gentests ein ent­
dung für oder gegen eine molekulargeneti­
sprechendes Kostengutsprache-Gesuch ein­
sche Untersuchung ist nicht immer einfach.
holen.
Auch die möglichen Konsequenzen einer
Jede Genuntersuchung unterliegt in der
solchen molekulargenetischen Testung wer­
Schweiz dem «Bundesgesetz über genetische
den im Gespräch beleuchtet.
Untersuchungen beim Menschen» (GUMG).
Um die Beratung möglichst effektiv und effi­
Dieses sieht die sorgfältige Beratung und die
zient zu gestalten, erhalten Sie bereits vor
Einhaltung von Bedenkzeiten zwischen dem
dem Termin per Post einen Fragebogen, den
Erstgespräch und der Genuntersuchung vor.
Sie zu Hause in Ruhe bearbeiten können.
Die Untersuchung selbst wird aus einer Blut­
Ausserdem bleibt Ihnen so Zeit für even­
probe der Armvene durchgeführt. Es sind
tuelle Rückfragen zu Erkrankungen von
keine zusätzlichen Gewebeproben erforder­
Familienmitgliedern, über die Sie vielleicht
lich, jedoch sollte zunächst der Gentest bei
noch nicht detailliert informiert sind. Dies
einem bereits erkrankten Familienmitglied
ist essenziell für die Erstellung eines Stamm­
durchgeführt werden. Das Mindestalter
baums über mehrere Generationen und die
beträgt in der Regel 18 Jahre.
korrekte Beratung durch uns. Gerne dürfen
Sie sich bereits zu Hause Notizen zu Ihren
Fragen machen und diese dann bei der Bera­
tung stellen.
Was passiert weiter, wenn
das Ergebnis vorliegt?
Für das Ergebnis einer sogenannten Screening­
Nicht immer lässt das Ergebnis einen eindeu­
analyse, das heisst einer vollständigen Unter­
tigen Schluss zu. So kann mit einem negati­
suchung beider BRCA-Gene bei noch unbe­
ven Ergebnis ein weiterhin erhöhtes Krebs­
kanntem familiärem Status, braucht es in der
risiko nicht immer ausgeschlossen werden.
Regel 4–6 Wochen. Liegt bereits ein Tester­
Auch gibt es bestimmte Veränderungen in
gebnis für ein Familienmitglied vor, so muss
den Genen, deren Relevanz noch nicht klar
bei weiteren Familienmitgliedern nur noch
eingeschätzt werden kann. Liegt uns das
die bekannte Stelle im Gen untersucht wer­
Ergebnis vor, werden Sie schriftlich von uns
den. Dies dauert lediglich 1–2 Wochen.
benachrichtigt. Es ist Ihnen freigestellt, ob
Sie ein weiteres persönliches Gespräch mit
uns möchten, in dem wir Ihnen den Befund
und die möglicherweise hieraus resultieren­
den Konsequenzen ausführlich erläutern
werden.
Gibt es vorsorgliche
Massnahmen?
Für Frauen mit einer nachgewiesenen Muta­
Eine wirksame, aber sehr einschneidende
tion in den Hochrisikogenen BRCA1 oder
Art, ein hohes Erkrankungsrisiko zu reduzie­
BRCA2 liegt das Lebenszeitrisiko, an Brust­
ren, ist die vorsorgliche Entfernung der
krebs zu erkranken, bei 60–80 % und an Eier­
gefährdeten Organe, also der Brustdrüse
stockkrebs bei 20–40 %. Bereits an Brust­
und/oder der Eierstöcke. Eine solche Ent­
krebs erkrankte Patientinnen, bei denen eine
scheidung setzt aller­dings eine ausführliche
solche Genmutation nachgewiesen wurde,
und lange Beratung und Bedenkzeit voraus.
haben ein höheres Risiko für ein Zweitkarzi­
Nicht zuletzt sind auch viele Nachteile mit
nom. Dies kann bis zu 30 % für die nächsten
einem solchen Schritt verbunden, der immer
10 Jahre betragen, abhängig vom Alter bei
auch mit der persönlichen Lebenssituation
der ersten Brustkrebsdiagnose beziehungs­
und dem Umgang beziehungsweise der psy­
weise der Art des betroffenen Gens. In jedem
chischen Belastung durch das erhöhte
Fall raten wir Frauen mit einer nachgewiese­
Krebs­risiko in Zusammenhang steht. Ledig­
nen BRCA-Mutation zu den bereits beschrie­
lich wenige Frauen entscheiden sich für eine
benen intensivierten Früherkennungsunter­
vorsorgliche Operation.
suchungen.
In unserer Spezialsprechstunde legen wir
Regelmässige Kontrolluntersuchungen kön­
grossen Wert darauf, den Betroffenen die
nen die Tumorentstehung natürlich nicht
Möglichkeiten und Grenzen der Früherken­
verhindern.
nung und der genetischen Beratung aufzu­
Medikamente können zur Senkung eines
zeigen sowie sie mit unserer medizinischen
hohen Krebsrisikos eingesetzt werden. Das
und pflegerischen Fachkompetenz zu beglei­
Nebenwirkungsprofil dieser Präparate ist
ten. Zögern Sie nicht, sich mit Ihren Fragen
allerdings nicht unerheblich.
an uns zu wenden.
Kooperationspartner Brustzentrum Luzerner Kantonsspital:
Kantonsspital Nidwalden | Ennetmooserstrasse 19 | 6370 Stans
Telefon 041 618 18 18 | www.ksnw.ch
Kantonsspital Obwalden | Brünigstrasse 181 | 6060 Sarnen
Telefon 041 666 44 22 | www.ksow.ch
Spital Schwyz | Waldeggstrasse 10 | 6430 Schwyz
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Kantonsspital Uri | Spitalstrasse 1 | 6460 Altdorf
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Zuger Kantonsspital | Landhausstrasse 11 | 6340 Baar
Telefon 041 399 11 11 | www.zgks.ch
Von anerkannten Organisationen bestätigte Qualität:
Erstes in der Schweiz zertifiziertes Brustzentrum nach DKG/DGS seit 2006
Qualitätslabel der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie seit 2014
Luzerner Kantonsspital ı Brustzentrum
6000 Luzern 16 | Telefon 041 205 35 90 | [email protected] | www.luks.ch
Sursee Telefon 041 926 42 00 | Wolhusen Telefon 041 492 84 05
330165/2014