Krishan Govardhan Die Bay-Lounge-Hure oder die letzten Stunden der Carou Chiffonne Bay-Lounge-Murder oder die letzten Stunden der Carou Chiffonne Satz & Layout: Krishan Govardhan Coverbild: natureworks / pixabay.com Coverdesign: cbvisions photography Lektorat: Britta Wisniewski Korrektorat: Jenny Seidel cbvisions photography Trou-aux-Biches, Pamplemousses Republic of Mauritius eMail : [email protected] Copyright © 2014 cbvisions photography Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Einwilligung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. 2 Krishan Govardhan 1| Als Carou Chiffonne die BayLounge betrat, ahnte sie nicht, dass sie noch in dieser Nacht sterben sollte, aber selbst wenn, sie hätte nichts an ihrem Verhalten geändert. Die Cocktailbar war gut besucht, vornehmlich von Touristen, da die meisten Einheimischen sich die hohen Preise kaum noch leisten konnten. Es gab mal eine Zeit, da hatte sie sich darüber aufgeregt, doch mittlerweile empfand sie es als wohltuend, eine Partynacht unter Touristen zu verbringen. Auch das Jaydon Armoogum, ihr Lebensgefährte, sie wieder einmal nicht begleitete, störte sie nicht. Ganz im Gegenteil, er hätte ihr ohnehin nur den Abend mit seinen ständigen Kommentaren über ihre angebliche Verschwendungssucht verdorben. Als ob er hart für das Geld arbeiten musste, das sie nach Hause brachte. Langsam schritt die junge Frau an den Tischen vorbei, lächelte den Anwesenden zu und suchte sich einen Platz an der kleinen, provisorischen Bar, wo sie sich eine Pina Colada bestellte. Erst, als der Barkeeper ihrer Bestellung nachging, drehte sie sich auf ihrem Hocker so, dass sie die kleine Open Air Bar überschauen konnte. Noch gab es kaum Stimmung, dazu war es einfach noch zu früh am Abend. Außerdem waren noch längst nicht 3 Bay-Lounge-Murder oder die letzten Stunden der Carou Chiffonne alle Tische besetzt. Erst, wenn die Chill-out-Musik aus den schwachen, knarrenden Boxen verschwand und durch die laut dröhnende Musik des benachbarten Nachtklubs ersetzt wurde, würde auch hier die Party abgehen. Carou kannte dieses Spielchen schon. Jedes Wochenende war es das Gleiche. Aber auch diese Routine störte sie nicht mehr, eher im Gegenteil, sie fand sie insgeheim doch recht angenehm, so hatte sie etwas, worauf sie sich verlassen konnte. Langsam ließ sie ihren Blick über die anwesenden Gäste gleiten. Es war recht einfach, die einheimische Bevölkerung von den Touristen zu unterscheiden. Im Gegensatz zu den Urlaubern, die sich, wie immer, ordentlich in Schale geschmissen hatten, so, als wollten sie einen sommerlichen Ball besuchen, was eigentlich vollkommen overdressed für diese Bar war, trugen ihre Landsleute noch die verdreckte Arbeitskleidung des Tages. Muntere Gespräche schwappten zu ihr herüber, getragen von den Klängen der leisen Musik, die sie eher als nervend empfand. Am Anfang, als sie diese Bar entdeckte, hatte sie sich noch manchmal gefragt, wieso hier kein Sega gespielt wurde, wie anderswo auch. Doch vermutlich würden die Boxen diese schnellen, 4 Krishan Govardhan hämmernden Rhythmen nicht zulassen und somit die Kunden vergraulen, was sich auf einer solchen Partymeile vermutlich kein Barbetreiber leisten konnte. Trotzdem gefiel ihr die Musik nicht. Irgendwie fehlte ihr der Rhythmus, aber vielleicht lag das auch an der Anlage, die ihre besten Jahre schon vor Jahrzehnten hatte. Gerade, als sie ihren Blick der großen Bucht zuwenden wollte, stellte der Barkeeper ihren Cocktail hinter ihr auf der Bar ab. Noch bevor sie sich umdrehte, konnte sie seinen musternden Blick im Rücken spüren. Obwohl er eigentlich gar nicht ihr Typ war, verschaffte ihr dieser Blick doch ein leichtes Kribbeln. Sie wusste, er suchte ihre Rückseite nach dem Verschluss eines Büstenhalters ab, aber wie jedes Wochenende, so würde er auch diesmal keinen finden, einfach nur, weil sie keinen trug. Ein Kleidungsstück weniger, das sie im Laufe der Nacht ablegen musste. »Danke Krishan.« Sie lächelte ihn an und nahm das runde Glas in Empfang. »Sollten Sie noch einen Sex on the Beach nachlegen wollen, lassen Sie es mich wissen. Einverstanden?« Da war sie wieder, diese plumpe Anmache. An seinem Blick konnte sie erkennen, dass er bei diesem Angebot weniger an den gleichnamigen Cocktail, als mehr an die 5 Bay-Lounge-Murder oder die letzten Stunden der Carou Chiffonne wörtliche Umsetzung dachte. Auch das war wohl inzwischen so eine Art Tradition zwischen ihnen. Ein Spiel, auf das sie gut und gerne hätte verzichten können, und es dennoch jedesmal mitspielte. »Einverstanden. Aber ich denke, ich werde bei meiner Pina Colada bleiben. Vielleicht ja später, wer weiß schon im vorraus, welch merkwürdigen Überraschungen uns diese Nacht noch beschert«, gab sie ihm einen Korb, so wusste sie doch ganz genau, dass es dieses „S ä “ gab. »Vielleicht ist zwar nicht, was ich mir erhofft habe, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.« Er grinste sie an, dann wandte er sich von ihr ab und verschwand in der anderen Ecke der Bar, um ein älteres Ehepaar abzukassieren, das bereits sehr ungeduldig nach ihm winkte. Carou schaute ihm noch eine Sekunde lang nach, dachte kurz über sein unmoralisches Angebot nach, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Krishan war einfach nicht ihr Typ, außerdem war sie nicht zum Spaß hier, denn um richtig Party zu machen, gab es bessere Orte in dieser kleinen Stadt an der Westküste von Mauritius. Hier wollte sie nur sehen und gesehen werden, alles andere war nebensächlich. 6 Krishan Govardhan Mit der Pina Colada in der Hand drehte sie sich wieder langsam den anderen Gästen zu und musterte die fremden Gestalten an den Tischen, lächelte dem einen oder anderen verführerisch zu, ohne wirklich mit ihnen zu flirten. Auch das würde später kommen. Noch war die Zeit nicht reif, mit dem Spielchen zu beginnen. Die meisten der kleinen Tischchen waren noch von Paaren besetzt, die sich mehr um sich selber kümmerten, als dass sie ihre Umgebung wahrnahmen. Ebenso wenig verschwendeten sie einen Blick an den malerischen Sonnenuntergang über der Bucht. Sie kannte das Spiel schon. Erst im Verlauf des Abends, wenn die Cocktails ihre Wirkung entfachten, gab es ein Durchdringen zu den Gästen und meistens waren sie sich dann nicht mehr genug, zumindest hatte Carou diese Erfahrung gemacht. Doch bis es so weit war, musste sie herausfinden, wer infrage kam und mit wem sie sich problemlos verständigen konnte. Das hier herrschende Sprachengewirr machte es ihr nicht leicht, überhaupt Gesprächsfetzen aufzufangen und zu verstehen. Aber auch das brauchte sie im Moment nicht weiter zu stören. Je später die Stunde wurde, desto näher würde sie ihrem Ziel kommen. So war es bisher immer gewesen und warum sollte es 7 Bay-Lounge-Murder oder die letzten Stunden der Carou Chiffonne ausgerechnet an einem solchen Tag wie heute anders sein? Nein, es schien wie immer alles nach Plan zu laufen, daran gab es für sie keinen Zweifel. Aber das sollte sich schon sehr bald ändern, nur ahnte sie das noch nicht. Gerade, als sie ihre Suche vorübergehend aufgeben wollte, fiel ihr Blick auf eine kleine Gruppe von jungen Männern, die gar nicht einmal so weit von ihr entfernt, in der Mitte der BayLounge an jenem kleinen Tisch platzgenommen hatten, der in einem kleinen, mit knöcheltiefem Wasser gefüllten Pool stand. Anhand ihres Aussehens stufte sie sie als Engländer ein. Wer, wie sie, in Grand Baie aufwuchs, den Aufstieg des kleinen Fischerdörfchen zu einer Touristenmetropole hautnah miterlebt hatte, der entwickelte automatisch einen Blick für die Herkunft von Touristen. Auch wenn noch immer die meisten aus Frankreich herüber kamen, so wuchs doch langsam die Zahl der Touristen aus den anderen europäischen Staaten an. Und auch, wenn es nicht immer klappte, so ließ sich doch recht einfach deren Herkunft anhand des Aussehens ableiten. Sommersprossen, kurzes Haar und leicht abstehende Ohren ließen auf Engländer schließen und sie würde ihren Lohn darauf verwetten, dass dem auch tatsächlich so war. Zu ihrem Glück tat sie es nicht. 8 Krishan Govardhan Noch hatte keiner von ihnen sie entdeckt, oder sie gefiel ihnen nicht, aber auch das würde sich noch ändern. Sie kannte das Spiel schon. Erst kein Interesse zeigen, sich aber dann langsam erobern lassen, um ihr dann am Ende willig aus der Hand zu fressen. Carou musste grinsen, während sie über die Dummheit von Männern nachdachte. Obwohl, so dumm waren sie ja nun auch wieder nicht, nur eben einfach zu manipulieren, besonders jene, die nur mit dem Winzling in ihrer Hose dachten. Und genau nach jenen Männern hielt sie Ausschau. Schon bald würden die ersten ihrem Blick nachgeben und noch ein paare Schlucke Cocktail später, fraßen sie ihr willig aus der Hand. Doch noch musste sie sich gedulden. 2| Die rötliche Farbenpracht des Sonnenuntergangs ließ langsam nach, wurde von der immer schneller aufkommenden Dunkelheit verschluckt. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Musik der BayLounge verstummte. Doch die Stille würde nicht lange anhalten, so fern sie überhaupt eintrat. Die kühle Abendluft umhüllte Carou, als sie sich nach Krishan umschaute, um sich eine neue Pina Colada zu bestellen. 9 Ende der Leseprobe von: Die Bay Lounge Hure - Die letzten Stunden der Carou Chiffonne Krishan Govardhan Hat Ihnen die Leseprobe gefallen? Das komplette Buch können Sie bestellen unter: http://bit.ly/1T1dzrc
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