Payment-Entwicklungen aus Sicht des Handels Frankfurt | 28. Mai 2015 Bezahlung im stationären Handel Anteile der Zahlungsarten in Prozent am EH-Umsatz Überwiegender Anteil des EH-Umsatzes wird in bar getätigt (79% aller TA) Bargeld 53,3% Kartenzahlung 43,7% Rechnung/ Sonstige 3% Quelle: EHI Retail Institute, Erhebung für das Jahr 2013 Einzelhandel-Umsatz i.e.S.: 390 Mrd. € (exkl. Mineralöl, Apotheken, Versandhandel, Kfz) Klassische Kartenzahlung holt langsam aber stetig auf: ca. 1,5 % jährlicher Zuwachs zu Lasten Bargeld Keine Wahrnehmbarkeit von mobilen Zahlungsarten Der Handel: Online boomt Online-Marktanteil steigt bis 2020 auf rund 20% Stationärer Handel verliert Marktanteile ca 50.000 Outlets könnten bis 2020 vom Markt gehen Kundenfrequenzen sinken auf breiter Front Digitalisierung verändert Gesellschaft und Handel Auswirkungen auf Zahlungsgewohnheiten?! Die aktuelle Payment-Situation • Bargeld nach wie vor führendes Zahlungsmittel Kleinbetragszahlungen überwiegend in bar • Kartenzahlung steigt moderat im Langfristtrend • bislang kundengetriebener Payment-Mix im Handel Individuelle Prozessgestaltung des Handels im Rahmen der Möglichkeiten • • • Digitalisierung des Handels geht weiter Zunehmende Online-Affinität des Verbrauchers Digitale Erfahrungen der Kunden kommen an den POS • Mobile Payment wird langsam und stetig erwachsen • Evolution statt Umbruch Basis: akzeptierte klassische Verfahren Karte und Bargeld Etablierte Systeme Digitalisierung Cross-Channel Vision Zahlungswelt von morgen: + unbare Zahlung = kostengünstigste Zahlungsart + Cross Channel Payment: Unabhängigkeit von Verkaufskanälen + vollständige Transparenz, Wettbewerb der Anbieter auf allen Ebenen + überschaubare Wertschöpfungskette (Mitverdiener) + einheitliche Technik und Standards für alle Zahlungsmittel + 100% Verfügbarkeit, keine unbekannten Limits und Risiken + Vollausstattung und Akzeptanz der Kunden + einfach, schnell, sicher für Kunde und Handel Konsequenz: Handel würde aktiv Wechsel zur Kartenzahlung betreiben Ziele des Handels bei Kartenakzeptanz • • • • • Nachfrage der Kunden befriedigen - Kunden wollen zunehmend mit unterschiedlichen Karten zahlen - absehbar weitere „mobile“ und „Online“-Verfahren nachgefragt Kundenbindung - Kunde soll möglichst nicht mit Zahlung „belästigt“ werden, - Zahlungsvorgang als „Nebensache“ - Identifikation für Kundenbindungsprogramme Einfache effiziente Zahlungssysteme - Handel will einfache Handhabung, - europaweit einheitliche Standards Kostensenkung im Zahlungsverkehr - geringe Umsatzrendite bei hohem Wettbewerb erfordert harte Kalkulation Risikofaktor Bargeld minimieren - Auch Bargeldhandling verursacht (zunehmend) Kosten, - dennoch Bargeld als Benchmark Anforderungen des Handels an Payment-Lösungen • • • • • • Von den Kunden gewünscht Kundenakzeptanz als Voraussetzung Berücksichtigung der „Nutzer-zahlt-Regel“ Angemessenes Kosten/Nutzen-Verhältnis Transparente, nachvollziehbare Kostenstrukturen Voraussetzung für funktionierenden Wettbewerb Handel muss Hoheit über Einsatz besitzen keine Technische Vorgaben am Terminal, Surcharging Flexibilität, anpassbar an eigene Bedürfnisse Unbundling, Wettbewerb der Bausteine Verlässlichkeit, Investitionssicherheit Maßnahmen zur Systemsicherheit gleichmäßig verteilt Ausfallsicherheit, schnelle Abwicklung Besondere Anforderung des Handels an Payment-Lösungen Besondere Anforderung: Abwicklungsgeschwindigkeit • Prozessablauf am Terminal von besonderer Bedeutung • Handel will Hoheit über Abläufe und Prozesse behalten • Problem Kunden-Device: nicht in der Hoheit des Handels Erhöhter Kommunikationsaufwand an der Kasse muss vermieden werden • • Vielzahl von Zahlungsarten führt zu längeren Abwicklungszeiten (Kommunikation, Antwortzeiten, höheres Ausfallrisiko, …) Handel stets in Bemühungen zur Optimierung der Zeiten Benchmark: gesamter Kartenzahlungsvorgang: 15-20 Sek Zeitfenster Autorisierungsanfrage/-Antwort: 2-3 Sek „Nebenwirkungen“ der Digitalisierung • Absehbar: Handel verliert „Informationshoheit“ • Trends, Produkte, Preise, Verfügbarkeiten • Frage: Wer steuert den Zugang zum Kunden? • Große Internet-Player in der Rolle des „Gatekeepers“ geschlossene Handels-/Zahlungsplattformen, One-Klick-Checkout,… • Zahlungsverfahren als Transportmittel/Steuerinstrument eingesetzt • Je weniger Anbieter, desto höher die Abhängigkeit des Handels • Je mehr Anbieter, desto komplexer die Akzeptanzbedingungen Wer hat künftig die Herrschaft über die Transaktionsdaten? These: Wer die Zahlungsdaten kennt, kann Kunden kennenlernen • Hat die Kreditwirtschaft eine Lösung? Thesen - Geschlossene Payment-Plattformen gewinnen weiter an Bedeutung Reichweitenstärke der Banken durch Girokonto langfristig in Gefahr Kunde-Bank-Verhältnis noch intakt, Vertrauen in klassische Banken schwindet Politik sorgt für Negativ-Schlagzeilen: Negativ-Zins, BargeldAbschaffung, Schwarzgeld, Datenüberwachung, - Wettbewerbsrechtliche Bedenken bremsen gemeinsame Entwicklungen (siehe Girocard-Verfahren) - Kreditwirtschaft kämpft selbst gegen Bedeutungsverlust (Girokonto=Auslaufmodell?) Kreditwirtschaft stark in der Schaffung gemeinsamer Schnittstellen und Prozesse Offene Fragen • • Wie kann ein vertrauenswürdiges Paymentprodukt aus Handelssicht gestaltet werden? • Kooperative Entwicklungen zwischen Banken/Dienstleistern und Akzeptanten (Wettbewerbsrechtliche Unbedenklichkeit möglich) • Kombination aus beiden Welten: Die Kreditwirtschaft bringt Reichweite, Vertrauen und Erfahrung ein und gewährleistet handelsneutrale Abwicklung (Datenhoheit beim Handel) • Kreditwirtschaft im Vorteil gegenüber „privaten“ Anbietern: Vertrauensbonus • Strikte Trennung von Issuing und Acquiring (keine Interchange) • Sofortige Information über Zahlungseingang und Verfügungsgewalt sichert Neutralität auf Handelsseite Im Gegenzug sichern Banken die Rolle als Intermediär: Basis kann weiterhin das Girokonto sein Warum Instant Payment? • • • • • • • • • Trennung zwischen den Geschäftsmodellen gesichert: Issuer: Payment-Anwendungen Acquirer: Lösung zur Kassenanbindung an Kontoinformationen einzige Voraussetzung: Kommunikation „Instant PaymentAkzeptanz“ Gemeinsamer Standard kann wettbewerbsrechtlich abgesegnet werden: Instant Payment-System für alle Institute zugänglich Europaweite Zugänglichkeit fördert Akzeptanz Kreditwirtschaft als neutrale Instanz sichert Datensicherheit: Kunde ist sicher, dass Zahlung „anonym“ erfolgt Handel ist sicher, dass Transaktionsdaten nicht anderweitig genutzt werden Sicherung des Girokonto-Modells Fazit • • • Trend: Cross-Channel-Payment als künftiger Treiber identifiziert Gefahr: Bedeutungsverlust… • …des Handels durch Verlust Kundenzugang • …der Banken durch Zahlungsplattformen Chance: Kooperation kann beide Seiten stärken • Instant Payment ist politisch gewollt • Instant Payment ist wettbewerbsrechtlich geeignet • Trennung der Geschäftsmodelle lässt Freiheiten auf allen Seiten • Unterstützung des Handels möglich bei frühzeitiger Einbeziehung Ulrich Binnebößel Handelsverband Deutschland (HDE) Am Weidendamm 1A 10117 Berlin Tel. 030 726250-62 Email: [email protected]
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