Arbeitsblatt 1 - Lehrerservice.at

Mein Drachen
1.Felix lässt jeden Drachen mehrmals fliegen,
jedes Mal fliegt der Drache schneller.
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2.Im Herbst, da fliegen nicht nur Drachen,
sondern auch manch andere Sachen:
Lass den Hut, die Zeitung und zwei Blätter wie im linken Bild mehrmals vom Wind in die Höhe treiben. Dabei wird der Wind stets kräftiger.
Ein Arbeitsblatt zur Zeitschrift Mini-SPATZENPOST, Ausgabe September 2015, Seite 5, Blatt 1 von 4
Redaktion: Günter Lusser © JUNGÖSTERREICH Zeitschriftenverlag, Innsbruck
3.So fliegen Ahornsamen.
4.Diese Blätter fliegen schön regelmäßig.
Lass die fünf Samen im Wind wirbeln. Fahre ihre Flugbahn möglichst flott nach.
5.Hier kannst du brausenden Wind spielen und
die Dinge selbst fliegen lassen.
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Ein Arbeitsblatt zur Zeitschrift Mini-SPATZENPOST, Ausgabe September 2015, Seite 5, Blatt 2 von 4
Redaktion: Günter Lusser © JUNGÖSTERREICH Zeitschriftenverlag, Innsbruck
Information für Lehrer/innen
➜ So könnten Sie das Arbeitsblatt einsetzen
Die Arbeitsblätter dienen dem Training schreibmotorischer Kompetenzen im Hinblick auf vorbereitende und
begleitende Übungen zum Schreibenlernen.
Aufgaben 1 bis 5:
Zunächst sollen die Kinder versuchen die vorgegebenen und eigenen Bewegungsspuren im Stehen großmotorisch in der Luft, dann auf Packpapier am Boden oder an der Tafel möglichst rhythmisch auszuführen. Für die
Bewegungen in der Luft zeichnet man ihnen die vorgegebenen Spuren am besten an die Tafel und demonstriert
dabei das rhythmische Spuren mit entsprechenden Geräuschen, Wörtern oder Sätzen.
Wichtig ist, dass diese Vorübungen in einen sinnvollen Zusammenhang gestellt werden: hier Drachensteigen,
Herbstwind. Das erhöht die Arbeitsmotivation. Vielleicht können die Kinder zu Beginn von eigenen Erlebnissen
erzählen.
Schon bei den großmotorischen Übungen soll der Bewegungsablauf durch ein passendes Geräusch oder
gleichzeitiges Mitsprechen eines passenden Satzes gesteuert und rhythmisch-dynamisch unterstützt werden.
Zum Beispiel kann man die Bewegungsformen auf den Bildern durch Windgeräusche steuern: Bei jeder Kurve
hört man den Wind: „Scht, scht, scht, ...“ oder „Fffff, ffff, ffff, ...“; oder bei der ersten Figur in Aufgabe 1 spricht der
Wind: „Ich treib den Drachen hoch!“ usw. Die Rhythmisierung ergibt sich aus dem Schwerpunkt der Bewegung, die
bei jeder Kurve jeweils am tiefsten Punkt liegt, was durch einen entsprechenden Akzent bei den Geräuschen oder
beim Sprechen verstärkt wird. (vgl. die „Grundlegenden didaktischen Hinweise“) Alle Aufgaben sollten mehrmals
durchgeführt werden, wobei die Kinder bei jeder Wiederholung etwas schneller spuren.
Aufgabe 2:
Vor Durchführung der Aufgabe könnten die Kinder mit Hilfe der Lehrperson die mögliche Geschichte auf dem Bild
erzählen, zB:
„Ein Mann mit einem blauen Hut geht spazieren. Er liest dabei eine Zeitung. Da kommt ein Wind auf und wirbelt
Blätter in die Luft. Der Mann ist so sehr in seine Zeitung vertieft und bekommt davon gar nichts mit. Plötzlich ...“
Danach übt jedes Kind jede seiner Spur zuerst in der Luft. Dann versucht es, diese auf das Blatt zu zeichnen und
mehrmals nachzufahren.
Aufgaben 3, 4:
Die beiden Aufgaben verlangen einen streng regelmäßigen rhythmischen Bewegungsablauf.
Aufgabe 5:
Hier sollen die Kinder die Spuren von Aufgabe 4 (Schleifengirlande und -arkade) ausprobieren, wobei es ihnen
erlaubt sein soll, auch kleiner und größer zu werden.
➜ Grundlegende didaktische Hinweise zum Beginn des primären Schriftspracherwerbs
im Hinblick auf vorbereitende und begleitende Übungen zum Schreiben
(Diese Hinweise sind auch für Aufgaben in den folgenden Ausgaben von lehrerservice.at konzipiert)
Ein gut geführter Erstschreibunterricht, der auf neurobiologischen Prinzipien des Lernens und Schreibens beruht und neuere kinematische Untersuchungsergebnisse des Schreibenlernens und Schreibens berücksichtigt
(vgl. Christian Marquardt 2015), hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Qualität des Schreibens, sondern auch des Rechtschreibens und Lesens im Zusammenhang mit dem genauen Wahrnehmen von Mustern.
Darüber hinaus wird durch angemessenes Schreiben mit der Hand die Merkfähigkeit des Gehirns gefördert. (vgl.
Manfred Spitzer 2015)
Neuere Erkenntnisse zum Schreibenlernen machen deutlich, dass die Qualität der Schriftform von der Qualität der gelernten und automatisierten Schreibbewegungen zunächst von der Bewegungskompetenz
abhängt. Wie anhand kinematischer Analysen nachgewiesen werden konnte, wird diese im Wesentlichen
von als kinästhetische Engramme im motorischen Kortex abgespeicherten Bewegungsprogrammen, also
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durch die Schreibmotorik, entwickelt und gefördert und nicht so sehr durch die visuelle Kontrolle der
Schreibbewegungen. Das Gehirn kontrolliert bei routinierten Schreibern nämlich nicht die Form, sondern die Ausführung der Bewegung der Hand. (vgl. Christian Marquart ua. 2003 und 2015) Das bedeutet für den Unterricht, dass
beim Schreiben weniger auf Form- als vielmehr auf Bewegungsgesichtspunkte geachtet werden sollte. Die
Erfahrung hat gezeigt, dass die Kinder beim Experimentieren mit Bewegungsabläufen und dem Vergleich von langsamerem und schnellerem Spuren sich allmählich dem Idealmodell angleichen (differenzieller Lernansatz).
Kinematische Analysen haben auch gezeigt, dass Schulanfänger im Schnitt bei einfachen schriftähnlichen Formen
wie zum Beispiel Kreisen und Ovalen über recht gute motorische Fähigkeiten verfügen, diese aber beim Schreiben von Buchstaben nicht immer umsetzen können, weil sie sich durch die Vorgabe von dünnen Strichen und
Begrenzungslinien (Grund-, Mittel- und Oberlinie) mit der Werkzeugspitze an diesen orientieren und mit Hilfe der
optischen Kontrolle versuchen sich möglichst genau an diese zu halten, da sie zu Formgenauigkeit angehalten
wurden. Das führt zu zu langsamen, nicht rhythmisch-dynamisch ausgeführten Bewegungen. Auf diese Weise
wirkt sich hier das sicher nötige und häufige Üben allerdings geradezu kontraproduktiv aus, da statt sinnvoller
und effektiver motorischer Programme Fehlstrategien eingeschliffen und automatisiert werden, die einem flüssigen und korrekten Schreiben zuwiderlaufen.
Daher ist es sinnvoll, dass zu Beginn und, so lange das bei einzelnen Kindern nötig ist, die wesentlichen Grundformen der Schrift (Ovale, Auf- und Abstriche, Zackenlinien, Girlanden und Arkaden, Schleifengirlanden und Schleifenarkaden, Schlingen) sowie deren sinnvolle Größenvariation und Kombination in rhythmisch-dynamischer Ausführung
geübt werden, und zwar von der Körper- und Großmotorik zur Feinmotorik. Methodisch werden die Übungen am
besten in sinnvolle Kontexte eingebettet, die die Kinder zur möglichst lustvollen Ausführung motivieren sollen.
Ziel solcher Übungen ist der direkte Transfer der flüssigen Bewegungen dieser Grundformen auf das Schreiben der
Buchstaben, wobei der Buchstabe nicht als möglichst genau zu kopierende Form betrachtet werden sollte, sondern je nach Zusammensetzung als integrative Kombination dieser Grundelemente, die vor Einführung eines neuen
Buchstaben nochmals trainiert werden.
Daher erhalten die Kinder auf den Arbeitsblättern „Modellvorlagen“ zur Lockerung der Motorik und zu Grundformen
der Schrift in Form von Schreibspuren. Diese sollten zunächst körper- und großmotorisch (zB an der Tafel oder
wegen des nötigen Reibungswiderstands auf der groben Seite von Packpapier) möglichst mit Hilfe von Geräuschen
oder passenden Wörtern/Sprüchen rhythmisch-dynamisch vorgeübt werden.
Die „Modellvorlagen“ auf den Arbeitsblättern sind bewusst breiter gehalten, wobei diese Toleranzbreite beim
Nachfahren zunächst auch etwas überschritten werden darf, wenn dadurch flüssige und flotte Bewegungen
entstehen.
Dann sollen die Kinder versuchen, diese „Modellvorlagen“ nach Maßgabe ihrer motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst zu gestalten. Dabei passen sie sich ganz individuell der Vorlage an, der sie sich nach mehreren, je
nach Entwicklung sich auch über längere Zeit erstreckenden Versuchen, allmählich immer mehr annähern. Insgesamt sind vielfältige Bewegungserfahrungen der Kinder wirksamer als ständige Formkorrekturen.
Beim Üben bestimmter Grundformen sollte nach ca. drei bis vier Formen abgesetzt und das „Schreibergebnis“
betrachtet werden. Dann wird neu angesetzt und versucht allfällige Mängel (zB unnötiges Größer- und Kleinerwerden, Zacken statt Kurven und umgekehrt) zu vermeiden. Werden die Kinder dazu angehalten eine Form eine ganze
Zeile lang durchzuschreiben, widerspricht das dem realen Schreiben (bei dem jeder kompetente Schreiber auch
innerhalb des Wortes absetzt) und führt meist zu immer schlechterer Ausführung und zu Verkrampfungen der
Hand. Daher werden auf den Arbeitsblättern Grundformen nie zusammenhängend eine ganze Zeile lang geübt.
In Summe spielen sowohl beim Üben der Grundformen als auch beim eigentlichen Schreiben folgende Faktoren
eine wichtige Rolle: Form, Tempo, Rhythmus (durch den Geschwindigkeitsveränderungen entstehen) und möglichst
geringer Druck, also Lockerheit in der Ausführung.
Lesehinweis:
Im Heft 2, März 2015 der Zeitschrift „Grundschule“, das dem Thema „Handschreiben – ein Auslaufmodell?“ (Anregungen für den Schreibunterricht) gewidmet ist, findet man leicht lesbare und auch praxisorientierte Hinweise zum
Thema.
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