PDF - Afghanische Kulturwoche

Aufbruch des afghanischen Films
Das Filmfestival CinemAFGHANISTAN in Berlin
Festival des afghanischen Films im Hackesche Höfe Kino vom 4.-6. Dezember / Mit der
Deutschlandpremiere von Hassen Nezers „Utopia“ / Dokumentar- und Spielfilme / Im
Rahmen der Afghanischen Kulturwoche /
Berlin, 18. November – Vom 4. bis 6. Dezember findet in Berlin das erste afghanische Filmfestival
CinemAFGHANISTAN statt. Im Rahmen der Afghanischen Kulturwoche sind im Hackesche Höfe Kino
drei Tage dem Land am Hindukusch gewidmet. Der wohl prominenteste Beitrag des Festivals ist
„Utopia“ (2015), der im Rahmen des Filmfestivals seine Deutschland Premiere feiern wird. Bereits
ausgezeichnet mit dem Cinema for Peace Award, wurde die zweite aktuelle Produktion im Programm
des Festivals: der Dokumentarfilm „Skateistan – Four wheels and a board in Kabul“ (2011). Das
Filmfestival ist komplett von afghanischen Filmschaffenden kuratiert und legt einen besonderen Blick
auf aktuelle zeitgenössische afghanische Produktionen. Diese vermitteln auch eine Ahnung einer
positiveren Zukunft Afghanistans. Diesen Blickwinkel auf das Wiedererstarken der aktuellen
Kulturproduktion aus Afghanistan, präsentiert die Veranstaltungsreihe auf Initiative des Auswärtigen
Amtes und aus Anlass von 100 Jahre deutsch-afghanische Freundschaft.
In „Utopia“ erzählt der Regisseur Hassan Nazer die Geschichte einer jungen Afghanin, die für eine
künstliche Befruchtung nach Großbritannien reist. Im Verlauf der Geschichte sieht sie sich
unerwartet in einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit der vom Krieg geprägten
Vergangenheit des Landes. Und dennoch ist „Utopia“ ein Film voller Hoffnung für die Zukunft
Afghanistans. Über ihre persönlichen Perspektiven für das Land werden der Regisseur Hassan Nazer,
die Hauptdarstellerin Malalai Zikria und der Produzent Chris Robb im anschließenden Gespräch
Auskunft geben.
Der Dokumentarfilm „Skateistan – Four wheels and a board in Kabul“ spielt in Kabul, mit all seiner
Armut, alltäglichen Gewalt und Unterdrückung von Mädchen und Frauen. Dennoch gibt dieser Film
Hoffnung für die Zukunft des zerrütteten Landes. Er handelt von den Anfängen der Skateboard
Initiative Skateistan. In einem Land, in dem Mädchen das Fahrradfahren vielerorts kulturell nicht
gestattet ist, agiert Skateistan als eine Art Wiedereingliederungsprogramm ins Schulsystem. Die
Initiative bietet auch Mädchen Raum zum Skateboarden und eine warme Mahlzeit – für viele der
Kinder keine Selbstverständlichkeit. Und sie lernen genau wie die skatenden Jungen neues
Selbstvertrauen.
Die deutsch-afghanische Koproduktion „Traumfabrik Kabul“ (2011) zeichnet ein beeindruckendes,
persönliches Porträt der zielstrebigen Saba Sahar, die als Kabuler Polizistin, vor allem aber als
Schauspielerin und Filmemacherin unermüdlich für die Rechte der Frauen im männerdominierten
Afghanistan kämpft – getrieben von einer unbeirrbaren Leidenschaft für ihr Land und tiefer
Sehnsucht nach gesellschaftlicher Anerkennung der selbstständigen afghanischen Frau.
In dem Film „Mina Walking“ (2015), der wie „Traumfabrik Kabul“ auf der diesjährigen Berlinale
gezeigt wurde, dreht es sich um die 12-jährige Mina, die ferner von glücklicher Kindheit nicht sein
könnte. Ihre Mutter wurde von den Taliban getötet, der Vater ein Junkie und ihr Großvater ist senil
und hilflos. Zu Hause macht Mina alles und hält durch - bis ihr Großvater stirbt. Ein zweistündiges
Drama, gedreht in gerade mal 19 Tagen mit einer Handkamera von Yosef Baraki.
Der Dokumentarfilm „Tell Spring Not To Come This Year” (2015) von Saeed Taji Farouky und Michael
McEvoy zeigt aus unmittelbarer Nähe und in epischer Dimension den aussichtslosen Fronteinsatz
einer Kompanie der Afghanischen Nationalen Armee gegen den Feind. Einen Feind, der in fast 13
Jahren nicht besiegt werden konnte. Es bleibt nur das Beten, dass die afghanischen Soldaten ihr
Land, ihre Witwen, ihre Waisenkinder gegen den internationalen Terror irgendwie verteidigen
können.
Mit „Stein der Geduld“ (2013) verfilmte Autor Atiq Rahimi seinen gleichnamigen internationalen
Bestseller über Unterdrückung und Selbstbefreiung, die Liebe und den Krieg. Ein Mann liegt im Koma.
Seine Ehefrau ist stets bei ihm, in ihrem verlassenen Haus, und erzählt ihm unaufhaltsam von dem
was sie in ihren zehn Jahren Ehe nicht mit ihm geteilt hat. Als ein junger Soldat durch die Tür tritt,
fürchtet sie um ihre eigene Sicherheit.
Die drei Kurzfilme „Uncle Traffic“, „The Unknown“ und „You are not American“ sind alle seit 2012
in Afghanistan entstanden und zeugen von der neuen kreativen Energie, die sich langsam wieder im
Land selbst Bahn bricht. Sie alle sperren die dunklen Erinnerungen an Krieg und Gewalt nicht aus,
lenken den Blick aber immer wieder auf Beständiges, auf Menschen, auf kleine und große Gesten der
Hoffnung. Einer Hoffnung, die in Afghanistan heute auch immer mehr Künstler teilen.
Das Programm und weitere Informationen unter www.afghanischekulturwoche.de.
CinemAFGHANISTAN - Filmfestival
Eröffnung Freitag, 4. Dezember 20 Uhr / Unter Anwesenheit des Regisseurs Hassan Nazer, der
Hauptdarstellerin Malalai Zikria und des Produzenten Chris Robb
Weitere Vorstellungen: 5. und 6. Dezember, je 17, 20 und 22 Uhr
Hackesche Höfe Kino, Rosenthaler Straße 40-41, 10178 Berlin (Tickets unter www.hoefekino.de )
Über die Afghanische Kulturwoche
Die Afghanische Kulturwoche findet vom 2. bis 9. Dezember 2015 in Berlin statt. Anlässlich von 100
Jahren deutsch-afghanischer Freundschaft präsentiert die Initiative des Auswärtigen Amtes Kunst
und Kultur unterschiedlicher Facetten des Landes am Hindukusch. Musik aus jahrhundertealter
Tradition findet ebenso ihren Platz wie aktuelle Club-Sounds. Zwei Foto-Ausstellungen und ein
Filmfestival erlauben einen bildgewaltigen Einblick in das aktuelle Schaffen afghanischer Künstler. Ein
Symposium setzt sich mit dem Weg des Landes in die Zukunft auseinander.
www.afghanischekulturwoche.de