Fotografie aus Afghanistan Alltag zwischen Skateboard-Rampe und Straßenkämpfen Zwei Foto-Ausstellungen in Berlin /Vom 3. -19. Dezember 2015 / Im Rahmen der Afghanischen Kulturwoche / Berlin, 18. November 2015 - Krieg, Flüchtlingsströme, die Rolle der Frau: Themen, über die viel geschrieben und berichtet wurde in westlichen Medien. Aber wie blicken Afghanen selbst auf diese Themen? Und wie sieht der afghanische Alltag heute aus? Das sind zentrale Themen der FotoAusstellungen Skate girls of Kabul und I see you, die in Berlin vom 3.-19. Dezember zu sehen sind. 100 Jahre deutsch-afghanische Freundschaft bildet den Anlass für die Afghanische Kulturwoche, die auf Initiative des Auswärtigen Amtes in Berlin stattfindet. I see you, der Titel der Ausstellung ist gleichzeitig das Motto einer Street-Art Kampagne gegen Korruption in Afghanistan. Der Titel kann aber auch für die Alltags-Fotografie stehen, die jene in den Blick rückt, die hinter den Meldungen von Krieg, Flucht und Wiederaufbau stehen. Der Fotograf Massoud Hossaini, die Fotografinnen Rada Akbar und Farzana Wahidy stehen gemeinsam mit dem Street Art Künstler Kabir Mokamel hinter den Werken, die vom 3.-19. Dezember in der Berliner Galerie I am space zu sehen sind. Rada Akbar und Kabir Mokamel werden bei der Vernissage anwesend sein. Auch die britische Fotografin Jessica Fulford-Dobson bekam in ihrem Projekt Skate girls of Kabul einen Einblick in eine sonst rein afghanische Alltagswelt. Als erste Fotografin überhaupt wurde sie zugelassen, in der Initiative Skateistan zu fotografieren. Ihrem Stil treu bleibend, arbeitete FulfordDobson auch hier ohne künstliches Licht, unauffällig, und gewann das Vertrauen ihrer jungen Motive: Skateboard fahrender Mädchen in Kabul. Im Rahmen der Afghanischen Kulturwoche ist die Ausstellung Skate girls of Kabul vom 4.-19. Dezember erstmals in Deutschland zu sehen. Jessica Fulford-Dobson wird bei der Vernissage persönlich über ihre Einblicke berichten. Weitere Informationen unter www.afghanischekulturwoche.de. I SEE YOU Massoud Hossaini ging aus seinem iranischen Exil erst nach dem 11. September 2001 erneut nach Afghanistan, um den „Kampf gegen den Terror“ zu dokumentieren. Zur Fotografie kam er über sein politisches Engagement: Als Mitglied der Iranischen Reformbewegung erkannte er den Wert der Dokumentation in Bildern. Die Welt erkannte den Wert seiner Bilder und zeichnete Hossaini als ersten Afghanen überhaupt 2012 mit dem Pulitzer Preis aus – das Motiv: ein Selbstmordattentat. Für die in Afghanistan geborene und aufgewachsene Fotografin Rada Akbar ist die Dokumentation des Alltagslebens der Afghanen zentral. Wobei sie ihre eigene Kunst auch in einem größeren Kontext sieht: Ihre internationale Anerkennung sieht sie immer auch als Erfolg, den jede afghanische Frau erreichen kann. Auch Farzana Wahidy schaut in ihrem Schaffen auf afghanische Frauen. Sie selbst hat auf ihrem Ausbildungsweg alle Etappen der jüngeren afghanischen Geschichte mitgemacht: Schule in Zeiten des Bürgerkrieges, Schule im Untergrund zu Zeiten der Taliban-Herrschaft und mit dem Sturz der Taliban Schulabschluss und Ausbildung zur Fotografin. Die Anerkennung kommt schließlich aus den Ländern der Soldaten: Stipendien und Preise aus den USA und Kanada verschaffen ihr internationale Anerkennung. Ergänzt wird die Ausstellung durch Street Artist Kabir Mokamel. Nachdem Mokamel aus dem australischen Exil zurück in sein Heimatland kam, machte er sich den Kampf gegen Korruption zum Thema. Herzstück der Initiative ist ein Augenpaar, gemalt auf eine Schutzmauer gleich hinter dem Gebäude des Afghanischen Geheimdienstes - mit dessen Genehmigung. Daneben zwei Kernsätze, die sein Schaffen bis heute prägen: „Korruption wird gesehen. Von Gott und dem Blick des Volkes“ und daneben „Ich sehe dich“, I see you. Skate girls of Kabul Jessica Fulford-Dobson fotografierte im Rahmen der Initiative Skateistan. In einem Land, in dem Mädchen das Fahrradfahren kulturell vielerorts nicht gestattet ist, agiert Skateistan als eine Art Wiedereingliederungsprogramm ins Schulsystem. Die Initiative bietet Mädchen Raum zum Skateboarden und eine warme Mahlzeit – für viele der Kinder keine Selbstverständlichkeit. Und sie lernen Selbstvertrauen, auch das für junge afghanische Mädchen häufig keine Selbstverständlichkeit. Im Frühjahr wurden die Fotos erstmalig in der Saatchi Gallery London gezeigt. Von der BBC über den Guardian bis zum Telegraph wandten sich für einen Moment alle Augen auf diesen Blick tief ins hoffnungsvolle Innere Afghanistans. I see you Galerie I AM SPACE, Potsdamer Straße 81 c, Haus H, 10785 Berlin Mit Fotografien von Massoud Hossaini, Rada Akbar und Farzana Wahidy und Street Art von Kabir Mokamel Vernissage: Donnerstag, 3. Dezember, 18 Uhr (unter Anwesenheit von Rada Akbar und Artist Kabir Mokamel) Öffnungszeiten: 3.-19. Dezember, Donnerstag bis Samstag 16-20 Uhr und nach Vereinbarung Der Eintritt ist frei Skate girls of Kabul Galerie pavlov's dog, Bergstraße 19, 10115 Berlin Vernissage: Freitag, 4. Dezember, 18 Uhr (in Anwesenheit der Fotografin Jessica Fulford-Dobson) Öffnungszeiten: 4.-19. Dezember, Donnerstag bis Samstag 16-20 Uhr und nach Vereinbarung Der Eintritt ist frei Über die Afghanische Kulturwoche: Die Afghanische Kulturwoche findet vom 2. bis 9. Dezember 2015 in Berlin statt. Anlässlich von 100 Jahren deutsch-afghanischer Freundschaft präsentiert die Initiative des Auswärtigen Amtes Kunst und Kultur unterschiedlicher Facetten des Landes am Hindukusch. Musik aus jahrhundertealter Tradition findet ebenso ihren Platz wie aktuelle ClubSounds. Zwei Foto-Ausstellungen und ein Filmfestival erlauben einen bildgewaltigen Einblick in das aktuelle Schaffen afghanischer Künstler. Ein Symposium setzt sich mit dem Weg des Landes in die Zukunft auseinander. www.afghanischekulturwoche.de
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