«Galgenbühl» – eindrücklich, aber nichts für schwache Nerven

Ausgabe vom 16. Juli 2015
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«Galgenbühl» – eindrücklich, aber nichts für schwache Nerven
Annarös Bärtschi
Moosegg: Mit «Galgenbühl» erhalten die Zuschauer
einen Einblick ins 16. Jahrhundert – eine Zeit in der
Söldnertum und Krieg das Leben der Menschen
nachhaltig beeinflusste.
Seit bald 20 Jahren gehört das Freilichttheater
Moosegg zum Emmentaler Sommer. Am vergangenen Mittwoch fand die diesjährige Premiere statt.
Mit dem Schauspiel «Galgenbühl» von Beat Binder
wurden die Besucher ins 16. Jahrhundert entführt. Es
erzählt Geschichten von Männern, die sich als Söldner in fremde Kriegsdienste begaben und von zurückgelassenen Frauen. Dabei geht es dramatisch zu und her und oft erzeugt das Spiel dem Zuschauer
eine veritable Gänsehaut.
Liebesgeschichte ohne Happy End
Zu Beginn präsentiert sich der Spielort idyllisch. Der in einer kleinen Waldlichtung gelegene Teich drängt
sich als Treffpunkt für Verliebte geradezu auf. Verschlungene Wege führen daran vorbei, es könnte so
schön sein, wäre da nicht dieser Galgen weiter hinten auf dem Hügel. Auch die einsetzende Musik lässt
auf eine ungute Geschichte schliessen. Monotoner sich im Gedächtnis festsetzender Trommelschlag begleitet das Rendez–vous von Agnes Schwepf und Peter Erhart. Er begleitet die Söldner oder Reisläufer,
wie sie damals genannt wurden, auf ihrem Marsch. Auch Peter hat sich entschlossen, als Reisläufer nach
Mailand zu gehen. Vom Sold erträumt er sich ein besseres Leben. Nun steht er am Teich und lässt sich
nochmals die Liebe von Agnes versichern und nimmt Abschied. Kurz nachdem ein Knecht wegen angeblichem Mord gehängt wurde, meldet sich plötzlich auch Agnes’s Vater für den Kriegsdienst. Zusammen
mit dem hinterlistigen Franz Schwander ziehen die drei gen Süden. In der Fremde, der Alkohol fliesst
reichlich, kommt der skrupellose Schwander hinter das Geheimnis von Vater Schwepf und lässt sich sein
Schweigen mit der Hand von Agnes bezahlen. Diese hofft und bangt zu Hause auf die Rückkehr ihres
Liebsten. Doch es kommt anders als erwartet. Peter kehrt vorerst nicht zurück und die junge Frau muss
sich in ihr Schicksal fügen. Sie leidet in ihrer Situation und sieht keinen Ausweg als den Tod. In diesem
Moment kehrt Peter zurück.
Die angstgeweiteten Augen
Einmal mehr ist es Regisseur Peter Leu gelungen, sein Theaterensemble zu einer Höchstleistung anzutreiben. Überzeugend gespielte Emotionen lässt einen erschaudern und mitfühlen. Eindrücklich die
angstgeweiteten Augen des Knechts bei dessen Hinrichtung, die Verzweiflung von Agnes oder das fiese
Spiel Schwanders. Aber auch die eingestreuten Lieder passen hervorragend zum Stück und untermalen
die Handlungen auf der Bühne. Und wie es sich für ein Freilichttheater gehört, spielt auch die Natur gekonnt mit. Denn mit zunehmendem Eindunkeln wird es auch auf der Bühne dramatischer.
Bis am 22. August erhalten Interessierte noch Gelegenheit, das diesjährige Stück «Galgenbühl» zu besuchen. Infos gibt’s über www.theater-moosegg.ch. Wie es allerdings mit dem Freilichttheater auf der
Moosegg weiter geht, steht noch in den Sternen. Mit der 20. Ausgabe im nächsten Jahr, zieht sich Peter
Leu nämlich zurück.