— Freitag, 10. Juli 2015 «Sterben für gutes Geld» Söldner, Intrigen, eine tragische Liebe und ein weltfremder Pfarrer: Das Freilichttheater «Galgenbühl» bietet auf der Moosegg eine Zeitreise ins Emmental des 16. Jahrhunderts. Gisela Feuz «Für Ruhm und Ehre ziehen wir ins Feld / Wir kämpfen und sterben für gutes Geld!» So oder so ähnlich dürfte es geklungen haben, als in der Mitte des 16. Jahrhunderts an die 20 000 Schweizer Söldner in den Krieg zogen. Reisläufer wurden die Männer genannt, die sich freiwillig unter den Befehl eines fremden Herrschers begaben und gegen Lohn blutige Schlachten fochten. Die Auseinandersetzungen rund um das Herzogtum Mailand im Jahre 1515 bilden den Hintergrund für Beat Binders berndeutsches Schauspiel «Galgenbühl» (Regie: Peter Leu), das von der Berner Theater Companie auf der Moosegg gegeben wird. Es stehen allerdings nicht die Schlachten selber im Vordergrund, sondern vielmehr die Motive, sich überhaupt in fremden Kriegsdienst zu begeben. Und die Folgen, die ein solcher Auszug mit sich bringen kann. Sie muss ihn ziehen lassen Die pittoreske Landschaft, das wunderbar idyllische Setting des Freilichttheaters zwischen hoch aufgeschossenen Bäumen und romantischem Teichlein – das passt perfekt zur Auftaktszene mit dem blutjungen Paar Agnes (Alessandra Sommer) und Peter Erhart (Yanik Etter). Kurz nach dem Liebesgeständnis legt sich aber sogleich die erste Wolke auf Arkadien: Peter hat unterschrieben, als Reisläufer für den Herzog von Mailand in den Kampf zu ziehen. Das will er tun, weil sich ihm zu Hause keine Optionen bieten: «Dert isch me öpper, o we me ke Burehof het.» Derweil will sich auch Agnes’ Vater Schwepf (Urs Steffen), der ein dunkles Geheimnis hütet, in den Krieg begeben, um so seinem Gewissen zu entfliehen. Und auch Peters niederträchtiger Nebenbuhler Schwander (Roland Zwygart) streift die schwarz-gelbe Söldneruniform über und zieht gegen Mailand. Sie träumen von Ruhm und Heldentaten, die Schweizer Mannen, und das ausufernde Saufgelage, das sie als grölender Haufen im Zeltlager veranstalten, bildet den komödiantischen Höhepunkt des Stücks. Der Preis für die Reisläuferei kann allerdings ein hoher sein. Die Liebsten bangen und angsten zu Hause, und es drohen körperliche und seelische Versehrtheit oder gar der Tod. Binders Stück zeigt stimmig, wie es im Emmental des Jahres 1515 zu- und hergegangen sein könnte. Nebst mannigfaltigen Gründen, die Heimat zu verlassen, thematisiert es auch die Sitten, die Moral und die Härte jener Zeit. Über der Naturszenerie thront der Galgen. Wer das Gesetz bricht, wird aufgeknüpft. Die Kirche und ihre Vertreter (Pfarrer: Walter Pulver) sind in ihrer dogmatischen Haltung weltfremd und gequälten Seelen alles andere als eine Hilfe. Fantasielos bis vergnüglich Binder und Leu lassen ganz nach dem Vorbild der alten Griechen einen Chor das Geschehen reflektieren und beurteilen – eine schöne Idee. Vergnüglich auch die Intrige, die der wunderbar unsympathische Tunichtgut Schwander anzettelt. Schade nur, ist die Geschichte rund um das Liebespaar Agnes und Peter derart absehbar und in ihrem Ende denn auch ziemlich fantasielos. Bis 22. August, www.theater-moosegg.ch
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