Bantiger 17.7.15 - Leu Enterprises

Freilichttheater Moosegg
Der Falsche wird hingerichtet (Szene aus "Galgenbühl")
Liebe, Krieg, Schuld und Sühne
Zum zweitletzten Mal findet in der Freilichtarena auf der Moosegg ein Theater-Genuss der besonderen Art statt. Gespielt wird „Galgenbühl“.
Über der kleinen Waldlichtung auf der Moosegg wölbt sich ein blauer Abendhimmel. Es sind die letzten Sonnenstrahlen, welche die Baumwipfel in goldfarbenes Licht tauchen. Von ferne ertönen Trommelklänge und lassen nichts Gutes erahnen. Am Weiher sitzt Agnes und wartet sehnsüchtig auf Peter. Als sie vernimmt, dass ihr Liebster als Reisläufer Kriegsdienst in Italien leisten will, ist sie verzweifelt. Sie befürchtet das Schlimmste.
Verlockend
Mit dieser Szene beginnt das Stück „Galgenbühl“. Im Mittelpunkt des Berndeutschen Schauspiels von
Beat Binder stehen Schweizer Söldner, welche vor 500 Jahren für den Herzog von Mailand in den
Krieg zogen. Der Gründe für die scheinbar verlockende Reisläuferei gab es viele. So wollten diese Eidgenossen etwa der Armut entfliehen, die Abenteuerlust befriedigen, ein neues Leben beginnen, oder
sie hatten ganz einfach Dreck am Stecken. Am Schluss bezahlten die meisten von ihnen einen hohen
Preis für ihren Einsatz und kehrten – wenn überhaupt – körperlich und seelisch versehrt in ihre
Heimat zurück.
Stimmungsvoll
„Galgenbühl“ ist eine Geschichte, die auch von den Daheimgebliebenen erzählt, den Bangenden und
Hoffenden. Trotz all der Tragik bietet das Stück gute, aber anspruchsvolle Unterhaltung. Wie sagt
doch Peter Leu: "Wer die Lebensfreude und Unbeschwertheit kennt, erträgt auch die Dramen und
Tragödien dieser Welt etwas besser." Als Regisseur hat er es verstanden, dieses Schauspiel eindrücklich, stimmungsvoll und bisweilen ergreifend zu inszenieren. Nächstes Jahr verabschiedet sich Peter
Leu übrigens von der Moosegg. Als 20. und letzte Produktion soll „Vehfreud“ nach einer Novelle von
Jeremias Gotthelf über die Waldbühne gehen.
Ein Utziger
Eigentlich schade, findet Christoph Krebs.
Der Laiendarsteller aus Utzigen gehört seit
Beginn zum Team von Peter Leu. In
„Galgenbühl“ mimt er einen Söldner sowie
einen Mann aus dem Volk. Ausserdem
singt er im Chor mit, allerdings eher unfreiwillig. „Ich singe nicht so gerne“, gibt Christoph Krebs offen zu. Für ihn ist es jedoch
selbstverständlich, alle Rollen und Aufgaben zu übernehmen, die ihm Peter Leu
zuteilt. Und für jede sein Bestes zu geben.
Auf und hinter der Bühne
Christoph Krebs ist per Zufall - oder noch präziser gesagt – durch ein Inserat zum Freilichttheater
Moosegg gekommen. Das war 1997. „Brönz“ hiess damals das erste Stück, in Szene gesetzt vom
bekannten Berner Schauspieler und Regisseur Franz Matter. Seither hat der frisch pensionierte Kaufmann in jeder Saison in irgendeiner Form mitgewirkt, sei es auf oder hinter der Bühne. Meistens
habe er kleinere Rollen gespielt, sagt Krebs. „Endlos Texte auswendig lernen ist nicht wirklich mein
Ding.“ Der Utziger ist jedoch überzeugt, dass man Erfolge auch mit kleinen, dafür humoristischen
Auftritten feiern kann.
„E guete Typ“
Christoph Krebs kennt Regisseur Peter Leu schon seit Jahren. „Es isch e guete Typ, we mängisch o
chly speziell.“ Manchmal habe ihm Leu die Rollen richtiggehend auf den Leib geschrieben. Auch das
Zusammensein mit dem Team schätzt der Vater zweier erwachsener Kinder sehr. Immerhin probe
man während rund drei Monaten zweimal wöchentlich gemeinsam und bringe anschliessend um die
30 Vorstellungen zusammen über die Bühne. „Das schweisst schon zusammen.“
Reich belohnt
Dass ihm neben dem Theaterspielen kaum mehr Zeit für andere Beschäftigungen bleibt, nimmt Christoph Krebs gelassen. „Das ist alles eine Frage der Einstellung.“ Dafür werde er reichlich belohnt. Nicht
finanziell, aber vom Publikum und dessen Applaus. Öfters bleibe er mit den anderen Mitwirkenden
nach der Vorstellung noch im Festzelt sitzen. „Um no chly z’plagiere“, wie der Utziger Darsteller
präzisiert. Rückblickend würde er gerne noch einmal im Stück „Die Schattmattbauern“ auf der
Moosegg-Bühne stehen. Diese Geschichte sei ihm arg eingefahren, so Christoph Krebs, und den
Zuschauern auch. „Dr Peter Leu bringt ds Publikum äbe scho zum Gränne.“ eps.