Mittwoch, 9. März 2016, 10.00 Uhr Können, müssen, dürfen: Eine computerlinguistische Analyse der Bedeutungsvariation von Modalverben – im Kontext und in Textgenres Anette Frank (Heidelberg) Die formale Semantik klassifiziert Modalverben in die Bedeutungsdimensionen epistemisch (1.a) vs. nicht-epistemisch: deontisch (1.b) oder dynamisch (1.c). Die automatische Zuweisung dieser Bedeutungskategorien ist auch in der Computerlinguistik relevant, aus semantischer und pragmatischer Perspektive: Geht es in (2.a) um Fähigkeit oder Erlaubnis? Wird in (2.b) eine Vermutung geäußert oder eine Anordnung erteilt? Der Beitrag beschreibt sprachunabhängige computerlinguistische Verfahren zur Bedeutungsklassifikation von Modalverben. Dabei stehen im Vordergrund methodische Fragen: Welche linguistischen, insbesondere semantischen Merkmale tragen zur Konstitution modaler Bedeutung bei und wie können diese bestimmt werden? Welchen Einfluss haben Verteilungseigenschaften auf die Bedeutungsklassifikation und wie manifestieren sich diese Verhältnisse in verschiedenen Textgenres? Unsere Analysen weisen den Einfluss semantischer Faktoren für die Bedeutungskonstitution nach, die sich mit linguistischen Intuitionen decken. Dieser Effekt wird jedoch maskiert durch Verteilungsunterschiede. Die Kontrolle dieser Faktoren zeigt eine deutlich verbesserte Klassifikation für notorisch schwierige Modalverben, wie kann, und erweist sich als konstant über Textgenres hinweg. (1) (a) Mein Gott, sie muss sich schrecklich gefühlt haben! (b) Wir müssen klare europäische Regeln haben. (c) Man kann es nicht einmal lesen. (2) (a) Du kannst das machen, wenn Du willst. (b) Er sollte sich dessen bewusst sein.
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