Modalität und Tempus aus ozeanischer Perspektive Kilu von Prince (HU Berlin) Modale Bedeutungen werden traditionell vor allem entlang der beiden Dimensionen von *modal force* (Notwendigkeit vs. Möglichkeit) und *modal flavor* (deontisch, epistemisch, teleologisch etc.) klassifiziert. Diese Kategorien leisten gute Dienste vor allem bei der Charakterisierung modaler Auxiliare wie "müssen" oder "dürfen". So lässt sich der Satz "Sie dürfen hier rauchen" als Ausdruck deontischer Möglichkeit klassifizieren. Allerdings gibt es auch modale Phänomene, die sich weniger gut in diesen Kategorien beschreiben lassen, wie etwa der deutsche Konjunktiv II oder auch indikative Konditionale. In vielen ozeanischen Sprachen gibt es keinerlei Entsprechung zu den modalen Auxiliaren europäischer Sprachen. Die Kategorien von "force" und "flavor" scheinen hier nur eine untergeordnete Rolle bei der Differenzierung modaler Ausdrücke zu spielen. Stattdessen tritt der Zusammenhang zwischen zeitlicher Referenz und Modalität stärker in den Vordergrund. Dieser Zusammenhang lässt sich mit dem Konzept der "branching times" modellieren, der im Kontext europäischer Sprachen bisher eine untergeordnete Rolle in der Erforschung modaler Ausdrücke gespielt hat. Nach einem konzisen Überblick über die grundlegenden Konzepte werde ich anhand von Daten aus verschiedenen ozeanischen Daten diskutieren, welche Faktoren bei der Differenzierung modaler Ausdrücke entscheidend sind und wie sich diese theoretisch erfassen lassen.
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