Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2015

Marktausblick zur
Schaden-/Unfallversicherung
2015/2016
Eine Untersuchung der
ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH
Juni 2015
Die Entwicklung der deutschen Schaden/Unfallversicherer war im abgelaufenen
Geschäftsjahr marktweit durch eine deutliche
Entspannung sowohl auf der Beitrags- als
auch der Schadenseite gekennzeichnet. In
einem nahezu gesättigten Markt, in welchem
es kaum noch Möglichkeiten für nennenswertes originäres Wachstum gibt, konnten die
Versicherer in den ertragsseitig belasteten
Sparten
weiterhin
Beitragsanpassungen
durchsetzen und damit die Konsolidierung
dieser Geschäftsfelder vorantreiben. In diesem
Zusammenhang wuchs zuletzt auch das
Beitragsvolumen spürbar an, trotz der nur sehr
geringfügig
zunehmenden
Vertragsstückzahlen. Daneben
zeichnete sich das
abgelaufene Geschäftsjahr durch eine signifikant geringere Schadenbelastung aus. Hier
profitierten die Gesellschaften vor allem davon,
dass im Vergleich zu 2013 kaum flächendeckende Elementarschadenereignisse auftraten, weshalb beispielsweise in der Wohngebäudeversicherung und der Kraftfahrtkaskoversicherung die kombinierten SchadenKosten-Quoten (Combined Ratios) wieder
deutlich unter das extrem hohe Vorjahresniveau zurückfielen.
Kennzahlen zur Schaden-/Unfallversicherung*
2009
2010
2011
2012
2013
2014**
Zuwachsrate geb. Bruttopr. ggü. VJ
0,89
0,94
3,84
4,56
4,22
3,20
Zuwachsrate Stückzahl Vertr. (ohne sonst. Kfz u. Transp.) ggü. VJ
0,56
0,85
0,20
0,38
0,45
0,70
Combined Ratio gesamt direkt
95,16
97,79
97,97
95,54
101,83
95,00
* Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
** vorläufige Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Pressemitteilung vom 13.03.2015
Zusammen mit der sich stabilisierenden
Ertragssituation in der Kraftfahrthaftpflichtversicherung sowie den weiterhin sehr auskömmlichen Erträgen in den sonstigen Privatkundensparten konnten die Schaden-/Unfallversicherer 2014 nach dem Verlust im Vorjahr
wieder
einen
versicherungstechnischen
Gewinn ausweisen. Die Combined Ratio
verbesserte sich nach vorläufigen Angaben
des
Gesamtverbandes
der
deutschen
Versicherungswirtschaft (GDV) auf 95 %.
2
Combined Ratio 2012-2014
Gesamt
Kraftfahrthaftpflicht
Sonstige Kraftfahrt
Verbundene Gebäude
2014*
2013
Allgemeine Haftpflicht
2012
Allgemeine Unfall
Verbundene Hausrat
Rechtsschutz
0,00
20,00
40,00
60,00
80,00
100,00
120,00
140,00
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
* berechnet aus vorläufigen Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Jahrespressekonferenz vom 13.03.2015
Schaden- und Kostenentwicklung
Auch wenn das abgelaufene Geschäftsjahr
schadenseitig zufriedenstellend verlief, dürfte
die künftig zu erwartende Schadenbelastung
maßgeblich durch die von Marktteilnehmern
diskutierte Zunahme von Elementarschäden
beeinflusst werden. Nach dem extremen
Schadenjahr 2013 waren auch 2014 lokal
spürbare Sturm- und Hagelereignisse aufgetreten und das Geschäftsjahr 2015 ist mit
nennenswerten Hagel-, Sturm- und Starkregenereignissen im März und April ebenfalls
bereits belastet. Gleichzeitig verfügen die
Schaden-/Unfallversicherer aus Sicht von
Assekurata marktweit weiterhin über hohe
Sicherheitsmittel
sowie
eine
wirksame
Rückversicherungsgestaltung. Hierbei sind bei
vielen Versicherern insbesondere die Eigenkapitalausstattung sowie die Schwankungsrückstellung hervorzuheben, welche aufgrund
der zuletzt verbesserten Ertragslage wieder
teilweise deutlich angewachsen ist. Gleichzeitig zeigt das Geschäftsjahr 2013, dass
gerade die Schwankungsrückstellung immer
nur temporär Mittel zum Ausgleich von
Volatilitäten bereithalten kann.
Vor diesem Hintergrund ist Assekurata weiterhin der Auffassung, dass Maßnahmen der
aktiven Schadensteuerung an Bedeutung
gewinnen werden. Insbesondere in der Kraftfahrtversicherung nutzen inzwischen nahezu
alle Versicherer ein mehr oder weniger aktiv
betriebenes
Werkstattmanagement
oder
schließen sich in entsprechenden Verbünden
zusammen. So sparen die Gesellschaften
sowohl bei den externen Schadenaufwendungen als auch beim internen Arbeitsaufwand
Kosten, die sie dann über entsprechend
ausgerichtete Tarife an den Kunden weitergeben können. Ebenfalls bewährt hat sich die
Zusammenarbeit mit Anwaltsnetzwerken, das
Angebot von Mediationsverfahren oder die
telefonische
Rechtsberatung
in
der
Rechtsschutzversicherung. Darüber hinaus
schreiten die Überlegungen voran, solche
Kooperationen mit Leistungserbringern sukzessive auch auf die Sachversicherungssparten auszuweiten, um beispielsweise den
wachsenden Kumulschadenereignissen angemessen zu begegnen. So beschäftigen sich
Marktteilnehmer inzwischen vermehrt mit dem
Aufbau von Handwerkernetzen oder der
Zusammenarbeit
mit
Assistance-Dienstleistern.
Auch im Hinblick auf den demografischen
Wandel und eine alternde Gesellschaft
bemühen sich die Versicherer verstärkt,
intelligente Assistancedienstleistungen anzu3
Einbindung des Kunden in die eigenen
Prozesse merklich voran. Insbesondere für die
Schaden-/Unfallversicherung mit ihren oftmals
standardisierten Produkten und Abläufen
ergeben sich hier vielfältige Möglichkeiten.
Beispielsweise
nutzen
die
Versicherer
vermehrt das Internet, um die eigenen Abläufe
zu optimieren. So werden die Systeme und
Prozesse zunehmend an den sich verändernden Medien ausgerichtet, beispielsweise über
Kundenportale oder die Anpassung der
eigenen Informationsmedien an die von den
Kunden genutzten Kommunikationsinstrumente.
bieten, wie beispielsweise Pflegedienstleistungen oder Reha-Management-Angebote.
Zum einen soll auch über diesen Weg eigener
Schadenaufwand aktiv gesteuert werden. Zum
anderen wollen die Versicherer damit die enge
und unmittelbare Unterstützung des Kunden
im Schadenfall noch stärker in den Fokus
stellen.
Hinter allem liegt weiterhin ein hohes Augenmerk auf der Kostenentwicklung. Neben den
bereits genannten Aktivitäten treiben die
Versicherer ihre Maßnahmen im Hinblick auf
eine wachsende Prozessautomatisierung über
die Dunkelverarbeitung bis hin zur aktiven
Kapitalanlage
Asset Allocation von Schaden-/Unfallversicherern per 31.12.2014
0,51%
5,89%
Renten
9,79%
Aktien direkt
4,01%
Aktien-Fonds
1,79%
Beteiligungen
Immobilien
78,02%
Sonstiges
Quelle: BaFin-Statistik Kapitalanlage der Erstversicherer - 4.Quartal 2014
Relative Veränderung der Asset Allocation im Zeitablauf
1,30%
0,66%
0,20%
0,07%
-0,33%
-0,67%
Renten
-0,02%
-0,02%
-0,49% -0,45%
Aktien direkt
Aktien-Fonds
delta 2012
Beteiligungen
Immobilien
-0,18% -0,06%
Sonstiges
delta 2013
Quelle: BaFin-Statistik Kapitalanlage der Erstversicherer - 4.Quartal 2014, 4. Quartal 2013, 4. Quartal 2012
4
In der Kapitalanlage dürften die Schaden/Unfallversicherer aus Sicht von Assekurata
deutlich stärker von der positiven Entwicklung
an den Aktienmärkten profitieren als die
Personenversicherer.
Gerade
in
den
vergangenen zwei Geschäftsjahren haben die
Versicherer ihr Aktienexposure deutlich
ausgebaut, insbesondere innerhalb der
Fondsanlagen. In den entsprechenden Erfolgskennzahlen zeigt sich dies nicht unmittelbar,
da die positive Wertentwicklung bislang
oftmals nicht realisiert wurde. Zudem
orientieren sich die Gesellschaften in ihrer
Kapitalanlage in deutlich geringerem Maße an
den Verpflichtungen der Passivseite und
verfügen deshalb im Vergleich zu den
Personenversicherern über bessere Möglichkeiten, Spread-Entwicklungen auszunutzen.
Auf der anderen Seite fällt die Duration
innerhalb der Rentenpapiere aus dem gleichen
Grund tendenziell deutlich kürzer aus, womit
Schaden-/Unfallversicherer stärker von einem
sinkenden Durchschnittszins innerhalb der
Rentenpapiere
betroffen
sein
dürften.
Belastend kommt die oftmals hohe Liquidität
hinzu, die die Versicherer für unterjährige
Schadenzahlungen vorhalten müssen.
Deutlich erschwert wird eine allgemeine
Einschätzung zu den Ertragspotenzialen aus
der
Kapitalanlage
dadurch,
dass
die
Unternehmen
einen
hohen
Anteil
an
Beteiligungen in ihren Portfolios halten. Dies
resultiert in vielen Fällen aus der Funktion als
Konzernobergesellschaft, womit die unterschiedlichen Strategien im Umgang mit den
Erträgen der Tochtergesellschaften maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der
Kapitalanlagekennzahlen
entfalten.
Hinzu
kommt die größere Freiheit der Schaden/Unfallversicherern bei der bedarfsorientierten,
operativen Steuerung der Kapitalanlageerträge, beispielsweise in Abhängigkeit von
Entwicklungen in der Versicherungstechnik.
Grundsätzlich entfaltet die Kapitalanlage für
die Schaden-/Unfallversicherer bei Weitem
nicht die hohe Bedeutung wie in der Krankenoder sogar Lebensversicherung. Das Kapitalmarktumfeld belastet dennoch merklich, da auf
die hohen Schadenreservevolumen geringere
Kapitalanlageerträge erwirtschaftet werden als
in der Vergangenheit.
Kraftfahrtversicherung
260,00
20,00
240,00
16,00
220,00
12,00
200,00
8,00
180,00
4,00
160,00
0,00
140,00
-4,00
120,00
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014*
Veränderung Durchschnittsbeitrag in %
Durchschnittsbeitrag €
Beitragsentwicklung in der Kraftfahrtversicherung
-8,00
Veränderung Durchschnittsbeitrag KHV brutto
Veränderung Durchschnittsbeitrag SKV brutto
Durchschnittsbeitrag KHV brutto
Durchschnittsbeitrag SKV brutto
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
* berechnet aus vorläufigen Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Jahrespressekonferenz vom 13.03.2015
5
Kraftfahrthaftpflichtversicherung als auch den
Kasko-Sparten setzt sich der Anstieg der
Durchschnittsbeiträge aber fort, was sich
entsprechend positiv auf die Ertragslage der
Gesellschaften auswirkt.
Ein wesentlicher Treiber des Ausblicks in der
Schaden-/Unfallversicherung ist die sehr
positive Entwicklung in der Kraftfahrtversicherung. Bereits 2013 hatte zumindest die
Kraftfahrthaftpflichtversicherung einen geringen
versicherungstechnischen
Gewinn
ausweisen können, weshalb Marktteilnehmer
schon über eine Abkehr von der zuletzt sehr
konsequent ertragsorientierten Preis- und
Zeichnungspolitik diskutierten. Eine solche
Entwicklung lässt sich aktuell nicht beobachten. Die Versicherer passen Beiträge
nach wie vor an. Zwar bewegen sich die
Anpassungsraten nicht mehr auf dem hohen
Niveau der beiden Vorjahre, sowohl in der
2014 profitierte die Kraftfahrtversicherung
zudem von einem sehr günstigen Schadenjahr, in dem größere Elementarschäden ausblieben. Im Zuge dessen setzte die Ertragslage zuletzt ihre nur von dem extremen
Schadenjahr 2013 unterbrochene Gesundung
fort. In den Kaskosparten bewegte sich das
versicherungstechnische Ergebnis 2014 im
Marktdurchschnitt erstmals seit 2007 wieder im
auskömmlichen Bereich.
Combined Ratio
Kfz-Haftpflicht- und Sonstige Kfz-Versicherung
120,00
115,00
110,00
105,00
100,00
95,00
90,00
85,00
80,00
2005
2006
2007
Combined Ratio KHV
2008
2009
2010
Combined Ratio SKV
2011
2012
2013
2014*
Combined Ratio Gesamt Direkt
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
* vorläufige Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Jahrespressekonferenz vom 13.03.2015
Damit
dürften
nach
Auffassung
von
Assekurata auch in diesem Jahr einzelne
Wettbewerber verstärkt mit dem Gedanken
spielen, den Preiswettbewerb mittels Beitragssenkungen wieder aktiver zu gestalten. Auf der
anderen Seite bewegt sich auch auf dem
aktuellen Ertragsniveau eine Reihe von
Kraftfahrtversicherern nur knapp oder sogar
gar nicht in der Gewinnzone. Hinzu kommen
das nach wie vor niedrige Zinsniveau und
damit einhergehend begrenzte Ausgleichspotenziale aus der Kapitalanlage. Für eine
marktweit nachhaltige Gesundung der Sparte
wären aus Sicht von Assekurata deshalb
weiterhin Beitragsanpassungen angezeigt.
Neben der Stabilisierung des Ertragsniveaus
stellt das Thema E-Call eine wichtige Herausforderung für die Schaden-/Unfallversicherer
dar. Das Europäische Parlament hat zuletzt
beschlossen, dass spätestens ab März 2018
alle neuen Personenkraftwagen und leichten
Nutzfahrzeuge mit diesem elektronischen
Ortungssystem ausgestattet sein müssen. Im
Schaden- oder Pannenfall leitet das System
automatisch Daten weiter, um möglichst
unmittelbar Hilfsmaßnahmen auszulösen. Im
6
Hinblick auf die Kraftfahrtversicherung kann
diese Entwicklung schwerwiegende Folgen
haben. Gerade im Schadenfall ist eine
schnelle und direkte Kommunikation mit dem
Kunden ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die
Versicherer müssen den Kunden möglichst
unmittelbar ansprechen können, um ihn in die
angebundenen Werkstätten zu steuern. Nur so
können sie die damit verbundenen Kosteneinsparungen auch wirklich erzielen. Dagegen
streben die Automobilhersteller natürlich
danach, dieses eigentlich originäre Reparaturgeschäft in den eigenen Werkstätten zu halten
und die dort erzielbaren Margen selbst zu
vereinnahmen. Ein unterschiedlich gestalteter
Zugang dieser beiden Wettbewerber auf die
via E-Call generierten Informationen würde die
Wettbewerbssituation der Versicherer unmittelbar verändern. Im GDV arbeiten die
Versicherer deshalb an Lösungen, um den
Gesellschaften über eine Schnittstelle direkten
Zugriff auf die E-Call-Informationen zu
ermöglichen und somit potenzielle Wettbewerbsnachteile gegenüber den Automobilherstellern zu vermeiden.
Im Zusammenhang mit E-Call gewinnen
zuletzt auch wieder Überlegungen zur
intensiveren Nutzung von Telematikinformationen an Bedeutung. Vermehrt prüfen und
entwickeln Marktteilnehmer auf diesen Daten
basierende „Pay-as-you-drive“- beziehungsweise „Telematik-Tarife“. Erste Gesellschaften
haben bereits entsprechende Tarife eingeführt,
die anhand des individuellen Fahrverhaltens
eine risikogerechtere Prämie abbilden sollen.
Zwar scheint eine solche Lösung aufgrund der
Kosten zum Einbau der Erhebungssysteme
bisher nur für ausgewählte Kundengruppen mit
vergleichsweise hohen Durchschnittsbeiträgen
sinnvoll, dort könnten diese dann aber einen
durchaus signifikanten Spareffekt erzielen.
Gleichzeitig müsste dies aus Sicht von
Assekurata im Umkehrschluss aber dazu
führen, dass sich die bisher in diesen
Kundengruppen angebotenen Normal-Tarife
verteuern, um schädliche Selektionsmechanismen zu vermeiden. Andernfalls würden nur
diejenigen Kunden, die aufgrund ihrer
Fahrweise auch tatsächlich von den Einsparpotenzialen profitieren können, in den
günstigeren Telematik-Tarif wechseln und alle
anderen Kunden im dann nicht mehr
risikoadäquaten Alttarif verbleiben.
Auf lange Sicht erwartet Assekurata darüber
hinaus spürbare Veränderungen für die
Kraftfahrtversicherung. Die zunehmenden
Fortschritte bei der Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge ziehen grundsätzliche
Überlegungen zur zukünftigen Gestaltung von
Versicherungsschutz nach sich, beispielsweise
weil Schadenhäufigkeiten deutlich sinken und
gleichzeitig umfassende Assistance- und
Serviceleistungen stärker in den Mittelpunkt
geraten dürften. Auch wenn diese Diskussionen die Sparte kurz- bis mittelfristig noch
nicht unmittelbar beeinflussen werden, müssen
sich die Unternehmen bereits heute damit
beschäftigen, um langfristig weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
7
650,00
310,00
600,00
280,00
550,00
250,00
500,00
220,00
450,00
190,00
400,00
160,00
350,00
130,00
300,00
2005
2006
2007
2008
2009
Schadenreservequote brutto KHV pro Vertrag
2010
2011
2012
2013
Schadenreservequote brutto nach geb. Bruttoprämien
Schadenreservequote brutto pro Vertrag
Schadenreserven Kfz-Haftpflichtversicherung
100,00
Schadenreservequote brutto KHV
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
Im vergangenen Jahr hat Assekurata an dieser
Stelle auch auf die Entwicklung der Schadenrückstellungen verwiesen. Seit 2011 entwickeln sich die an den Beitragseinnahmen
gemessenen Schadenreservequoten marktweit sukzessive rückläufig. Auf Grundlage der
bereits vorliegenden Geschäftsjahreszahlen
einzelner Versicherer lässt sich prognostizieren, dass sich diese Tendenz auch 2014
fortgesetzt hat. Im Zeitverlauf und – zur
Bereinigung um Beitragseffekte – im Vergleich
mit den Schadenreserven pro Vertrag lassen
sich Rückschlüsse auf die maßgeblichen
Ursachen ziehen. In den Jahren des intensiven
und defizitären Preiswettbewerbes war bereits
ein spürbares Absinken der Schadenreserve
pro Vertrag zu beobachten. Eine Reihe von
Marktteilnehmern hat damals auch auf Kosten
der bis dato aufgebauten Puffer in den eigenen
Schadenrückstellungen
kalkuliert.
Diese
Entwicklung spiegelte sich aufgrund der
gleichzeitigen Beitragsabriebe aber nicht
unmittelbar in den herkömmlichen Schadenreservequoten wider. Vielmehr suggerierten
diese sogar eine sich verbessernde Entwicklung. Seitdem das Preisniveau ab 2012
wieder Schritt für Schritt anzieht, entwickelt
sich
die
Schadenreservequote
spürbar
rückläufig, bei einem gleichzeitig vergleichsweise stabilen Niveau pro Vertrag. Zuletzt
haben Versicherer die noch vorhandenen
Reservepolster also nicht wieder ausgebaut,
sondern allenfalls stabil belassen. Nach
Einschätzung von Assekurata lässt sich jedoch
daraus keine unmittelbare Gefährdung der
Sicherheitsoder
Ertragslage
ableiten.
Vielmehr dürfte eine Vielzahl der Versicherer
weiterhin über eine auskömmliche Reservierung in der Schadenrückstellung und damit
Sicherheitspotenziale verfügen.
Wohngebäudeversicherung
Auch die Wohngebäudeversicherung profitierte
zuletzt von den erfolgreichen Beitragsanpassungen sowie der im Vergleich zum Vorjahr
deutlich geringeren Schadenbelastung. Infolge
dessen fiel die Combined Ratio 2014 wieder
deutlich niedriger aus als im Vorjahr, bewegt
sich mit ca. 104 % aber weiterhin im defizitären Bereich.
Neben einer tendenziell wachsenden Gefährdung aus Elementarschäden stellen insbesondere die Leitungswasserschäden in alternden
Gebäudebeständen
weiterhin
eine
besondere
Herausforderung
für
die
Versicherer dar. So entfielen in den
8
schäden. Die entsprechende allein aus dieser
Gefahr resultierende Schadenquote belief sich
im gleichen Zeitraum auf 41,5 %.
Geschäftsjahren 2011 bis 2013 nach Angaben
des GDV durchschnittlich 54,11 % aller
Wohngebäudeschäden auf Leitungswasser-
140,00
400,00
130,00
350,00
120,00
300,00
110,00
250,00
100,00
200,00
90,00
150,00
80,00
100,00
70,00
50,00
60,00
2003
2004
2005
Durchschnittsprämie VGV
2006
2007
2008
2009
Combined Ratio VGV
2010
2011
2012
2013
2014*
Durchschnittsbeitrag €
Combined Ratio %
Verbundene Wohngebäudeversicherung
0,00
Schadenquote brutto dir. verb. Gebäude
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
* berechnet aus vorläufigen Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Jahrespressekonferenz vom 13.03.2015
Damit dürfte sich die zunehmend ertragsorientierte Zeichnungs- und Tarifierungspolitik der
vergangenen Jahre in dieser Sparte weiter
fortsetzen.
Grundsätzlich
beobachtet
Assekurata, dass marktweit nahezu alle
Versicherer in den vergangenen Jahren die
Notwendigkeit risikogerechter Beiträge in der
Wohngebäudeversicherung erkannt haben. So
fallen die Beitragsanpassungen und das
daraus resultierende Beitragswachstum sogar
noch deutlich höher aus als in den
Kraftfahrtsparten. Obwohl infolgedessen der
Durchschnittsbeitrag seit 2003 um mehr als die
Hälfte angestiegen ist, konnte diese Sparte
gemäß der von Assekurata erhobenen
Geschäftsjahreszahlen dennoch letztmalig im
Geschäftsjahr 2005 eine Combined Ratio
kleiner 100 % und damit einen versicherungs-
technischen Gewinn ausweisen. Dementsprechend
sind
auch
zukünftig
noch
Sanierungsbemühungen
mit
spürbaren
Beitragsanpassungen zu erwarten. Hierbei
wird ein verstärktes Augenmerk auf Selbstbehaltsregelungen oder aktiven Maßnahmen
zur Schadenverhütung und -vorbeugung liegen. Die Kündigung von besonders schadenträchtigen Beständen dürfte dagegen nicht
mehr so stark im Fokus stehen wie in der
jüngeren Vergangenheit. Gleichzeitig sollten
diese Maßnahmen zur Gesundung der
Bestände
zumindest
mittelfristig
auch
dahingehend Wirkung entfalten, dass sich die
Combined Ratio, ausgenommen extremer
Schadenjahre, zunehmend wieder dem
auskömmlichen Bereich annähert.
9
110,00
200,00
105,00
180,00
100,00
160,00
95,00
140,00
90,00
120,00
85,00
100,00
80,00
80,00
75,00
60,00
70,00
40,00
65,00
20,00
60,00
2003
2004
2005
Durchschnittsprämie RS
2006
2007
2008
2009
Combined Ratio RS
2010
2011
2012
2013
2014*
Durchschnittsbeitrag €
Combined Ratio %
Rechtsschutzversicherung
0,00
Schadenquote brutto dir. Rechtsschutz
Basis Assekurata-Marktdurchschnitt mit 98 Gesellschaften
* berechnet aus vorläufigen Kennzahlen für Gesamtmarkt gemäß GDV Jahrespressekonferenz vom 13.03.2015
In
der
Rechtsschutzversicherung
sieht
Assekurata seine Einschätzung aus dem
Vorjahr bestätigt, dass die Sparte zunehmend
unter Ergebnisdruck gerät. Gemäß den
vorläufigen Ergebniskennzahlen des GDV wird
die Combined Ratio um ca. vier Prozentpunkte
auf 103 % ansteigen und damit deutlich in den
negativen Bereich geraten. Auf der einen Seite
können die Versicherer in der Rechtsschutzversicherung ein Beitragswachstum ausweisen
und damit den Durchschnittsbeitrag um ca.
1,5 % steigern. Auf der anderen Seite rechnet
der GDV für 2014 mit einem deutlich
überproportionalen Anstieg der zu zahlenden
Leistungen um 8,0 %. Die wesentliche
Ursache ist in dem 2013 verabschiedeten
Kostenrechtsmodernisierungsgesetz
zu
suchen. Die Versicherer konnten die mit der
Neuregelung
der Rechtsanwaltsgebühren
steigenden
Schadenaufwendungen
nicht
unmittelbar an den Kunden weitergeben.
Marktweit rechnete beispielsweise der GDV
bereits im vergangenen Jahr mit einem
Mehraufwand von jährlich 375 Mio. €, was
einer zusätzlichen Schadenquote von 11
Prozent entsprach. Vor diesem Hintergrund
erwartet
Assekurata
sowohl
für
das
Geschäftsjahr 2015 als auch die Folgejahre
nochmals deutliche Beitragsanpassungen,
zumal die entsprechenden Beitragsanpas-
sungsklauseln nach Feststellung durch den
Treuhänder kurz- bis mittelfristig greifen
sollten. Gleichwohl dürfte auch 2015 der
Schadenaufwand weiter ansteigen oder
zumindest auf dem derzeit hohen Niveau
verbleiben, weshalb eine kurzfristige Abkehr
aus der Verlustzone nicht absehbar ist.
Zumindest scheint aber der Bedarf an
Versicherungsschutz in der Rechtsschutzversicherung weiter vorhanden. 2014 stieg die
Anzahl der Verträge um 1,0 %, der GDV
sprach in diesem Zusammenhang von einer
steigenden Nachfrage. Auf der anderen Seite
könnte es im Zuge der zu erwartenden
Beitragsanpassungen
gegebenenfalls
zu
einem Stornoanstieg kommen, was den Druck
auf die Ertragslage dann sogar noch
verstärken dürfte.
Hausrat-, Unfall- und
Haftpflichtversicherung
Die
Ertragslage
der
Schaden/Unfallversicherer profitiert dauerhaft von den
sehr
auskömmlich
kalkulierten
Sparten
Hausrat-, Unfall- und allgemeine Haftpflichtversicherung, insbesondere im Privatkundengeschäft. Zwar sind nach Aussage von
Marktteilnehmern die Neugeschäftsmargen
tendenziell leicht rückläufig, insgesamt dürfte
dies wegen der großen Altbestände aber kurz10
bis mittelfristig noch keine spürbaren
Auswirkungen auf die bis dato hohen
versicherungstechnischen Ergebnisse entfalten. Insbesondere die Unfallversicherung
generiert nennenswerte versicherungstechnische Ergebnisse. Auch wenn sich die
Bestände in dieser Sparte in den vergangenen
Jahren marktweit rückläufig entwickelten,
beobachtet Assekurata vermehrt Bemühungen, dieses Segment wieder stärker zu
bedienen und damit von den hohen
Ertragspotenzialen zu profitieren.
Produkte und Vertrieb
In Produktentwicklung und Vertrieb erkennt
Assekurata bei den Schaden-/Unfallversicherern nach wie vor eine wesentliche
Herausforderung im Umgang mit der
wachsenden Bedeutung des Internets. So
scheint auf Verbraucherseite die Akzeptanz
von Vergleichsportalen als Beratungs- und
Vermittlungsmedium im Internet ungebrochen.
Zwar hat sich 2014 mit Transparo ein wesentlicher Marktteilnehmer aus dem Wettbewerb
verabschiedet und seine Aktivitäten auf eine
neue Marke übertragen, gleichzeitig ist mit
Google Compare aber zuletzt in den USA ein
mächtiger Wettbewerber in das Geschäftsfeld
eingestiegen. Selbst wenn Versicherungsnehmer am Ende nicht über diesen Kanal
abschließen, so zeigen Untersuchungen doch
deutlich, dass sich die Kunden häufig
zumindest über diesen Weg informieren. Trotz
der damit verbundenen Risiken im Hinblick auf
Vertriebskosten, Margen und die Zukunft der
eigenen Vertriebskanäle ist es damit aus Sicht
von Assekurata für eine Vielzahl von Marktteilnehmern
unvermeidbar,
mit
solchen
Vergleichsportalen zusammenzuarbeiten.
Auf der Produktseite beobachtet Assekurata
dagegen kaum bemerkenswerte Entwicklungen. Die Versicherer versuchen weiterhin,
sich über zusätzliche Produktfeatures von den
Wettbewerbern zu differenzieren. Tatsächlich
sinnvolle Weiterentwicklungen können jedoch
schnell adaptiert werden und stellen deshalb
allenfalls temporär einen Wettbewerbsvorteil
dar. Auf der anderen Seite verringern sich
wegen der sukzessiven Ausweitung des
Versicherungsschutzes auch die Margen,
insbesondere in den bisher ertragsstarken
Produkten. Dies hat aufgrund der großen, sehr
auskömmlichen Altbestände keine unmittel-
bare Auswirkung auf die Ertragslage der
Versicherer, dürfte sich aber zumindest
mittelfristig durchaus in den versicherungstechnischen Ergebnissen auswirken. Beispielsweise dürften sich die hohen Ergebnisse in
den angesprochenen Privatkundensparten
tendenziell etwas rückläufig entwickeln.
Ausblick
Die insgesamt stabile Entwicklung der
Schaden-/Unfallversicherung ist aus Sicht von
Assekurata für viele Gesellschaften insbesondere vor dem Hintergrund der angespannten
und unsicheren Rahmenbedingungen in der
Lebensund
Krankenversicherung
von
zentraler Bedeutung. So dürften in vielen
Konzernen
oder
Versicherungsgruppen
inzwischen Überlegungen an Relevanz
gewinnen, die Personenversicherer unter
Hinzunahme von Mitteln aus den Schaden/Unfallversicherungsgesellschaften zu stützen.
Auch aus diesem Grund sollte die Schaden/Unfallversicherung
2015,
vorausgesetzt
flächendeckende Elementarschäden bleiben
aus, erneut einen nennenswerten versicherungstechnischen
Gewinn
ausweisen.
Assekurata erwartet sowohl in der Kraftfahrtversicherung als auch insbesondere in der
Wohngebäudeversicherung in diesem Jahr
keine signifikante Abkehr von der zuletzt sehr
risikogerechten Tarifierungs- und Sanierungspolitik. Allenfalls werden die Beitragsanpassungen in einzelnen Geschäftssegmenten
aufgrund des inzwischen erreichten Ertragsniveaus moderater ausfallen als in den
vergangenen Jahren. Dies deckt sich auch mit
der aktuellen Einschätzung im Vertrieb: In
einer im März 2015 von unserem Tochterunternehmen ASSEKURATA Solutions GmbH
durchgeführten Befragung unter knapp 160
Maklern
zum
Thema
„Trends
im
Versicherungsmarkt“ erwartet die deutliche
Mehrheit
der
Vertriebspartner
sowohl
anhaltende Sanierungsmaßnahmen in der
Wohngebäudeversicherung (86,7 %) als auch
weiter steigende Prämien in der Kraftfahrtversicherung (71,2 %).
Dagegen dürfte die Rechtsschutzversicherung
bei einzelnen Versicherern ertragsseitig
weiterhin belastend wirken, was aufgrund der
Bestandsgrößen allerdings keine durchschlagende Wirkung auf den Gesamtertrag
entfalten sollte. Gleichzeitig wird analog zur
11
Einschätzung aus dem Vorjahr in allen Sparten
die Bedeutung von flankierenden Maßnahmen
zur Stabilisierung der Ertragslage, sowohl im
Hinblick auf die Schaden- als auch die
Kostenentwicklung, weiter wachsen.
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Assekurata-Ratings (Stand Juni 2015)
Unternehmensrating (Schaden-/Unfallversicherer)
Bonitätsrating (Schaden-/Unfallversicherer)
Debeka Allgemeine
A++
INTER Allgemeine Versicherung AG
A
Gartenbau-Versicherung
A+
Kieler Rückversicherungsverein a.G.
A
HUK-COBURG Allgemeine
A++
HUK-COBURG VVaG
A++
HUK24
A++
IDEAL Versicherung
A
LVM
A++
Nicht freigegebene Unternehmensratings
Schaden-/Unfallversicherer:
Nicht freigegebene Bonitätsratings:
13 mit Ergebnissen von A+ bis B
(Stand Juni 2015)
2 mit Ergebnissen von A bis BBB+
(Stand Juni 2015)
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