Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2015/2016 Eine Untersuchung der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH Juni 2015 Wie im Vorjahresbranchenreport erwartet musste die private Krankenversicherung (PKV) auch 2014 einen Bestandsverlust bei den Vollversicherten hinnehmen. Die Zahl sank laut Angaben des Verbands der privaten Krankenversicherung um 0,63 % beziehungsweise 55.700 auf 8,83 Millionen Personen. Die Vollversicherung ist und bleibt damit das Sorgenkind der Branche. Das weiterhin positive Wachstum in der Zusatzversicherung dürfte dabei nur ein schwacher Trost für die Unternehmen sein, zumal auch hier die Zugangszahlen sowohl absolut als auch relativ gesehen zurückgehen. Schwaches Wachstum fördert die Ertragslage Ergebnisentwicklung im Krankenversicherungsmarkt % 16,00 14,00 13,72 13,75 13,06 13,97 13,40 11,78 12,00 10,00 10,67 10,16 10,31 8,00 6,00 4,77 5,11 4,83 4,75 2,00 0,00 2.778 Mio. € 3.114 Mio. € 3.037 Mio. € 1.751 Mio. € 2.317 Mio. € 2.201 Mio. € 2.306 Mio. € 2004 2005 2006 2007 2.818 Mio. € 4,26 2.803 Mio. € 647 Mio. € 2008 13,21 4,21 4,03 3,96 4.633 Mio. € 4.919 Mio. € 8,18 4,27 4,07 3.562 Mio. € 4.153 Mio. € 1.833 Mio. € 1.667 Mio. € 2.061 Mio. € 1.902 Mio. € 2010 2011 2012 2013 3,51 4,00 13,63 13,00 10,71 9,24 8,40 13,95 11,98 10,20 10,94 12,24 13,69 2.573 Mio. € 1.796 Mio. € 2009 Kapitalanlageergebnis (Überzins) Versicherungsgeschäftliches Ergebnis Nettoverzisnung Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote 2014* Rohergebnisquote Quelle: Assekurata; * = Schätzung Auch wenn die derzeitige Wachstumsschwäche in der Vollversicherung aus Sicht der Branche alles andere als wünschenswert ist, bringt die Entwicklung im Hinblick auf die Ertragslage auch entlastende Effekte für die Unternehmen mit sich. Zum einen steigen dadurch die Abschlusskostenergebnisse, weil die Versicherer weniger Geld für Abschlussprovisionen ausgeben müssen als geplant. Die sinkenden Abschlusskosten führen in Verbindung mit der aktuell günstigen Schadenentwicklung somit zu höheren versicherungsgeschäftlichen Ergebnissen, so dass die PKV mit Blick auf die versicherungstechnische Erfolgslage momentan besser dasteht als je zuvor. 2013 lag die Quote branchenweit bei durchschnittlich 13,63 %, was dem höchsten Wert entspricht, welchen Assekurata seit ihrem Bestehen gemessen hat. Zum anderen müssen die Unternehmen bei geringerem Wachstum auch weniger Geld am Kapitalmarkt anlegen, ein Umstand, der in der aktuellen Niedrigzinsphase durchaus entlastend gewertet werden kann. Von 2005 bis 2013 ist die Nettoverzinsung im Branchenschnitt merklich von 5,11 % auf 4,03 % gesunken. 2012 hatte die Nettoverzinsung zwar trotz Finanzmarktkrise und Niedrigzinsumfeld im Schnitt höher gelegen als im Jahr davor, allerdings wurde dies nur mit Hilfe außerordentlicher Effekte, wie zum Beispiel durch Veräußerungsgewinne, erreicht. Nach Einschätzung von Assekurata dürften die Nettorenditen 2014 erneut zurückgehen und im Marktdurchschnitt aller Voraussicht nach unter die 4 %-Marke rutschen; klammert man die Krisenjahre 2002 und 2008 aus, wäre dies das erste Mal in 20 Jahren. Bei der derzeitigen Kapitalmarktsituation dürften allerdings wohl künftig Nettorenditen unter 4 % marktweit keine Seltenheit darstellen. Mit dieser Größenordnung liegen die PKVUnternehmen aber immer noch deutlich über 2 schnittlich 3,10 % aus, um die Deckungsrückstellung mit dem tariflich kalkulierten Rechnungszins im erforderlichen Umfang bedienen zu können. Somit können die Unternehmen auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld die Anforderung aus dem Rechnungszins finanzieren und laufen nicht Gefahr, auf Erträge aus dem versicherungsgeschäftlichen Ergebnis zurückgreifen zu müssen. Das wirtschaftliche Risiko trägt dabei ohnehin der Kunde in Form von Beitragsanpassungen. Anders als in der Lebensversicherung kann beziehungsweise muss der Rechnungszins in der Krankenversicherung bei Bedarf auch für den Bestand abgesenkt werden. dem, was sie ausschließlich zur Verzinsung der Alterungsrückstellungen bräuchten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Kapitalanlagebestand eines Krankenversicherers im Wesentlichen aufgrund des Eigenkapitals sowie der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) größer ist als das reine Volumen der Alterungsrückstellung. Auf Eigenkapital und RfB müssen die Versicherer keinen Rechnungszins erwirtschaften (so genannte freie Zinsträger). Dies trifft auch auf den Teil der Krankenversicherungsbeiträge zu, die nach Art der Schadenversicherung und damit ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert sind. Je nach Höhe der freien Zinsträger reichen den Versicherern daher auch deutlich niedrigere Verzinsungen von zuletzt durch- Kapitalanlagrenditen und Zinsanforderungen im Krankenversicherungsmarkt % 5,50 5,11 5,00 4,50 4,83 4,77 4,79 4,64 4,63 4,76 4,66 4,75 4,36 4,27 4,26 4,35 4,30 4,21 4,03 4,00 4,07 4,06 3,96 3,99 3,85 3,51 3,50 Rechnungszinsanforderung 3,00 2,50 2,00 2004 2005 2006 2007 2008 Rechnungszinsanforderung 2009 2010 Laufende Durchschnittsverzinsung 2011 2012 2013 2014* Nominale Nettoverzinsung Quelle: Assekurata; * = Schätzung Kapitalanlage in der Krankenversicherung zunehmend anspruchsvoller Die ausführlich im Marktausblick zur Lebensversicherung beschriebenen aktuellen Herausforderungen auf den Kapitalmärkten treffen dennoch auch auf die Krankenversicherer zu. Aufgrund des langlaufenden Geschäftsmodells sollte nach Ansicht von Assekurata die Kapitalanlage unabhängig von den jeweils vorherrschenden Marktgegebenheiten konsequent an der Verpflichtungsstruktur der Passivseite sowie der dauerhaften Erwirtschaftung der rechnungsmäßigen Verzinsung ausgerichtet sein, was bei den meisten gerateten Krankenversicherern auch der Fall ist. Assekurata beobachtet allerdings, dass die langfristige Finanzierbarkeit des Rechnungszinses für die Krankenversicherer im aktuellen Niedrigzinsumfeld zunehmend herausfordernder wird. Insgesamt betrachtet, hat sich die Asset Allocation der Krankenversicherer im Vorjahresvergleich nur marginal verändert. Die Unternehmen haben zum einen durch die Finanzierung der rechnungsmäßigen Verzinsung nur geringe Spielräume, die Portfolio3 struktur zu verändern. Zum anderen erlauben interne Risikotragfähigkeitskonzepte vor dem Hintergrund von Solvency II keine wesentlichen Verschiebungen zwischen den Assetklassen. Folglich bilden festverzinsliche Anlagen mit 92,19 % weiterhin den überwie- genden Anteil der Kapitalanlage. Aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus und dem daraus resultierenden Marktwertanstieg erhöht sich deren Anteil relativ im Vergleich zum Vorjahr und den übrigen abgebildeten Assetklassen. Asset Allocation von Krankenversicherern (Marktwertbasis) per 31.12.2014 Festverzinsliche Anlagen Aktien 4,03% Immobilien 2,01% 0,65% 0,94% 0,17% Alternative Investments 92,19% Beteiligungen Sonstiges Quelle: Assekurata Relative Veränderung der Asset Allocation zum Vorjahr 3,37% Festverzinsliche Anlagen -1,17% Aktien -1,34% Immobilien -0,50% -0,22% -0,14% Alternative Investments Beteiligungen Sonstiges Quelle: Assekurata Um auch in der aktuell herausfordernden Marktsituation adäquate Renditen zu erwirtschaften, ergreifen die Krankenversicherer ähnliche Maßnahmen wie die Lebensversicher, beispielsweise eine Erhöhung der Kreditrisiken, stärkere Diversifikation des Rentenbestands oder punktuelle Investitionen in realwertorientierte Anlageformen. Eine gleichförmige Entwicklung zu den Lebensversicherern lässt sich auch im Bereich der Durationssteuerung feststellen. (siehe Marktausblick zur Lebensversicherung 2015). 4 Aufteilung der festverzinslichen Anlagen nach Bonitäten (in %) Rating 2011 2012 2013 2014 AAA 45,14 38,58 35,19 33,55 AA 19,52 22,82 22,98 26,10 A 23,36 21,67 21,89 23,39 BBB 4,65 10,30 12,10 11,01 High Yield 1,50 1,71 1,87 2,19 Non Rated 0,62 0,52 0,55 0,31 Hypotheken und Policendarlehen 3,36 3,50 3,54 2,89 Termingelder & Bareinlagen 1,84 0,90 1,88 0,56 100,00 100,00 100,00 100,00 Rentenportfolio gesamt Quelle: Assekurata Geratete Krankenversicherer - Duration nach Emittenten/Sektoren (in %, exkl. Liquidität) Assetklasse PBV L Modifizierte Duration 2011 2012 2013 2014 Staats-, Länder- und Kommunanleihen 8,83 10,58 10,53 10,96 Pfandbriefe (i.w.S.) 6,57 6,75 6,68 6,76 Schuldverschreibungen von KI 8,47 7,55 8,19 7,92 Unternehmensanleihen 6,38 6,59 7,23 9,15 Asset Backed Securities (i.w.S.) 3,59 2,89 2,18 2,89 Hypotheken- und Policendarlehen 4,95 2,98 4,95 3,31 Rentenportfolio 7,67 7,72 8,04 8,36 Quelle: Assekurata Geratete Krankenversicherer - Duration nach Bonitäten (in %, exkl. Liquidität) Rating PBV L Modifizierte Duration 2011 2012 2013 2014 AAA 7,71 8,40 8,37 8,66 AA 7,51 8,66 9,41 9,90 A 8,13 6,94 7,32 7,52 BBB 6,99 6,76 6,94 7,49 High Yield 9,90 5,98 6,99 5,53 Non Rated 6,79 5,17 5,69 6,94 Hypotheken und Policendarlehen 4,95 2,98 4,95 3,31 Rentenportfolio 7,67 7,72 8,04 8,36 Quelle: Assekurata Zinsentwicklung als Preistreiber in den nächsten Jahren Auch wenn den bislang steigenden versicherungsgeschäftlichen Ergebnissen tendenziell sinkende Kapitalanlagerenditen entgegenstehen, die in Form geringer werdender Überzinsergebnisse den Rohüberschuss schmälern, ist die Gesamtertragslage der Branche so gut wie seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 nicht mehr. Mit einer Rohergebnisquote von 13,97 % fuhr die PKV 2012 sogar den höchsten Gewinn seit zwölf Jahren ein und konnte das Niveau im Geschäftsjahr 2013 annähernd halten. Auch wenn sich für den Gesamtmarkt nach vorläufigen Erkenntnissen von Assekurata wieder ein leichter Anstieg abzeichnet, dürfte die Rohergebnisquote bei den meisten Unternehmen zurückgehen, denn für 2014 rechnet Assekurata erstmals wieder mit einem Absinken der versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote. Schließlich haben die Unternehmen die Beiträge zu 2014 nur in geringem Umfang erhöht. Je früher die PKV-Unternehmen in der Lage sind, ihren Rechnungszins im Bestand anzupassen, desto früher kann – je nach Zinsentwicklung – wieder mit steigenden oder stabilen Überzinsergebnissen gerechnet werden. Ein höherer Überzins wirkt sich grundsätzlich positiv auf die Höhe des Rohüberschusses eines Krankenversicherers aus. Die Zerlegung des Rohergebnisses der deutschen Krankenversicherer in seine Gewinnquellen offenbart, 5 dass das Kapitalanlageergebnis – genauer gesagt der Überzins – nach dem in die Prämien einkalkulierten Sicherheitszuschlag, der für unvorhergesehene Kostensteigerungen dient, den zweitgrößten Ergebnisträger für die PKV darstellt. So stammt im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2013 etwas mehr als ein Drittel des Rohergebnisses nach Steuern aus der Kapitalanlage. Die steigenden Risikoergebnisse verdeutlichen die derzeit günstige Schadenentwicklung und den damit verbundenen geringen Anpassungsbedarf bei den Unternehmen. Die zunehmenden Kostenergebnisse spiegeln die Wachstumsschwäche wider. 18% 4.744 Mio. € 4.816 Mio. € 2.984 Mio. € Anteile am Rohüberschuss (%) 13% 6,38% 6,42% 3% -2% 4,53% 1,82% 8% 5,46% 5.149 Mio. € 5,46% 5,73% 1,62% 1,22% 1,41% 1,34% -1,67% -1,50% -1,35% 2006 2007 2008 6.124 Mio. € 6.056 Mio. € 4,70% 4,28% 3,96% 4,71% 5,99% 2,37% Quelle: Assekurata 3.895 Mio. € 4.762 Mio. € Rohüberschuss (Mio. €) Rohüberschuss (in Mio. €) und Zerlegung nach Ergebnisträger (in %) im Krankenversicherungsmarkt 5,94% 5,97% 5,91% 5,72% 1,29% 0,86% 2,27% 2,78% 3,13% 1,46% -0,38% -1,30% 1,68% 1,69% 1,97% 2,08% -1,64% -1,68% -1,43% -1,83% 2009 2010 2011 2012 2013 Kostenergebnis Sicherheitszuschlag inkl. Beitrags- und Schadenausgleich Sonstiges Ergebnis In Anbetracht sinkender Nettoverzinsungen und drohender Rechnungszinsabsenkungen ist es für die Gesellschaften daher umso wichtiger, ihre Ausgaben zu senken und durch mehr Effizienz die Überschüsse aus der Kostenkalkulation weiter zu erhöhen. Die Provisionsdeckelung und vielmehr noch das nachlassende Neugeschäft haben zur Folge, dass die Abschlusskosten der Krankenversicherer zurückgehen. Besonders für Vertriebe, die überwiegend Krankversicherungsgeschäft vermittel(te)n, verringern sich dadurch tendenziell die Verdienstmöglichkeiten. Neben der Abschluss- zeigt auch die Verwaltungskostenquote eine rückläufige Tendenz, wenngleich bei letzterer aufgrund des vielfach negativen Beitragswachstums von einem leichten Anstieg für das Geschäftsjahr 2014 auszugehen ist. Gleiches dürfte auf die Schadenregulierungskostenquote zutreffen, die bereits seit 2009 eine leicht steigende Entwicklung offenbart. Zusammen betrachtet ist die Betriebskostenquote der Branche seit Risikoergebnis inkl. erfolgsunabh. Beitragsrückerstattung Kapitalanlageergebnis (Überzins) dem Höchststand zur Jahrtausendwende mit knapp 17 % spürbar auf mittlerweile 12,87 % gesunken, wenn auch zum Teil unfreiwillig. Dieser Trend dürfte sich nach Einschätzung von Assekurata weiter fortsetzen, da in Anbetracht der Wachstumssituation in der Vollversicherung auch für das abgelaufene Geschäftsjahr 2014 und für das laufende Jahr von sinkenden Abschlussaufwendungen auszugehen ist. So hat das geringe Neugeschäft zumindest für die Versicherten den Vorteil, dass dadurch die Gewinne der Unternehmen steigen, an denen die Versicherungsnehmer zu mindestens 80 % über die RfB beteiligt werden müssen. Damit steht den Gesellschaften mehr Geld zur Abmilderung von Beitragsanpassungen zur Verfügung, wovon die Kunden im Bedarfsfall profitieren. Eins steht jedoch fest: Durch Kosteneinsparungen lässt sich die Zinsentwicklung nicht vollends auffangen. Insofern dürften Rechnungszinsabsenkungen nach Ansicht von Assekurata in den nächsten Jahren Preiserhöhungen mitbestimmen. 6 Kostenentwicklung im Krankenversicherungsmarkt % 10,00 9,00 8,63 8,52 8,43 8,16 8,34 8,49 7,98 7,98 8,00 7,29 6,75 7,00 5,96 6,00 5,00 4,00 3,00 3,72 2,87 3,91 3,78 3,74 3,72 3,62 3,64 3,69 3,75 3,77 3,80 2,86 2,77 2,66 2,61 2,55 2,46 2,46 2,47 2,35 2,37 2,00 1,00 753 Mio. € 987 Mio. € 779 Mio. € 1.073 Mio. € 783 Mio. € 1.080 Mio. € 779 Mio. € 1.104 Mio. € 788 Mio. € 1.129 Mio. € 800 Mio. € 1.139 Mio. € 815 Mio. € 1.210 Mio. € 849 Mio. € 1.278 Mio. € 879 Mio. € 1.334 Mio. € 843 Mio. € 1.354 Mio. € 2.286 Mio. € 2.319 Mio. € 2.379 Mio. € 2.384 Mio. € 2.525 Mio. € 2.667 Mio. € 2.649 Mio. € 2.756 Mio. € 2.588 Mio. € 2.416 Mio. € 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 0,00 Abschlussaufwendungen Schadenregulierungssaufwendungen Verwaltungsaufwendungen Abschlusskostenquote Schadenregulierungskostenquote Verwaltungskostenquote 2014* Quelle: Assekurata, * = Schätzung Die Ruhe vor dem Sturm? Beitragsexplosionen blieben aber bislang zumindest aus. Dies liegt auch daran, dass die Schadenentwicklung bei den Unternehmen derzeit relativ stabil verläuft und von dieser Seite wenig Anpassungsdruck besteht. 2014 sind die Leistungsausgaben nach Angaben des PKV-Verbands branchenweit lediglich um knapp 1,8 % gestiegen, was dem niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre entspricht. Insofern wären Rechungszinsabsenkungen zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich zielführend, da die Beitragssteigerungen in dieser Phase weniger gravierend ausfallen dürften. Da die Beiträge laut Kalkulationsverordnung jedoch erst angepasst werden können, wenn bei den Leistungsausgaben ein bestimmter Schwellenwert, der in der Regel zwischen 5 % und 10 % beträgt, überschritten wird, sind den Unternehmen an dieser Stelle die Hände gebunden. Das bedeutet, dass die wirtschaftlich fälligen Nachkalkulationen aufgrund der Zinsentwicklung mitunter erst zeitverzögert umgesetzt werden können und sich der Anpassungsbedarf während dieser Zeit jährlich summiert. Nach Meinung von Assekurata wäre eine jährliche Aktualisierung der Rechnungsgrundlagen aus Sicht des Kunden zielführend, um überdimensionale Spitzen im Rahmen von Beitragsanpassungen, wie sie im Einzelfall in bestimmten Jahren durchaus vorkommen können, zu vermeiden. Finanzmathematisch ist es im Rahmen einer Barwertbetrachtung für den Kunden zwar vorteilhafter, wenn Beitragsanpassungen möglichst spät erfolgen, allerdings führen hohe prozentuale Beitragssteigerungen oft zu Verständnisproblemen beziehungsweise Beschwerden. Über das mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) abgestimmte, jährlich durchzuführende Verfahren des aktuariellen Unternehmenszinses (AUZ) existieren Regelungen, unter welchen Umständen ein Krankenversicherer den Rechnungszins für den Bestand absenken muss. Liegt der ermittelte AUZ-Wert unter 3,5 %, so muss der Rechnungszins bei der nächsten möglichen Beitragsanpassung mindestens auf den AUZWert abgesenkt werden. Im Frühjahr 2013 hatten laut BaFin-Angaben 18 von 45 PKVUnternehmen den erforderlichen AUZ von 3,5 % nicht mehr erreicht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr blieb es rund um das Thema AUZ dagegen auffällig ruhig. Von Seiten der BaFin gab es bislang keine Verlautbarungen dazu, wie viele PKV-Unternehmen 2014 den AUZ als Prognose für das Geschäftsjahr 2015 verfehlt haben. Dies legt den Schluss nahe, dass ein Unterschreiten des AUZ von 3,5 % inzwischen eher die Regel und nicht mehr die 7 Ausnahme darstellt. Nach den Erkenntnissen von Assekurata haben 2014 nur noch sehr wenige Krankenversicherer einen AUZ über 3,5 % erreicht, wobei kurzfristig auch bei diesen Häusern mit einer Absenkung des Rechnungszinses im Bestand zu rechnen ist. Für das diesjährige AUZ-Verfahren zeigen die ersten Ergebnisse mehrheitlich ein nochmaliges deutliches Absinken der Werte. Von 2011 bis 2015 sind die AUZ-Werte bei den von Assekurata gerateten Krankenversicherern von durchschnittlich 3,8 % auf 3,1 % gesunken. Assekurata schätzt, dass in diesem Jahr bei vielen PKV-Unternehmen beim AUZ bereits eine zwei vor dem Komma steht. Da der Rechnungszins einzelner Tarife inzwischen variiert, wurde die Definition der versicherungsgeschäftlichen Ergebnisquote sowie der Schadenquote entsprechend angepasst. Wie hoch der unternehmensindividuelle durchschnittliche Rechnungszins (duRz) bei den einzelnen Gesellschaften ist, lässt sich ab diesem Jahr in aller Regel aus dem Anhang in den Geschäftsberichten der Krankenversicherer entnehmen. Insofern herrscht künftig mehr Transparenz darüber, welche Unternehmen bereits ihren Rechnungszins im Bestand angepasst haben und wie stark die Absenkung ausfiel. Bei den Assekurata bislang vorliegenden Geschäftsberichten schwankt der duRz zwischen 3,38 % und 3,50 %. Allerdings geben nach ersten Erkenntnissen nicht alle Versicherer die exakte Höhe des duRz im Geschäftsbericht an. Stattdessen werden beispielsweise lediglich Aussagen über die Spannbreite „von 2,75 % bis 3,50 %“ getätigt oder Formulierungen gewählt, wie die, dass der „aktuell gültige aktuarielle Unternehmenszins (AUZ) über dem verwendeten Rechnungszins liegt“. Eine gängige Faustformel besagt, dass bei Personen mittleren Alters eine Absenkung des Rechnungszinses um 0,1 Prozentpunkte für Vollversicherungen eine durchschnittliche Anpassung von etwa 1 % und für Pflegeversicherungen von circa 5 % nach sich zieht, was mit dem geringeren Durchschnittsbeitrag zusammenhängt. Auch wenn eine Rechnungszinsabsenkung aktuell zu Beitragserhöhungen führt, erachtet Assekurata diese Maßnahme im Sinne des Kunden als zielführenden und wichtigen Schritt, weil die dadurch steigenden Überzinsergebnisse zur Stabilisierung der Beiträge im Alter dienen. Die Versicherten sind der Zinsentwicklung zudem nicht vollumfänglich ausgeliefert. Durch den Einsatz von Mitteln aus der RfB können die entstehenden Beitragserhöhungen abgemildert oder mitunter sogar gänzlich ausfinanziert werden. Der Versicherte bekommt dann wenig bis gar nichts von der Anpassung mit. Hierfür konnte die Branche aufgrund der positiven Erfolgslage gepaart mit den geringen Anpassungsnotwendigkeiten von 2010 bis 2013 die Mittel deutlich aufbauen. So erhöhte sich die RfBQuote im Marktdurchschnitt spürbar von 26,2 % auf 37,0 %. Für 2014 geht Assekurata nach ersten Erkenntnissen von einem weiteren Anstieg der RfB-Ausstattung auf knapp 43 % aus. Dies würde den höchsten Wert darstellen, der von Assekurata je gemessen wurde. Damit besäße die Branche in der Summe umfangreiche Potenziale zur Beitragsstabilisierung. 8 RfB-Entwicklung Krankenversicherungsmarkt % 45,00 42,65 40,00 36,98 30,02 30,00 25,00 33,37 33,27 35,00 29,22 26,77 29,13 28,50 26,18 24,39 20,00 1.495 Mio. € 1.503 Mio. € 15,00 10,00 5,00 0,00 1.724 Mio. € 5.468 Mio. € 2004 1.622 Mio. € 1.946 Mio. € 2.439 Mio. € 6.606 Mio. € 7.446 Mio. € 8.259 Mio. € 2005 2006 2007 1.879 Mio. € 2.196 Mio. € 1.721 Mio. € 1.527 Mio. € 7.813 Mio. € 7.559 Mio. € 7.757 Mio. € 2008 2009 2010 erfolgsabhängige RfB erfolgsunhabhängige RfB 8.956 Mio. € 2011 10.991 Mio. € 2012 12.428 Mio. € 2013 2014* RfB-Quote lt. PKV-Verbandsdefinition Quelle: Assekurata; * = Schätzung Immer mehr Versicherer mit Bestandsabrieb in der Vollversicherung Der Vertrauensverlust in die PKV, hervorgerufen durch die kritische Berichterstattung in den Medien zum Thema Beitragsentwicklung zu Beginn des Jahres 2012, wirkt nach Ansicht von Assekurata weiter nach. In Verbindung mit den höheren Neugeschäftsbeiträgen der Unisextarife herrscht weiterhin Kaufzurückhaltung auf Seiten potenzieller Neukunden. Auch die Tatsache, dass der allgemeine Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zum Jahreswechsel von 15,5 % auf 14,6 % gesunken und der Zusatzbeitrag vieler Kassen im ersten Schritt geringer als 0,9 % ausgefallen ist, hat die Wettbewerbsposition der PKV gegenüber der GKV nicht verbessert. Infolgedessen geht das Bruttoneugeschäft bei den meisten PKV-Unternehmen deutlich zurück und die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern immer weiter auseinander. Konnten 2012 immerhin noch 19 von 34 Gesellschaften einen Nettobestandszuwachs in der Vollversicherung verzeichnen, waren es 2013 nur zwölf. Für das Geschäftsjahr 2014 dürfte die Zahl nach Einschätzung von Assekurata im einstelligen Bereich liegen. Berücksichtigt man, dass ein nicht unwesent1 licher Teil des Neugeschäfts auch aus Geburten beziehungsweise der Kindernachversicherung resultiert, ließe sich die Zahl der Unternehmen mit realem Bestandszuwachs vermutlich sogar an einer Hand abzählen. Eine Untersuchung des wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) für den Zeitraum 2000 bis 2010 hat gezeigt, dass es pro Jahr durchschnittlich ca. 70.000 Neugeborene in der PKV gibt.1 Zieht man diese Zahl vom jährlichen Brutto- beziehungsweise Nettozugang in der Vollversicherung ab, relativiert dies die Vertriebsleistung nochmals. Was den Verkauf von Vollkostentarifen angeht, hat sich die Stimmung nach den vorliegenden Erkenntnissen zu Beginn 2015 nicht verbessert. In einer im März 2015 von unserem Tochterunternehmen ASSEKURATA Solutions GmbH durchgeführten Befragung unter knapp 160 Maklern zum Thema „Trends im Versicherungsmarkt“ beurteilten 58,6 % der Befragten die aktuelle Geschäftslage in der Vollversicherung als schlecht. Darüber hinaus gingen 43,5 % davon aus, dass sich ihre Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten noch weiter verschlechtern wird, keine erfolgsversprechenden Wachstumsperspektiven also für die Vertriebe und die Unternehmen. Vgl. Dr. Niehaus, Frank (2012); Geburten- und Kinderzahl im PKV-GKV-Vergleich – Eine Analyse der Entwicklung von 2000 bis 2010; Köln 2012; http://www.wip-pkv.de/uploads/tx_nppresscenter/Vergleich_Kinderzahlen_GKV_PKV.pdf 9 Entwicklung des Bruttoneugeschäfts in der Vollversicherung von 2012 auf 2013 in % -46,6 -47,5 -49,6 -63,7 % -65,00 -60,00 -55,00 -50,00 -41,3 -42,1 -43,9 -45,00 -38,2 -40,00 Mannheimer Inter Debeka Continentale -10,0 LVM -11,0 Signal -12,3 Barmenia -14,4 Concordia -14,6 HUK-COBURG -16,5 Münchener Verein -19,7 Markt laut PKV-Verband -23,4 PAX-FAM.FÜRS. -25,6 ALTE OLDENBURGER -26,6 Provinzial -26,9 Süddeutsche -28,3 Landeskrankenhilfe -28,3 R+V -34,2 Württembergische -34,7 Central Nürnberger Allianz Private Deutscher Ring HanseMerkur Mecklenburgische Hallesche DEVK o. Angabe ARAG, AXA, Bay. Beamten, DKV, Gothaer, UKV, uniVersa -35,00 -30,00 -25,00 -20,00 -15,00 -10,00 -5,00 4,6 -0,1 -1,1 0,00 5,00 Quelle: Zeitschrift für Versicherungswesen 19/14, Berechnung durch Assekurata In diesem zunehmend schwieriger werdenden Marktumfeld zählen Versicherer, wie die AXADBV, Debeka oder HUK-COBURG, deren erklärte Hauptzielgruppe die Klientel der Beihilfeberechtigten darstellt, weiterhin zu den Wachstumsgewinnern der Branche. Seit Jahren gehören diese drei zu den Gesellschaften mit den höchsten Nettoneuzugängen in der Vollversicherung. In den vergangenen Jahren konnte lediglich die HanseMerkur als nicht ausgewiesener Beihilfeversicherer diese Phalanx durchbrechen. Deren Zugangssituation hat sich jedoch seit 2013 deutlich verschlechtert und dient damit als Spielgelbild der Branche. So verwundert es nicht, dass das Geschäftsfeld Beihilfe nach den Erkenntnissen von Assekurata zunehmend auch das Interesse der anderen Wettbewerber weckt. Ein Blick auf die Zuwachsraten im Bereich der Beihilfe stimmt jedoch wenig hoffnungsfroh. Auch in diesem Segment geht das Nettowachstum seit 2011 merklich zurück. Im Geschäftsjahr 2013 ist mit einem Plus von lediglich 0,02 % faktisch Stagnation eingekehrt. 10 Vollversichertenwachstum im Krankenversicherungsmarkt % 7,00 6,09 6,25 6,00 6,55 Bruttowachstum 5,65 5,49 5,00 4,60 3,56 4,00 3,11 3,00 2,00 1,77 1,21 0,78 1,00 0,17 0,00 2007 0,30 2008 1,13 1,29 0,48 0,77 2009 -1,00 2010 2011 0,19 2012 0,02 2013 -0,60 -1,42 -2,00 Bruttozuwachsrate Vollversicherung gesamt Nettozuwachsrate Vollversicherung Beihilf e Nettozuwachsrate Vollversicherung Nicht-Beihilf e Quelle: PKV-Verband, Berechnung durch Assekurata Allerdings konnte der Marktführer Debeka im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014 entgegen dem Markttrend und anders als die unmittelbaren Wettbewerber sogar einen höheren Nettozuwachs verbuchen als im Vorjahr. Das Beamtengeschäft ist somit kein Selbstläufer, jedoch besitzen die in diesem Geschäftsfeld etablierten Unternehmen besonders in der jetzigen Marktphase aus Sicht von Assekurata einen gewissen Wettbewerbsvorteil, den ihnen die übrigen Wettbewerber schwer streitig machen können. Ein weiterer Vorteil ist zudem, dass sich diese Zielgruppe als äußerst bestandsfest und zahlungskräftig erweist. Dies zeigt sich auch beim zum 01.08.2013 eingeführten Notlagentarif (NLT), der Nichtzahlern zu einem vergünstigten Beitrag eine Notfallversorgung sicherstellt. Ende 2013 waren nach Angaben des PKV-Verbandes 93.591 Personen im NLT versichert. Der Anteil der Beihilfeberechtigten hieran betrug gerade einmal 6,3 % oder 5.912 Personen. Bei den restlichen 93,6 % handelte es sich nach den Erkenntnissen von Assekurata überwiegend um Selbständige und Freiberufler. Beamte sind daher sowohl unter quantitativen als auch unter qualitativen Wachstumsgesichtspunkten eine interessante Zielgruppe. 11 Die Krankenversicherungsunternehmen mit den höchsten Nettozuwächsen in der Vollversicherung - 2010 bis 2014 - 40.000 35.000 37.147 34.613 Nettozugang vollversicherte Personen 31.427 31.038 25.000 28.085 23.609 23.132 20.000 15.000 30.000 29.277 30.000 18.555 12.837 12.474 11.643 10.464 10.000 7.539 4.363 5.000 0 2.476 2010 2011 Debeka HanseMerkur 2012 2013 AXA-DBV 1.939 1.495 3.507 2014* HUK-COBURG Quelle: Assekurata; * = z. T. aus Presseveröffentlichungen Öffnung des Standardtarifs auch für Versicherte ab 2009 gefordert Leider sind die Unternehmen nicht verpflichtet, in den Geschäftsberichten die Anzahl der Versicherten im Notlagentarif anzugeben. Dies trifft auch auf den Standard- und Basistarif zu. Beide Tarife sind Ausweichmöglichkeiten, um den privaten Krankenversicherungsschutz im Alter bezahlbar zu halten und bieten einen Leistungsumfang in etwa auf GKV-Niveau. Der Branchenreport von Arno Surminiski in der Zeitschrift für Versicherungswesen bringt hier jedoch alljährlich Licht ins Dunkel und zeigt, bei welcher Gesellschaft wie viele Personen in den jeweiligen Sozialtarifen angesiedelt sind. Während der Zulauf in den Standardtarif weiter anhielt, verzeichnete der Basistarif 2013 erstmals seit seiner Einführung im Jahr 2009 einen Rückgang der Versichertenzahlen, was Assekurata an der Einführung des Notlagentarifs festmacht. Wie schon bei den Nichtzahlern verweigern einige PKV- 2 Unternehmen allerdings auch Angaben zum Notlagentarif.2 Von den marktweit 93.591 Notlagentarifversicherten entfallen knapp die Hälfte auf die zehn Unternehmen, die keine Angabe tätigen. Der Notlagentarif wurde damit auf Anhieb zum größten Sozialtarif, dessen Zahl für das abgelaufene Geschäftsjahr 2014 schon allein deswegen weiter ansteigen dürfte, weil 2013 noch nicht alle der bis dato rund 150.000 Nichtzahler in den Notlagentarif umgewidmet werden konnten. Auch für die kommenden Jahre rechnet Assekurata mit weiter zunehmenden Versichertenzahlen im Notlagentarif, da sich der Versicherungsschutz in der Vollversicherung tendenziell verteuern wird. Die weitere Entwicklung dürfte darüber hinaus eng mit der Arbeitsmarkt- beziehungsweise Wirtschaftssituation in Deutschland korrespondieren, da die Bezahlbarkeit der Beiträge ein Problem ist, das wie oben bereits erwähnt, vor allem Selbständige und Freiberufler betrifft. Vgl. Surminski, Arno (2014); Die PKV im Jahre 2013 in Zeitschrift für Versicherungswesen 19/2014 S. 543 12 Nichtzahler/Notlagentarif Anzahl Nichtzahler/Notlagentarifversicherte in % vollversicherte Personen % 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 Nichtzahler 2012 Notlagentarif 2013 Quelle: Zeitschrift für Versicherungswesen 19/14, Berechnung durch Assekurata Entwicklung der Sozialtarife im Krankenversicherungsmarkt - 2007 bis 2013 - 100.000 93.561 90.000 Anzahl versicherte Personen 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 38.400 36.461 41.800 40.200 31.046 43.500 30.200 26.100 45.400 26.700 21.000 20.000 13.500 10.000 0 2007 2008 2009 Standardtarif 2010 Basistarif 2011 2012 2013 Notlagentarif Quelle: PKV-Verband Vor der Einführung des Notlagentarifs sah das Gesetz eigentlich eine Umstufung von Nichtzahlern in den Basistarif vor, was das wirtschaftliche Problem für beide Seiten in vielen Fällen noch vergrößert hätte. Der Beitrag für den Basistarif entspricht üblicherweise dem gültigen Höchstbeitrag in der GKV (2015: 639,38 Euro) und dürfte damit in der Regel teurer sein als der Zahlbeitrag im Ausgangstarif. Der Basistarif ist daher aus Sicht von Assekurata auch nicht als Auffangtarif für langjährig PKV-Versicherte geeignet, die ihren Beitrag reduzieren wollen. Im Standardtarif liegt der Beitrag nach den Erkenntnissen von Assekurata im Durchschnitt unter 300 Euro und damit deutlich unterhalb des GKV-Höchstbeitrags. Vor diesem Hintergrund plädiert Assekurata im Sinne der 13 tarif nach den Erkenntnissen von Assekurata schlechter ist als angenommen. In Verbindung mit den personenmäßigen Bestandsverlusten sinken in der Folge die Beitragseinnahmen in der Vollversicherung. Insgesamt sind die verdienten Bruttobeiträge marktweit laut Angaben des Verbandes um 0,7 % gestiegen. Assekurata geht dabei davon aus, dass für das abgelaufene Geschäftsjahr noch mehr Unternehmen einen Beitragsabrieb aufweisen als die zehn Gesellschaften im Jahr davor. Das leichte Beitragswachstum verdankt die PKV 2014 der Teilversicherung; denn nach Einschätzung von Assekurata dürften die Prämieneinnahmen in der Vollversicherung um knapp 1 % auf ca. 25,5 Mio. € erneut abnehmen. Versicherten dafür, den Standardtarif auch für Versicherte, die nach dem 31.12.2008 in die PKV gewechselt sind, freiwillig weiterzuführen bzw. wieder zu öffnen. Die Einführung des Notlagentarifs war aus Kundensicht bereits ein erster hilfreicher Schritt, da die Versicherten durch den geringeren Zahlbeitrag nach Beendigung der Zahlungsschwierigkeiten schneller und leichter wieder in die Lage versetzt werden, ihre Schulden abzubauen und in die Beitragszahlung zurückzufinden. Für die Versicherer ist der Notlagentarif in erster Linie Bilanzkosmetik, da der Abschreibungsbedarf zurückgeht. Beitragsausfälle und Wertberichtigungen sind jedoch weiterhin an der Tagesordnung, weil bislang das Zahlungsverhalten der Kunden im Notlagen- Prämieneinnahmen im Krankenversicherungsmarkt Mrd. € 40,00 35,00 34,67 33,30 30,00 36,19 35,92 31,47 25,00 20,00 35,63 22,56 25,86 25,15 24,12 25,74 25,52 15,00 10,00 5,00 0,00 6,14 2009 Bruttoprämien gesamt 6,68 6,41 2010 2011 Vollversicherung 7,03 2012 7,40 2013 7,86 2014* Zusatzversicherung (ohne besondere Versicherungsformen) Quelle: PKV-Verband ; * = Schätzung Niedrige Beitragsanpassungen kein Dauerzustand Neben ausbleibendem Neugeschäft und Forderungsausfall durch Nichtzahler sind auch die erneut moderaten Beitragsanpassungen für das geringe Beitragswachstum der Branche verantwortlich – ein zugegebenermaßen erfreulicher Grund, insbesondere aus Sicht der Versicherten. 14 Durchschnittliche Beitragsanpassungssätze bei den von Assekurata gerateten Krankenversicherungsunternehmen % 10,00 8,11 8,00 6,00 7,37 7,66 5,82 4,98 5,34 4,93 3,44 4,00 4,88 3,18 2,51 1,96 1,59 0,71 0,00 2004 2005 -0,63 -2,00 2006 -0,61 -1,46 3,47 3,51 1,91 1,69 2,00 4,50 2,73 2,69 2,15 4,76 2007 -0,27 -0,08 2008 2009 0,79 0,71 2010 2011 2012 1,71 0,74 0,76 2013 2014 -0,03 -0,09 2015 Mittelwert 2004 2015 -0,77 -0,98 Vollversicherung Nicht-Beihilfe 1,49 Vollversicherung Beihilfe 2,82 Teilversicherung Quelle: Assekurata Beim Thema Beitragsanpassungen gilt es aus Sicht von Assekurata jedoch zwischen der Entwicklung in der Zeit, in den Kollektiven und im Einzelfall zu differenzieren. Für den einzelnen Versicherten kann eine jährliche Beitragsanpassung mitunter drastisch ausfallen. Auch die Entwicklungen zwischen den Gesellschaften verlaufen unterschiedlich. Innerhalb der Branche nivellieren sich die Effekte im Zeitablauf und zwischen den Gesellschaften. Nachdem 2014 in der Vollversicherung bei den von Assekurata gerateten Krankenversicherern die durchschnittlich niedrigsten Anpassungssätze der vergangenen zwölf Jahre zu verzeichnen waren, erhöhten die Unternehmen nach ersten Erkenntnissen ihre Beiträge auch zu Beginn des Jahres 2015 mehrheitlich nur in sehr geringem Umfang. Durchschnittlich betragen die Anpassungsraten 2,51 % im Nicht-Beihilfeund 1,71 % im Beihilfesegment. Damit liegen die Anpassungssätze im Normalgeschäft im Zwölfjahresdurchschnitt bei 4,50 % und im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2015 gar nur bei 3,42 % (Beihilfe: 2,82 % bzw. 1,74 %). Die Spannbreite reicht 2015 im so genannten Normalgeschäft allerdings von -0,35 % bis 8,24 % und im Beihilfebereich von -1,35 % bis 6,60 %. In der Krankheitskostenteilversicherung ergibt sich über die zurückliegenden zwölf Jahre eine leichte Beitragssenkung von 0,09 %. So verwundert es auch nicht, dass der Anteil der Kunden, die mit ihrer Beitragsentwicklung vollkommen oder sehr zufrieden sind, in der Zusatzversicherung mit 40,7 % deutlich größer ist als in der Vollversicherung. Dort äußert sich ein Viertel der Kunden derart zufrieden (24,9 %). Insgesamt sind knapp zwei Drittel der Vollversicherten zufrieden bis vollkommen zufrieden mit der Entwicklung ihrer Beiträge. Die Zusatzversicherung hingegen erreicht einen Anteil von fast 90 %. Hier zeigt sich aus Sicht von Assekurata ein enger Zusammenhang mit den deutlich niedrigeren Anpassungssätzen in der Ergänzungsversicherung, deren Vertragsstückzahl die Anzahl der vollversicherten Personen bei Weitem übersteigt. 15 Wie zufrieden sind Sie mit der Beitragsentwicklung bei Ihrer Krankenversicherung insgesamt? 11,5 vollkommen zufrieden 5,0 9,5 vollkommen zufrieden 2,8 9,6 19,9 sehr zufrieden zufrieden Wie zufrieden sind Sie mit der Beitragsentwicklung bei Ihrer Krankenversicherung insgesamt? sehr zufrieden 22,7 zufrieden weniger zufrieden weniger zufrieden unzufrieden unzufrieden 31,1 47,0 40,8 Assekurata-Kundenbefragungen, Vollversicherte, n = 4.069 Die zuletzt geringen Beitragssteigerungen werden jedoch nach Einschätzung von Assekurata insbesondere in der Vollversicherung kein Dauerzustand bleiben. Gründe hierfür sind neben dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld auch das rückläufige Storno, wozu auch das geringe Neugeschäft beiträgt. Der Provisionsdeckel und vielmehr noch die Einführung von Unisex haben dafür gesorgt, dass das Storno bei beziehungsweise zwischen den PKV-Unternehmen deutlich nachlässt. Der Wechsel von Bi- nach Unisex ist für die meisten Versicherten finanziell unattraktiv. Das rückläufige PKV-Storno ist grundsätzlich begrüßenswert. Aus Kundensicht dürfte zudem ein Tarifwechsel im eigenen Unternehmen vielfach vorteilhafter sein als die Gesellschaft zu wechseln, weil so die Alterungsrückstellungen nicht verloren gehen. Kündigt ein PKV-Versicherter und wechselt zu einem anderen Krankenversicherer, vererbt er seine Alterungsrückstellung entweder ganz oder teilweise an die Versichertengemeinschaft. Diese so genannten Vererbungsgewinne stellen eine Rechnungsgrundlage dar, das heißt die Versicherer kalkulieren mit bestimmten Stornowahrscheinlichkeiten, die somit Einfluss auf die Höhe des Beitrags haben. Je höher die einkalkulierten Stornowahrscheinlichkeiten, desto niedriger der Beitrag. Das Stornoverhalten ist dabei von Unternehmen zu Unternehmen und mitunter auch von Tarif zu Tarif (Premium vs. Einsteiger) unterschiedlich. Insbesondere in den neugeschäftsrelevanten Altern zwischen 30 und 40 spielt das Storno eine nennenswerte Rolle, da sich für ältere PKV- Assekurata-Kundenbefragungen, Zusatzversicherte, n = 3.367 Versicherte ein Unternehmenswechsel aufgrund des inzwischen höheren Eintrittsalters, des verschlechterten Gesundheitszustandes und des Verlusts der aufgebauten Alterungsrückstellung kaum mehr lohnt. Weniger Neugeschäft bedeutet also auch weniger Stornoanfälligkeit, was gerade in der jetzigen Marktphase zum Tragen kommt. Dies trifft vor allem die Bisex-Tarife, welche seit der Einführung von Unisex zwar ohnehin kein Neugeschäft mehr erhalten, das Storno aber auch deswegen zurückgeht, weil sich ein Unternehmenswechsel von Bi- nach Unisex, insbesondere für Männer, wie bereits erwähnt, kaum noch lohnt. Zudem verliert der Kunde bei einem solchen Wechsel auch das Wechselrecht in den Standardtarif, was sich im Ernstfall als besonders nachteilig erweisen kann. Neben der Absenkung des Rechnungszinses entsteht also zusätzlich auch durch die Absenkung der einkalkulierten Stornowahrscheinlichkeiten mehr oder weniger großer Beitragsanpassungsdruck bei den Unternehmen. Leider enthält der PKV-Kennzahlenkatalog keine Stornoquote und auch in den Geschäftsberichten sucht man – anders als in der Lebensversicherung – vergebens nach einer Bestandsbewegung, aus der die Abgangszahlen hervorgehen. Fakt ist jedoch, dass diejenigen PKV-Unternehmen, die bislang schon ein relativ geringes Storno aufwiesen, an dieser Stelle weniger Nachkalkulationsbedarf haben. Dies wirkt sich stabilisierend auf die Beitragsanpassungssituation bei den jeweiligen Gesellschaften aus. 16 Tarifwechselleitfaden soll Kunden zu ihrem Recht verhelfen Anders als in der GKV bestehen in der PKV Möglichkeiten zur Beitragsreduktion. Der Wechsel in den Standard- bzw. Basistarif sollte hierzu jedoch stets nur die Ultima Ratio sein. Nach § 204 VVG haben alle Versicherten das Recht, in vergleichbare Tarife des eigenen Versicherers zu wechseln. Um die Beitragsbelastung zu senken, können Kunden unter Anrechnung der bisher angesparten Alterungsrückstellungen und gegebenenfalls unter teilweisem Verzicht auf Leistungen in preislich günstigere Tarife bei ihrem PKV-Unternehmen wechseln. Die Durchsetzung dieses Rechts erwies sich in der Vergangenheit jedoch oftmals als schwieriges Unterfangen für die Versicherten. Zum einen weil die Versicherten mit der Entscheidung mitunter schlichtweg überfordert sind, zum anderen weil ihnen der Wechsel vielfach auch nicht leicht gemacht wird. Dieses Spannungsfeld ist die PKV nun angegangen und eine Mehrzahl privater Krankenversicherer will künftig diese Beratungslücke beim Tarifwechsel im eigenen Bestand schließen. Hierzu beitragen soll spätestens ab 2016 ein Verhaltenskodex in Form des so genannten Tarifwechselleitfadens. Im Sinne der Kunden sollen künftig neben dem Gesetzesanspruch klarere und verbindlichere Regeln für die Abwicklung des Tarifwechsels gelten, die noch über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Beispielsweise wollen die Unternehmen alle 55 Jahre alten Mitglieder freiwillig auf andere, preiswertere Tarife im eigenen Unternehmen hinweisen, wenn die Beiträge steigen. Der Gesetzgeber verlangt das bisher erst ab dem 60. Lebensjahr. Darüber hinaus verpflichten sich die Unternehmen, wechselwilligen Kunden künftig das gesamte Spektrum an Tarifalternativen aufzuzeigen oder geeignete Tarife im Kundeninteresse auszuwählen. Dabei sollen die Auswahlkriterien und -verfahren durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer testiert werden. Dass der Versicherer eine Vorauswahl trifft, um den Kunden geeignete Tarife anbieten zu können, hält Assekurata durchaus für zielführend, um die wechselwilligen Kunden im Fall einer breiten Tarifpalette nicht zu überfordern. Dem Kunden sollte allerdings ersichtlich sein, auf welchen Kriterien die Tarifauswahl basiert. Hierbei bestehen nämlich zwischen Kunde und Versicherer sowohl Interessenkonflikte (z.B. Beitragsreduktion vs. Beitragserhalt/-maximierung) als auch gleichgerichtete Ziele wie etwa die Kundenzufriedenheit. Eine einfache Leitidee dazu ist, dem Kunden stets die Alternative anzubieten, die man an seiner Stelle für sich selber oder den besten Freund auswählen würde. Da die Kunden oftmals keine Kenntnis über das genaue Leistungsniveau des abgeschlossenen Tarifs besitzen, hält Assekurata eine Beratung durch den Vermittler beziehungsweise den Versicherer für geboten, welche in den Leitlinien auch explizit vorgesehen ist. Ob der Tarifwechselleitfaden ein Erfolg wird, muss sich noch in der Praxis herausstellen. Noch arbeitet der überwiegende Teil der beigetretenen Unternehmen an der konkreten Umsetzung. Wachstumseinbruch in der Pflegeergänzungsversicherung Mit dem Thema Tarifwechsel müssen sich Zusatzversicherte im Normalfall nicht auseinandersetzen, zumal in diesem Segment kaum Beitragserhöhungen zu verzeichnen sind, wie die obige Darstellung der Anpassungsätze zeigt. Allerdings kommt es nach Ansicht von Assekurata auch bei der Wahl von Ergänzungsversicherungen auf den richtigen Anbieter und Tarif an, um nicht am Ende des Tages eine böse Überraschung zu erleben. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Ergänzungsversicherungen nach Angaben des PKV-Verbandes zwar um 1,7 % auf knapp 24 Mio. Verträge gestiegen, jedoch hat sich auch hier das Wachstum seit 2009 deutlich eingetrübt und zeigt bereits im zweiten Jahr in Folge eine rückläufige Tendenz. Ursächlich hierfür ist die Tatsache, dass die einstigen Wachstumsfelder Zahn und Pflege ins Stocken geraten sind. Konnte die Branche 2011 bei den Zahnzusatzversicherungen noch ein Plus von über 1.000.000 Verträgen vermelden, waren es 2013 nur noch knapp 250.000. Im ersten Halbjahr 2014 lag der Zuwachs in diesem Segment nach den Assekurata vorliegenden Informationen nur noch bei 65.800. Doch auch der Absatz von ambulanten Ergänzungsversicherungen ist deutlich zurück17 gegangen. 2013 konnte die PKV nach Angaben des Verbandes netto lediglich 8.000 Nettozuwachsraten bei den Zusatzversicherungen zum GKV-Schutz im Krankenversicherungsmarkt % 22,00 Verträge hinzugewinnen. 20,30 20,00 18,00 16,97 16,00 15,12 14,00 12,00 10,08 9,04 10,00 5,20 6,00 4,42 4,00 2,00 3,16 3,39 1,12 1,40 4,16 1,40 2,02 0,00 -2,00 8,42 7,72 8,00 2006 2007 2008 2009 1,23 2,69 1,12 0,48 0,81 2010 2011 1,82 2012 0,10 2013 -1,54 ambulante Tarife Tarife für Wahlleistungen im Krankenhaus Zahntarife Quelle: PKV-Verband; Berechnung durch Assekurata Auch im Bereich der Pflegeergänzungsversicherung hat die Wachstumsdynamik 2014 deutlich nachgelassen. Speziell beim so genannten Pflege-Bahr blieb die PKV im zweiten Jahr nach dessen Einführung deutlich unter den Erwartungen. Das Ziel von 1 Mio. Verträgen wurde bereits 2013 mit rund 350.000 Abschlüssen deutlich verfehlt. 2014 stieg die Zahl nach Verbandsangaben auf knapp 550.000 Verträge, etwas mehr als die Hälfte dessen, was ursprünglich auch von Seiten der Politik als Erwartung gesetzt wurde. Zusammen mit der ungeförderten Pflegeergänzungsversicherung wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr die Zahl der Policen netto nur noch um rund 300.000. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Wachstum damit halbiert. Dieser Einbruch war so nicht vorherzusehen und erscheint auf den ersten Blick wenig plausibel. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass in den Zugangszahlen des Jahres 2013 bei vielen Versicherern auch Überhänge aus dem Unisexschlussverkauf steckten, die 2012 nicht mehr policiert werden konnten. Wie das hohe Nettowachstum von 306.300 Verträgen zeigt, gab es in der Pflegeergänzungsversicherung im Gegensatz zur Vollversicherung bei einigen Häusern im Vorfeld von Unisex doch gewisse Vorzieheffekte. Dies relativiert den Rückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr, denn das Wachstum der Branche liegt bei den Pflegetagegeldversicherungen auch 2014 noch erkennbar über dem der Jahre 2010 und 2011. 18 Anzahl Pflegezusatzversicherungen Stück 3.000.000 196.300 104.700 353.600 2.500.000 168.600 306.300 2.000.000 180.900 1.500.000 199.000 2.708.900 1.000.000 1.500.500 1.699.500 1.880.400 2.186.700 500.000 0 2010 2011 Anfangsbestand Pflegezusatzversicherung 2012 2013 2014 Nettozugang ergänzende Pflegeversicherung Nettozugang geförderte Pflegeversicherung Quelle: PKV-Verband, Assekurata-Berechnungen Dass es einen Bedarf an privater Vorsorge für den Pflegefall gibt, steht unter Experten wie Vermittlern außer Frage. Laut der von Assekurata Solutions durchgeführten Maklerbefragung sehen zwar über 80 % der Vermittler einen hohen bis sehr hohen Absicherungsbedarf bei ihren Kunden, doch etwas mehr als die Hälfte gibt an, das Thema Pflegeversicherung eher selten beim Kunden anzusprechen. Als Erklärung dafür dient am häufigsten die Aussage, dass die Altersvorsorge aus Sicht des Kunden wichtiger sei als die Absicherung für den Pflegefall. Nach Meinung von Assekurata ist die Absicherung für den Pflegefall jedoch ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge. Auf Seiten der Verbraucher besteht Unsicherheit, welche Pflegetagegeldtarife geeignet sind und worauf zu achten ist. Verschiedene Tests haben dies in der jüngeren Vergangenheit thematisiert. Genau wie 2013 wurde in zwei von drei Fällen der Pflege-Bahr abgeschlossen, was nicht unbedingt für den Beratungsansatz der Vermittler beziehungsweise Unternehmen spricht. Aus Sicht von Assekurata stellen für gesunde Kunden die ungeförderten Pflegetagegeldversicherungen unter Absicherungsgesichtspunkten die zweckmäßigere Alternative dar, da hier die weiteren Vertragsbedingungen, wie zum Beispiel Dynamisierung der Leistung oder Wartezeitverzicht, in der Regel kundengerechter ausgestaltet sind. Vom Preis sollte sich der Kunde bei seiner Entscheidung für einen bestimmten Tarif oder Anbieter jedoch nicht allzu sehr leiten lassen, denn eine scheinbar hohe monetäre Absicherung für kleines Geld ist nach Meinung von Assekurata mit Vorsicht zu genießen und bietet keine Gewähr für einen passenden Versicherungsschutz. Das „Kleingedruckte“ in den Bedingungen und die Sicherheit der Kalkulation hingegen machen vielfach erst den „preiswürdigen“ Unterschied aus. An eigenen Untersuchungen konnte Assekurata feststellen, dass in der Kalkulation erhebliche Gestaltungsspielräume existieren, die in der Praxis auch gezielt genutzt werden. Bezüglich der Qualität der Tarifbedingungen besteht genau wie in der Vollversicherung noch Optimierungsbedarf. Das zeigt zumindest die Assekurata-Tarifanalyse, in der Assekurata neben den Rechnungsgrundlagen auch alle Leistungsbereiche und Bedingungswerke eines Tarifs detailliert untersucht. Gerade in puncto Pflegeversicherung erwartet Assekurata, dass im Zuge der Pflegereform 2017, wenn aus drei Pflegestufen fünf Pflegegrade werden, die auf die individuelle Pflegebedürftigkeit besser abstellen, neue und noch kundenfreundlicherer Tarife auf den Markt kommen werden. Die Unternehmen sind jedenfalls bereits in der Vorbereitung. 19 Ausblick: Abwartende Haltung in der Pflege – keine Trendumkehr in der Vollversicherung Vermutlich ist darin auch eine Ursache zu sehen, warum sich das Wachstum in der Pflegezusatzversicherung verlangsamt hat. Nach den Assekurata vorliegenden Informationen wurden im ersten Quartal 2015 deutlich weniger Pflege-Bahr-Verträge abgeschlossen als noch 2014. Hochgerechnet auf das Jahr könnte sich das Wachstum in der geförderten Pflegevorsorge nochmals halbieren. Offenbar reagieren Kunden und Vermittler in dem Bewusstsein der bevorstehenden gesetzlichen Veränderungen im Rahmen des zweiten Pflegestärkungsgesetzes eher mit Zurückhaltung. Dabei ist in den Bedingungen vieler Pflegetagegeldtarife bereits geregelt, dass Versicherte bei Gesetzesänderungen ohne erneute Gesundheitsprüfung in einen neuen Pflegetarif wechseln können. Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) wird vielfach zwar gern als potenzialträchtig eingestuft, führt jedoch immer noch ein Schattendasein. Die Grundattraktivität der bKV wird durch die Unbeständigkeit der steuerlichen Behandlung und die langwierigen Anbahnungsprozesse negativ beeinflusst. Im Rahmen der Assekurata-Solutions-Befragung zum Thema „Trends im Versicherungsmarkt“ glaubte auch nur etwa ein Drittel der Vermittler, dass die Attraktivität der bKV zunehmen wird. Die Grundproblematik der mangelnden Akzeptanz der bKV liegt nach Meinung von Assekurata darin, dass die angebotenen Produktlösungen den Wünschen und Bedürfnissen des Arbeitgebers nach der Reduzierung von Fehlzeiten und Wiederherstellung der Arbeitskraft wenig bis gar nicht nachkommen. Tarifbausteine für Zahn oder Sehhilfen dienen nicht der Sicherung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Als Argument zur Mitarbeiterbindung im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte in Zeiten des demografischen Wandels mag die bKV für bestimmte Branchen mit Fachkräftemangel als Zugpferd gelten. Ohne ein betriebliches Gesundheitsmanagement und die entsprechenden Produkte stellt das Konstrukt jedoch mehr einen verkappten Vertriebs- und Rabattprozess für Standardprodukte dar als eine tatsächliche betriebliche Notwendigkeit. Hinsichtlich der Geschäftserwartungen für die Ergänzungsversicherung geht Assekurata daher davon aus, dass sich der Trend abnehmender Zuwachsraten für 2015 weiter fortsetzt. Die Unternehmen reagieren auf die sinkende Nachfrage nach Zusatzversicherungen zunehmend mit neuen, flexiblen ambulanten Bausteintarifen, wie sie auch in der bKV zum Einsatz kommen. Diese sind zum Teil auch auf Risikobasis ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert, was günstigere Einstiegsprämien ermöglicht. Daneben erlauben es die Bausteintarife dem Kunden, den Versicherungsschutz nach seinen Wünschen und Bedürfnissen frei zu wählen. Neben Tarifen für Sehhilfen und Naturheilverfahren können auch die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen abgesichert werden, die die GKV nur altersabhängig erstattet. Letzteres war in den Tarifen der Bisex-Welt noch eher die Ausnahme, wobei die klassischen Pakettarife aus Zahn, Brille und Heilpraktiker – so scheint es – immer mehr aus der Mode kommen. Was die Vollversicherung betrifft, liefern die Bestandsverluste und die Angst vor steigenden Beiträgen weiteren Nährstoff für Diskussionen um die Zukunftsfähigkeit der PKV. Eine Trendumkehr beim Vollversichertenwachstum wird sich nach Meinung von Assekurata kurzfristig nicht einstellen, obwohl die Zusatzbeiträge in der GKV, die insbesondere die gutverdienenden Angestellten jenseits der Versicherungspflichtgrenze treffen, perspektivisch steigen werden. So prognostiziert der Präsident des Bundesversicherungsamts, Frank Plate, für dieses Jahr ein Finanzierungsdefizit bei den Krankenkassen und Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, rechnet mit einem jährlichen Anstieg von 0,2 Beitragspunkten.3 Seit 1971 ist der durchschnittliche allgemeine Beitragssatz in der GKV von 8,2 % bis auf 14,6 % (plus Zusatzbeitrag) deutlich gestiegen. Zudem wurden seit 1988 aufgrund von Gesetzesänderungen die Zuzahlungen für gesetzlich Versicherte erhöht und Leistungen gekürzt oder gestrichen. Im Ergebnis hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis der GKV in den zurückliegenden 30 Jahren zunehmend verschlechtert. Im Ergebnis stehen sowohl GKV als auch PKV vor Finanzierungsherausforderungen. Die PKV tut hier gut daran, vor allem ihre Hausauf3 20 Vgl. Staeck, Florian (2015); BVA-Chef: Manche Kassen hätten Spielraum bei Zusatzbeiträgen; Ärzte Zeitung vom 20.04.2015, S.4 gaben zu einer Beitragsentlastung von Versicherten im Bestand umzusetzen. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf einen kundenorientierten Tarifwechsel. Hilfreich wäre zudem die Weiterführung des Standardtarifs für PKVVersicherte nach dem 31.12.2008 und eine Änderung der Kalkulationsverordnung, um die einzelnen Rechnungsgrundlagen jeweils zeit- näher und damit auch in kleinerem Umfang anpassen zu können. Da dies nicht ohne Zustimmung der Politik vonstattengehen kann, wird auch die Diskussion um die faire und optimale Ausgestaltung des Krankenversicherungssystems nicht von der Tagesordnung verschwinden. 21 Assekurata-Ratings (Stand Juni 2015) Unternehmensratings (Private Krankenversicherer) Allianz Kranken A+ Alte Oldenburger Kranken A++ Debeka Kranken A++ Deutscher Ring Kranken A+ DFV Deutsche Familienversicherung A+ Hallesche Kranken A+ HUK-COBURG Kranken A+ INTER Kranken A LVM Kranken A+ NÜRNBERGER Kranken A+ SIGNAL Kranken A+ SDK-Kranken A+ Bonitätsrating (Private Krankenversicherer) Inter Kranken Nicht freigegebene Unternehmensratings Private Krankenversicherer: Nicht freigegebene Bonitätsratings: 9 mit Ergebnissen von A+ bis B (Stand Juni 2015) 2 mit Ergebnissen von A bis BBB+ (Stand Juni 2015) A 22 Disclaimer Copyright Die in dieser Untersuchung verwendeten Daten wurden sorgfältig recherchiert. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Untersuchungsinhalte sowie für zwischenzeitliche Änderungen übernimmt die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH keine Gewähr. Die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH haftet nicht für unsachgemäße Weiterverwendung der Informationen. Nachdruck und Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH. Das gilt auch für die Aufnahme in öffentlich zugängliche Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-Rom oder ähnlichen Datenträgern. Die Untersuchung ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit schriftlicher Zustimmung der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH, Köln, zulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Kontakt ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH Venloer Str. 301-303 50823 Köln Telefon: 0221 27221-0 Telefax: 0221 27221-77 E-Mail: [email protected] Internet: www.assekurata.de 23
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