3 Monate Physiopraktikum in Kapstadt Wie alles Begann Seit Beginn meines Studiums war mir klar, dass ich gerne einen Teil der Praktika im Ausland verbringen möchte. Als dann endlich die Infoveran‐ staltung angekündigt wurde, war ich ganz Feuer und Flamme, denn endlich ging es ans konkrete Planen. Mein Traum war es bis dahin immer für ein paar Wochen nach New York zu gehen ‐ was diesen Wunsch angeht wurde ich leider enttäuscht. Aufgrund sehr strenger Visabe‐ stimmungen ist es sehr schwer ein Praktikum in den USA zu machen. Ich brauchte also einen Plan B. Ich guckte mir die Liste der Städte an in denen bereits Studenten ihr Praktikum absolviert haben und blieb bei einem Namen hängen: Kapstadt. Ein weiteres meiner großen Ziele, wohin ich schon sehr lange mal wollte. Mir war sofort klar, dass dies mindestens genauso gut ist wie New York. Nach der Veranstaltung informierte ich mich sofort, wie die Organisation damals abgelaufen ist und ob ich auf bestehende Kontakte der Hochschule zurückgreifen kann. Mir wurde gesagt, dass im Moment eine Studentin kurz vor ihrem Aufenthalt stand und dass der Kontakt jedoch nicht direkt über die Hochschule, sondern über eine Organisation aus Kapstadt lief. Organisation und Visa Zu Hause habe ich mich genauer über die Organisation informiert. Es ist das Unternehmen von Karin Comer mit dem Namen XChange. Man schickt seine Bewerbungsunterlagen an XChange. Bei einer Bestätigung kümmert sich die Organisation um alles Nötige inklusive eines Praktikumsplatzes und einer Unterkunft. Die Kosten betragen ca. 400€. Ich habe mich dort relativ schnell mit dem erwarteten Lebenslauf und einem Anschreiben mit den üblichen Informationen beworben (alles auf Englisch natürlich). Nach ein paar Wochen erhielt ich die positive Antwort: Ich darf kommen und sie wird mir einen Platz suchen. Ich war sehr aufgeregt und konnte es kaum erwarten loszufliegen. Vorher standen aber noch einige andere Dinge auf dem Plan. Zum ersten musste geklärt werden, ob ich ein Vium brauchen würde oder nicht. Das heißt ich musste mich genau festlegen, wie lange ich bleiben werde. Ist der Aufenthalt kürzer als 90 Tage, bekommt man einfach einen Stempel bei der Einreise, ansonsten muss man ein Visum beantragen, was jedoch mit sehr viel Aufwand und unzähligen Untersuchungen wie z.B. einem Ganzkörperröntgen verbunden ist. Da ich auf keinen Fall die Möglichkeit hatte weit über die 90 Tage dort zu verbleiben, habe ich mich ent‐ schieden vorher auszureisen und in meiner freien Zeit lieber noch ein paar umliegende Länder zu erkunden. Reiseplanung Dies stand dann auch schnell als nächstes auf meiner Liste, da ich zum Beweis, dass ich kürzer als 90 Tage im Land bleibe ein Ausreiseticket brauchte. Ich bin also in ein Fernreisebüro gegangen und habe mir eine tolle Tour durch Zambia, Botswana und Namibia zusammengestellt. Dort habe ich auch die meisten meiner Flüge gebucht und schmerzlich festgestellt, dass es deutlich billiger ist Hin‐ und Rückflug in einem zu buchen. Impfungen Danach stand das Gesundheitsamt auf der Liste, um mich dort über die nötigen Impfungen zu informieren. Ich stellte fest, dass ich eine ganze Menge an Auffrischungs‐ und neuen Impfungen brauchte wie Tollwut, Tetanus, Hepatitis und Gelbfieber. Für manche der Impfungen brauchte ich mehrere Termine, die mit gewissen Abständen einzuhalten waren. Man sollte also einige Wochen vorher damit anfangen um sicherzu‐ gehen, dass man alle notwendigen Termine noch unterbekommt. Auch eine Malariaprophylaxe bekam ich dort verschrieben. Ich musste für alle Impfungen in Vorleistung treten, bekam das Geld aber hinterher von meiner Krankenkasse erstattet. Stipendium Als nächstes kümmerte ich mich um das PROMOS Stipendium. Auch dafür musste ich einen Lebenslauf und vor allem ein Bewerbungs‐ schreiben einschicken. Außerdem zählen noch Engagement außerhalb der Universität und die Sprachkenntnisse. Für genauere Informationen sollte man am besten auf der Website nachschauen oder zu Infoveran‐ staltungen gehen. Endlich angekommen Jetzt hieß es nur noch Warten auf den großen Tag. Auf dem Flughafen wurde ich dann endgültig nervös und der Abschied viel schwerer als gedacht. Kaum saß ich jedoch auf meinem Platz im Flieger und realisierte das Abenteuer, welches mir bevorstand, überwog eindeutig die Vorfreude. Am Flughafen in Kapstadt angekommen, wurde ich von Kathrin, der Tochter von Karin, abgeholt. Mit ihr fuhr ich erstmal in das Haus, in dem ich die nächsten Wochen verbringen würde. Dort waren bis zu 12 andere Praktikanten untergebracht und ich bekam ein Bett in einem Doppel‐ zimmer, welches ich die ersten Wochen jedoch alleine bewohnte. Die Kosten für dieses Zimmer lagen bei ca. 180€ im Monat inklusive Internet. Hinzu kommen Strom und Wasser, was wir immer mit Prepaid‐Guthaben aufladen mussten. Ansonsten stand man entweder im Dunklen oder auf dem Trockenen ‐ beides nicht so schön, wie wir mit der Zeit feststellen mussten. Nachdem ich meine Sachen abgestellt und die ersten Mitbe‐ wohner kennengelernt hatte, ging ich das erste Mal mit Kathrin in den Supermarkt, um mich für die nächsten Tage einzudecken. Zurück im Haus wurde ich direkt von ein paar anderen eingeladen mit Surfen zu kommen und so begannen 11 wundervolle Wochen in Kapstadt. Die ersten zwei Tage hatte ich frei, um mich einzugewöhnen und alles kennenzulernen. Es fiel mir am Anfang sehr schwer die Sicherheits‐ situation einzuschätzen, da ich durch verschiedene Berichte und Warnungen von zu Hause ein bisschen verunsichert war. Mit der Zeit stellte ich jedoch fest, dass man zwar seinen gesunden Menschen‐ verstand einsetzten sollte und zum Beispiel nicht nachts alleine durch die Stadt laufen kann, aber einem tagsüber normalerweise nichts passiert. Ich hätte also im Nachhinein diese ersten beiden Tage deutlich besser für Stadterkundungen auch alleine genutzt, als ich es so getan habe. Praktikum Am Mittwoch ging es dann endlich mit dem Praktikum los. Ich hatte eine Stelle als Physiotherapeutin im Woodside Special Care Center bekommen. Dort leben ca. 80 Jugendliche und junge Erwachsene mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Behinderungen. Sie alle haben die Grunddiagnose Cerebralparese. Die wenigsten von ihnen waren in der Lage zu laufen oder zu sprechen. Es stellten sich mir also lauter neue Herausforderungen, da ich vorher noch nie mit Patienten mit Behinderungen in Kontakt gekommen bin. Die Eingewöhnung klappte aber deutlich schneller und einfacher als gedacht und schon nach wenigen Tagen fing das Praktikum an mir richtig Spaß zu machen. Ich verbrachte eine tolle Zeit mit den Kindern und auch das Team war super. Der Abschied am Ende fiel mir extrem schwer und ich kann es kaum erwarten bis der Tag kommt, an dem ich alle wieder sehen kann. Freizeit Wie schon vorher gesagt haben in dem Haus außer mir noch bis zu 10 andere Studenten gewohnt. Die meisten von ihnen waren auch Physios und kamen aus Holland. Es entwickelte sich schnell eine tolle Truppe, auch wenn es alle paar Wochen Wechsel gab, weil ein paar nach Hause geflogen sind und dafür neue Leute ankamen. Außer uns gab es noch 2 andere Häuser der gleichen Organisation ganz in der Nähe, mit denen wir viel Kontakt hatten. Wir organisierten Braiiabende (afrikanisch für Barbecue), gingen zusammen abends weg und verbrachten den Großteil unserer Freizeit gemeinsam. Besonders lieben gelernt habe ich das Wandern der vielen wunderschönen Berge, was gerade für den Sonnenauf‐ und ‐untergang sehr viel Spaß macht. Außerdem habe ich angefangen zu surfen. Oft waren wir abends gemeinsam essen, da es dort deutlich günstiger ist essen zu gehen als hier bei uns einzukaufen und zu kochen. Weitere lohnenswerte Sehenswürdigkeiten sind der Hafen mit seiner Waterfront, von wo aus man auch Robben Island, die Gefängnisinsel, besucht, Old Bisquit Mill, ein Markt mit lauter unglaub‐ lichen Köstlichkeiten auf dem man Samstags Morgens frühstücken kann und all die vielen wunderschönen Strände rund um Kapstadt. Aber auch die Umgebung von Kapstadt hat super viel zu bieten. Zum einen gibt es die Weingebiete Stellenbosh und Windhoek mit maleri‐ schen Weinbergen und sehr günstigen Winetastings, zum anderen habe ich es geliebt zum whalewatching nach Hermanus zu fahren. Dorthin geht es entlang einer Panoramastraße direkt am Meer mit Zwischen‐ stopp an einer Pinguin Kolonie ‐ alleine die Fahrt hat sich immer mehr als gelohnt. Ein weiteres sehr lohnenswertes Ziel ist das Kap der Guten Hoffnung. Auch dorthin gelangt man entlang einer wunderschönen Route direkt am Meer. Etwas mehr Zeit muss man für die sogenannte Garden Route einplanen. Eine Straße die von Kapstadt bis Port Elizabeth führt und auf der man an allen möglichen kleineren Orten Halt machen kann, um beispielsweise auf Straußen zu reiten, mit Haien zu schwimmen, Elefanten zu streicheln, Bungee zu springen und noch viele andere Dinge mehr. Auch hier führt die Fahrt vorbei an unfassbar schönen Landschaften, die sich in faszi‐ nierender Geschwindigkeit ändert und nie langweilig wird. Auch die für Afrika so typischen Big 5 Safaris kann man auf dem Weg machen, wobei ich dafür eher in einen der größeren Parks wie Hluhluwhe oder den Krügerpark fahren würde. Fazit Kapstadt war für mich eine der tollsten Erfahrungen, die ich bisher machen durfte. Ich habe unfassbar viel Neues kennengelernt, ein tolles Praktikum gemacht, viele neue Leute getroffen und hatte das große Glück, für ein paar unvergleichliche Wochen in dieser tollen Stadt leben zu dürfen.
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