Bistum Dresden- Meißen Diözesanbüro Katholikentag 2016 Berliner Straße 3 ● 04105 Leipzig ___________________________________________________________________________________ Seht, da ist DER Mensch (Joh 19,5) – Mehr als die drei anderen Evangelien steckt das Johannesevangelium voller symbolischer Anspielungen. Wer ist für den Evangelisten DER Mensch? Zunächst ist das die Person Jesu, über den Pilatus so zu „den Juden“ spricht. Dann ist in Jesus der „Mensch an sich“ gemeint, wie er vor Pilatus erscheint: leidend und hoheitsvoll, ausgeliefert und zugleich souverän, Spielball der Mächtigen und König der Welt, ein unbedeutender Nobody und Gottes Gegenwart in unserer Welt. Und schließlich kann DER Mensch noch eine dritte Bedeutung haben. Fünfmal erwähnt der Evangelist Johannes einen nicht namentlich bezeichneten Lieblingsjünger Jesu. Er kommt in wichtigen Momenten der Passionsgeschichte vor, meist mit dem Ausdruck: „der Jünger, den Jesus liebte“. Als einziger der Jünger steht er unter dem Kreuz dabei. Er entdeckt mit Petrus am Ostermorgen das leere Grab und wird in eine ganz persönliche Nachfolge Jesu gerufen. Aus dem Evangelium geht nicht hervor, wer diese Person ist: der Verfasser des Evangeliums? Oder ein unbekannter Jünger? Am wahrscheinlichsten ist wohl, das mit dem „Jünger, den Jesus liebte“, über alle Zeiten und Kulturen hinweg DER glaubende Mensch gemeint ist: jeder individuelle, einmalige und einzigartige Mensch, der mit Gott verbunden ist, Jesus Christus nachfolgt und seinen Mitmenschen von Herzen zugetan ist und tätige Nächstenliebe übt. Das sind ja die Erkennungsmerkmale der Jünger Jesu. Sie im Alltag zu leben, persönlich und konkret, ist uns aufgetragen, nicht nur beim kommenden Katholikentag. Autor: P. Hermann Kügler SJ, Leiter der „Kontaktstelle Orientierung“ in Leipzig
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