Wie schmeckt die „Zukunft der Ortsgemeinde“ Zur Spirituellen Garküche auf der Themensynode am 24.-25. September 2015 Ein kulturelles Beiprogramm wird auf den Tagungen der Landessynode immer wieder gerne genommen. Gisela Matthiae, die Clownin? Hidden Shakespeare, das Impro-Theater? Oder mal Playing Arts mit Christoph Riemer? Eines seiner Projekte, mit dem er in den letzten Jahren bei verschiedenen Großveranstaltungen mit seinem Team zum Zuge gekommen ist, nennt sich „spirituelle Garküche“ – „das würde für euch doch auch passen: Welchen Geschmack hat die Zukunft? Wie schmeckt euch das Thema Ortsgemeinde? Wonach riecht der Braten? Welcher Duft durchweht den Aufbruch? Wie süß klingt die Melodie „Das Land ist weit und hell“? Wie bitter kommt es euch an, das Pastorat zu verkaufen? ...“ Schmeckt … und seht, wie freundlich der Herr ist – die Einladung zum Abendmahl bietet uns an, uns der Freundlichkeit Gottes mit allen Sinnen hinzugeben. Es gehört „das Wort“ hinzu, um wirklich zu verstehen; und es gehört die Öffnung der Sinne dazu, um wirklich aufzunehmen. Das Brot. Den Wein. Die Welt. Die spirituelle Garküche lädt ein zur Schulung von „Sinn und Geschmack“ – und zu den berühmten Küchengesprächen, bei denen bekanntlich die eigentliche Kommunikation stattfindet und die wesentlichen Dinge geregelt werden; wo die Zwischentöne die Musik machen; wo die kleinen und kleinsten Variationen im Geschmack die Wahrnehmung schärfen und das Spektrum der Möglichkeiten von Lust und Genuss erst auffalten. Die bischöflichen Vorträge zur Situation der Ortsgemeinden in ihren Sprengeln haben der Synode einen Vorgeschmack gegeben auf die Thematik, auf die sie sich in den Arbeitsgruppen des nächsten Tages einlassen würden. Die Gerüche und Gewürze, Geschmäcker und Geschnatter der Küche haben auf metaphorischer Ebene – ganz sinnlich – eine weitere Sensibilisierung für die feinen Unterschiede beigesteuert, eine Differenzierung der Wahrnehmung gemeindlicher Realität auf der ganzen Palette von den schwergewichtigen Problemen, die wie Rührteig schwer vom Löffel reißen, über die handfesten Aufgaben, die einfach zu tun und durchzukneten sind, bis zu den befreienden Möglichkeiten, die aufgehen, wenn das Alte nicht mehr funktioniert. Freudiges Erstaunen bei der Verkostung des Ingwer-Zitronen-Tees: so ein intensiver Geschmack; träumerisches Kauen und Mahlen des gewürzten Fladenbrots: mit geschlossenen Augen; neugieriges Experimentieren mit den Apfelschnitzen in den vielen Geschmacksvarianten von Salz; wagemutiges Probieren von exotischen Gemüsen, in Reispapier gerollt; quietschvergnügtes Stippsen und Schlecken süßsaurer Naschkatzen; ungläubiges Staunen über die hier ja nur angedeutete Reichhaltigkeit von Geschmackswelten, von denen wir ja immer nur einen vergleichsweise engen bodenständigen Ausschnitt zu schmecken bekommen. Wie unendlich variationsreich wird das Leben in unseren Ortsgemeinden sein, wenn wir nur genau hinschmecken, und wie aufregend wird das Leben sein können, wenn wir uns den unvordenklichen Möglichkeiten nur angstfrei hingeben.
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