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Abenteuer Diagnose vom 31.03.2015
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Wenn der Schein trügt (Schluckbeschwerden)
Stark unterernährt und nicht mehr fähig zu schlucken kommt ein Patient ins Krankenhaus. Er
ist durch eine Krebserkrankung geschwächt und hat dank Antibiotikatherapie gerade eine
Blutvergiftung überstanden. Magenspiegelung, Endosonographie und Thorax-CT zeigen: Ein
Tumor in der Speiseröhre ist für die Schluckbeschwerden verantwortlich. Doch in der
entnommenen Gewebeprobe finden die Pathologen keine Krebszellen. Eine zweite, größere
Probe soll Aufschluss bringen. Die Ärzte führen eine Schleimhautentfernung (Mukosektomie)
durch, denn sie haben nun einen anderen Verdacht: Der Sohn des Patienten ist an einer durch
Viren verursachten Krebserkrankung verstorben. Doch die Pathologen finden auch in der
neuen Gewebeprobe keinen Hinweis auf diese Virusinfektion – und auch die Diagnose
Speiseröhrenkrebs ist vom Tisch. Die Ärzte müssen mit ihrer Suche von vorne anfangen. Sie
hören sich die Krankengeschichte noch einmal ganz genau an. Bei der Blutvergiftung horchen
sie auf: Der Patient musste größere Antibiotika-Tabletten schlucken. Bleiben solche Tabletten
in der Speiseröhre stecken, können sich Geschwüre bilden. Ohne ausreichend Wasser bleibt
die Tablette an der extrem empfindlichen Schleimhaut der Speiseröhre kleben. Die betroffene
Stelle entzündet sich und schwillt innerhalb weniger Tage an. Normalerweise klingt eine
solche Entzündung von allein ab, aber das Immunsystem des Patienten ist durch seine
schwere Vorerkrankung zu schwach. Die Diagnose stimmt. Jetzt genügen als Therapie eine
Stärkung des Immunsystems und viel Geduld. Nach insgesamt drei Monaten Krankenhaus ist
die Speiseröhre geheilt – der Patient kann wieder selbst essen und schlucken.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Peter Layer, Internist, Gastroenterologe, Ärztlicher Direktor
Dr. Christiane Fibbe, Internistin
Dr. Ulrich Rosien, Internist, Gastroenterologe, Ltd. Arzt der Medizinischen Klinik,
Leiter der Endoskopie
Israelitisches Krankenhaus in Hamburg
Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg
Tel. (040) 511 25-0
Internet: www.ik-h.de