Wer weiterhin bei Leid oder Katastrophen Gott Vorwürfe macht: „Wie kann Gott ein liebevoller Gott sein, wenn er so etwas zulässt?“, der hat die Botschaft Jesu noch nicht verstanden. Weil er nicht glaubt, dass Gott alles dazu benutzt, um uns seine Liebe erfahren zu lassen – das Angenehme ebenso wie das Unangenehme. Dieses aber hilft uns mehr als das Angenehme, eine intensivere Beziehung zu Gott zu bekommen. Denn wie sollen wir besser zu ihm finden als dann, wenn er für uns Leid in Freude verwandelt? Meditationen aus der alt-katholischen Gemeinde St. Markus in Aachen Nachwort: Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass der „Glaube an die Güte Gottes mitten im Unglück“ nicht leicht zu erlangen ist, weil dieser Teil des Glaubens unserem normalen Denken so völlig entgegen läuft. Gleichzeitig haben wir die Erfahrung gemacht, dass das Christentum seine erlösende Kraft erst dann entfalten kann, wenn wir diesen Glauben annehmen. So lange wir uns nur auf die Inhalte des Glaubens einlassen, die uns unmittelbar verständlich und einsichtig sind, kann der Glaube uns nicht wirklich frei machen. Denn es ja gerade der Sinn des christlichen Glaubens, uns die Türe zu öffnen zu einem ganz neuen Denken und damit auch zu einem neuen Leben. Mit großem Erschrecken stellen wir immer wieder fest, dass viele Menschen, die sich als „Christen“ bezeichnen, von dieser wahrhaft revolutionären Kraft ihres Glaubens nichts angenommen haben, meist ohne dass sie etwas dafür können, weil ihnen dieser Teil des Glaubens nie nahe gebracht worden ist. Um so mehr sehen wir es als unsere Aufgabe an, den Glauben in der Art zu verbreiten, wie – nach unserer Meinung – Jesus selbst ihn gesehen hat: Ein Glaube, der so großartig und dynamisch ist, dass er unsere normalen Vorstellungen sprengt und uns ein Leben zeigt, dass so ganz anders ist, als die meisten unserer Zeitgenossen es führen. Wenn Ihnen also der Zugang zu diesem Glauben verständlicherweise noch schwer fällt, helfen wir Ihnen gerne durch weitere Hefte oder durch Gespräche. Wir laden Sie herzlich ein, sich nicht zu scheuen, sondern unser Angebot mutig in Anspruch zu nehmen. Herausgeber: Alt-katholische Gemeinde St. Markus, Brabantstr. 17. 52070 Aachen Tel.: (0241) 51 52 253 – E-Mail: [email protected] (Wenn sie Lust haben, malen sie sich doch an dieser Stelle ein Regenbild oder kleben Sie ein Bild ein.) Regen = Schlechtes Wetter ? Über „verrückte“ Betrachtungsweisen der Welt – und wie mit Hilfe des christlichen Glaubens alles wieder richtig gestellt werden kann Es hat sich bei uns ein seltsamer Sprachgebrauch eingeschlichen, nämlich Regen als „schlechtes Wetter“ zu bezeichnen. Wir können es ständig bei den Wetterberichten in Radio oder Fernsehen beobachten. Da ist davon die Rede, dass „das Wetter in den nächsten Tagen „schlechter“ wird, denn es zieht ein Tiefdruckgebiet heran, das Regen bringen wird“. Zwei Tage später kann es dann heißen, dass „sich das Wetter wieder „bessert“, weil wegen eines Hochs die Sonne häufig scheinen wird“. Keine Frage: Regen kann störend sein, wenn er uns vom Sonnenbaden oder von anderen Unternehmungen im Freien abhält, und es kann sehr unangenehm sein, nass zu werden. Wie fragwürdig unsere Redeweise über den Regen allerdings ist, zeigt sich sofort, wenn wir mit Menschen, die in trockenen Gebieten der Erde leben, über Regen sprechen. Sie werden uns erzählen, der Regen sei ein Segen, um den sie immer wieder beten; und dass es ein Freudenfest für die Menschen sei, wenn es nach längerer Trockenheit endlich zu regnen beginnt. Wir brauchen allerdings gar nicht so weit zu gehen: Auch in unseren Breiten hat es schon Zeiten von längerer Trockenheit gegeben mit all den üblichen negativen Begleiterscheinungen: Ernteeinbußen und damit Existenzprobleme bei den Bauern; Waldbrandgefahr; Wassermangel und dadurch das Verbot, den Garten zu bewässern; usw. Schon dadurch zeigt sich, dass es möglicherweise sinnvoll ist, unsere übliche Art, etwas als „gut“ oder „schlecht“ zu bezeichnen, zu überprüfen. Hinter unseren Sprechgewohnheiten steht eine bestimmte Art zu Denken: „Gut“ ist das, was für uns angenehm ist und unseren momentanen Wünschen entspricht; „schlecht“ ist alles, was uns Unannehmlichkeiten bereitet und das wir deshalb nicht wollen. Diese Denkweise zieht sich durch unser ganzes Leben: „Schlecht“ sind mühsame Tätigkeiten, Enttäuschungen, Krankheiten, Schmerzen, und vieles andere; „gut“ sind Urlaub, Erfolge, Gesundheit, sich Wohl fühlen usw. Es ist an dieser Stelle sinnvoll, sich die Frage zu stellen, ob wir uns das Leben wirklich dadurch einfacher machen, indem wir die Dinge und die Ereignisse in „gut“ und „schlecht“ unterteilen und indem wir als Maßstab für die Aufteilung nehmen, ob sie uns angenehm oder unangenehm sind. Wenn wir unsere Denkweise an der Bibel überprüfen, stoßen wir zuerst auf den Schöpfungsbericht. Hier heißt es: „Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war.“ (Gen / 1. Mos 1,31). Für viele Menschen ist es im ersten Moment unvorstellbar, diese Aussage auch auf all die Bereiche zu beziehen, die sie selbst als „unangenehm“ ansehen. Wozu soll z.B. eine Krankheit gut sein? Ist nicht die Gesundheit das einzig Gute? Interessant ist, dass wir von Jesus keine Aussage überliefert haben, wo er sich über etwas Irdisches beklagt und es als schlecht bezeichnet. Er hat offenbar einen ganz anderen Blick auf den Wert der Dinge und Ereignisse. Sehen wir uns seine Sichtweise an zwei Beispielen an: 1. Im Garten Gethsemane, kurz vor seiner Gefangennahme, sagt Jesus im Gebet zu seinem göttlichen Vater: „Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen – aber nicht mein Wille geschehe, sondern der deine!“ Jesus empfindet den tödlichen Hass der jüdischen Führer und die sich daraus zu erwartenden Folgen durchaus als „unangenehm“, er will darunter nicht leiden – aber ob dieses Unangenehme „gut“ oder „schlecht“ für ihn ist, darüber erlaubt er sich kein eigenes Urteil. Er ist überzeugt: Nur Gott kann wirklich beurteilen, was für ihn tatsächlich „gut“ oder „schlecht“ ist. 2. Vollends deutlich wird seine Einstellung dann im Gespräch mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Die beiden Jünger, in der normalen Denkweise des „gut“ bzw. „schlecht“ befangen, erklären ihm, wie schlimm der Tod Jesu sei. Dieser antwortet mit einer Frage: „Musste der Menschensohn nicht all dies erleiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen?“ Mit anderen Worten: Der Tod Jesu ist das einzig Richtige, sowohl für ihn selbst als auch für die Jünger. Was sie spontan als „schlecht“ für sich ablehnen, benutzt Gott, um daraus etwas Gutes für sie zu machen. Ja, die Aussage Jesu ist noch schärfer: Gerade auf diesem Weg will Gott ihnen Gutes zukommen lassen, indem er das „Schlechte“ in „Gutes“ verwandelt! Fassen wir zusammen: Jesus denkt über „gut“ und „schlecht“ ganz anders als wir, sogar entgegengesetzt: Er denkt, dass wir Menschen total auf dem falschen Weg sind, indem wir das Unangenehme für „schlecht“ und das Angenehme für „gut“ halten. Für Gott ist alles „gut“, weil er alles dazu benutzt, uns seine Zuneigung zu zeigen. Es liegt an uns, unser Denken umzustellen und damit eine ganz neue Sichtweise auf unser Leben zu bekommen.
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