RWTH Aachen ERASMUS-Erfahrungsbericht University of Essex – Campus Colchester Spring/Summer Term 2015 Niklas Ring 03.06.2015 Inhalt Motivation..................................................................... 3 Vorbereitung und Bewerbung....................................... 3 Ankunft.......................................................................... 4 Unterkunft..................................................................... 5 Essen ............................................................................. 6 Einführungswoche......................................................... 6 Sport, Freizeit und Nachtleben ..................................... 7 Universität und Kurse.................................................... 8 Fazit ............................................................................... 8 Motivation Erste Präferenz hatten in meinem Fall Universitäten im englischsprachigem Raum. Mir ging es vor allem darum, meine Fertigkeiten in der englischen Sprache weiter zu verbessern und vor allem zu festigen. Der tägliche Kontakt mit dieser so wichtigen Sprache bietet dazu eine einzigartige Möglichkeit. Da Australien, Kanada und die USA allerdings doch etwas weiter weg sind habe ich mich auf Universitäten in Großbritannien umgeschaut. Dabei wurde die University of Essex erst kürzlich (WS 14/15) ins Programm aufgenommen. Da Sprache, Lage und Informationen, die ich mir aus dem Internet besorgen konnte ein positives Bild vermittelten, habe ich besagte Universität auf die erste Position in der Präferenzliste gesetzt. Glücklicherweise habe ich die Nominierung schließlich auch erhalten. Vorbereitung und Bewerbung Der organisatorische Aufwand, den man vor dem Auslandsaufenthalt hat, war meiner Meinung nach sehr hoch. Es ist notwendig, über die Zeit eine Vielzahl an Formularen auszufüllen, die teilweise mehrmals nachgebessert werden müssen. Beispielsweise beinhaltet das Learning Agreement die Kurse von der Auslandsuniversität, die man belegen und sich idealerweise in Deutschland anrechnen kann. Das Layout dieses Formulars wurde aber in der Bewerbungszeit umgestellt, sodass ein neues ausgefüllt werden musste. Zudem änderten sich in dieser Zeit die Kurse an der University of Essex. Zudem kam, dass ich mich ursprünglich für das Wintersemester beworben hatte, die Nominierung allerdings für das folgende Wintersemester bekam. Dadurch musste erneut ein Learning Agreement mit den gewünschten Kursen für dieses Semester ausgefüllt werden. Die Betreuung durch das International Office ist allerdings positiv zu bewerten, bei Problemen wird man freundlich beraten und man ist oft im Kontakt, um beispielsweise an Deadlines zu erinnern oder an notwendige Formulare zu erinnern. Glücklicherweise habe ich diesen Papierkrieg nicht ganz alleine bewältigen müssen, da zwei meiner Kommilitonen für den gleichen Zeitraum an der gleichen Universität nominiert worden sind. Dadurch konnte man sich gegenseitig helfen und Aufgaben aufteilen. Ankunft Zusammen mit diesen zwei Kommilitonen flog ich dann etwas früher als gefordert nach England, um noch ein paar Tage in London zu verbringen, zumal ich dort vorher noch nie war. Diese Entscheidung stellte sich als sehr lohnenswert aber zugleich auch ziemlich teuer dar. Am 7. Januar mussten wir dann letztendlich nach Colchester reisen, da eine Willkommensveranstaltung anstand. Von London aus haben wir kurzfristig ein Zugticket kaufen müssen. Das war allerdings sehr unvorteilhaft, da die Preise aufgrund der Kurzfristigkeit und der privaten Organisation des Nah- und Fernverkehrs drei- bis viermal höher als normal lagen. Es ist also sehr zu empfehlen, im Voraus zu planen und sämtliche Tickets im Internet zu kaufen. In Colchester angekommen, wurde ich von meinem Vermieter mit dem Auto am Bahnhof abgeholt und mir wurden Wohnung, Stadt, Universität und Einkaufsmöglichkeiten gezeigt. Die Einführungsveranstaltung und anschließende Treffen mit den Austauschstudenten waren sehr wertvoll. Dies führte dazu, dass ich schnell sehr viele nette neue Leute kennen lernen konnte und mich schnell in Essex wohlfühlen konnte. Unterkunft Nachdem der Auslandsaufenthalt in trockenen Tüchern ist, geht es daran, eine Wohnung für dieses zu finden. Über den größten Zeitraum war relativ klar, dass eine Unterkunft in der Universität für mich zur Verfügung steht. Dies änderte sich allerdings etwa zwei Monate vor dem Antritt der Reise. Aufgrund von Kapazitätsgründen wurden die Unterkünfte in der Nähe der Universität für Jahresstudenten reserviert. Dadurch brach die verzweifelte Suche nach einer erschwinglichen Wohnung in akzeptabler Lage in Colchester aus. Dies gestaltete sich durchaus sehr schwierig. Die Preislage für Wohnungen ist in England generell sehr hoch. Als Limit habe ich mir etwa 400 Britische Pfund gesetzt. Während meiner Suche hatte ich auch Kontakt mit dubiosen Wohnungsvermittlungsunternehmen, die vorab schon Zahlungen in Höhe von über 100 Pfund forderten. Andere private Vermieter wollten keinen Mietvertrag anfertigen, um „flexibel die Wege trennen zu können“. Das hieß also, dass ich jederzeit aus der Wohnung rausgejagt werden konnte. In ein solches Mietverhältnis wurde ich dann letztendlich auch aus Mangel an Alternativen gedrängt. Im Rückblick war die Zeit in der Wohnung allerdings recht angenehm: das Zimmer war geräumig, die Lage relativ ruhig, und mir stand mit einem Mitbewohner aus Belgien, mit dem ich mich recht schnell sehr gut verstand, ein ganzes Haus zur Verfügung. Der Vermieter arbeitete sehr viel und war darum nur selten in der Wohnung zu sehen. Negativ war allerdings die Lage: Da ich mir nicht für 160 Pfund ein Busticket kaufen wollte, bin ich jeden Tag zur Uni gelaufen. Pro Strecke hat dies eine halbe Stunde in Anspruch genommen, die Ich teilweise viermal täglich absolvierte (morgens Uni, zurück, abends treffen in der Uni, zurück). Ein Monatsticket und 3 Wochentickets wurden es im Endeffekt allerdings doch, was mich etwa 100 Pfund kostete. Nachdem ich zwei Tage in Colchester war und ich bereits die erste Miete sowie Kaution überwiesen hatte, wurde mir dann doch noch eine Unterkunft in der Universität angeboten, die ich dann ablehnen musste. Essen Von den Preisen für Essen und Getränke war ich anfangs schon recht schockiert. Für vergleichbare Sachen in Deutschland bezahlt man teilweise die Hälfte oder zumindest deutlich weniger. Zudem kam, dass sich der Wechselkurs in der Zeit von Januar bis März sehr stark zu unserem Nachteil entwickelte. Der Euro verlor damit an Wert im Vergleich zum Britischen Pfund. Für einen Euro bekam man schließlich nur noch knapp 0,7 Pfund anstatt 0,84 Pfund. Eine große Mensa mit erschwinglichen Essenspreisen, wie etwa an der RWTH Aachen gibt es an der University of Essex leider nicht. Es ist zwar eine Kantine und mehrere Restaurants und Essenmöglichkeiten vorhanden, Mahlzeiten unter 5 Pfund sind allerdings selten und nicht gerade üppig. Wenn man also nicht selbst kocht, kann der Faktor essen sehr viel Geld verschlingen. In der Stadt gibt es allerdings einen Aldi, der in den Preisen sehr viel niedriger als beispielsweise der Tesco in der Nähe der Uni oder der Store auf dem Campus selbst ist. Sonntags haben wir uns oft mit mehreren zusammengeschlossen um gemeinsam zu kochen und somit die Kosten für das Essen zu minimieren und gleichzeitig in guter Gesellschaft den Abend zu verbringen. Einführungswoche Wie bereits angedeutet waren die Einführungsveranstaltungen sehr wichtig um Kontakte zu knüpfen und die Universität und verschiedene Möglichkeiten der Freizeitplanung kennen zu lernen. Zudem wurde dann noch eine Party von der Universität aus für die internationalen Studenten ausgerichtet, in der uns kostenloses Essen und Getränke angeboten wurden. Außerdem wurde eine Art Schnitzeljagd durchgeführt, in der unsere Gruppe gewann und jeder bekam einen Gutschein über 15 Pfund. Meinen Gutschein löste ich direkt für einen Universitäts-Pulli ein. Generell versuchte ich mich an meinen Kommilitonen zu halten, der schließlich doch noch auf eine Campus-Unterkunft wechselte. Dadurch „wohnte“ ich quasi auch in seiner Unterkunft mit 13 weiteren Personen auf dem Stockwerk einer der vier Nord-Towers, mit denen ich mich sehr gut verstand. Sport, Freizeit und Nachtleben Sportmöglichkeiten sind sehr viele vorhanden. Kostenlos hatte man die Möglichkeit neue Sportarten kennen zu lernen. So konnte man beispielsweise Fußball, Tennis, Tischtennis, Squash, Badminton, Kickboxing und einige weitere Aktivitäten besuchen. Besonders Squash gefiel mir sehr, sodass ich mit verschiedenen Leuten teilweise mehrmals in der Woche spielte. Zudem gab es in fast allen Sportaktiven „Just Play Sessions“, die man besuchen konnte um einfach mit anderen/unbekannten zu spielen. Für 165 Pfund für das Jahr kaufte ich mir allerdings noch ein Evolve+ Membership, damit ich das Fitnessstudio in der Uni besuchen durfte. Außerdem ging ich zweimal in der Stadt schwimmen und auch Bowling gönnten wir uns einmal. Abends traf man sich sehr oft einfach in einer der drei Bars in der Uni, um Fußball zu schauen oder einfach zu reden und etwas zu trinken. Zudem gab es in der Uni selbst auch einen Club mit guter Musik, in dem man nach und nach mehr Leute kannte durch seine Aktivitäten und Kurse. Auch in der Stadt gibt es mehrere Bars und Clubs, Getränke und Essen sind wie allerdings gesagt generell teuer. Das „Playhouse“ überzeugte zum Beispiel mit super Ambiente, Platz und fairen Preisen. Außerdem ist dort auch deutsches Bier zu erwerben Universität und Kurse Wenn man von der RWTH Aachen an die University of Essex geht muss man sich erst etwas umstellen. Die Uni in Colchester ist nämlich eine Campus-Uni. Das heißt alle Lehr- und Lernräume sind zentral und auch Bars, Einkaufsmöglichkeiten und das Sportcenter sind in direkter Reichweite. Diesen Umstand fand ich mehr als positiv. Meine vier Kurse waren letztendlich Corporate Finance, Risk Management, International Business Environment und Management Psychology. Generell war ich sehr zufrieden mit dem akademischen Niveau der Universität, man wurde zugleich gefordert und gefördert. Das Schreiben von Hausarbeiten ist in England wohl sehr beliebt, sodass ich vier Arbeiten in kurzer Zeit schreiben musste. Andere hatten sogar 7 oder mehr zu absolvieren, abhängig von belegten Kursen und Studienrichtung. In den beiden erstgenannten Kursen war jeweils ein Mid-Term Test und ein abschließendes Exam fällig. Das Absolvieren der Tests und der Hausarbeiten ist nicht leicht, aber man gewöhnt sich schnell daran und die Noten waren sind durchaus sehr positiv ausgefallen. Das mathematische Niveau war meiner Meinung nach nicht so hoch, wenn man es mit der RWTH vergleicht, sodass ich mit vermeintlich quantitativ ausgerichteten Kursen wie Corporat Finance und Risk Management keine Probleme hatte. Fazit Ein Studium an der University of Essex am Campus Colchester ist sehr zu empfehlen. Ich habe das letzte halbe Jahr dort sehr genossen und Blicke etwas wehleidig zurück, da man die größte Anzahl, der Leute die man dort kennen lernen durfte wohl nie mehr wieder sieht. Trotzdem bin ich sehr froh diese Erfahrungen gemacht haben zu dürfen. Ein Auslandssemester erfordert doch einen beträchtlichen organisatorischen Aufwand, aber an der richtigen Universität lohnt sich dieser allemal. Man lernt so viele neue Leute kennen, gewinnt an Lebenserfahrung, verbessert seine Fremdsprache und lernt andere Kulturen und Gewohnheiten kennen. Ich bereue es nicht mein Auslandssemester an der University of Essex gemacht zu haben und würde es jederzeit wieder machen. Niklas Ring
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