Erfahrungsbericht Name: T i n a B l e c h Austauschjahr: WS 2014/15 Gastuniversität: Swansea University Stadt: Swansea Land: Wales, UK Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Mein Auslandssemester in Pretty Swansea Vorweg einmal herzlichen Glückwunsch, wenn du einen Platz an der Swansea University ergattert hast. Viele mögen enttäuscht sein (weil häufig nicht erste Wahl), dennoch kann ich dir versichern, dass Swansea das schönste und zugleich schlimmste Erlebnis deines Studiums werden könnte. Schlimm deshalb, weil es sich ziemlich nach gebrochenem Herzen anfühlt, wenn die Zeit sich dem Ende neigt und diese wundervolle Stadt wieder verlassen muss. Mir ging es zumindest so. Mein Herz blutet wirklich doll. Wenn du dich also durch den Papierkram-Dschungel kämpfst, die hundertste Version der Learning Agreements und Transcripts of Records ausfüllst und schon wieder irgendwas nicht passt und du die Bürokratie dieses ERASMUS+ Programm so langsam verfluchst, denk immer dran: am Ende ist es das wert. Keep cool. Im Normalfall klappt das mit der Anrechnung dann doch alles ganz easy. Urlaubssemester habe ich keines beantragt, in erster Linie, weil keiner wirklich wusste wie das eigentlich geht. Außerdem kannst du dann auch eventuell noch Prüfungen in der Augsburger Uni antreten oder Hausarbeiten abgeben. Das Wintersemester in Swansea geht von Mitte September bis Ende Januar, mit einer langen Pause über Weihnachten und Silvester, für die es sich durchaus lohnt heimzufliegen, weil über die Feiertage wirklich keine Sau in der Studentenstadt ist, und Weihnachten daheim ist doch eh immer am Schönsten. Die Wohnungssuche erwies sich für mich einfacher als alles andere, da wir beim organisierten Treffen mit den ehemaligen Swansea-Austauschstudenten (Unbedingt hingehen, wirklich gute Tipps dabei!) alles erfahren haben, was uns dabei hilft. Vor allem ein Vermieter a.k.a. Landlord wurde in höchsten Tönen gelobt. So war es nicht verwunderlich, dass 5 von uns 6 Mädels am Ende ein Zimmer von Besagtem gemietet haben. (Nicht alle im selben Haus, zum Glück!) Das Gefühl „die Katze im Sack zu kaufen“ ist auch nicht ganz so schlimm, wenn dir vorher jemand gesagt hat, dass das Zimmer für britische Verhältnisse überdurchschnittlich toll war. Wir mussten dann nämlich, ohne Bilder, ohne Adresse, ohne jegliche Infos über m² etc., die erste Monatsmiete (300 Pfund, incl. All bills mega guter Preis für Lage: Uplands/Größe/Zustand!) und ein Deposit von 350 Pfund überweisen. Dann kannst du das Zimmer dein Eigen nennen. Aber wie gesagt, in dem Fall wussten wir, dass Mike ein vertrauenswürdiger Typ ist. Wenn du es uns nachmachen willst und auf Nummer Sicher gehen möchtest, gebe ich dir gerne seine Email-Adresse weiter und du wirst überrascht sein, wie einfach das Wohnungsproblem gelöst ist. Von Wohnheimen wie dem Student Village würde ich abraten, da die erstens um einiges teurer sind, zweitens ne miese Lage haben, und drittens wir als Ein-Semestler eigentlich keine Chance gegen die normalen Studenten haben, die ein Jahr bleiben. Außerdem leben dort eigentlich nur die Fresher, also die 18 jährigen Erstsemestler, die das erste Mal ohne Mami wohnen und oft noch nie in ihrem Leben einen Staubsauger benutzt haben (im Ernst!). Wenn du selbst erstmal suchen möchtest sind die Uplands und Brynmill wohl die Gegenden, in denen du als Student leben willst. Nah zur Uni, nah zur Stadt. Angereist bin ich von London aus mit dem Bus (megabus.co.uk). Vorher habe ich mit 2 Freundinnen von daheim noch ein paar Wochen England und Schottland bereist, was ihr definitiv in Betracht ziehen solltet. Vorher oder Nachher. Ihr habt nämlich echt viel Zeit bis ihr wirklich wieder nach Deutschland zum Studieren müsst! Nach London kommt ihr (surprise) am günstigsten von Memmingen aus mit Ryanair, ansonsten könnt ihr auch Glück haben und bei Flüge.de andere Schnäppchen von München aus finden. Einfach schon weit im Voraus Ausschau halten und auch den Bus so früh es geht (geht immer erst 2 Monate vor Reisedatum) buchen, dann geht das nämlich auch für einen Pfund. Die Uni bietet auch Abholservices von Heathrow aus, allerdings landen die Billigairlines in Stansted. Von dort nimmt man am besten einen Bus für 6-8 Pfund zur Victoria Coach Station, da werdet ihr am Flughafen direkt auf einige Anbieter stoßen. Würd ich gar nicht vorher buchen. Plant aber genug Zeit ein, um zu eurem Bus in der Victoria Coach Station zu kommen, denn das kann ja nach Verkehr bis zu 2 Stunden dauern. Es steht also eine lange Reise an. Wer das nötige Kleingeld hat kann natürlich auch nah Cardiff oder Bristol fliegen und verkürzt somit die Busfahrten. Wir wurden jeder einzeln von Mike, dem Landlord, vom Busbahnhof in Swansea abgeholt. Unbedingt einplanen: Ihr werdet vor Ort vermutlich kein Bettzeug gestellt bekommen (außer ihr macht das mit Mike aus, der hat meistens noch Benutztes von Vorgängern, wenn euch das nichts ausmacht). Deshalb ist es ratsam, einen sehr frühen Flug zu suchen, dass ihr nach der ca. 5 stündigen Fahrt nach Swansea und der Ankunft im Haus noch rechtzeitig in die Stadt zu Wilko oder Primark kommt, wo es die billigsten Decken, Kissen und Co. gibt. Die Läden schließen nämlich leider schon um 6pm. Wir waren uns alle einig, dass die Uni hier so einiges cooler ist als daheim. Kurse sind unheimlich interessant, die Prüfungen viel einfacher, die Professoren cool und stets um jeden Einzelnen bemüht, genauso wie die Uni selbst. Wöchentliche Trainings für Vorstellungsgespräche, Wellbeing-Services, Dozenten die deine Hausarbeiten probelesen bevor du sie abgeben musst und dir helfen, wenn du irgendwelche Probleme mit der Sprache hast, und und und. Man fühlt sich unheimlich gut aufgehoben. Wer wirklich am Ball bleibt und die vorgegebenen Texte etc. liest, wird merken, dass der Aufwand durchaus größer ist als in Deutschland. Du hast außerdem die Möglichkeit, anstatt Prüfungen nur Assignments zu schreiben, wenn du nicht planst, für die Prüfungsphase im Januar zurückzukehren. Ich hatte zwei 1st-Year Module (Creative Writing und Hollywood: History of American Film) und ein 2nd-Year Modul (Digital War). Alle drei spannend, allerdings war Hollywood schon sehr simpel. Creative Writing war als Nicht-Muttersprachlerin eine echte Herausforderung. Seine in 15 min verfassten Kurzgeschichten vor dem ganzen Kurs laut vorzulesen und dazu Kritik zu bekommen, während alle anderen großartige Texte abliefern, ist zu Beginn durchaus unangenehm, macht einen aber definitiv zu einem besseren Autor. Am Ende hab ich den Kurs mit einer Eins abgeschlossen, und das auf Englisch! Wenn es nicht um Kreatives Schreiben geht, würde ich auf jeden Fall dazu raten, Module aus dem 2. Oder 3. Jahr zu belegen, da es sonst zum Teil schon sehr einfach und fad wird. Auf dem Campus findest du einen Supermarkt, Mensa mit anständigem Essen, Cafés, einen Pub, eine Disko, ein Kino und eine riesige Sportanlage. Außerdem ist sie direkt am Meer, und das kann schon was! Das Beste an Unis in GB sind zweifelsohne die Societies. Egal welche Sportart man gerne betreibt (Surfen, Tanzen, Ballspiele, Kampfsport, MTB, Snowboard…), die Swansea University bietet sie sicherlich an. Auch außergewöhnlichen Hobbies wie Mittelalter-Re-enactment, Quidditsch, Beerpong & co. kann man nachgehen. Politische oder Religiöse Clubs, oder länderspezifische, wie zB die German Society sind auch vertreten. Auf der Freshers Fair in der Freshers Week stellen sich alle diese Societies in einem großen Zelt vor. Wer da nichts fin- det, ist selber schuld. Ich selbst war im Kickboxverein aktiv, hab sogar einen Gürtel gemacht und dort den Großteil meiner Freunde getroffen. Unverkennbar ist natürlich Swanseas Nachtleben. Ich selbst bin nicht unbedingt der Mainstream-Dissen-Typ, kam aber um den typischen Mittwochabend in Idols und Fiction nie herum. Hauptsächlich auf der sagenumwobenen WINDSTREET geht es hoch her. Briten feiern abartig, also mach dich auf was gefasst. Halbnackte Mädels, die schon ab 10 nicht mehr auf ihren hohen Hacken laufen können und auf dem Boden sitzen und heulen gehören zum Standardbild dieser Straße, genauso wie öffentliches Urinieren & Co. Einmal die Scheu abgelegt, ist es aber auf jeden Fall empfehlenswert. Das Leben in Großbritannien ist in jedem Bereich ein gutes Stück teurer als bei uns. Lebensmittel, Zugfahren, ausgehen, Miete. Immerhin kannst du bei Primark ein kleines bisschen sparen und Taxis sind auch recht günstig. Einen Nebenjob zu finden ist alles andere als leicht. Meine Mitbewohnerin hat mehrmals als Bedienung angefangen und hatte nur negative Erfahrungen. Oft wurde sie einfach nicht bezahlt. Und überhaupt etwas zu finden, vor allem nur für einen kurzen Zeitraum, ist schier unmöglich. Wem es nichts ausmacht, für schäbige Bezahlung auf seine Mittwoch- und Samstagnacht zu verzichten, kann in einer der Bars und Discos auf der Windstreet anfangen. Jedoch wird man von 6 Pfund die Stunde, 2x6 Stunden die Woche nicht gerade reich. Revolution und Fiction haben einen ganz schlechten Ruf als Arbeitgeber, suchen aber ständig. Viele haben gekündigt, weil sie nie einen Penny gesehen haben. IceBar und Walkabout scheinen aber immerhin halbwegs erträglich zu sein. Ich würde dazu raten, sich vorher etwas anzusparen. Und auf die Erasmus-Förderung hoffen, die so Ende Oktober Anfang November auf deinem Konto landet. Zusammenfassend bleibt mir nur zu sagen: Freu dich drauf, hab ein paar finanzielle Rücklagen, lass dir die Mail-Adresse unseres Vermieters geben, bereite deine Leber vor und geh unbedingt zu den Fresher-Veranstaltungen!! Genieß es.
© Copyright 2024 ExpyDoc