Erfahrungsbericht über meinen ERASMUS-Aufenthalt an der Université Paul Valery Montpellier 3 im Wintersemester 13/14. Vorbereitung Bei der Vorbereitung eines ERASMUS-Aufenthaltes muss man sich früh genug über die Bewerbungsfristen des ERASMUS-Programms des entsprechenden Jahres informieren, diese ist nämlich üblicherweise bereits im Februar/März für das gesamte folgende akademische Jahr. Hat man dann alle Fristen eingehalten und endlich die Zusage für eine Gasthochschule bekommen geht die Vorbereitung richtig los: Anreise, Wohnungssuche, Kurswahl, Learning Agreement, Immatrikulation etc., das hört sich erst mal viel an, wenn man rechtzeitig anfängt sich darum zu kümmer ist es aber kein Problem. Formalitäten Unterlagen Da ich innerhalb der EU geblieben bin hatte ich, außer meiner Unterlagen für die Immatrikulation, die ich mit der Post bekommen hatte, keine wichtigen Unterlagen auf die ich achten musste. Ganz wichtig ist es aber, genügend Passfotos dabei zu haben, da man diese in Frankreich überall braucht (Immatrikulation, ggf. bei der Bank etc). Wenn man CAF, das französische Wohngeld (s.u.), beantragen möchte sollte man sich schon vor der Abreise darüber informieren, welche Unterlagen man dafür benötigt. Finanzielles Wenn man Bafög-Berechtigt ist sollte man für die Zeit des Auslands-Aufenthaltes auf jeden Fall Auslands-Bafög beantragen, denn da bekommt man üblicherweise ca 100 Euro mehr als beim normalen Inlands-Bafög. Auch wer im Inland nicht Bafög-Berechtigt ist kann also im Ausland Bafög zu bekommen. Außerdem kann in Frankreich jeder Student CAF, das französische Wohngeld, bekommen. Die Beantragung ist mit ein bisschen Papierkram verbunden, die sich jedoch lohnt da man, je nach Miethöhe ca. 90 Euro monatlich bekommt. Wer Bafög bekommt sollte sich die Beantragung überlegen, da der Betrag den man von der CAF bekommt vom Bafög wieder abgezogen wird – jedoch muss man das CAF in keinster Weise zurückzahlen. Man sollte sich schon im Voraus überlegen, ob man in Frankreich ein Bankkonto eröffnen möchte. Mit einigen deutschen Bankkarten kann man in Frankreich bei bestimmten Banken umsonst Geld abheben und auch überall umsonst mit Karte zahlen, und wenn man eine Kreditkarte hat kann man ja sowieso überall bezahlen. Trotzdem hat die Eröffnung eines französischen Bankkontos meiner Meinung nach einige Vorteile. Ich habe mein Konto bei der LCL eröffnet, wo das Konto für ein Jahr bloß einen Euro kostet. Man bekommt dann eine sogenannte Carte bleue, das übliche Zahlungsmittel in Frankreich, welches ähnlich funktioniert wie eine Kreditkarte. Das ist sehr hilfreich, da man so vieles (Handy, SNCF) übers Internet bezahlen kann. Informationen zur Partnerhochschule Die Université Paul Valery Montpellier 3 liegt ein bisschen außerhalb des Stadtzentrums, ist von dort aus aber gut mit Bus und Bahn (Linie 1 der TaM, Station Saint Elois, dann ca. 5-10 Minuten Fußweg) oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Die Uni ist insgesamt relativ gut organisiert, bei der Einschreibung (oder sogar schon vorher, per Post) bekommst man seine Zugangsdaten für das ENT, die Online-Lern-Plattform der Uni. Mit diesen Zugangsdaten kann man dann auch das WLAN-Netz der Uni nutzen, welches jedoch häufig überladen und sehr langsam ist. Man kann auf dem Campus aber auch über das Bremer Uni-Wlan Eduroam ins Internet, welches etwas besser funktioniert. Auch bekommt man bei der Einschreibung seinen Studentenausweis, der gleichzeitig als Mensakarte und Bibliotheksausweis genutzt werden kann. Akademisches Leben O-Woche und Betreuung Das Erasmus-Büro war zu Beginn des Semesters immer relativ überlaufen, da sich alle einschreiben mussten etc - man sollte dafür also ein wenig Zeit einplanen. Von den Wartezeiten abgesehen hat dort aber immer alles gut geklappt und es konnten alle meine Fragen beantwortet werden. Während der O-Woche gab es nur wenige Info-Veranstaltungen für Erasmus-Studierende, diese waren aber sehr hilfreich, es lohnt sich also auf jeden Fall sie zu besuchen. Kursangebot und Beschränkungen Schon bei der Erstellung des Learning-Agreements sollte man darauf achten, dass man mindestens 50% der ECTS in dem Fach belegen soll, in dem man eingeschrieben ist! Zu dem Zeitpunkt, zu dem man in Deutschland das Learning Agreement erstellen muss ist das Kursangebot für das entsprechende Semester an der Paul Valéry vermutlich noch nicht online, man kann sich aber an dem Kursangebot des vorigen Wintersemesters orientieren, das man auf der Internetseite findet. Das Kursangebot war für meine Fächer relativ gut, vor Allem für die Frankoromanistik gab es interessante Literatur-Kurse sowie, über den Deutsch-Studiengang der Université Paul Valéry, einen Tandem-Kurs und verschiedene Übersetzungs-Kurse. Was sonst noch wichtig ist Unterkunft Die Studentenwohnheime in Montpellier liegen meist eher Außerhalb und sind, nach dem was mir erzählt wurde häufig schon alt und teilweise sehr dreckig. Ich habe mich deshalb dazu entschieden, mir ein WG-Zimmer zu suchen, welches näher am Stadtzentrum liegt. Man sollte damit schon in Deutschland rechtzeitig beginnen, da Montpellier eine Studentenstadt ist herrscht regelmäßig zu Beginn des Semesters große Wohnungsnot. Ich war also froh, dass ich mein Zimmer bereits sicher hatte. Ich habe mein Zimmer über die Seite appartager.fr gefunden, man muss sich dort anmelden und hat, wenn man nichts zahlen möchte, nur eingeschränkte Nutzungsrechte. Das stellt aber kein Problem dar, wenn man schon früh genug anfängt zu suchen. Öffentliche Verkehrsmittel In Montpellier gibt es aktuell 4 Tram-Linien (TaM Montpellier Agglomération), mit denen man sehr gut überall hin kommt, z.B. auch zum Strand mit der Linie 3 bis zur Endstation Perols – Etang de l’Or, von wo aus ein Bus (Navette) zum Strand fährt. Außerdem gibt es zwei verschiedene Bus-Unternehmen, zum einen die Busse der TaM und zum anderen die Navettes des Unternehmens Hérault Transport, mit denen man sehr günstig (1,60 pro Fahrt) in die nähere Umgebung der Stadt fahren kann. Die TaM Montpellier Agglomération bietet außerdem einen Fahrradverleih an, die Vélomaggs. Diese stehen an vielen Tram-Stationen bereit und man kann nur mit seiner Kreditkarte und der Handynummer für wenig Geld ein Fahrrad ausleihen. Anreise Nach Montpellier zu kommen ist relativ einfach, kann aber, gerade im Sommer, relativ teuer werden, weshalb man sich rechtzeitig umschauen sollte. Ryanair fliegt von Frankfurt Hahn direkt nach Montpellier oder von Bremen aus nach Béziers, was nur ca. eine halbe Stunde mit dem Zug von Montpellier entfernt liegt. Wer nicht gerne fliegt kann über die Deutsche Bahn oder über die SNCF, die meines Eindrucks nach manchmal bessere Angebote hat, eine günstige Zugfahrt buchen. Es fährt zum Beispiel von Berlin/Hamburg/Hannover ein City Night Line nach Paris. Geld sparen Frankreich ist relativ teuer, es gibt aber viele gute Angebote, mit denen man etwas Geld sparen kann. Die SNCF bietet für 12-27jährige die Carte Jeune an, diese kostet nur 50 Euro und man bekommt bei jeder Zugfahrt bis zu 60% Reduzierung. Außerdem gibt es für 9 Euro den Pass Culture (http://passculture.crous-montpellier.fr/), mit dem man für nur 3,70 Euro ins Kino gehen kann und Karten für viele Konzerte günstiger bekommt. Wer gerne Fahrrad fahren möchte, aber nicht jedes Mal ein Vélomagg ausleihen möchte sollte es mal auf dem Flohmarkt versuchen, der jeden Sonntag in der Nähe der Tram-Station Mosson (Linie 1,3) stattfindet. Lebensmittel (vor Allem Obst, Gemüse und Fleisch) sind in Frankreich teurer als man es aus Deutschland gewöhnt ist. Hier sollte man sich außerhalb der Supermärkte umschauen und mal auf den Markt gehen. Auch im Quartier Plan Cabanes (Linie 3) bekommt man günstiger Obst, Gemüse und Fleisch. Fazit Da ich schon in der Schule den Französisch-Unterricht gerne mochte fiel mir die Wahl des Landes nicht sehr schwer. Schwieriger war da schon die Auswahl der Wunschochschulen. Ich wollte von Anfang an gerne nach Montpellier und bin nun sehr froh, dort gewesen zu sein. Montpellier ist eine relativ kleine Stadt, in der es aber sehr viele Studenten, viele Bars, ein hübsches Stadtzentrum und viel Sonne gibt. Auch die Hochschule hat mir gut gefallen, es wurde einem bei der Organisation etc. viel geholfen und die Dozenten waren bei Fragen immer nett. Uns wurde geraten, vor allem Kurse aus jüngeren Semestern zu wählen um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Im Nachhinein würde ich mich daran nicht mehr halten, da ich so in einigen Seminaren fachlich nichts Neues gelernt habe. Trotzdem hat der Auslandsaufenthalt mir natürlich sprachlich und auch persönlich sehr viel gebracht und ich würde es jederzeit wiederholen.
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